Von Florian Heer aus London
"Und ich bin ja auch noch da!", lächelte Pablo Carreno Busta in seiner letzten Pressekonferenz des Jahres auf die Frage, wie sich sein Landsmann Rafael Nadal in der kommenden Saison schlagen wird, wenn mit Andy Murray und Novak Djokovic wieder zwei Schwergewichte auf die ATP World Tour zurückkehren werden.
Der 26-jährige Spanier hatte seinen Humor nicht verloren, und das, obwohl er gerade gegen den Bulgaren Grigor Dimitrov eine herbe Niederlange im letzten Gruppenspiel der Nitto ATP Finals einstecken musste.
Alternate in London
Es gab allerdings auch keinen triftigen Grund dafür. Carreno Busta hat eine tadellose Saison hinter sich. Nachdem Rafael Nadal im Anschluss an sein erstes Gruppenmatch verletzungsbedingt zurückzog, durfte er als Ersatzspieler auch sogleich zum ersten Mal die Luft in der o2-Arena als Teilnehmer auf dem Platz schnuppern. Die Woche zuvor hatte ihm Jack Sock durch seinen völlig unterwarteten Titelgewinn bei den Rolex Paris Masters den vielleicht schon sicher geglaubten Startplatz in der britischen Hauptstadt buchstäblich in letzter Sekunde entrissen.
"Eigentlich bin ich nach London gekommen, um mich für die nächste Saison vorzubereiten. Wir wussten nicht, ob Rafa fit genug sein würde anzutreten, aber letztlich spielte er dann. Dass ich schließlich doch noch einspringen durfte, kam unerwartet. Dies sind natürlich nicht die besten Voraussetzungen, um erfolgreich zu sein."
Carreno Busta bot in seinem ersten Auftritt gegen Dominic Thiem einen harten Fight, musste sich aber letztlich in drei Sätzen geschlagen geben. Nur ein einziges Mal in sieben Partien gegen den Österreicher verließ der Spanier als Sieger den Platz. Carreno Busta besiegte Thiem in dessen aller ersten ATP-Challenger-Finale 2013 auf Sand im italienischen Como. Für den Lockenkopf, der in Barcelona lebt und trainiert, bedeutete es damals bereits den sechsten Triumph auf Challenger-Ebene. Und er schickte sich fortan an sich in der erweiterten Weltspitze zu etablieren.
Erfolge auf der ATP World Tour
Nach seinen ersten beiden Titelgewinnen auf der ATP World Tour auf den Hartplätzen in Winston-Salem und in Moskau im letzten Jahr, sollte 2017 aber seine bisher beste Saison werden.
"Am Anfang des Jahres lautete mein Ziel, in die Top 20 zu gelangen", erzählte Carreno Busta in London. Schließlich wird er das Jahr im Kreis der zehn besten Spieler der Welt beenden. Ein weiterer Titelgewinn beim Sandplatzturnier in portugiesischen Estoril und der Einzug unter die letzten acht in Roland Garros halfen dabei, dieses herausragende Abschneiden zu erzielen.
Das Highlight des Jahres fand jedoch in New York statt, als der Rechtshänder in das Halbfinale der US Open vorstieß, sich aber schließlich gegen den Südafrikaner Kevin Anderson geschlagen geben musste.
"Als nächstes gilt es, sich in den Top-10 zu etablieren", gab er als Marschrichtung für die neue Saison vor. Beginnen wird Carreno Busta, der von Samuel López aus der Akademie von Juan Carlos Ferrero trainiert wird, das Jahr bei den Mubadala World Tennis Championship in Abu Dhabi, gefolgt von einem weiteren Auftritt in der Wüste von Doha, bevor es zu den Australian Open geht. Und wer weiß, vielleicht wird er einer der bedeutenden Herausforderer für die ganz Großen der Szene.