Von Florian Goosmann aus Indian Wells
Ein etwas träger Auftritt beim Einladungsturnier in Abu Dhabi zum Ende des vergangenen Jahres, eine Doppelniederlage im Fed Cup und das Bekanntwerden ihrer kritischen Schwangerschaft ließen viele Fragen offen - Serena Williams hat die Antworten am Donnerstagabend in Indian Wells eindrucksvoll gegeben. Gegen die 24-jährige Kasachin Zarina Diyas, aktuell die Nummer 54 der Welt, siegte Williams 7:5, 6:3.
Schon der Einmarsch auf den Platz fiel emotional aus. Williams lief in knielangen schwarzen Leggins und mit Trainingsjacke ins Stadion und blickte versonnen in die Menge. Beim ersten Seitenwechsel sorgte ein Fan für die ersten Beifallsstürme: "Come on, Serena, you can do it - welcome home!" rief er, als Williams, wie gewohnt nach dem ersten Spiel, an der entgegengesetzten Seite des Schiedrichterstuhls auf die andere Seite lief.
Erster Sieg seit Januar 2017
Die 36-Jährige startete offensiv ins Match und diktierte die Ballwechsel nah von der Grundlinie, ohne aber zu überpowern. Diyas holte sich nach einem 2:2 und 0:40 noch das Spiel und wehrte insgesamt fünf Breakbälle ab, beim 5:5 schlug Williams dann zu und servierte Satz eins nach Hause.
In Durchgang zwei versuchte Diyas, Williams mehr zu bewegen, die Stoppversuche wandelte die US-Amerikanerin allerdings allesamt in eigene Punktgewinne um und holte sich das frühe Break zum 2:1, schien danach jedoch etwas aus der Puste. Diyas schlug zurück, danach folgten drei weitere Breaks zur 4:3-Führung für Williams, die dann nichts mehr anbrennen ließ.
"Ich komme schon noch dahin"
"Es war unglaublich. Es ist nun über ein Jahr her und ein Kind später. Ich gehe jetzt zu ihr nach Hause und bin schon aufgeregt. Danke, dass ihr mich unterstützt habt", sagte eine sichtlich glückliche Williams auf dem Platz. "Ich war etwas eingerostet, aber es ist alles gut."
In der Pressekonferenz gab Williams zu, dass sie vor Matchbeginn den Tränen nahe war. Sie habe ihren Mann angerufen und gefragt, ob das normal sei. Auch den Moment, wenn es auf den Platz gehe, habe sie sehr vermisst. "Wenn da nur du bist und dein Gegner, und jeder nur da ist, um dich spielen zu sehen... Das habe ich ganz vergessen, aber es ist mein liebster Teil des Spiels." Fitnessmäßig sei natürlich noch nicht alles perfekt gewesen. "Ich nehme eins nach dem anderen. Ich bin noch nicht da, wo ich sein will, aber ich komme hin." Sie habe ihre Planung im Kopf, wann sie an ihrem besten Level sein wolle, "aber an irgendeinem Punkt muss ich anfangen."
Für Williams war das Spiel gegen Diyas das erste Einzelmatch seit dem 28. Januar 2017, als sie - bereits schwanger - im Finale der Australian Open gegen Schwester Venus ihren 23. Grand-Slam-Titel gefeiert hatte. In Indian Wells trifft sie in Runde zwei auf die an 29 gesetzte Kiki Bertens, danach könnte es bereits zum erneuten Sister Act kommen.
Das gesamte Damen-Tableau findet ihr hier