Das größte WWE-Event überhaupt steht unmittelbar bevor: WrestleMania XXVII in Atlanta (Mo., 0.45 Uhr im LIVE-TICKER). Grund genug für uns, mal auf die Historie der Mutter aller Großveranstaltungen zu gucken. Und wen hätten wir dabei eher um Unterstüzung bitten sollen, als die einzig wahre deutsche Stimme der WWE? Kommentatoren-Legende Carsten Schäfer hat für Euch seine persönlichen fünf WrestleMania-Highlights zusammen gestellt, jeweils mit einem Kommentar unseres SPOX-WWE-Experten Maurice Kneisel.
5) Hulk Hogan vs. Ultimate Warrior (WrestleMania VI)
Prolog: Bei WrestleMania VI kam es zu einer absoluten Seltenheit bei WWE, nämlich einem Champion-vs-Champion-Match. Der Hulkster und der Warrior waren damals die absoluten Publikumslieblinge der Liga, Hogan hielt den WWE-Titel, während der Warrior Intercontinental Champion war. Letztlich setzte sich der Underdog gegen das Aushängeschild der Wrestlingwelt durch und musste, da Doppel-Titelregentschaften damals bei WWE nicht erlaubt waren, seinen IC-Gürtel für vakant erklären lassen.
Carsten Schäfer: Für mich war dieses Match eins derer, in denen die Psychologie in der Halle spürbar war. Beide versuchten nicht, allzu sehr Tempo zu bolzen, sondern den Gegner mit Gesten, Mimik, etc. zu beeindrucken. Die Spannung war die ganze Zeit über spürbar - und als das Match vorüber war, glaubte man, es hätte gerade erst begonnen.
Maurice Kneisel: Den Fans im SkyDome in Toronto, Kanada wurde kein überragendes Wrestlingmatch geboten - dafür waren die In-Ring-Fähigkeiten beider Männer zu beschränkt - dafür aber einer der spannendsten und intensivsten Main Events aller Zeiten. Das Match gewann zusätzlich dadurch an Spannung, dass beide Männer wiederholt aus den Finishing Moves des jeweils anderen rauskamen; heute fast schon Standard, aber damals noch eine absolute Seltenheit. Definitiv auch eines meiner persönlichen Highlights.
4) Bam Bam Bigelow vs. "L.T." Lawrence Taylor (WrestleMania XI)
Prolog: 1995 fand im Main Event von WrestleMania XI nicht etwa ein Match um den WWE-Titel statt. Stattdessen traf ein Wrestler aus der Midcard auf einen Footballspieler. Schon im Vorfeld hagelte es dafür reichlich Kritik, aber das Interesse der Medien an dem Kampf war enorm. Lange, bevor Bill Goldberg erstmals seine Wrestlingstiefel schnürte, gaben Bam Bam Bigelow und Lawrence Taylor im Ring ihr Bestes und schafften einen Moment, der für manche eine der besten, für andere eine der schlechtesten WrestleManias krönte.
Carsten Schäfer: Eins der am meisten unterbewerteten Matches aller Zeiten. Bam Bam Bigelow war im Ring in jeder Hinsicht ein Monster: Masse, tolle Technik, unglaubliche Härte und oft auch Bösartigkeit. Bam Bam ist für mich einer der größten Superstars aller Zeiten. Doch in diesem Match schaffte es die Football-Legende Lawrence Taylor durch akribische Vorbereitung, eine Leistung zu bringen, wie ich sie bei einem Nicht-Sports-Entertainer nie zuvor und danach gesehen habe. Ein wirklich unglaubliches Match.
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Maurice Kneisel: Ich muss gestehen, dass dieses Match nicht auf meiner Liste gelandet wäre, alleine schon, weil ich gar nicht daran gedacht hätte. Aber keine Frage, Bigelow gegen LT war ein besonderer WrestleMania-Moment, und das nicht nur wegen der enormen PR-Wirksamkeit. Zahlreiche ehemalige Footballspieler haben sich seitdem im Wrestlingring versucht, aber nur wenige haben so viel dafür investiert wie Taylor. Zudem hatte er mit Bam Bam einen meiner Meinung nach stark unterschätzten Wrestler als Gegner, einen Mann, der immer starke Leistungen abgeliefert hat.
3) The Rock vs. Hollywood Hulk Hogan (WrestleMania X8)
Prolog: Hollywood Hogan war damals als Anführer der nWo zur WWE zurück gekehrt und hatte das gleiche Ziel wie zuvor bei der WCW: Die Liga zu übernehmen. Passenderweise stellte sich ihm mit dem Rock ausgerechnet der absolute Liebling der Fans entgegen - und wurde von den Fans in Toronto teilweise gnadenlos ausgebuht. Letztlich gab es aber doch ein versöhnliches Happy End für alle, mit Ausnahme der nWo.
Carsten Schäfer: Aufeinandertreffen der Ikonen der Generationen. The Rock, auf dem Höhepunkt seiner Karriere und Leistungsfähigkeit, traf auf DEN Superstar der 80er, Hulk Hogan. Dieses Match erinnerte mich in vielem an das zwischen Hogan und dem Warrior bei WrestleMania VI. Beide versuchten, sich gegenseitig durch Kopfspielchen zu beeindrucken. Völlig unterschiedliche Stile, aber ein gleich großes Charisma, garantierten ein Match für die Ewigkeit.
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Maurice Kneisel: Für mich persönlich DAS WrestleMania-Highlight schlechthin. Die ultimative Wrestlingikone trifft auf ihren legitimen Nachfolger, und das im Main Event des größten Pay-Per-Views-überhaupt. Wie Carsten schon schreibt: Das Ganze erinnerte sehr an Hogan vs Warrior, auch dieses Match lebte weniger vom Wrestling als von den Emotionen. Und die waren einfach unglaublich. Dieses Match anzuschauen, ohne dabei mitzugehen, dürfte absolut unmöglich sein.
2) Shawn Michaels vs. Ric Flair (WrestleMania XXIV)
Prolog: WWE-Boss Vince McMahon hatte 2008, um seinen Intimfeind Flair endlich loszuwerden, veranlasst, dass dieser bei seiner nächsten Niederlage in Rente gehen musste. Als Flair Michaels dann zu einem Match bei WrestleMania XXIV herausforderte, fiel diesem die Entscheidung schwer, da Flair für ihn ein Vorbild war. Der Nature Boy war aber wild entschlossen, seine Karriere durch HBK beenden zu lassen und provozierte diesen so lange, bis er schließlich einwilligte.
Carsten Schäfer: Für Ric Flair stand alles auf dem Spiel - seine Karriere nämlich -, und das gegen einen seiner größten Fans: Shawn Michaels. Unvergesslich die Szene kurz vor der entscheidenden Sweet Chin Music, als auf Shawns Lippen der Satz "I'm sorry! I love you!" abzulesen war.
Maurice Kneisel: Was für ein Abschied: Nach einem epischen Match, in dem der Nature Boy seinem Körper noch einmal für einen letzten, großen Auftritt alles abverlangte, bettelte er letztlich Michaels auf Knien an, das Match zu beenden. Ein würdiger Abschied für Flair bei der WWE, und ein weiteres WrestleMania-Highlight des Heart Break Kid.
1) Undertaker vs. Shawn Michaels (WrestleMania XXVI)
Prolog: Bereits ein Jahr zuvor, bei WrestleMania XXV, waren der Undertaker und Shawn Michaels aufeinander getroffen. Letztlich setzte sich der Sensenmann in einem fantastischen Match durch. Ein Jahr lang nagte diese Niederlage an Michaels, und so forderte er ein Rückmatch - aber der Taker lehnte ab. Der Heart Break Kid war wie besessen von dem Gedanken und spielte Kopfspielchen mit dem Großmeister der Psychotricks, bis dieser einem Karriere-vs-Streak-Match schließlich zustimmte und Michaels in Rente schickte.
Carsten Schäfer: Zwei völlig unterschiedliche Performer-Typen gegeneinander; beide beim WWE-Universum unglaublich beliebt. So kam ein Match zustande, das viele als das beste aller Zeiten erachten - mich eingeschlossen.
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Maurice Kneisel: Hier scheiden sich die Geister: Die einen lieben das erste Match der Beiden mehr, die anderen das zweite, weil es noch aufgrund der Zusatzklausel noch an Intensität gewann. Irgendwie konnte sich niemand vorstellen, dass die Karriere von HBK enden sollte - oder wollte es einfach nicht. Mir persönlich hat das erste Aufeinandertreffen mehr gegeben, weil es frischer war, dazu zeigte der Taker dort erstmals seinen sensationellen Suicide Dive über das oberste Ringseil, den ich ihm niemals zugetraut hätte. Das Rückmatch bot dafür eine Konterschlacht, die ihresgleichen sucht. Eines ist sicher: Beide Fights gehören zu den besten WWE-Matches aller Zeiten.