Als Kind fieberte Tommy Haas jedes Jahr am Rothenbaum mit, wenn seine Idole wie Yannick Noah, Henri Leconte oder Ivan Lendl um den Sieg kämpften. Rund 30 Jahre später kehrt der gebürtige Hamburger auf die traditionsreiche Turnieranlage zurück. Um Abschied zu nehmen - und für seine Tochter Valentina.
"Es war immer ein großer Traum, dass sie mich in Hamburg noch einmal spielen sieht. Vor ihr und meiner Familie hier anzutreten, das macht mich richtig stolz", sagt der mittlerweile 39-Jährige. Der letzte Aufschlag in seiner Geburtsstadt könnte sich zum emotionalen Höhepunkt seiner weltweiten Abschiedstournee auswachsen.
Mindestens zwei Haas-Auftritte in der Hansestadt sind fix: Am Sonntag (18.00 Uhr/Sky Sport News HD) kommt es auf dem Centre Court zum Legendenmatch gegen Turnierdirektor Michael Stich. Aber auch beim eigentlichen ATP-Turnier, das am Montag beginnt, steht Haas dank einer Wildcard im Hauptfeld - zum zwölften und letzten Mal.
Von Spiel zu Spiel denken
"Da möchte ich alles zeigen, was ich noch draufhabe und mich auf keinen Fall vorführen lassen", sagt der ehemalige Weltranglisten-Zweite, der im Juni in Stuttgart sogar seinen langjährigen Konkurrenten und Freund Roger Federer noch einmal besiegen konnte.
Wie viele Runden der Wahl-Amerikaner in der norddeutschen Metropole übersteht, hängt wie seit Jahren von seinem aktuellen Gesundheitszustand ab. Nach insgesamt neun Operationen an der Schulter, der Hüfte und an den Füßen kann und muss die aktuelle Nummer 243 der Weltrangliste im wahrsten Sinne des Wortes nur noch von Spiel zu Spiel denken.
Somit war die frühe Niederlage beim ATP-Turnier im schwedischen Bastad am Dienstag für einen guten Turnierverlauf an der Alster nicht unbedingt ein Nachteil. Haas: "Ich will mich hier nicht von meinem Körper zum Aufhören zwingen lassen."
Wien als Option
Wann und wo die ganz persönliche Farewell-Tour des Olympiazweiten von Sydney endet, Haas weiß es selbst noch nicht so genau. "Nach Hamburg spiele ich noch in Kitzbühel, dann hoffe ich auf eine Wildcard für die US Open. Über das Hallenturnier in Wien, wo ich zweimal gewonnen habe, denke ich noch nach", erläutert der Vater von zwei Töchtern.
Vor einem großen Loch, in das er 2018 nach seinem Karriereende fallen könnte, hat der langjährige Daviscupspieler nach eigenem Bekunden aber keine Angst: "Ich freue mich auf mein Leben nach der aktiven Karriere." Lebensmittelpunkt soll Los Angeles bleiben, doch schon für den Sommer ist ein mehrmonatiger Aufenthalt in Bayern geplant.
"Ich möchte, dass meine Kinder auch meine Kultur und meine Sprache kennenlernen", formuliert Haas mit fast staatstragender Attitüde. Im Tennisdress indes werden Valentina und Josephine ihren Papa auch weiterhin erleben, denn: "Ich bin keiner, der nach dem Karriereende von seinem Sport so genervt ist, dass er fünf Jahre keinen Schläger anfasst."