"In der WWE habe ich das Sagen!"

Maurice Kneisel
30. August 201114:27
Awesome! The Miz war zu Besuch auf der Gamescom, um das Videospiel "WWE 12" zu bewerben2011 wwe, inc. all rights reserved.
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The Miz hat den einzigartigen Sprung vom Reality-TV-Star zum WWE-Champion und WrestleMania-Headliner geschafft. Im Rahmen der Gamescom 2011 war der most must-see Champion in WWE-History in Deutschland zu Besuch. SPOX nutzte die Gelegenheit und sprach mit ihm über seine Vergangenheit bei MTV, seinen Hass auf Nerds und fand heraus, dass es nicht cool ist, von Mädchen verprügelt zu werden.

SPOX: Sie repräsentieren die THQ-Videospiel-Serie schon seit mehreren Jahren, dieses Jahr auch auf des Gamescom in Köln. Wie kam es dazu? Schließlich sind Sie neben Michael Cole der größte Nerd-Hasser in der WWE.

The Miz: Das bin ich. Wobei, ich hasse sie nicht unbedingt, und Videospiele sind auch längst nicht mehr nur etwas für Nerds. "SmackDown vs. Raw" war für Nerds, aber "WWE 12" ist ein familienfreundliches Spiel und bietet jedem etwas. Ich bin echt begeistert davon.

SPOX: Und woher stammt dann ihre Abneigung gegenüber Nerds?

Miz: Wir haben gar nicht so viele Nerds in der WWE, mit Ausnahme von Daniel Bryan natürlich, über den Michael Cole und ich uns ständig lustig machen. Aber wenn Du Daniel beobachtest, dann verbessert er sich stetig, und ich habe ihm praktisch alles beigebracht, was er drauf hat. Er kopiert mich ja auch offensichtlich: Erst war er United-States-Champion, dann gewann er Money in the Bank und jetzt wird er versuchen, den Koffer bei WrestleMania 28 einzulösen. Ich hoffe, dann Champion zu sein, damit er gegen mich einlöst und ich ihn dazu bringen kann, abzuklopfen.

SPOX: Daniel Bryan und Alex Riley - ihre Erfolge verdanken die beiden ausschließlich ihrem Pro von NXT - also Ihnen - , stimmt's?

Miz: Absolut. Wer die Shows und alles, was ich mit den beiden angestellt habe, gesehen hat, dem ist klar, dass ich sie relevant gemacht habe. Bei Daniel Bryan dadurch, dass ich mich über ihn lustig gemacht und ihn auseinander genommen habe. Bei Alex Riley war es das genaue Gegenteil: Ich habe ihm die Möglichkeit geboten, mit einem Main Event-Talent rumzuhängen, beim Hauptmatch von WrestleMania 27 dabei zu sein und sogar daran teilzunehmen. Das ist etwas, das viele Leute ihr Leben lang versuchen und niemals schaffen. Ich habe A-Ry die Chance gegeben, aber er hat nicht mehr auf mich gehört und sich gegen mich gewandt. Jetzt ist er solo unterwegs und ich schätze, dass er sehr erfolgreich sein wird wegen der Dinge, die ich ihm beigebracht habe.

SPOX: Was genau haben Sie Ihren Schützlingen beigebracht?

Miz: Das fragen mich die Leute immer wieder. Bevor er mich kennenlernte, ist Alex in hässlichen Hosen, einem Flanell-Shirt und weißen Sneakern rumgelaufen, er sah aus wie ein Fan. Wenn Du Dir hingegen anschaust, wie ich in die Halle komme - ich sehe aus wie ein Star, verhalte mich wie ein Star, gehe und rede wie einer. A-Ry hingegen sah aus wie ein Jobber, ein Mark, jemand, der ins Publikum gehört und nicht in den Ring. Ich habe sein Outfit geändert, damit er sich wie ein Champion kleidet und aussieht, wie es sich gehört. Ich habe ihn regelmäßig ins Fitnessstudio geschleppt und ihn dazu gebracht, an seinen Fähigkeiten inner- und außerhalb des Rings zu arbeiten.

SPOX: Und wie steht es mit Daniel Bryan?

Miz: Bei ihm war es genau das Gleiche. Daniel kam in die Liga und glaubte, das gottgegebene Geschenk an das Business zu sein. Er war davon überzeugt, durch seine Berühmtheit in den Independent-Ligen der Größte zu sein, der beste technische Wrestler der Welt - bla, bla, bla. Das bedeutet gar nichts in der WWE. Diese Liga ist die größte und beste der Welt, und hier habe ich das Sagen. Ich habe Daniel wie einen Star aussehen lassen; und auch wenn ich nach wie vor der Meinung bin, dass er keinerlei Starqualitäten hat, kann er sie sich doch mit der Zeit noch aneignen.

SPOX: Apropos "wie ein Fan aussehen": Ich erinnere mich an Ihre Zeit bei MTV's "The Real World: New York", wo Sie sich als großer WWE-Fan outeten. Wie empfinden Sie es rückblickend, sich vom Fan zum Superstar und sogar zum WWE-Champion entwickelt zu haben?

Miz: Es ist einfach unglaublich. Ich war schon als Kind ein riesiger WWE-Fan. Ich hatte die Action-Figuren, die signierten Bilder der Superstars und sogar die Eiscremeriegel. Ich habe meine Eltern dazu gebracht, mir alles zu kaufen, wo WWE drauf stand. Wenn du aufwächst, kannst du dir nicht vorstellen, es zu schaffen. Dir wird gesagt, du seiest nicht groß und kräftig genug - schließlich wirken die Superstars überlebensgroß. Aber als ich bei "The Real World" - übrigens eine sehr populäre Show bei uns in den USA - teilnahm, hat die Sendung mich erkennen lassen, dass ich alles aus meinem Leben machen kann, was ich mir vornehme. Da waren all diese Typen, die mir lauter negative Dinge an den Kopf geworfen und mir gesagt haben, dass ich es nie schaffen werde. Aber solange ich selbst daran glaube, dass ich es schaffen kann, schaffe ich es auch.

SPOX: Beschreiben Sie bitte Ihren Weg von "The Real World" zur WWE.

Miz: Ich wollte unbedingt ein WWE-Superstar werden und war zunächst knapp dreieinhalb Jahre in der Independent-Szene unterwegs. Dann hatte ich ein Tryout für WWE Tough Enough, schaffte den Sprung in die Show und habe dort allen Ernstes gegen Daniel Puder verloren. Ich fühle mich aber trotzdem wie der große Gewinner, weil ich der erste WWE-Champion überhaupt war, der über Tough Enough in die Liga kam.

SPOX: Glauben Sie, dass viele WWE-Fans sich aufgrund Ihres Werdegangs mit Ihnen identifizieren können?

Miz: Wieso sollten Sie sich mit mir identifizieren können? Ich bin ein riesiger Star mit Qualitäten, die niemand außer mir besitzt. Ich bin größer, besser und gemeiner als alle anderen. Wenn jemand mir körperlich überlegen ist, dann werde ich ihn mit meinem Charisma übertreffen. Ich werde meine Konkurrenten auf jede nur erdenkliche Weise übertreffen, um wie der Star der Show auszusehen. Niemand sonst hat diese Qualität. Können die Fans sich körperlich mit mir identifizieren? Klar, ich bin keines der Powerhouses der Liga, aber was mir physisch fehlt, das gleiche ich durch meine mentale Stärke und mein Charisma aus.

SPOX: Ich bezog mich darauf, dass Sie sich Ihren Traum erfüllt und den einzigartigen Sprung vom Fan, der öffentlich erklärte, es in die WWE schaffen zu wollen, zum Superstar durchlebt haben. Davon träumen sicherlich viele WWE-Fans.

Miz: Ich stimme zu. Mein Werdegang war eine dieser seltsamen, unglaublichen Geschichten und ich liebe es, sie bei jedem Interview zu erzählen, weil es etwas ist, das ich wirklich schaffen wollte. Es gibt viele Kinder im Publikum, die davon träumen, eines Tages ein WWE-Superstar zu werden. Aber ihre Eltern sagen ihnen ständig: "Das darfst du nicht, das schaffst du nicht, nein, nein, nein." Meine Nachricht lautet: "Doch, Du kannst es schaffen, solange Du daran glaubst." Hoffentlich kommt diese Nachricht an, auch wenn sie vermutlich - wie üblich - zum einen Ohr rein- und zum anderen wieder rausgeht. Aber ich bin der lebende Beweis, dass du alles erreichen kannst, was du dir als Ziel setzt.

SPOX: Haben Sie gehofft, die WWE auf sich aufmerksam zu machen, als Sie bei "The Real World" mitmachten?

Miz: Anfangs nicht. Ich habe mitgemacht, weil ich schon immer gerne vor der Kamera gestanden habe und immer ins Fernsehen wollte. Aber als ich es dann in die Show geschafft hatte, wurde mir klar, dass ich machen kann, was ich will. Ich entschied mich also, ein WWE-Superstar zu werden, weil das schon immer mein Traumjob war, und jetzt sitze ich hier und bin ein ehemaliger WWE-Champion, zweifacher US-Champion, vierfacher Tag-Team-Champion, zweifacher Slammy-Award-Gewinner, Mr. Money in the Bank... die Liste ist endlos.

SPOX: Ganz zu schweigen von Ihren Erfolgen abseits des Rings...

Miz: Ganz genau! Ich bin in den USA im aktuellen "7-Eleven"-Werbespot zu sehen und offizieller Sprecher für "PaperJamz". Und neulich habe ich "Subways" beworben, die mich zu ihrer neuen Werbefigur machen - oder zumindest sollten sie das meiner Meinung nach tun. All diese Dinge, von denen ich früher nur geträumt habe, mache ich heute, weil ich immer daran geglaubt habe.

SPOX: Sie haben sich zum öffentlichen Repräsentanten der WWE entwickelt, waren unter anderem in der "George Lopez"-Talkshow und bei den "Teen Choice Awards" zu sehen. Wie gefällt Ihnen diese Rolle?

Miz: Ich will ja nicht angeben, aber ich war wirklich schon überall. Als ich den US-Champion-Titel hatte, fragten mich die Leute, was als nächstes für mich ansteht und ich antwortete, dass ich WWE-Champion werden will. Als ich mir den Titel geholt hatte und man mich erneut fragte, sagte ich, dass ich im Main Event von WrestleMania stehen will. Und nachdem ich mittlerweile auch dieses Ziel erreicht habe, lautet meine Antwort: Ich will das Aushängeschild der WWE werden. Wenn du an die WWE denkst, denkst du an The Miz. Die meisten Leute würden sagen, dass John Cena oder CM Punk das Aushängeschild der Liga sind; aber wenn man mal ernsthaft darüber nachdenkt, bin ich es. Ich bin weltweit überall zu sehen. Die WWE hat sich an mich gewandt und mich zum Sprecher für praktisch alles, was sie bewerben wollen, ernannt.

SPOX: Beispielsweise das neue WWE-Videospiel.

Miz: Genau, "WWE 12". Das Spiel ist einfach unglaublich. Die Entwickler haben den Vorgänger genommen, alles ausradiert und ein komplett neues Game erschaffen, das dem Werbespruch "Größer, böser, besser" absolut gerecht wird. Das Gameplay läuft viel flüssiger, der Umfang ist größer und es gibt den brandneuen "Create an Arena"-Modus. Das Spiel kommt am 25. November raus, und ich weiß genau, dass Ihr alle es schon kaum mehr erwarten könnt.

SPOX: Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer eigenen Figur? Ich schätze mal, es ist die beste im Spiel, oder?

Miz: Lass mich Dir folgendes erzählen: Vor drei Jahren hat THQ (Hersteller und Publisher der WWE-Videospiele, d. Red.) meiner Figur eine Bewertung gegeben, die unter der der Divas lag. Hast Du eine Vorstellung davon, wie pissig es einen WWE-Superstar macht, wenn die Divas ihn in einem Videogame verprügeln können? Ich habe das Spiel mit meinen Freunden gezockt, und sie haben mich mit einem Mädchen besiegt - das ist nicht cool, weißt Du.

SPOX: Sind Sie in diesem Jahr zufriedener?

Miz: Bei "WWE 12" haben sie es endlich hingekriegt: Ich habe einen Gesamtwert von 90, die Obergrenze ist 99. Ich persönlich würde mir ja eine 99 geben, aber 90 ist schon in Ordnung.

SPOX: Zuletzt hatten Sie wieder häufiger mit Ihrem ehemaligen Tag-Team-Partner John Morrison zu tun. So standen Sie ihm unter anderem in einem Sechs-Mann-Tag-Team-Match beim SummerSlam gegenüber. Welche Bedeutung hatte die Zusammenarbeit mit JoMo für Ihre Karriere?

Miz: Da hat meine WWE-Karriere wirklich begonnen. Damals haben die Leute aufgehört, mich als Reality-Star anzusehen und mich stattdessen als WWE-Superstar anerkannt. John Morrison hat mir im Ring enorm geholfen. Während unserer Zeit als Tag Team habe ich immer geschaut, was er macht, und mir gesagt: "Jetzt musst du dein eigenes Können auch verbessern!" Wir haben immer versucht, uns gegenseitig anzustacheln.

SPOX: Unvergesslich ist natürlich auch Ihre Internet-Video-Reihe "The Dirt Sheet".

Miz: Na klar. Als Team haben wir ein Match nach dem anderen gewonnen, aber die Fans wussten einfach nicht, wer wir waren. Uns war klar, dass man in der WWE einen Charakter verkörpern muss, darauf basiert die Liga. Du willst Charaktere, die du im Fernsehen sieht und bei denen du dir denkst: "Den Typ kann ich einfach nicht ausstehen". Oder aber Leute, die du einfach toll findest, die du liebst. Wir wollten diejenigen sein, die unterhaltsam und witzig sind und die man trotzdem einfach hassen muss. Das "Dirt Sheet" hat uns die Möglichkeit gegeben, das zu erreichen.

SPOX: Trotzdem haben Sie sich getrennt.

Miz: Nach zwei gemeinsamen Jahren war uns einfach klar, dass wir an unseren Solokarrieren arbeiten müssen, um nicht immer nur als dieses Tag Team bekannt zu sein. Also haben wir uns getrennt und ich hatte enormen Erfolg, während John weiterhin versucht, so groß und erfolgreich zu werden wie ich.

SPOX: Was ist mit dem "YouTube"-Video, in dem Sie sich einen Lip-Sync-Battle mit der Internetsensation Keenan Cahill liefern und von einem hinzukommenden John Morrison kräftig verprügelt werden?

Miz: Die Zusammenarbeit mit Keenan hat sich dadurch ergeben, dass ich einige seiner alten Videos im Internet gesehen habe. Da ich immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten bin, um noch mehr Publicity für mich und die WWE zu erschaffen, dachte ich: "Dieser kleine Kerl bekommt 50 Millionen Klicks für ein Video mit 50 Cent und 30 Millionen mit David Guetta bei 'YouTube'. Das sind Fans, die wir für uns gewinnen können". Also habe ich seinen Manager angerufen und wir haben unser Video in einem Take aufgenommen. Ich finde, dass es klasse geworden ist, und nach nur einer Woche wurde es schon 500.000 Mal angeklickt. Es läuft richtig gut. Die Leute fragen ständig: Wieso bekommt The Miz solche Gelegenheiten? Weil ich es will und sie mir schnappe.

SPOX: Ich habe Sie während der letzten Tour in Salzburg zusammen mit CM Punk im Ring rumblödeln sehen, bevor Ihr Match gegen John Cena und Randy Orton begann. Ist Punk einer Ihrer Kumpels backstage?

Miz: Seien wir ehrlich: Wenn du in der WWE bist und mit den Leuten in den Ring steigst, ist niemand dein Freund. Du schaust halt immer, wer gerade auf deiner Seite steht, aber das kann am nächsten Tag schon wieder ganz anders aussehen. Was Respekt angeht, weiß ich zwar nicht, ob CM Punk der Beste der Welt ist, aber er zählt auf jeden Fall zu den Besten. Er ist kreativ, unterhaltsam, seine Matches sind immer einzigartig und das Herausragendste an CM und seinem Charakter momentan ist, dass du einfach sehen willst, was er als nächstes sagt und macht. Das geht mir übrigens genauso. Wenn CM Punk mehr Fans dazu bewegt, die WWE zu gucken, ist das klasse, denn sie kommen, um ihn zu sehen und bleiben wegen mir. Er zählt derzeit zu meinen Favoriten. John Cena ist auch immer äußerst unterhaltsam, aber habe ich ihn bei WrestleMania 27 im Ring besiegt? Absolut, und es ist immer gut, damit angeben zu können.

SPOX: Wie sehen Sie Ihr Standing bei den WWE-Fans?

Miz: Schwer zu sagen. Ich war schon immer der Underdog, den niemand mag und den die Leute ausbuhen. Von daher ist es seltsam, dass ich seit neuestem von der Hälfte des Publikums angefeuert und von der anderen ausgebuht werde. Ich weiß wirklich nicht, wie ich darauf reagieren soll, weil ich an meinem Verhalten nichts geändert habe.

SPOX: Sie haben in früheren Interviews verraten, dass einige Ihrer Kollegen Ihnen zu Beginn Ihrer WWE-Karriere das Leben schwer gemacht und Sie nicht respektiert haben. Fühlen Sie sich mittlerweile vollständig anerkannt?

Miz: Ich bin die am härtesten arbeitende Person in der WWE, niemand macht derzeit mehr in der Liga als ich. Und ich kann Dir garantieren, dass, egal welchem Superstar Du diese Frage auch stellst, sie antworten würden, dass The Miz deutlich mehr tut als jeder andere. Jetzt ist meine Zeit, und ich muss so viele Dinge wie möglich machen, um der größte Superstar zu werden, den die WWE jemals gesehen hat.

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