Der Stadionsprecher titulierte ihn schon überschwänglich als Superstar der Tiroler Alpen. Doch das Dankeschön von Philipp Kohlschreiber galt bei der Siegerehrung für seinen zweiten Kitzbühel-Titel trotzdem einem anderen - seinem neuen Coach Markus Hipfl.
"Ohne dich wäre ich gar nicht auf den Platz gegangen"
"Er hat mich jedes Mal aufs Neue motiviert und mir in den Arsch getreten", sagte Kohlschreiber und richtete seine Worte nach dem Triumph beim Heimspiel dann direkt an den österreichischen Ex-Profi in der Box: "Danke, Markus - ohne dich wäre ich gar nicht auf den Platz gegangen."
Danach umklammerte Kohlschreiber die Siegertrophäe, einen aus Holz gefertigten Steinbock, noch ein bisschen fester und strahlte im Schatten der Hahnenkamm-Abfahrtsstrecke mit der Sonne um die Wette. "Hier zum zweiten Mal zu gewinnen, ist natürlich sensationell für mich", sagte der Weltranglisten-47. nach dem 6:3, 6:4-Finalsieg auf der roten Asche gegen den Portugiesen Joao Sousa (ATP-Nr. 62).
Den neuerlichen Erfolg in seiner Wahlheimat stellte der gebürtige Augsburger sogar über jenen von 2015. "Der hat mich damals zwar auch gefreut, aber momentan ist dieser Titelgewinn vielleicht etwas schöner", meinte Kohlschreiber, der auch die kurzen Wege bei einem seiner Lieblingsevents schätzt.
Mit dem Fahrrad zur Anlage
Nur fünf Minuten von der Anlage mit spektakulärem Alpenpanorama entfernt - eine der meistfotografierten im Profizirkus übrigens - wohnt Kohlschreiber. Kein Wunder, dass der 33-Jährige den morgendlichen Weg zum Turniergelände mit dem Fahrrad zurücklegte. "Das hat ja auch schon vor zwei Jahren Glück gebracht", meinte "Kohli" nach seinem insgesamt achten Titelgewinn auf der ATP-Tour. Damit hat der Davis-Cup-Spieler, derzeit die deutsche Nummer drei hinter den Zverev-Brüdern Alexander und Mischa, seit 2014 pro Saison mindestens ein Turnier gewonnen.
Dabei sah es zu Wochenbeginn ganz und gar nicht so aus, als sollte es mit einer weiteren Steinbock-Trophäe fürs heimische Wohnzimmer klappen. In den Tagen zuvor hatte Kohlschreiber das Halbfinale am Hamburger Rothenbaum gegen seinen langjährigen Weggefährten Florian Mayer im zweiten Satz wegen Adduktorenproblemen aufgegeben. Die Hamburger Zuschauer quittierten das mit vereinzelten Pfiffen, auch Kohlschreiber selbst war sauer auf sich und seinen Körper: Er zertrümmerte aus Frust sein Racket.
Richtige Ansprache gefunden
Gut eine Woche später war die (Berg-)Welt des Philipp K. wieder in bester Ordnung. Und auch die jüngst gestartete Zusammenarbeit mit Hipfl scheint sich auszuzahlen. Der 39 Jahre alte Oberösterreicher aus Wels, einst die Nummer 63 im ATP-Ranking und oft von Verletzungen geplagt, hatte vor dem Kitzbühel-Turnier augenscheinlich die richtige Ansprache gefunden.
Kohlschreibers bisheriger Trainer und langjähriger Manager Stephan Fehske, ein guter Kumpel von Hipfl, war in Tirol dabei und schrieb auf Facebook: "Danke an meinen Freund Markus Hipfl, dass er uns in einer Situation geholfen hat, in der wir definitiv Hilfe brauchten. Hat das Team nur noch stärker gemacht, er macht einen Riesenjob." Vielleicht auch bei den anstehenden US Open (ab 28. August), bei denen Kohlschreiber bislang dreimal im Achtelfinale stand - zuletzt 2014.