Alexander Zverev: Grand-Slam-Initialzündung in Paris?

Alexander Zverev
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Alexander Zverev hat in Rom für kurze Zeit ein seltenes Bild erzeugt: einen Rafael Nadal in völliger Ratlosigkeit, bevor diesem die Regenpause half. In Paris könnte es zum Rückspiel kommen - aber erst im Finale.

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Es gab an diesem langen Pfingstwochenende auch einen bemerkenswerten deutschen Tennis-Sieg. Es war allerdings der 17-jährige Rudi Molleker, dem dieser gelang. Molleker, einer aus der übernächsten Generation, gewann sein erstes Challenger-Turnier, einen sehr gut besetzten Wettbewerb in Heilbronn. In der schnelllebigen Tennisbranche gilt Molleker schon wieder als das nächste große und heiße Ding, ein Versprechen auf die Zukunft.

Ein anderer deutscher Spieler, wiewohl nur vier Jahre älter als Molleker und immer noch sehr jung als Professional, verpasste am Sonntag in Rom einen denkwürdigen Triumph. Es handelt sich natürlich um Alexander Zverev, den 21-jährigen Hamburger, der zurzeit so stark wie nie zuvor in seiner brillanten Karriere aufspielt - und ebenso natürlich müssen im Moment schon die Allerbesten antreten, um diesen Zverev in Bedrängnis zu bringen oder ihn gar zu schlagen. Nach einer wilden Achterbahnfahrt schien Zverev im Masters-Endspiel drauf und dran, zum ersten Mal den mächtigen Sandplatzkönig Rafael Nadal in die Knie zu zwingen, 3:1 führte Zverev im dritten, entscheidenden Satz schon. Doch dann zogen finstere Regenwolken über dem Foro Italico auf, die Partie wurde für eine knappe Stunde unterbrochen. Und als es weiterging, gewann Nadal alle weiteren Spiele zum 6:1, 1:6, 6:3-Titelgewinn und zum Sprung zurück auf Platz 1 der Weltrangliste. "Du spielst ein großes Jahr. Du hast eine gewaltige Zukunft vor Dir", sagte Nadal, der Champion, danach zum geschlagenen Zverev. Nadal sagt solche Dinge nicht, weil er es muss, als nette Phrase. Er meint es ernst.

Zverev: Schon drei Masters-Pokale geholt

Nadal, inzwischen auch der achtmalige Sieger in Rom, muss Zverev als einen der wenigen Rivalen fürchten, die ihm bei den Grand Slam-Festspielen ab dem kommenden Wochenende in Paris Schwierigkeiten bereiten, ihn vielleicht sogar schlagen können. Im römischen Finale holte der Deutsche zwischenzeitlich einmal neun von elf Spielen gegen den Meister aller Klassen auf Sand, keiner brachte den bulligen Mallorquiner in einem Ascheplatzfinale seit 2016 in vergleichbare Probleme wie Zverev bei diesen Italienischen Meisterschaften. "Gegen Rafa musst Du halt bis zum letzten Punkt das Maximum herausholen. Das habe ich dann nicht geschafft", sagte Zverev.

Aber als Scheitern war dieser Fehlschlag nicht zu begreifen, der Turnierauftritt Zverevs fügte sich alles in allem in eine großartige Saison auf Sand ein. München gewonnen, Madrid gewonnen, in Rom nur Nadal unterlegen, dem Besten aller Zeiten in dieser Tennis-Spezialdisziplin - es war der stärkste Lauf, den ein deutscher Profi überhaupt in diesem Jahrtausend hatte. Nur zum Vergleich: Tommy Haas gewann in seiner Karriere ein Masters-Turnier, Zverev hat schon drei dieser Pokale erobert. Fünf Masters-Turniere wurden 2018 bisher gespielt, Zverev erreichte allein drei Mal das Finale. Kein Wunder, dass einer wie der amerikanische Davis Cup-Kapitän Jim Courier sagt: "Wenn er nicht sehr viel falsch macht, ist er bald die Nummer 1."

Zverevs Spiel, seine Karriere überhaupt hat in diesem Jahr noch einmal eine Evolution erlebt. Er spielte in den letzten, mit Matches nur so vollgepackten Wochen auf einem konstant hohen Niveau, wieder und wieder gewann er Partien gegen Konkurrenten aus den Top 10 oder Top 20. Und Zverev veredelt seine Power aktuell durch bessere Präzision, beim Aufschlag sowieso. Aber auch in den langen, zermürbenden Grundlinienduellen. Warum also sollte sich Zverev kleinmachen, jetzt, wo er die ewigen Lobreden aus den letzten Jahren mit Substanz unterlegt, mit Ergebnissen. Er sehe sich als einen von fünf Spielern, die Nadal schlagen könnten an einem guten Tag, sagt Zverev. Damit hat er recht, auch wenn er nun fünf von fünf Matches gegen den kraftvollen Spanier verloren hat. Für ganz viele Profis ist ein Duell mit Nadal komplett aussichtslos, sie verfügen nicht über Kraft, Konstitution und Technik, die es dazu braucht. Aber Zverev gehört nicht zu ihnen. Er schaffte es auch, in Rom ein seltenes Bild zu erzeugen, einen Nadal in völliger Ratlosigkeit. Das war im zweiten Satz, in dem Nadal einmal kurz davor war, vor Wut sein Racket zu zerstrümmern.

Wiedersehen mit Nadal erst im Paris-Finale

Zverev hat sich auf den herausragenden Grand-Slam-Schauplätzen noch Raum zur Steigerung gelassen, zu viel Raum sogar, selbst wenn man seine gerade erst beginnende Karriere berücksichtigt. Er braucht jetzt einen Turnierauftritt, der als Initialzündung für Großtaten bei den Majors wirkt, der ihm Selbstbewusstsein gibt und Zweifel verscheucht. Man hätte immer gedacht, dass Zverev diesen Durchbruch auf den schnellen Hartplätzen schafft, bei den US Open etwa. Vielleicht auch auf Rasen in Wimbledon. Aber nun kann es auch in Paris etwas werden für ihn, die Plätze dort sind eigentlich auch Hartplätze, nur mit ein klein bisschen Sand obendrauf. Bei warmer Witterung hat ein starker Aufschläger wie Zverev erst recht Vorteile.

Eins hat Zverev schon mal geschafft durch die imponierenden Leistungen der letzten Wochen: Er hat Weltranglistenplatz drei verteidigt, der in Abwesenheit von Sandmuffel Roger Federer gleichbedeutend mit Platz zwei in der Setzliste von Roland Garros ist. Nadal kann also erst im Finale wieder auftauchen auf der anderen Seite des Netzes. "Früher muss ich ihn auch nicht wiedersehen", sagte Zverev in Rom.

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