Berührungsängste hatte Cori, genannt "Coco", Gauff noch nie. In Wimbledon ließ sich die bislang jüngste Nummer eins des Juniorinnen-Rankings mit Roger Federer ablichten. Und postete das Foto natürlich auf Instagram. Als Kommentar über den Schweizer diente ihr das Ziegen-Emoji. Will heißen: G.O.A.T. - Greatest of all time.
Ähnlich verspielt, aber deswegen nicht weniger cool, sondern gnadenlos zielstrebig präsentiert sich Gauff auch auf dem Court. Und die als Wunderkind gehandelte US-Amerikanerin aus Atlanta scheint dem bereits deutlich spürbaren Druck stand zu halten.
Am Wochenende gewann die 14-Jährige als Topgesetzte die Orange Bowl in Plantation/Florida und beendete ihre Saison standesgemäß, nachdem sie im Juni den French-Open-Juniorinnentitel geholt hatte. Es war ihr erster Major-Coup im Nachwuchsbereich.
"Ich will die Größte aller Zeiten werden - besser als Serena"
Im Finale der inoffiziellen WM der Juniorinnen siegte Gauff mit 6:1, 3:6, 6:4 gegen die an Position zwei notierte Chinesin Qinwen Zheng. Ein weiterer Meilenstein, aber eben auch nur eine Durchgangsstation.
Gauff ist für das US-Tennis so etwas wie das Versprechen für eine rosige Zukunft. Und die Powerspielerin scheint alles mitzubringen, vielleicht einmal in die überdimensionalen Fußstapfen von Serena Williams zu treten. Von der 23-maligen Grand-Slam-Siegerin hat Gauff sogar ein Poster im Zimmer hängen. "Es erinnert mich daran, was ich erreichen will", sagt sie.
Allerdings ist Williams nicht das Non-Plus-Ultra für den selbstbewussten Teenie, der schon als kleines Kind die Bälle gegen das Garagentor schlug. "Ich will die Größte aller Zeiten werden - besser als Serena. Und den Grand-Slam-Rekord halten." Punkt. Noch Fragen?! Auch Barbara Rittner, Head of Womens Tennis im DTB, schwärmte schon in der Vergangenheit immer wieder von den Qualitäten der Nachwuchshoffnung.
Gauff hat eigentlich beste Voraussetzungen für den ganz großen Durchbruch. Ihr Vater Corey war Basketballspieler an der Georgia State University in Atlanta, ihre Mutter Candi ließ als Leichtathletin der Florida State University von Tallahassee aufhorchen.
Um ihrer Tochter bessere Trainigsmöglichkeiten zu schaffen, zog die fünfköpfige Familie aus der Olympiastadt von 1996 nach Delray Beach/Florida. Candi Gauff fingiert als Lehrerin und unterrichtet "Coco" zu Hause.
Federer hat bei Gauff die Finger im Spiel
Bereits 2017 stand Gauff im Finale der US Open, ehe sie im Juni 2018 zur zweitjüngsten French-Open-Juniorensiegerin nach Martina Hingis (1994/Schweiz) wurde. Und: Auch im Umfeld scheint alles bereitet für eine besondere Karriere. Gauff, derzeit die Nummer 870 im WTA-Ranking, wird von der Agentur "Team8" gemanagt. Mitbegründer ist kein Geringerer als Roger Federer.
Auch mit Selbstvertrauen ist Gauff reichlich ausgestattet. Bei aller Verehrung für ihre berühmte Landsfrau sagt sie: "Ich werde nicht die nächste Serena Williams sein. Ich werde die erste Coco Gauff sein!"