Lukas schlägt die Vorhand zwei Meter ins Aus. Begleitet wird sein Schlag von einem Schrei aus reiner Wut. Noch während der Ball sich seinen Weg ins Aus bahnt. Lukas hat bereits direkt, nachdem er den Ball getroffen hat gespürt, dass dieser Schlag in die Hose geht. Seine Oberkörper zieht sich beim Schrei zusammen.
Die Schultern schnellen nach vorn, der Kopf senkt sich, der Blick richtet sich automatisch nach unten. Sein Gegner bekommt all diese Reaktionen mit und grinst in sich hinein. Die negative Körpersprache von Lukas zieht ihn runter - und muntert seinen Gegner auf. Tatsächlich steigert man die Laune seines Gegners, wenn man sich selbst aufregt. Schadenfreude nennt der Volksmund dies. Und diese Freude kann den Gegner beflügeln. Diese Schadenfreude kann ein Grund dafür sein, warum das Momentum in einem Match plötzlich kippt und sich auf die andere Seite des Netzes bewegt.
Der Selbstbewusste
Selbstvertrauen strahlt der Spieler aus, der viel Raum einnimmt. Auf der Bank beim Seitenwechsel und auf dem Platz. Der Selbstbewusste und voller Vertrauen strotzende Spieler sitzt beim Seitenwechsel entspannt auf der Bank, die Arme nach hinten gelehnt und meist breitbeinig. Die gesamte Körperhaltung wirkt gelassen und fokussiert. Dazu bewegt sich ein selbstbewusster Spieler stets ruhig über den Platz zwischen den Ballwechseln.
Es gibt keine hektischen oder zappelnden Bewegungen. Der Blickkontakt zum Gegner wird nicht gescheut, sondern vielmehr gesucht. Der Körper zeigt auf dem Platz nur ganz selten Richtung Bank oder Spielfeldrand. Zumeist zeigen Körper und Füße zum Gegner. Die Körperhaltung ist gerade und die Schultern sind stabil nach hinten gerichtet. Durch all diese kleinen Feinheiten wird dem Gegner bewusst gemacht, dass man selbst frei von Zweifeln ist und sich vollkommen auf das Match eingelassen hat.
Der Zweifler
Zweifel zeigt der Spieler durch Unsicherheiten in seiner Körpersprache. Mal ist er hektisch und nörgelig. Ein anderes Mal pusht er sich mit einem lauten "Come on!". Eine anhaltende, positive oder negative Körpersprache zeigt sich allerdings nicht. Der Zweifler redet viel, aber nicht immer nur negativ.
Er schaut hin und wieder mal fragend ins Publikum zu einem Teamkameraden, kann aber auch einem Blickkontakt mit dem Gegner standhalten. Nach guten Punkten steht er auf den Zehenspitzen tänzelnd zum nächsten Return bereit. Nach einem missglückten Stoppversuch verhält er sich wie Lukas aus unserer Geschichte zu Beginn dieses Artikels. Die Körpersprache des Zweiflers wird vom Spielverlauf bestimmt und nicht von dem Spieler selbst.
Der Verlorene
Der Verlorene hat das Match bereits aufgegeben und will so schnell wie möglich nach Hause auf die Couch. Blickkontakt zum Gegner sucht er nicht mehr, da er den Gegner gar nicht mehr wahrnimmt. Sein Körper und seine Füße zeigen zwischen den Ballwechseln so gut wie nie zum Gegner, sondern fast immer flüchtend zum Spielfeldrand. Der Blick richtet sich nach unten, die Schultern ziehen sich zusammen. Der Verlorene nimmt kaum noch Raum ein auf dem Platz.
Er macht sich so klein wie es eben geht. Auf der Bank beim Seitenwechsel nimmt er sich kaum noch Zeit. Im Gegensatz zum selbstbewussten Spieler sitzt er nicht nach hinten gelehnt auf der Bank, sondern nach vorn gerichtet. Dies signalisiert, dass er schnell weiterspielen und das ganze Match endlich zu Ende bringen will. Der Verlorene lässt sich keine Zeit mehr zwischen den Ballwechseln. Er ist hektisch und steht keine Sekunde mehr ruhig. Man merkt ihm den hohen Puls aufgrund seiner inneren Wut jede Sekunde an.
Fazit
Im Match sollte man nicht nur seine eigene Körpersprache beobachten, sondern auch die des Gegners. So kann man wertvolle Informationen sammeln und verschiedene Matchsituationen aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Liegt man beispielsweise 1:4 zurück, das Match ist aber enger als es der Spielstand aussagt, kann der Gegner Eigenschaften des Zweiflers aufweisen.
Dies kann das eigene Selbstvertrauen aufbauen. Dadurch wiederum findet man mehr Vertrauen in seine Schläge und Fähigkeiten und kann einen bereits verloren geglaubten Satz noch umbiegen.
Also: Kopf hoch und gelassen bleiben.