Am letzten April-Wochenende Laura Siegemund als Triumphfigur daheim in Stuttgart, am ersten Mai-Wochenende nun Mona Barthel die Strahlefrau beim Turnier in Prag: Es sind erstaunliche Geschichten, die das deutsche Damentennis gerade schreibt. Geschichten von Siegen, die alles sind - nur nicht selbstverständlich und erwartbar. Barthel gebührt enormer Respekt, wenn man betrachtet, aus welchen mentalen und körperlichen Tiefen heraus diese Erfolge erzielt wurden. Noch vor einem Jahr war nicht sicher, ob die Neumünsteranerin ihre Karriere überhaupt würde fortsetzen können.
Mit Barthel und Siegemund traten auch zwei Spielerinnen ins Rampenlicht, die in der öffentlichen Wahrnehmung lange Zeit nicht vorn standen und nicht mit dem Begriff des deutschen Fräuleinwunders assoziiert wurden. Die großen Schlagzeilen lieferten früher andere, Andrea Petkovic, Julia Görges, auch Sabine Lisicki, dann natürlich Angelique Kerber. Siegemund bastelte beinahe schon an einer Laufbahn, an einem Berufsleben abseits der Tenniscourts, bevor sie sich in letzter Sekunde doch noch einmal für den Wanderzirkus entschied. Barthel war oft die Unvollendete, die Frau mit den großen, aber nicht genutzten Talenten. Sie spielte genau wie Siegemund auch keine Rolle im Fed Cup-Team von Barbara Rittner.
Großes Beharrungsvermögen
Ob sich die Gewichte nun dauerhaft verschoben haben, bleibt offen. Aber von einer wichtigen Rolle im Kräftespiel der Tour oder auch in der deutschen Nationalauswahl sind Spielerinnen wie Petkovic und Lisicki momentan recht weit entfernt, aus verschiedenen Gründen, Formschwäche oder Verletzungsprobleme. Was nicht heißt, dass sich das schneller als gedacht ändern kann. Siegemund und Barthel haben es den ehemals Etablierten schließlich mit ihrer Unverdrossenheit und ihrem Beharrungsvermögen vorgemacht, wer hätte ihnen die jüngsten Erfolge noch vor einigen Wochen und Monaten zugetraut. Ganz allgemein bleibt festzuhalten: Die Hoffnungen im deutschen Frauentennis ruhen neuerdings wieder auf mehr Schultern. Überraschungen sind jederzeit möglich, auch in bedeutenden Momenten, etwa bei den kostbaren Grand Slam-Festivitäten.
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