Der Maestro war dann doch eine Nummer zu groß: Mischa Zverev ist nach seinem beeindruckenden Siegszug im Viertelfinale der Australian Open ausgeschieden und hat zum Abschied von Roger Federer über weite Strecken eine Lehrstunde erteilt bekommen. Der Weltranglisten-50. aus Hamburg unterlag dem Grand-Slam-Rekordsieger aus der Schweiz mit 1:6, 5:7, 2:6.
Nach nur 1:32 Stunden verwandelte Federer seinen ersten Matchball und ist nur noch zwei Siege von seinem 18. Grand-Slam-Titel entfernt. Im Halbfinale wartet auf den 35-Jährigen am Donnerstag aber erst einmal sein Landsmann Stan Wawrinka, der seine gute Form beim 7:6 (7:2), 6:4, 6:3 gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga unter Beweis stellte.
Zwei Tage nach seinem Achtelfinal-Coup gegen den topgesetzten Briten Andy Murray hatte Mischa Zverev lächelnd, aber hochkonzentriert die Rod-Laver-Arena zu seiner ersten Night Session auf großer Bühne betreten. Doch sein erstes Major-Viertelfinale begann für den Linkshänder wie ein Albtraum, der "FedExpress" überrollte Zverev regelrecht. Längere Ballwechsel kamen wie erwartet kaum zustande - stattdessen gab es ein Offensiv-Feuerwerk zu sehen.
Erster Satz dauerte nur 19 Minuten
Gleich die ersten beiden Breakchancen nutzte Federer, indem er den wie gewohnt pausenlos ans Netz stürmenden Zverev passierte. Erst beim 0:5 konnte der Außenseiter sein erstes Spiel gewinnen und blickte erleichtert in seine Box, in der wie gewohnt Papa Alexander senior, Mutter Irena und Bruder Alexander junior saßen. Die 15.000 Zuschauer in der ausverkauften Arena honorierten den ersten Spielgewinn des Überraschungs-Viertelfinalisten, der Federer als große Inspiration bezeichnete, mit viel Applaus.
Wenig später aber nutzte Federer seinen zweiten Satzball nach nur 19 Spielminuten. Lediglich zwölf Punkte waren Zverev bis dato gelungen. Zum Vergleich: Federer holte sich 18 seiner 27 Punkte mit direkten Gewinnschlägen.
Boris Becker hatte Zverev, den "Serve-and-Volley-Veteran mit dem linken Zauberhändchen" (The Australian), vor dem Match nochmal gelobt: "Wer einen Murray geschlagen hat, kann natürlich gegen jeden anderen Spieler auch gewinnen."
"Wie ein erfrischendes Relikt"
Und der 29-jährige Zverev steigerte sich nach dem Fehlstart und nutzte gleich seinen ersten Breakball zur eigenen 3:1-Führung im zweiten Satz. Doch Federer schlug im Stile eines Großmeisters umgehend zurück. Das vorentscheidende Break holte er sich zum 6:5. Auch danach blieb der siebenmalige Wimbledonsieger am Drücker. Zverev wehrte sich zwar tapfer, wurde aber von Publikumsliebling Federer immer wieder am Netz passiert.
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Die australischen Medien hatten Zverev, der nach vielen Verletzungen 2015 nur noch die Nummer 1067 der Weltrangliste war, in den vergangenen Tagen besonders für seine offensive Spielweise gelobt. Er wirke "wie ein erfrischendes Relikt aus der Vergangenheit", schrieb die Tageszeitung The Australian.
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