Davis-Cup-Reform - Erstens Geld, zweitens Geld, drittens Geld

Von Jörg Allmeroth
David Haggerty hat sich durchgesetzt
© Jürgen Hasenkopf

David Haggerty hat sich durchgesetzt. Ob das Votum für die Vorschläge des ITF-Präsidenten zur Davis-Cup-Reform ein gutes Zeichen für den Tennissport ist, darf bezweifelt werden.

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David Haggerty ist viel unterwegs gewesen in den letzten Wochen und Monaten vor dem entscheidenden Davis Cup-Votum im amerikanischen Orlando. Der ITF-Häuptling besuchte kontinentale und regionale Versammlungen seines Weltverbands - und wurde dabei nicht müde, auf die verlockenden finanziellen Potenziale des vermeintlichen Milliardendeals mit dem Konsortium Kosmos hinzuweisen.

Haggerty wußte, wie er die Skepsis und die Zweifel vieler seiner Funktionärskollegen an dem neuen Format besänftigen kann: Erstens mit Geld. Zweitens mit Geld. Und drittens: Auch mit Geld.

Kaum Unklarheiten beim Davis-Cup-Deal beseitigt

Am Ende sind Haggerty, seine Parteigänger in der Tenniswelt und die Leute von Kosmos, allen voran der spanische Fußballer Gerard Piqué, mit diesem Feldzug für eine strahlende finanzielle Zukunft erfolgreich gewesen. Gut 70 Prozent der Delegierten votierten für den Deal, knapp 30 Prozent dagegen. Anders als vor einem Jahr, als Haggerty mit einem gemeinsamen Endturnier von Frauen und Männern gescheitert war, konnte er nun die erforderliche Hürde nehmen.

Wohin dieser Sieg nun aber führt, ist die große Frage: Die wenigsten Unklarheiten über die neue Allianz mit Kosmos wurden in Florida beseitigt, angeblich aber soll es nur Bankgarantien für drei Jahre geben. So ist auch ein folgenschweres Szenario denkbar: Der sogenannte neue Davis Cup, der ja mit dem alten nichts mehr gemein hat, floppt total. Und die Kosmos-Truppe verabschiedet sich mit dem Ausdruck des Bedauerns und wendet sich anderen Projekten zu.

Der neue Modus macht alles schlimmer

Wer sich einmal anschaut, worüber in den letzten Jahren am hartnäckigsten in der Tenniswelt geredet wurde, der stößt unweigerlich auf die Überlastung der Profis durch einen randvollen Terminkalender, die damit verbundene Verletztungsmisere und vielleicht noch in Profikreisen selbst das Thema der gerechten Verteilung der Preisgelder. Der neue Wettbewerb, den ITF und Kosmos anbieten, macht hier nichts besser, sondern nur noch viel schlimmer.

Ausgerechnet ans Ende der Saison wird das Turnier verfrachtet, praktisch direkt hinein in die Saisonferien der Berufsspieler und hinter das ATP-Finale, bei dem die Besten der Besten in jüngerer Vergangenheit auch nicht immer besonders frisch ans Hand-Werk gingen. Erwartet die ITF hier, irgendwann im späteren November, wirklich einen selbstverständlichen Zulauf der Superstars?

Scharfer Gegenwind aus der ATP

Das Nebeneinander und Gegeneinander der verschiedensten Tennis-Institutionen, schon immer ein bedauerlicher Zustand, hat sich in letzter Zeit dramatisch zugespitzt. Haggertys ITF sieht sich aktuell scharfem Gegenwind der Profispieler-Organisation ATP ausgesetzt, die ihrerseits einen World Team Cup zu Jahresbeginn in Australien platzieren will. Auch diesen Wettbewerb hätte es nicht wirklich gebraucht, zumal er traditionelle Turniere in Australien von der Landkarte radiert, auch der beliebte Hopman Cup für Männer und Frauen muss diesem Wettbewerb nun weichen.

Wobei man bei einem anderen beklagenswerten Aspekt wäre: Denn wo bleibt eigentlich das Frauentennis im ganzen Geschacher um Davis Cup, Kosmos-Deal und den World Team Cup der ATP? Haggerty führte auf der ITF-Versammlung zwar das große Wort und sprach von diesen und jenen Initiativen für das Frauentennis, zugleich aber legte er nicht die geringste Idee vor, wie er den Fed Cup in Zukunft attraktiver machen und auch hier Gelder generieren will.

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