"Nach dieser Leistung verdiene ich das", sagte Federer: "Es war einfach schlecht. Ich habe heute nie eine Form erreicht, mit der ich zufrieden sein durfte. Manchmal gibt es solche Matches." Nach 2:21 Stunden verwandelte Kokkinakis seinen ersten Matchball. Im Spiel um den Sprung ins Achtelfinale trifft der 21- Jährige am Montag auf den 34-jährigen Spanier Fernando Verdasco (Nr. 31).
Federer hatten den Titel von Miami in seiner zurückliegenden Traum-Saison zum dritten Mal nach 2005 und 2006 geholt. In der Glitzermetropole am Atlantik fühlt sich der 36-Jährige eigentlich wohl. In den vergangenen Tagen gingen Bilder um die Welt, die ihn zusammen mit seinen vier Kindern am Strand von Miami Beach zeigten. Federer als "Daddy Cool" sozusagen.
Allerdings liegen auch anstrengende Wochen hinter dem Australian-Open-Sieger, der vor dem Duell gegen Kokkinakis eine Siegbilanz von 17:1-Erfolgen aufweisen konnte. Nach seiner ersten Saisonniederlage gegen Juan Martin del Potro (Argentinien) am vergangenen Sonntag war der Maestro zu einer Werbeveranstaltung für den Laver Cup nach Chicago aufgebrochen, ehe er aus der Windy City nach Florida flog.
Federer beginnt souverän - verliert dann aber völlig den Faden
Zunächst lief für den Schweizer am Samstag auch alles nach Plan. Federer nahm dem Weltranglisten-175. Kokkinakis früh den Aufschlag ab und führte schnell mit 3:1. Im nächsten Spiel zeigte er dann sein Goldhändchen, als er einen Volley hinter dem Rücken schlug - Federer brachte zwar den Ball ins Feld des Australiers zurück, machte dann den Punkt aber trotzdem nicht. Nach 34 Minuten allerdings nutzte der Superstar seinen zweiten Satzball - dank seines zweiten Asses.
Danach allerdings entglitt ihm die Partie völlig. Federer wirkte fahrig, hatte vor allen Dingen beim zweiten Aufschlag eine unterirdische Quote - und stand neben sich. Der in den vergangenen Jahren immer wieder von Verletzungsproblemen gebeutelte Kokkinakis indes, 2015 schon einmal die Nummer 69 der Welt, behielt kühlen Kopf und transportierte sein Break (zum 3:1) bis zum Gewinn des zweiten Satzes. Es war das fünfte Match des Davis-Cup-Spielers aus Adelaide in den vergangenen sechs Tagen.
Im dritten Satz behält Kokkinakis die Nerven
Im entscheidenden Durchgang sah es zunächst so aus, als könne sich Federer stabilsieren. Das Service kam jetzt wieder besser. Wie eigentlich immer und überall auf der Welt wurde der Eidgenosse lautstark von den Zuschauern auf dem Centre Court der vorgelagerten Insel Key Biscayne unterstützt. Gerade in engen Phasen. Kokkinakis zog aber nicht zurück und lauerte weiter auf seine Chance. Im Tiebreak führte Federer mit 3:2, doch der Australier war auch in der Endphase der bessere Spieler.
Zwei Niederlagen in Folge hatte Federer zuletzt im November 2014 kassiert, als er das Endspiel beim ATP-Finale in London und das erste Einzel im Davis-Cup-Finale gegen Frankreich verlor. Kokkinakis ist der am schlechtesten platzierte Spieler seit 15 Jahren, der eine Nummer eins schlagen konnte. 2003 hatte der damalige Weltranglistenerste Lleyton Hewitt aus Australien gegen den Spanier Francisco Clavet (ATP-Nr. 178) verloren. Und zwar in Miami !