Der Turn, den alle kommen sahen

Maurice Kneisel
21. Mai 201209:14
John Cena ließ es sich nicht nehmen, John Laurinaitis zu demütigen2012 wwe, inc. all rights reserved.
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Over the Limit endete mit einem feiernden John Laurinaitis, der mithilfe von The Big Show John Cena besiegt hatte. Zuvor verteidigte CM Punk in einem technisch hochwertigen Match mit fragwürdigem Ende seinen WWE-Titel gegen Daniel Bryan und Christian feierte sein Comeback mit dem Gewinn der Intercontinental-Championship.

Kane vs. Zack Ryder

Die Entscheidung, zwei populäre Superstars wie Kane und Zack in die YouTube-Preshow zu packen, war klicktechnisch sicher nicht die schlechteste. Das Match hingegen hatte wenig Überraschendes zu bieten: nach einem starken Start für Kane konnte sich der Long Island Iced Z zurück kämpfen und setzte sogar zweimal seinen Ruff Ryder an.

Beim zweiten Mal fing Kane ihn jedoch in der Luft per Chokeslam ab und beendete so das Match. Ein Erfolg, der Kane wenig bringt, da Ryders Push in den letzten Monaten merklich abgeflaut ist. Diesen wiederum kann aktuell nur eine längere Fehde, aus der er letztlich siegreich hervorgeht, weiter bringen. Ob es dazu tatsächlich kommt oder dies schon der Schlusspunkt war, bleibt abzuwarten. Sieger: Kane.

People Power-Battle Royal

In einer 20-Mann-Battle-Royal feierte Christian sein lang erwartetes Comeback und wurde - Heel-Status hin oder her - vom Publikum kräftigst abgefeiert. In einem größtenteils mit Undercardlern bestückten Match waren am Ende die beiden größten Namen - Captain Charisma und The Miz - die Finalisten.

Da momentan vermutlich die Hölle zufrieren würde, bevor Miz auch nur einen Blumentopf gewinnen darf, fuhr Christian zur Freude der Halle den Sieg und somit ein Titelmatch gegen einen der B-Champs seiner Wahl, sprich Cody Rhodes oder Santino, ein. Doch dazu später mehr. Sieger: Christian.

Tag-Team-Champions Kofi Kingston & R-Truth vs. Dolph Ziggler & Jack Swagger

Beide Teams erhielten genug Zeit, um zu zeigen was sie drauf haben. In einem von vielen Wechseln geprägten Match dominierten die Heels über weite Strecken und hielten R-Truth lange im Ring. Wie es sich für eine ordentlich erzählte Tag-Team-Story gehört, gelang dem Face letztlich natürlich das Hot Tag mit Kofi, der einmal mehr durchstartete wie die Feuerwehr.

Am Ende sah es kurzzeitig so aus, als könne Dolph nach einem Rocker Dropper tatsächlich den Titelwechsel herbei führen. Doch nach dem Kickout stürmte er auf den in der Ecke hängenden Kofi zu, nur um sich einen perfekt getimten Trouble in Paradise aus vollem Lauf und das anschließende Cover einzufangen. Ein unterhaltsames Match, das Lust auf mehr ordentliches Tag-Wrestling in der WWE macht. Sieger und weiterhin WWE-Tag-Team-Champions: Kofi Kingston & R-Truth.

Divas-Champion Layla vs. Beth Phoenix

Nach einem unerwartet starken Start für Layla wendete sich das Blatt und Beth übernahm die Kontrolle. Die Glamazone setzte den Ringpfosten ein, um das operierte Knie der Championesse zu traktieren. Am Ende eines erneut überraschend langen Matches schien Phoenix auf dem Weg zum Sieg, als sie einen Konterversuch am Eckpfosten ihrerseits in den Glam Slam-Ansatz konterte.

Diesen wiederum wendete Layla, die die ganze Zeit über brav ihre Knieverletzung sellte, in einen Rollup, ebenso wie einen Gorilla Press in einen DDT. Am Ende gelang ihr schließlich, als Beth einmal mehr am Drücker schien, der Layout aus dem Nichts. Ordentliches Divas-Match, nicht mehr, nicht weniger, bei dem die mittlerweile obligatorischen "We want Kharma"-Chants natürlich nicht fehlen durften. Siegerin und weiterhin Divas-Champion: Layla.

World-Heavyweight-Champion Sheamus vs. Randy Orton vs. Alberto del Rio vs. Chris Jericho

Zu Beginn sei mal angemerkt, dass Alberto del Rio nicht nur Luxusschlitten, sondern auch munter Trittbrett fährt. Gut, zugegeben, er hat dazu herzlich wenig getan, aber der Kerl profitiert von Daniel Bryans Hype wie (neben Daniel selbst) kein Zweiter.

Einmal mehr skandierte die Halle zu seinem Entry munter "Si! Si! Si!" und verdammt, es war wieder einfach nur großartig! Mit dem Ausgang des Matches hatte Berto, obwohl er munter Cross Armbreaker verteilte, jedoch weniger zu tun. Er kassierte einen RKO, Randy anschließend den Brogue Kick und zum Abschluss fertigte Sheamus via White Noise auch noch Jericho ab, um diesen zu pinnen.

Im Vorfeld hatte die WWE auf ihrer Website noch auf Y2Js gescheitertes Comeback angespielt und die Frage gestellt, ob dieser bei Over the Limit die Kurve bekommen würde - die Antwort lautet eindeutig "Nein". Oder für Alberto: "No, para nada!" Stattdessen jedenfalls verkam Jericho zum jüngsten Opfer des Monster-Pushs für Sheamus.

Interessanter macht das den Iren leider aber auch nicht. Schätzungsweise wird Chris sich nun aus dieser Fehde verabschieden und der Ire schlägt sich bis mindestens zum nächsten PPV mit Orton und del Rio herum. Sieger und weiterhin World-Heavyweight-Champion: Sheamus.

Brodus Clay vs. The Miz

Die gute Nachricht vorweg: Dolph Ziggler musste nicht wieder den Job für den Funkasaurus machen. Stattdessen setzt sich die Abwärtsspirale von The Miz fort, der nach dem "Finale" in der Battle Royal auch gegen Clay verlor. Ein paar freche Sprüche vor dem Match, vielmehr wird Miz aktuell einfach nicht gegönnt.

Man muss leider einsehen, dass der Mann, der im Vorjahr noch einen Sieg im Main Event von WrestleMania einfuhr, aktuell lediglich als Kanonenfutter für einen Tanzbären dienen darf. Abwarten, wie lange er das noch mitmacht. Sieger: Brodus Clay.

Seite 2: CM Punk vs. Daniel Bryan & John Laurinaitis vs. John Cena

Intercontinental-Champion Cody Rhodes vs. Christian

Jetzt wissen wir also, wieso Cody bei Extreme Rules den IC-Titel zurück gewonnen hat - um ihn drei Wochen lang für Rückkehrer Christian warm zu halten. Zu verdanken hatte er das seiner großen Klappe, nachdem sein Gegenüber sich scheinbar schon für Santino als Gegner entschieden hatte.

Dass für den Kanadier derzeit kein Platz im Main Event ist, war abzusehen, von daher haben die Writer mit zwei Siegen an einem Abend und dem Gewinn des B-Titels die nächstbeste Lösung ausgepackt. Zudem hat man Christian problemlos wieder zum Face turnen können - auch wenn das an sich recht unlogisch ist, bedenkt man seine lautstarke Unterstützung für John Laurinaitis vor wenigen Monaten.

Sei's drum, Captain Charisma ist zurück und wurde stark dargestellt wie lange nicht. Wie es mit Cody weiter geht, bleibt hingegen abzuwarten. Klar sein dürfte eine kurze Fehde mit Christian, in der er sich seinen Gürtel aber nicht wiederholen kann. Und danach? Mal sehen, der erwartete Aufstieg in den Main Event scheint jedoch in immer weitere Ferne zu rücken. Sieger und neuer Intercontinental Champion: Christian.

WWE-Champion CM Punk vs. Daniel Bryan

Wie zu erwarten, wurde Punk vs. Bryan nicht der Main Event von Over the Limit - es wäre dessen aber mehr als würdig gewesen. Bei einem solchen Traummatch kann man immer etwas zu mäkeln finden - es war zu kurz, beide Männer hätten noch mehr zeigen können etc.

Am Ende bleibt aber festzuhalten, dass es das klare Highlight des Abends war und Punk und Bryan einmal mehr bewiesen haben, dass sie zu Recht zu den absolut Besten im Geschäft zählen. In einem ausgeglichenen Match hatte zunächst Punk das Heft in der Hand, bevor Bryan übernahm und sich, nachdem er CM auf die Absperrung gesuplext hatte, movetechnisch ordentlich austoben durfte.

Schön gebookt war auch das Matchende, als Punk im Yes Lock Bryan auf die Schultern rollen und den Three-Count einfahren konnte. Da er unmittelbar nach dem Pin deutlich sichtbar abklopfte, kann Daniel nun munter beteuern, ihn zur Aufgabe gezwungen und somit ein weiteres Titelmatch verdient zu haben. Somit kann die Fehde weiter gehen und wir dürfen uns beim nächsten PPV auf ein hoffentlich noch stärkeres Technik-Feuerwerk freuen. Sieger und weiterhin WWE-Champion: CM Punk.

Ryback vs. Camacho

Letztes Mal zwei Jobber, jetzt der Bodyguard eines durchaus talentierten Wrestlers (Hunico), der kaum mehr eingesetzt wird. Wow. Goldberg für Arme (inklusive der Chants) darf einmal mehr vor dem Main Event rumgurken, die Fans fühlen sich einmal mehr veralbert und man muss sich fragen, wieso die WWE so etwas auf eine Pay-per-View-Card packt. Komplett überflüssig. Sieger: Ryback.

John Cena vs. John Laurinaitis

Ein Glück, dass John Cena zwischendurch immerhin gegen Brock Lesnar gewinnen durfte, denn die Liste der Gegner, für die er den Job machen muss, wird in letzter Zeit leicht bedenklich. Schon im Vorfeld war eigentlich klar, dass die WWE Laurinaitis nicht als GM absägen würde, entsprechend blieb eigentlich nur die Frage, wie sie ihn gewinnen lassen.

Man hat sich für die offensichtlichste Variante entschieden und den erst kürzlich von Big Johnny gefeuerten Big Show Cena per WMD niederstrecken lassen - natürlich nach einigen dufte vorgetäuschten Gewissensbissen. Gab es alles schon und nicht erst einmal, ein komplett unnötiges Match beendete einen bis dahin soliden Pay-per-View.

Mit dem frisch geturnten Big Show hat John Laurinaitis nun also seinen nächsten Verbündeten und Cena einen Gegner für die kommenden Wochen. Storyline-technisch hat dieses Match durchaus Entwicklung gebracht, mit Wrestling hatte es aber herzlich wenig zu tun.

Die WWE gab unmittelbar nach Ende der Show bekannt, dass Mr. Excitement mit diversen Verletzungen ins nächste Krankenhaus gekarrt wurde. Ob diese "Blessuren" noch einen weiteren Sinn haben, außer Cenas Aktionen möglichst hart darzustellen, bleibt abzuwarten. Sieger: John Laurinaitis.

Fazit

Over the Limit ist Geschichte und hätte mit einem würdigen Main Event zwischen CM Punk und Daniel Bryan enden können... hätte. Stattdessen entschied sich die WWE, einmal mehr Ryback in einem komplett nutzlosen Lückenfüller hinterher zu rotzen, bevor Big Johnny in so etwas ähnlichem wie einem Wrestling-Match erwartungsgemäß John Cena besiegte.

Fassen wir zusammen: The Rock, Lord Tensai, John Laurinaitis - die Qualität der Leute, die Cena besiegen darf, geht nicht unbedingt nach oben, um es mal höflich zu formulieren. Dazu der gefühlt 748. Turn von Big Show. Die Häufigkeit, in der er und Kane von Gut zu Böse und wieder zurück wechseln, ist definitiv jenseits von beidem.

Klar, Show war die logische und sinnvollste Wahl, um Big Johnny zum Erfolg zu verhelfen, aber er war auch die offensichtlichste und langweiligste. Nun wird er wieder ein paar Monate als Heel rumgurken, bevor der nächste Turn ansteht - toll!

Tatsächlich toll waren hingegen das schon angesprochene WWE-Titel-Match, zudem wussten der Four-Way um den World-Heavyweight-Titel und das Tag-Match zu überzeugen und die Battle Royal mit dem lange erwarteten Christian-Comeback heizte dem Publikum gleich zu Beginn ordentlich ein.

Keine Frage, Over the Limit hatte starke Momente, aber einige fragwürdige Booking-Entscheidungen sowie der Main Event im Ganzen hinterlassen einen faden Beigeschmack.

Alle WWE-Champions im Überblick