Keine Störfeuer für den "Maestro"

Roger Federer
© getty

Roger Federer hat souverän zum 15. Mal das Achtelfinale in Wimbledon erreicht. Der Schweizer besiegte Mischa Zverev in drei Sätzen und trifft am Montag auf Grigor Dimitrov.

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Von Jörg Allmeroth aus London

Es war kein Durchmarsch, alles andere als eine leichte Übung: Doch in wirkliche Gefahr geriet Roger Federer auch nicht beim 7:6 (7:3), 6:4, 6:4-Sieg über seinen deutschen Herausforderer Mischa Zverev in der dritten Wimbledon-Runde. "Ich hatte hart zu kämpfen und einige schwierige Situationen zu überstehen", sagte Federer später, "aber ich bin froh, dass ich mich doch deutlich durchgesetzt habe." Federer erreichte schon zum 15. Mal bei seinen 16 Wimbledon-Starts die Runde der letzten 16. Am sogenannten "Manic Monday", dem größten Tag im Welttennis mit allen Achtelfinals bei Herren und Damen, muss sich Federer der Prüfung gegen den 26-jährigen Bulgaren Grigor Dimitrov stellen.

Im persönlichen Vergleich liegen die Kräfteverhältnisse eigentlich klar auf der Hand, mit einem 5:0-Vorteil, doch Federer weiß um Dimitrovs Potenziale: "An einem guten Tag kann er jeden Spieler der Welt schlagen. Er hatte bisher auch ein richtig gutes Turnier hier." Dimitrov verlor bisher genau so wenig wie Federer keinen Satz im Turnierverlauf, am Samstag profitierte er allerdings bei einer 2:0-Satzführung von der Verletzungsaufgabe seines israelischen Gegenübers Dudi Sela. Bei den Australian Open hatte Dimitrov zu Jahresbeginn nur knapp ein Finalrendezvous mit Federer verpasst, er verlor damals in der Vorschlussrunde denkbar knapp gegen Matador Rafael Nadal.

Punkt Null

Federer ist wie alle Topfavoriten souverän durch die erste Turnierwoche marschiert, ohne übergroßen Nervenkitzel, ohne Schrecksekunden. Gemeinsam mit Rafael Nadal, Novak Djokovic und Andy Murray ist er im Big Four-Verbund nun auch der Gruppe der primären Titelkandidaten zuzurechnen. "Ab Montag beginnen aber alle noch einmal vom Punkt Null. Dann wird es richtig ernst", sagte Federer, der gegen Zverev besonders im ersten Satz Mühe hatte, in seinem Centre Court-Wohnzimmer Dominanz und Autorität auszuüben. Zverev gelang es sogar, nach einem 2:4-Rückstand wieder zum 4:4 aufzuschließen. Kurz darauf hatte er sogar einen Breakball zum 5:4, den Federer mit Geschick, aber auch etwas Glück abwehrte. Im Tiebreak holte sich Federer dann die beruhigende 1:0-Satzführung mit 7:3, er erwies sich einmal mehr als Meister der wichtigen Punkte, fand die richtige Mischung aus Kontrolle und Power.

Zverev hatte angekündigt, gegen Federer "Alles oder Nichts" spielen zu wollen, also auf bedingungslose Offensive zu setzen. Dieser Devise folgte er auch konsequent, aber Federer schaffte es, in wenigen ausgewählten Momenten diese Angriffswucht zu brechen, Lücken zu finden und die entscheidenden Breaks zu markieren, in den Sätzen 2 und 3 jeweils früh zum 2:1. Es verschaffte Federer auch jeweils die nötige Zuversicht, stärkte ihm den Rücken. "Es war wichtig, ein herausforderndes Match gehabt zu haben. Ich weiß jetzt auch besser, wo ich stehe", sagte Federer, der im Matchverlauf sage und schreibe 61 Gewinnschläge aufnotierte - bei gerade mal sieben Fehlern. Verlassen konnte er sich auch auf sein Service, das ihn ein ums andere Mal aus kniffligen Lagen befreite. Zverev schaffte deshalb auch kein weiteres Break in den letzten beiden Sätzen.

Konstanz in Person

Federer untermauerte auch seine große Stabilität und Konstanz bei den Major-Wettbewerben weiter eindrucksvoll: Bei seinen letzten 49 Grand-Slam-Teilnahmen verlor er nur ganze zwei Mal vor dem Achtelfinale, 2013 hier in Wimbledon gegen Sergej Stakhovsky und 2015 bei den Australian Open gegen Andreas Seppi. Im Hier und Jetzt ist sein Titeltraum noch lebendig, es gab noch kein Störfeuer, keine Bedrängnis. Vielleicht stemmt er in einer Woche dann zum achten Mal den Siegerpokal in die Höhe.

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