"Keiner arbeitet härter als John Cena!"

Maurice Kneisel
01. Februar 201410:25
Natalya debütierte am 4. April 2008 bei SmackDown2014 wwe, inc. all rights reserved
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Anlässlich des deutschen Serienstarts von "Total Divas" sprach SPOX mit einer der Teilnehmerinnen, Natalya. Die Queen of Harts über ungewohnte Berühmtheit dank der Reality-TV-Show, ihre legendäre Familie und Kolleginnen wie die Bella Twins, Alicia Fox oder Aksana.

SPOX: Hallo Natalya, zu Anfang wüsste ich gerne: Wie ist das Eheleben?

Natalya: Großartig. Aber eigentlich hat sich gar nicht so viel geändert, außer dass wir ein Blatt Papier unterschrieben haben. Ich habe eine tolle Beziehung mit TJ (WWE Superstar Tyson Kidd, d. Red.), denn wir haben die Übereinkunft getroffen, dass ich immer recht habe - auch wenn ich mal falsch liege (lacht).

SPOX: Bei Total Divas teilen Sie einige Ihrer persönlichsten Momente. Wie fühlt es sich an, wenn Sie die Sendung anschließend sehen?

Natalya: Die Leute fragen mich immer, wie es ist, bei einer Reality Show mitzumachen und die persönlichsten Dinge zu teilen. Für mich ist es eine einmalige Erfahrung und sehr befreiend, ehrlich gesagt. Ich habe dadurch die Gelegenheit, der Welt zu zeigen, wer ich wirklich bin. Einer der besten Aspekte daran, Teil von Total Divas zu sein, ist, dass ich zu all meinen Fehlern stehen kann. Den Großteil meines Lebens musste ich mich perfekt verhalten und allen das Gefühl geben, ich sei perfekt, alles musste immer ganz toll sein, niemals durfte irgendetwas schlecht laufen. Doch irgendwann stellst du einfach fest, dass du eine Lüge lebst und die Leute viel eher eine Beziehung zu dir aufbauen können, wenn du nicht perfekt bist und zeigen kannst, wie dein Leben tatsächlich aussieht. Wir haben eben nicht immer einen tollen Tag, es geht ständig auf und ab, doch diese Widrigkeiten zu überwinden macht dich erst zu der Person, die du wirklich bist. Das ist genauso, wie wenn du jemandem ins Gesicht schaust und die Person hat keine Falten. Was für ein Leben sollen diese Leute denn geführt haben? Weißt Du, es ist wirklich sehr wichtig, Falten zu haben.

SPOX: Was waren Ihre ersten Gedanken, als man Ihnen einen Platz in der Show angeboten hat?

Natalya: Man hat uns alle individuell darauf angesprochen und ich habe es als einmalige Gelegenheit wahrgenommen, denn mir wurde zuvor noch nie etwas Vergleichbares angeboten. Ich war in der WWE immer der Typ Frau, die ausschließlich wrestlete. Deswegen konnte ich es kaum fassen, als man mir diese Möglichkeit anbot. Doch Vince McMahon und Triple H hatten eine Vision und taten sich mit dem (US TV-Sender) E! zusammen, um Total Divas zu kreieren. Ich habe ihnen vertraut und diese Entscheidung bis heute nicht bereut.

SPOX: Inwiefern hilft die Show Ihrer Meinung nach der WWE Divas Division?

Natalya: Die Sendung ist massentauglich und verschafft den Divas mehr Aufmerksamkeit, als sie je zuvor erhalten hat. Ich entstamme einer sehr berühmten Wrestlingfamilie - viele meiner Verwandten waren Superstars in der WWE, mein Großvater war ein Hall of Famer, mein Onkel ist ebenfalls in der Hall of Fame und mein Vater ist ehemaliger Tag Team-Champion - und ich trete seit über fünf Jahren in der WWE an. Doch wenn ich jetzt ein Geschäft, ein Hotel, einen Flughafen oder jeden anderen beliebigen Ort betrete, wissen die Menschen, dass ich Nattie heiße. Früher hätten mich ausschließlich die Leute erkannt, die WWE schauen. Doch da Total Divas auf E! läuft und häufig wiederholt wird, schauen es die Leute auf der ganzen Welt.

SPOX: Also profitieren nicht nur die Divas, sondern die WWE im Ganzen von der Show?

Natalya: Wenn man mal in Raw oder SmackDown reinschaltet, gibt es dort so unglaublich viele verschiedene Charaktere. Doch bei Total Divas sind es nur wir sieben Mädels und unsere Partner, man konzentriert sich also sehr stark auf uns. Wenn jetzt jemand in einem Geschäft auf mich zukommt und zu mir sagt: "Oh mein Gott Nattie, ich liebe die Show!", dann ist das einfach eine andere Form von Berühmtheit, als ich zuvor erlebt habe. Manchmal ist es schon etwas verrückt, so oft erkannt zu werden. Doch es ist auch eine tolle Sache, da die WWE dadurch sogar noch mehr Fans bekommt. Die Zuschauergruppe von Total Divas ist einfach anders, sie besteht überwiegend aus Frauen, die nun eben auch Raw und SmackDown verfolgen, weil sie die Show lieben. Wir verschaffen der WWE dadurch eine neue Zuschauerschicht und das macht mich stolz.

SPOX: Kommen wir zu Ihrer Arbeit im Ring. Kürzlich haben Sie bei NXT mit Paige und Emma gearbeitet. Was macht Ihnen mehr Spaß - die Arbeit mit den Divas im Hauptkader, oder mit den Divas bei NXT? SPOX

Natalya: Um ehrlich zu sein - nicht, dass ich Dich bislang angelogen hätte (lacht) - liebe ich es, mit jeder zu arbeiten, die den Antrieb hat und es wirklich schaffen will. Man muss nicht Divas-Championesse sein, um so zu empfinden. Ich habe kein Verständnis für Menschen, die sich einfach mit ihrer Rolle zufrieden geben. Nur weil du die Divas-Championesse bist, bedeutet das nicht, dass du nicht weiter lernen, an dir arbeiten und dich selbst fordern musst. Ich habe festgestellt, dass die Arbeit mit Leuten, die noch etwas lernen und sich weiterentwickeln wollen, mir alles bedeutet. Denn obwohl ich nun schon seit über einer Dekade aktiv bin, will ich mich selbst auch stetig weiter verbessern. Ich mag eine der Veteraninnen in der WWE sein, aber ich gebe mich mit nichts zufrieden. Schau dir die größten Kampfsportler der Welt an, wie Muhammad Ali, Shawn Michaels, Bret Hart, Triple H oder John Cena beispielsweise, und du erkennst, dass es niemals ausreicht, nur so gut zu sein, wie du gestern warst. Man muss ständig wachsen, sich entwickeln und mehr wollen. Die Mädels bei NXT haben zwar teilweise sehr witzige Persönlichkeiten, aber sie sind auch hungrig und wollen gefordert werden. Dafür müssen sie nicht notwendigerweise einen Titel mit sich herumtragen, auch wenn Paige natürlich großartig ist, ich habe es sehr genossen, mit ihr zu arbeiten. Wenn der Ringgong läutet, wollen sie einfach nur loslegen. Und ich bin zwar eine Diva, die es liebt, in feinen Schuhen und einem teuren Kleid rumzulaufen, aber wenn es darum geht, in den Ring zu steigen, dann sollte mein Gegenüber bereit sein, alles zu geben. Denn es wird ein Krieg und ich erwarte nicht weniger als Exzellenz.

SPOX: Könnten Sie ein paar Namen nennen, in denen Sie besonderes Potential sehen?

Natalya: Die Bella Twins werden von vielen Leuten als Models abgetan, aber sie bringen es im Ring. Ich habe bei ihnen in den letzten sechs Monaten eine enorme Entwicklung beobachtet. Sie stehen schon vor den Shows immer im Ring, weil sie lernen und sich selbst fordern wollen, genau wie ich. Das schätze ich an ihnen, ebenso wie an Alicia Fox und Aksana.

Seite 2: Natalya über die NXT-Talente und ihre legendäre Wrestlingfamilie

SPOX: Sie haben ein paar Namen aus dem Hauptkader genannt. Wie steht es um die vielen Talente bei NXT, die Sie in den letzten Wochen intensiv beobachten konnten?

Natalya: Das ist schwierig, denn wenn du mit dem Finger auf jemanden zeigst und sagst: "Das wird der nächste große Star", rächt es sich häufig. Ich denke, dass es auch sehr wichtig ist, beharrlich zu sein, denn häufig schaffen es gerade die Leute, die vorher niemand auf dem Zettel hatte. Ich mag Adrian Neville sehr, er ist als Highflyer sehr unterhaltsam, arbeitet hart und sticht einfach hervor. Er ist eine moderne Version von Dynamite Kid. Bei den Mädels hört man viel über Paige und Emma, aber ich habe es auch sehr genossen, mit Bayley zu arbeiten. Sie ist eine Außenseiterin, die trotzdem jeder mag, denn sie arbeitet hart und versteht, dass sie sich nicht nur auf ihr außergewöhnliches Gimmick verlassen kann. Es gibt nichts Schlimmeres als jemanden, der sich auf seinen Lorbeeren ausruht, weil er denkt, sein Charakter wird ausreichen, um ihn nach vorne zu bringen. Bayley gibt im Ring immer alles, das Gleiche gilt für Sasha Banks.

SPOX: Sie achten also besonders auf die Arbeitseinstellung der Talente?

Natalya: Es geht einfach darum, wie du dich selbst darstellst, nicht darum, ob du gerade die Divas-Championship hälst. Den Titel kannst du von einem Moment auf den anderen verlieren, aber wie du dich gibst, bestimmt, ob du ein Champion und ein Star bist oder nicht. Denk nur an jemanden wie Shawn Michaels, der mit vielen anderen verglichen wurde. Er war nicht so oft Champion wie Ric Flair, aber er hatte während seiner gesamten Karriere das Herz eines Champions. Und dann schaust du dir Flair an, der seine gesamte Karriere über hart gearbeitet und lange Matches gezeigt hat; es geht einfach um die Arbeitseinstellung, denn diese inspiriert mich und sorgt dafür, dass ich mich ständig verbessern will. SPOX

SPOX: Sie haben Ihre Herkunft schon angesprochen. Wie war es für Sie, in einer der legendärsten Wrestingfamilien aufzuwachsen?

Natalya: Meine Familie war mir immer sehr wichtig, ebenso wie Traditionen und Geschichte. Mein Großvater hat mich gelehrt, dass man Größe nur durch harte Arbeit erlangen kann. Wenn ich sehe, wie jemand immer wieder das Gleiche zeigt, treibt mich das umso mehr dazu an, an meiner Arbeitseinstellung festzuhalten. Ein John Cena beispielsweise geht jedes Match so an, als wäre es sein erster Tag. Er wird zwar häufig kritisiert, aber ich weiß nicht, ob es irgendjemanden gibt, der im und außerhalb des Rings härter arbeitet. Meine Familie war stets sehr ähnlich. Ob nun meine Onkel Bret, Owen und der British Bulldog, mein Vater Jim The Anvil Neidhart oder mein Großvater Stu Hart - sie alle waren immer sehr stolz auf ihre Arbeitseinstellung, denn es gibt einfach keinen Ersatz für harte Arbeit.

SPOX: Sie sprechen die stolze Geschichte des Wrestlings an. Kürzlich ist traurigerweise eine der größten Legenden des Damenwrestlings verstorben, Mae Young. Wie gut kannten Sie Mae und hat sie Sie beeinflusst?

Natalya: Natürlich, ich hatte sogar eine sehr enge Beziehung zu ihr. Mae hat mir viel über ihre Vergangenheit erzählt und über Matches gegen Frauen, von denen viele Leute aus unserer Generation nie gehört haben, wie Mildred Burke. Wir haben tolle Erinnerungen miteinander geteilt und viel über meinen Großvater gesprochen, dem sie sehr nahe stand. Wir hatten eine gute Verbindung und ich habe es geliebt, Zeit mit ihr zu verbringen und stundenlang zu reden. Ich habe zu ihr aufgesehen, denn sie war nicht nur eine Pionierin, die das Wrestling geliebt hat, sondern auch einfach eine tolle Persönlichkeit.

SPOX: Zum Abschluss wüsste ich noch gerne, wie Ihre Pläne für die Zukunft aussehen und ob wir Sie bald mal wieder in einem Titelmatch sehen werden - vielleicht ja schon bei WrestleMania 30?

Natalya: Ich freue mich schon darauf, wieder Divas-Championesse zu sein und werde den Titel mit Stolz tragen! Als ich zum ersten Mal Champion war, habe ich stets sichergestellt, den Gürtel sowohl in als auch außerhalb des Rings stets in höchsten Ehren zu halten, so wie es mein Vater und Mae Young getan haben und es heute Leute wie John Cena oder CM Punk tun. Diese Leute hören niemals auf, ihr absolut Bestes zu geben, egal ob sie verletzt sind oder sich mit etwas anderem rumschlagen müssen. Ich werde wieder die Divas-Championesse sein und das Niveau auf eine Weise heben, wie es noch niemandem zuvor gelungen ist. Es geht nicht um die Quantität deiner Titelregentschaften, sondern um die Qualität und das, was du dabei geleistet hast. Du musst einfach immer das absolute Maximum ausreizen und dich niemals mit weniger zufrieden geben oder hinter anderen verstecken. Wenn du mit mir im Ring stehst, solltest du besser deine Bestleistung abrufen, denn ansonsten werde ich dich auf jede erdenkliche Weise attackieren und bei lebendigem Leibe auffressen.

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