Der 17-jährige Rudolf Molleker erreichte sein erstes Halbfinale auf der ATP-Challenger-Tour durch einem hart umkämpften 6:1, 2:6, 6:4 Erfolg über den an Nummer sieben gesetzten Alexey Vatutin aus Russland.
"Im zweiten Satz habe ich den Druck vom Gegner deutlich gespürt. Da hat er richtig gut gespielt und viele Winner erzielt. Ich bin ein bisschen in ein Loch gefallen und müde gewesen," beschreibt Molleker die wohl kritischste Phase des Matches gegen die Nummer 145 der ATP-Weltrangliste. "Auch im dritten Satz war ich schon ein Break hinten, konnte mich aber wieder gut rauskämpfen und dann kam die Extra-Luft, um ihm bei 4:4 den Aufschlag abzunehmen."
Im finalen Satz setzte der Nachwuchsstar auch noch einen visuellen Effekt und wechselte sein ursprünglich graues Shirt in ein pink-schwarzes Oberteil. War da vielleicht ein wenig Aberglaube im Spiel? "Nein, eigentlich war es lediglich ein bisschen nass. Aber ich habe mich daran erinnert in grau bereits einige Matches im dritten Satz verloren zu haben und so griff ich wieder zu jenem Shirt, was mir bereits vor zwei Tagen den Sieg gebracht hat. Anscheinend funktioniert es," lacht Molleker und ergänzt, dass er mit passenden Shorts nicht hätte nachlegen können. "Nein, wenn das nicht reicht, kann ich auch nicht mehr machen," so der Blondschopf.
Erste Erfolge auf ATP-Challenger-Ebene
Nach knapp unter zwei Stunden Spielzeit verwandelte Molleker schließlich souverän seinen ersten Matchball. Überhaupt sind es die ersten Siege, die der Teenager in einem Hauptfeld der ATP-Challenger-Tour in dieser Woche feiert. Ausgestattet mit einer Wildcard startete er mit einem Zweisatzerfolg gegen Enrique López-Pérez aus Spanien bis er anschließend den an Nummer vier gesetzten Yannick Hanfmann in der zweiten Runde ausschalten konnte.
"Dieser Erfolg war vielleicht nicht ganz zu erwarten. Dennoch spiele ich gutes Tennis in dieser Woche. Ich kann das Niveau abrufen, leider nur nicht immer. Das macht zurzeit noch den Unterschied zu den Top-Jungs hier aus," so der Weltranglisten 497, der es im Junioren-Ranking bis unter die Top Ten geschafft hat.
"Ganz ehrlich fällt es mir sogar schwerer bei den Junioren zu spielen. Man misst sich mit dem gleichen Jahrgang und möchte beweisen, dass man der bessere Spieler ist. Das kann zu viel Stress im Kopf führen," erklärt Molleker mit ruhiger Stimme. "Ein Match bei den Junioren ist auch weniger von Strategie geprägt. Die Jungs spielen einfach so wie es kommt. Dann ist es auch schwerer zu verkraften, wenn ein Winner aus Ecken kommt, wo man es gar nicht erwartet. Hier ist eher ein System dahinter. Die Cracks wissen, warum sie bestimmte Schläge spielen."
Lernen vom Meister aus Leimen
Positives konnte der Youngster auch von einem kürzlich in München ausgetragenen Trainingslehrgang mit Boris Becker mitnehmen.
"Ich war oder bin ein bisschen eine Wundertüte auf dem Platz. Da hilft mir mentale Unterstützung sehr. Ich konnte einige Tipps von ihm erfahren. Es ist auch das Einzige worauf ich momentan acht nehme. Vom spielerischen oder von der Technik her kann ich gut mithalten. Vieles auf dem Platz spielt sich aber im Kopf ab," so Molleker, der Vergleiche mit Alexander Zverev, dem NECKARCUP-Champion von 2015, allerdings noch scheut.
"Sascha ist und bleibt eine Ausnahme im Tennis. Er ist ein klasse Spieler. Es ist nicht alltäglich in den jungen Jahren solche Erfolge feiern zu können. Ich hoffe, dass ich auch eine ähnliche Karriere anstreben kann, aber es ist noch ein weiter Weg."
Sein auch in Heilbronn anwesender Coach Jan Velthuis wird ihn dabei begleiten. "Wir arbeiten seit circa einem Jahr zusammen und wir werden gemeinsam versuchen mit möglichst wenig Formschwankungen zum Ziel zu kommen," schmunzelt der Berliner.
Otte und Brown scheitern
Als letzter verbliebender Deutscher in der Einzelkonkurrenz wird Molleker in der Runde der letzten 4 auf Juan-Ignacio Londero treffen. Der 24-jährige Argentinier besticht in diesem Jahr mit guten Resultaten. Nach einem Sieg 6:4, 3:6, 6:3 Erfolg über Oscar Otte wird Londero bereits zum vierten Mal in einem Halbfinale auf der ATP-Challenger-Tour stehen, gekrönt mit von einem Titelgewinn in Mexico City.
"Ich habe einen schlechten Start erwischt," so Otte, der auch mit einer Verletzung am Arm zu kämpfen hatte. "Ab dem zweiten Satz war ich zwar schmerzfrei, allerdings konnte ich nicht richtig zu meinem Spiel finden. Insgesamt bin ich aber zufrieden und ich fühle mich hier jedes Jahr aufs Neue wohl. Jetzt geht es als Trostpflaster zur Quali nach Paris."
Auch Dustin Brown bleibt der Sprung in die Vorschlussrunde verwehrt. "Dreddy" war bereits angeschlagen ins Turnier gestartet und musste schließlich gegen den Polen Kamil Majchrzak beim Stand von 3:6, 1:3 mit einer Rückenverletzung aufgeben. Majchrzak wird mit Jiri Vesely aus der Tschechischen Republik auf den letzten gesetzten Spieler des Einzelturniers treffen.