SPOX: Ryback, Sie sind 2004 über Tough Enough zur WWE gekommen. Was hat Sie zu der Entscheidung bewegt, Wrestler zu werden?
Ryback: Die erste WWE-Veranstaltung, an die ich mich erinnern kann, habe ich mit zwölf oder dreizehn Jahren in Las Vegas besucht. Schon als der Ringgong zum ersten Match geläutet wurde, wusste ich, dass Wrestling genau das ist, was ich für den Rest meines Lebens machen will.
SPOX: Während der Ryback-Charakter wie ein Neuling wirkt, stehen Sie schon seit acht Jahren bei der WWE unter Vertrag und haben lange Zeit im Development verbracht. Haben Sie jemals daran gezweifelt, dass Sie Ihr Ziel erreichen werden?
Ryback: Absolut nicht! Alles, was ich mir in der Vergangenheit vorgenommen habe und die schweren Phasen, die ich zu überstehen hatte, haben mich zu der Person gemacht, die ich heute bin. Eine Menge Leute werden in den Main Roster hochgespült und erleiden dort Schiffbruch. Ich war Teil von drei verschiedenen Developmental-Systemen und diese Erfahrung hat mich auf das, was ich jetzt erlebe, vorbereitet. Zweifel an dem, was ich tue, hatte ich dabei nie.
SPOX: Wie war es für Sie, Teil der ersten NXT-Staffel und vor allem auch des Nexus-Angles zu sein?
Ryback: Das war eine tolle Erfahrung. Ich bin sehr glücklich, Teil der ersten NXT-Staffel gewesen zu sein, meiner Meinung nach war das die beste von allen. Die Möglichkeit, anschließend Teil des Nexus zu sein, in so kurzer Zeit einen so bleibenden Eindruck zu hinterlassen und beim SummerSlam 2010 mein erstes Pay-per-View Main-Event-Match zu bestreiten, war einfach unglaublich. Ich würde davon nichts ungeschehen machen wollen. Es war eine tolle Erfahrung, mit Leuten wie John Cena, Edge, Chris Jericho und Bret Hart, mit dessen Matches ich aufgewachsen bin, im Ring zu stehen.
SPOX: Zwischen dem Nexus und dem Shield bestehen einige Parallelen. Was halten Sie vom Potential Ihrer drei TLC-Gegner Dean Ambrose, Seth Rollins und Roman Reigns?
Ryback: Sie werden es mit Kane, Daniel Bryan und mir zu tun bekommen, auch wenn ihr mir den Shield alleine zum Fraß vorwerfen könntet. Sie werden bei ihrem ersten WWE-Match alle Hände voll zu tun haben, ganz davon zu schweigen, dass es ihr erstes großes PPV-Match sein wird. Ich kenne diese Typen alle ganz genau, sie sind sehr talentierte Athleten und Performer. Aber sie werden nicht an uns vorbei kommen, wir werden sie auffressen, ausspucken und erneut auffressen. Wir verpassen ihnen ihre erste Niederlage, darauf freue ich mich schon. Aber alle Drei haben sehr vielversprechende Karrieren vor sich. Beim Nexus haben wir getan, was wir tun mussten, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, von daher verstehe ich ihr Verhalten. Sie haben sich allerdings den falschen Gegner ausgesucht.
SPOX: Während Ihrer langen Zeit in der WWE mussten Sie einige schwere Rückschläge hinnehmen, darunter drei Operationen im Jahr 2010. Haben Sie während dieser Zeit jemals ans Aufgeben gedacht?
Ryback: Nein, daran habe ich nie ernsthaft gedacht. Die Verletzung habe ich mir kurz nach dem SummerSlam 2010 zugezogen. Während eines Tag-Matches auf Hawaii habe ich mir bei einem außergewöhnlichen Unfall den Knöchel an drei Stellen gebrochen. Ich habe weiter gewrestlet und mein Bein bis rauf zu meinem Knie gebrochen, während ich das Match zu Ende gebracht habe. Ich würde nichts zurück nehmen, weil sich letzten Endes alles zum Guten gewendet hat, aber darauf folgten eineinhalb unglaublich harte Jahre für mich. Ich habe viel Zeit alleine und Stunden um Stunden in der unerbittlichen Reha verbracht. Mehrere Ärzte haben mir damals gesagt, dass Wrestling möglicherweise nie wieder eine Option sein wird. Heute kann ich ihnen sagen: "Oh doch!" Die WWE hat mir die ganze Zeit über zur Seite gestanden und auf meine Genesung gewartet und nun bin ich endlich wieder voll da.
SPOX: Ich habe kürzlich in einem Ihrer Interviews gelesen, dass Sie kein großer Fan Ihres früheren Skip-Sheffield-Gimmicks waren. Stimmt das?
Ryback: Ich bereue die Zeit nicht, es war einfach so, dass Dusty Rhodes wollte, dass ich diese Rolle verkörpere. Sie passte aber nicht zu mir, ich war schon früher Ryback. Das, was ich jetzt mache, tue ich schon seit Jahren. Aber ich musste Skip verkörpern, um es in den Main Roster zu schaffen und von den richtigen Leuten bemerkt zu werden. Zum Glück war ich anschließend in der Lage, diese Rolle recht schnell abzuschütteln, aber ich bereue die Zeit nicht. Hätte ich damals die Wahl gehabt, hätte ich dieses Gimmick nie verkörpert, aber ich sehe es positiv: letztlich hat es sich gelohnt.
SPOX: Denken Sie, Skip Sheffield wäre auch ein Main Eventer geworden?
Ryback: Ich bin überzeugt, ein Main Eventer zu werden, egal in welcher Rolle. Entweder alles oder gar nichts, das ist meine Einstellung in jeder Lebenslage. Von daher sage ich Ja, aber ich bin froh, als Ryback zum Main Eventer geworden zu sein.
SPOX: Wo wir schon beim Thema sind - nach Ihrem Comeback sind sie innerhalb kurzer Zeit von jemandem, der Jobber squasht, zu einem Main Eventer aufgestiegen. Wie sind Sie mit dem Druck umgegangen?
Ryback: Darauf bin ich vorbereitet worden. Ich habe im WWE-Developmental-System gelernt und identifiziere mich seit Tag eins voll mit der WWE. Die schweren Zeiten, die ich durchstehen musste und die Jahre vor meinem Sprung in den Hauptkader haben mich auf das vorbereitet, was ich jetzt erlebe. Ich liebe jede Sekunde davon, denn ich bin da, wo ich hingehöre. Es war großartig, rauszugehen, um einheimische Athleten durch die Gegend zu schmeißen und zu zerstören. Aber es macht natürlich mehr Spaß, das mit anderen Main Eventern zu tun. Ich kann es noch immer nicht ganz glauben und wache jeden Morgen voller Vorfreude auf, weil ich herausfinden will, wen sie mir als nächstes zum Fraß vorwerfen.
SPOX: Die ständigen Goldberg-Vergleiche und -Chants müssen doch gerade am Anfang sehr merkwürdig für Sie gewesen sein, oder?
Ryback: Überhaupt nicht. Schließlich ist es besser, irgendeine Reaktion zu erhalten als gar keine. Ich konnte die Vergleiche nachvollziehen, habe aber nie daran gezweifelt, dass sie auch wieder verschwinden würden. Alles braucht seine Zeit und das WWE-Universe ist sehr loyal zu den Superstars, die vor uns da waren. Goldberg hat seine treuen Anhänger und er hat einige ziemlich unglaubliche Dinge im Wrestling geleistet. Es ist zwar schon Jahre her, aber ich erinnere mich dran, selbst ein Fan gewesen zu sein. Wenn ein neuer Superstar ins Rampenlicht tritt, zieht man Vergleiche, das ist vollkommen normal. Es war meine Aufgabe, mich im Laufe der Zeit als eigenständiger Charakter abzusetzen und das habe ich getan. Ich betrachte das Ganze ausschließlich positiv und es hat mich nie gestört. Aber mittlerweile ist "Feed me more" der angesagte Chant.
SPOX: Genau das wollte ich als nächstes ansprechen. Es muss für Sie doch eine tolle Bestätigung sein, dass die "Feed me more"-Chants die "Goldberg"-Rufe mehr oder minder zum Verklingen gebracht haben. Empfinden Sie das auch als Beleg für Ihre gelungene Arbeit?
Ryback: Es braucht seine Zeit, aber ich freue mich natürlich darüber. "Feed me more" stellt für mich einen Lebensstil dar, da ich sehr ehrgeizig bin und immer mehr will. Ich sage immer: "Mehr ist niemals genug!" Wenn ich Abend für Abend da raus gehe - ob es nun als WWE-Champion oder als World-Heavyweight-Champion sein wird - will ich immer noch mehr. Ich glaube einfach, dass diese Leidenschaft und Energie das sind, was die WWE-Fans sehen wollen und deswegen ist der Chant auch so unglaublich populär geworden.
SPOX: Während NXT wurden Sie als großer Redner gehypt, aber Ryback bekommt bislang nur wenig Promo-Zeit. Was können wir in Zukunft von Ihnen am Mic erwarten?
Ryback: Ich liebe es, am Mikrofon sein zu dürfen, aber es war in der Anfangsphase von Ryback nicht notwendig. In den letzten Wochen lassen sie mich allerdings immer häufiger reden und ich bekomme die Gelegenheit, meine Meinung kundzutun. Was auch immer sie mir ermöglichen, nehme ich mit offenen Armen in Empfang. In den kommenden Monaten werdet ihr Ryback immer häufiger auch am Mikrofon erleben und dann werde ich auch die letzten Zweifler verstummen lassen. Denn ich kann gute Promos abliefern und liebe es zu sprechen, ich brauchte es bislang nur eben nicht.
SPOX: Kommen wir zur letzten Frage - wovon bekommt Ryback am liebsten mehr zum Fraß vorgeworfen?
Ryback: Glaub es oder nicht, aber ich liebe Steak! Steak ist mein Lieblingsessen. Davon abgesehen freue ich mich am meisten drauf, den WWE-Champion-Titel gefüttert zu bekommen. Steak und die WWE-Championship sind für mich das perfekte Menü.
SPOX: Klingt nach einer ziemlich leckeren Kombination.
Ryback: (lacht) Auf jeden Fall!