"Die YouTube-Show rettete meine Karriere"

Von Interview: Maurice Kneisel
Zack Ryder ist ein ehemaliger United States- und Tag-Team-Champion
© 2012 wwe, inc. all rights reserved

Zack Ryder ist der WWE-Shootingstar des vergangenen Jahres und die ultimative Aschenputtel-Geschichte. Durch seine YouTube-Show "Z! True Long Island Story" katapultierte er sich selbst vom Jobber zum Main Eventer. SPOX traf den Long Island Iced Z in München und sprach mit ihm über WrestleMania, die Bedeutung seiner Webshow und den Einfluss von Kollegen wie John Cena oder CM Punk.

Cookie-Einstellungen

SPOX: Hallo Zack. Eines würde ich gerne vorweg klären: Ist das Curt Hawkins' Gehstock, den Sie da bei sich tragen?

Zack Ryder: (lacht) Nein, nein, das ist mein eigener.

SPOX: Ok, dann lassen Sie uns zu den eigentlichen Fragen kommen. Sie haben die WWE durch Ihre YouTube-Show förmlich dazu gezwungen, Sie zu pushen. Wie hat das Ganze eigentlich angefangen?

Ryder: Ich wrestle seit 2003 und am Ende jeden Jahres habe ich reflektiert, was ich erreicht habe. 2003 habe ich in einer Wrestlingschule angefangen, 2004 hatte ich mein erstes Match, 2005 mein WWE-Debüt und so weiter und so fort. Als ich 2010 zurück blickte, stellte ich mir wieder die Frage, was ich erreicht hatte. Die Antwort lautete: nichts! Ich hatte nichts geschafft und keines meiner Ziele erreicht. Ich hatte zwar noch meinen Job, aber ich war kein Stück weiter gekommen und erkannte, dass meine Zeit in der WWE knapp wurde. Ich war schon eine Weile dort und niemand würde mir eine Chance geben. Deswegen habe ich im Februar 2011 mit "Z! True Long Island Story" begonnen. Damals wusste ich selbst nicht so genau, was das Ganze eigentlich werden sollte. Meine Eltern hatten mir zu Weihnachten diese kleine Flipcam geschenkt, die ich dann einfach auf einem alten Kameragestell befestigte und anfing, mich in meiner Wohnung selbst zu filmen. Von Woche zu Woche fügte ich kleine Segmente hinzu, sowie Interviews mit einer Buzz Lightyear-Actionfigur oder einem Justin Bieber-Aufsteller. Das Ganze wurde immer populärer und ist mehr und mehr zum Selbstläufer geworden. Ohne diese Show wäre ich nicht dort, wo ich heute bin. Ich wäre definitiv entlassen worden, hundertprozentig. "Z! True Long Island Story" hat praktisch meine Karriere gerettet.

SPOX: War es von Anfang an Ihr Ziel, durch die Show over zu kommen?

Ryder: Ja, das war das Ziel! Ich hatte einfach die Schnauze voll davon, nur zu Hause rum zu sitzen, mich zu fragen, was als nächstes passiert und wie lange es überhaupt noch weiter geht. Ich war es leid, immer wie auf Eierschalen zu laufen und regelrecht paranoid zu sein vor lauter Angst, meinen Job zu verlieren. Das Ziel war, entweder gefeuert oder bemerkt zu werden - und ich wurde bemerkt.

SPOX: Auf jeden Fall! Einige Ihrer Kollegen scheinen zu versuchen, Ihre Erfolgsformel zu kopieren. Denken Sie, es kann erneut funktionieren, oder war es eine einmalige Entwicklung?

Ryder: Ich denke, das war eine Geschichte, die so nur einmal passiert. Ich war nicht der Erste, der die sozialen Netzwerke genutzt hat, aber ich war der Erste, der sie voll ausgereizt, sich komplett darauf konzentriert und sie nach seinen besten Möglichkeiten genutzt hat. Ich bin 26 Jahre alt und alle meine Freunde nutzen Facebook, Twitter und YouTube. Von daher habe ich das einfach ausgenutzt, da ich das Gefühl hatte, derjenige in der WWE zu sein, dem dies am meisten liegt. Andere nutzen es mittlerweile auch, sie haben ihre eigenen YouTube-Shows und das ist wunderbar, ich wünsche ihnen nur das Beste. Mich motiviert das nur noch weiter, der Beste zu sein!

SPOX: Ihr Vater spielt eine große Rolle in Ihrer Show. Ist er wirklich so ein cooler Typ, oder mussten Sie ihn erst dazu bringen?

Ryder: (lacht) Sie denken, er ist cool? Das sehe ich ganz anders. Aber klar, mein Vater macht bei der Show mit, er ist unterhaltsam, die Leute lieben ihn - es ist großartig. Es hat als eine einmalige Sache begonnen, damals war ich bei meinen Eltern daheim und meinte zu meinem Vater: "Hey Paps, ich brauche eine weitere Szene für meine Show diese Woche. Also, wer ist dein Lieblings-WWE-Superstar?" Und er antwortete doch allen Ernstes "John Morrison", statt mich zu nennen! Also meinte ich nur: "Was? Das kannst du doch nicht sagen, schließlich ist das meine Show!" Die Leute haben es geliebt, also haben wir einfach immer weiter darauf aufgebaut. Ich habe gerade Folge 56 fertig gestellt, und da war er auch wieder mit dabei. Es ist verrückt - die Leute erkennen ihn auf der Straße und bei WWE-Veranstaltungen. Er wird bei WrestleMania dabei sein und ich bin sicher, er wird genauso viele Autogramme schreiben wie ich.

SPOX: Apropos WrestleMania, Sie haben bislang offiziell noch kein Match. Aber wir werden Sie doch sicher in Miami sehen, oder?

Ryder: Ich will unbedingt dabei sein! Mein absoluter Traum ist es, Teil einer WrestleMania-Card zu sein. Ich hatte schon ein paar Auftritte, ich war backstage, aber ich stand noch nie in einem offiziellen Match. Dieses Jahr, bei WrestleMania 28, wird Zack Ryder aber hoffentlich endlich mit von der Partie sein.

SPOX: Es wird heiß diskutiert über den Main Event Rock vs. Cena. Wie ist Ihre Meinung zu dem Match?

Ryder: Ich vergleiche es oft mit Rock vs. Hulk Hogan bei WrestleMania 18: der Top-Superstar der Vergangenheit - in diesem Fall The Rock - trifft auf das aktuelle Aushängeschild. Es wird aufregend und die Fans werden absolut geteilt sein, die eine Hälfte pro Rock, die andere pro Cena. Ich persönlich werde mir einen Kapuzenpulli überziehen, einen Hut aufsetzen und mir das Ganze aus dem Publikum anschauen, denn es wird der Hammer!

SPOX: Wo wir gerade von John Cena sprechen - er und CM Punk haben Ihnen und Ihrer Karriere sehr geholfen, als Sie mit Ihrer Show begannen, oder?

Ryder: Absolut! Cena, CM Punk, The Miz, Dolph Ziggler - so viele Jungs haben immer meine Links retweetet, als ich mit der Show angefangen habe. Das hat enorm geholfen, da ich damals noch nicht viele Follower hatte und so deutlich mehr Views bekommen habe. Ohne diese Leute weiß ich nicht, wie erfolgreich die Show geworden wäre. Es gab andere Leute, wie Curt Hawkins, die auch eine YouTube-Show gestartet haben und damit keinen Erfolg hatten. Nicht, weil sie nicht gut war, sondern einfach, weil ihr die Zuschauer fehlten.

SPOX: Sie erwähnen Curt Hawkins - sie und er waren das jüngste Tag Team, das jemals die WWE-Tag-Team-Championships gewann...

Ryder: Wenn man unser beider Alter zusammen rechnet, waren wir das jüngste Team, ja. Wir haben 2003 zu exakt der gleichen Zeit in der Wrestlingschule angefangen, wir stammen beide aus Long Island und sind beide lebenslange WWE-Fans. So läuft es einfach manchmal - wir waren zusammen im Development-Bereich, hatten zusammen unseren Durchbruch in der WWE und eben auch die Titel.

SPOX: Für ihn läuft es leider nicht so gut wie für Sie. Hat er Sie schon mal um Rat gebeten?

Ryder: Es gab eine Zeit, da wurden wir beide nicht eingesetzt. Ich habe dann halt mit der YouTube-Show begonnen und es hat funktioniert. Er arbeitet wie ein Verrückter, um Erfolg zu haben und ich bin sicher, es wird ihm auch noch gelingen. Ich versuche, ihn häufiger in meine Show einzubinden, da er nicht die nötige Zeit bei RAW und SmackDown! erhält. Sollte meine Show ihm auch nur ein wenig helfen, wäre ich schon froh.

Seite 2: Ryder über Kane, Hoeskis und seine Internetshow

Artikel und Videos zum Thema