Reigns, Lesnar oder Japan-Invasion?

Maurice KneiselMarcus Hinselmann
23. Januar 201610:19
Im Royal Rumble treten 30 Wrestler gegeneinander an2016 wwe, inc. all rights reserved
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Beim Royal Rumble (Sonntagnacht ab 1 Uhr im User-Talk) geht es in diesem Jahr nicht nur um den üblichen Spot im Main Event von WrestleMania, sondern um den WWE World Heavyweight-Titel. Roman Reigns muss sich dabei unter anderem Brock Lesnar und der Wyatt Family stellen. Zuvor verteidigt Dean Ambrose seine Intercontinental Championship gegen Kevin Owens. Die SPOX-Tipps.

Darren Young & Damien Sandow vs. The Dudley Boyz vs. The Ascension vs. Mark Henry & Jack Swagger (Fatal 4-Way Kickoff Match to qualify for the Royal Rumble Match)

Marcus Hinselmann: Das ist ja mal ein "hochklassiges" Kickoff-Match! Fünfzig Prozent der teilnehmenden Duos besitzen sogar eine gemeinsame Tag Team-Geschichte. Eine famose Quote, ganz ehrlich. Uninteressanter kann der PPV kaum beginnen. Schade auch, dass Worker wie Sandow oder Swagger nicht im Rumble-Match vertreten sein werden. Gewinnen werden hier sicher die Dudley Boyz. Aber was ist eigentlich mit den Prime Time Players passiert?

Maurice Kneisel: Man will Titus solo pushen und hat erkannt, dass Darren Young leider null Charisma hat? Selbst das ist aber keine Erklärung für dieses "Team" mit Damien Sandow, der mal Vinces Mutter angefahren haben muss oder ähnliches - anders ist seine Darstellung in den letzten Jahren einfach nicht erklärbar.

Ich muss dir leider zustimmen, diese Ansetzung ist an Schwachsinn kaum zu übertreffen. Persönlich hoffe ich noch, dass Swagger & Henry den Sieg einfahren dürfen... oder die Ascension... oder sogar Young & Sandow!? Aber die Dudleys werden ohnehin in den Rumble einziehen.

WWE Tag Team Champions The New Day vs. The Usos

Kneisel: Das Wichtigste vorweg: R.I.P. Francesca. Die WWE fährt seit einigen Wochen die Präsenz des New Day zurück, damit die Fans den Stable nicht so bald überhaben. Soweit nachvollziehbar. Leider geben sie den Jungs aber derzeit generell wenig, womit sich arbeiten lässt - und sie holen noch das Bestmögliche raus. Die Fehde gegen die Usos fand im letzten Monat kaum statt, und so erwartet uns hier "nur" ein im Zweifel gutes Match zwischen den derzeit besten Tag Teams im Main Roster. Ich tippe darauf, dass die WWE das Rennen mal wieder auflockern will und den Titel zu den Usos wandern lässt.

Hinselmann: Wie die WWE mit ihren Top Teams umgeht, ist wirklich fast so tragisch wie Francescas Ende. Natürlich wäre ein New Day Overkill auf Dauer wahrscheinlich nur schwer erträglich, aber uns eine solche Top-Paarung wie Usos vs. New Day ohne jeglichen annehmbaren Aufbau aufzutischen, ist eine Sauerei. Nichtsdestotrotz wird es sicherlich ein Match der attraktiveren Sorte.

High Flying, Team-Moves, Comedy und krasse Spots werden wir sehen. Gäbe es nicht den schwachen Aufbau, hätte man alles zusammen, was die Division benötigt. Leider versaut die kaum vorhandene Fehde die Vorfreude gehörig, und mittlerweile ist es auch schon unerheblich, wer den Titel gewinnt, da er sowieso maximal unterrepräsentiert wird. Dennoch tippe und hoffe ich auf eine Titelverteidigung von The New Day.

Divas Champion Charlotte vs. Becky Lynch

Hinselmann: Becky Lynch überzeugt mich größtenteils mit ihrer Leistung. Während Charlotte seit ihrem Debut von Woche zu Woche uninteressanter wirkt, blüht ihr Gegenpart mehr und mehr auf. Ich kann absolut nicht nachvollziehen, dass man Charlotte so sehr hinter ihrem Vater stehen lässt.

Es ist doch offensichtlich, dass dies ihrer Entwicklung langfristig nicht sonderlich helfen wird. Dadurch wird sie nur noch mehr als Ric Flairs Girl dargestellt. Wenn sie nicht bald gegen ihn turnt, sehe ich trotz ihrer Skills vorerst eher schwarz. Da Becky aber nicht das Standing (wenn man davon beim Diven Titel reden kann) hat, um den Gürtel einzusacken, rechne ich mit einer dreckigen Titelverteidigung - eben Flair Style - von Charlotte. Ich hoffe dabei aber, ein ansehnliches Match zu sehen.

Kneisel: Bei NXT wurde Charlotte nach anfänglichen Schwierigkeiten deutlich sinnvoller dargestellt. Sie war gefühlt Tweener, kam einfach rein, fertigte ihre Gegnerinnen ab und ging wieder. Das lag ihr, da das Charisma ihres Vaters, wenn überhaupt, auf ihren Bruder David übergegangen ist, aber definitive nicht auf sie. Da man sich im Main Roster mehr auf ihre nur bedingt vorhandene Ausstrahlung konzentriert als auf ihr Können im Ring, werden ihre Schwächen überdeutlich.

Sie durch ihren Vater zu schützen, funktioniert aufgrund seines alles überstrahlenden Charismas einfach nicht, und so wirkt sie als Champ zunehmend unglaubwürdiger. Becky Lynch hingegen profitiert als einzige der drei Horsewomen vom Sprung in den Main Roster, da sie bei NXT vergleichsweise schwach gebookt wurde und nun stärker aus der Masse heraussticht.

Entsprechend hätte sie den Titel durchaus verdient - wird aber lediglich mit einem DQ-Sieg aus dem PPV gehen. Ich tippe darauf, dass Paige sich einmischt und die Flairs dadurch mit ihren miesen Tricks dieses Mal nicht durchkommen.

United States Champion Alberto del Rio vs. Kalisto

Kneisel: Kalisto war - geht man vom Zeitpunkt der Tapings aus - gerade mal einen Tag lang US Champ. Schade, denn den Titelgewinn hatte er sich nach seinen starken Leistungen in den letzten Wochen und Monaten durchaus verdient. Alberto hingegen kann auch in der immer belangloser und lächerlicher wirkenden League of Nations nicht glänzen.

Immerhin waren seine Leistungen im Ring in letzter Zeit wieder besser, auch wenn sich gegen Kalisto erneut der ein oder andere Botch eingeschlichen hat. Sinn macht das Booking mit dem Hin- und Her-Wechsel für mich nur bedingt. Ich gehe von einem DQ-Sieg für Kalisto aus, den Titel bekommt er vorerst nicht wieder. Oder, Marcus?

Hinselmann: Irgendwie ist die Lage um den US Titel wirklich merkwürdig. Man kann aber nicht abstreiten, dass die beiden Titelwechsel ziemliche Schocker waren. Gerade für Kalisto habe ich mich riesig gefreut. Seine Präsenz im Titelrennen hat dem US-Title auch frischen Wind gegeben. Die Lage von del Rio sehe ich genauso wie du. Er ist absolut nicht überzeugend und gliedert sich damit perfekt in die League of Nations ein.

Ich hätte mich wirklich gefreut, wenn Kalisto den Titel ein wenig länger hätte tragen dürfen. So gehe ich aber davon aus, dass Alberto del Rio mit der Hilfe seiner Buddies das Match für sich entscheiden wird.

Intercontinental Champion Dean Ambrose vs. Kevin Owens (Last Man Standing Match)

Hinselmann: Auch wenn hier zwei absolute Könner aufeinander treffen, konnte die Fehde mich bisher nicht in ihren Bann reißen. Dies ist eine wirkliche Enttäuschung, liegt aber weniger an den beiden Kontrahenten, als am Aufbau und der doch dürftigen Fehdenzeit, welche sie wöchentlich erhalten.

Dass das Match eine Stipulation erhält ist ganz nett, aber soweit fortgeschritten sehe ich die Entwicklung der Fehde eigentlich nicht. Dennoch kann ein Last Man Standing Match, trotz der nervigen ständigen "Nine-Count-Attacken", höchstinteressant werden. Ein paar intensive und krasse Spots werden wir sicherlich bewundern dürfen. Schlussendlich rechne ich mit einem Sieg von Dean Ambrose und hoffe, dass man große Pläne für Kevin Owens auf seiner ersten Road to WrestleMania hat.

Kneisel: Das Traurige ist, dass die Fehde schon eine Weile läuft, wenn auch gefühlt nur nebenher und mit unzähligen Unterbrechungen. Ein Gimmick-Match ist insofern schon angebracht, aber du hast absolut Recht: man hat hier enorm viel Potential verschenkt. Dean vs. KO sollte eine Top-Fehde sein, die direkt hinter dem Main-Title-Rennen abläuft und im Idealfall einen oder beide Männer in den kommenden Monaten Richtung Main Event katapultiert.

Doch wieder einmal wird deutlich, dass die Writer sich nicht auf die Midcard-Titel konzentrieren (dürfen), wodurch solche Fehden leider völlig untergehen. Das wenige, was man gesehen hat, konnte immerhin überzeugen, nämlich ein endlich wieder entschlossen und gnadenlos dargestellter Owens. Würde man ihn auch Sonntagnacht konsequent so darstellen, müsste er sich in dieser Matchart den Titel zurückholen, doch damit rechne ich nicht. Es wird ein unterhaltsames Match, und am Ende verteidigt Dean Ambrose.

2016 Royal Rumble Match for the WWE World Heavyweight Championship

Kneisel: Zunächst das Positive: es ist das erste Rumble-Match seit vielen Jahren, bei dem man vorab nicht hundertprozentig sicher sein kann, wer gewinnt. Spätestens durch die Hereinnahme von Brock Lesnar hat man tatsächlich für Spannung gesorgt, denn wer soll das Beast eliminieren?

Zuletzt wurde die Wyatt Family verdammt stark dargestellt, aber das galt für Bray bereits im letzten Jahr - wohin das geführt hat, wissen wir alle. Ich gehe davon aus, dass man sich dieses Jahr auf Braun Strowman konzentrieren wird, bis er kurz vor Ende von den Brothers in Arms mit vereinten Kräften eliminiert wird. Kommen wir zu den Favoriten: Mögliches AJ Styles-Debüt hin oder her, für den Sieg kommen aus meiner Sicht nur Roman Reigns, Lesnar und Triple H in Frage.

Da Roman als Nummer Eins in das Match startet, gehe ich davon aus, dass er als letzter eliminiert wird und den Titel an seinen WrestleMania-Gegner abgibt, um ihn sich dann beim Grandaddy zurück zu holen. Da es zuletzt zudem so wirkte, als wolle man ernsthaft Brock vs. Wyatts aufbauen, gehe ich davon aus, dass Bray und Braun das Biest gemeinsam rauswerfen, Triple H als Nummer 30 (oder sogar 31) reinkommt und sich selbst zum 14-fachen World Champion krönt. Verschenktes Potential, aber die wahrscheinlichste Variante, oder?

Hinselmann: Wenn ich ehrlich bin, fände ich das HHH als Champ-Szenario ziemlich attraktiv und eine gute, wenn nicht sogar eine der besten möglichen Lösungen. Wie du schon richtig sagst, ist die Stärke des diesjährigen Rumbles der Fakt, dass der Sieger nicht schon vorher in Stein gemeißelt ist.

Im Endeffekt kann ich mir auch eine absolute Überraschung a la Finn Bálor, Dolph Ziggler oder Kevin Owens als Gewinner vorstellen. Man hat anschließend ja noch Fastlane, um den Titel in "große" Hände zu legen. Ein Schocker wäre es, und vollkommen abwegig erscheint es dieses Jahr auch nicht. Neben dem Siegertipp ist die wichtigste Frage aber wieder einmal die nach den Überraschungsgästen. Ein wenig NXT? Hoffentlich! Ein bisschen AJ Styles? Bitte unbedingt! Alles erscheint möglich. Daniel Bryan wäre der absolute Königsmoment.

Leider baut man beim Rumble schon historisch zu viel Hoffnung auf, die dann bei Nummer 30 in der Kombination mit dem Namen Big Show in riesige Enttäuschung umschlägt. Wer gewinnt nun aber? Lesnar? HHH? Roman Reigns? Ein anderer? Ich bin mir hochgradig unsicher. Reigns ist mit Blick auf die Road to WrestleMania eine langweilige, HHH die offensichtlichste Wahl. Mit dem aberwitzigen Gerücht um Strowman vs. Lesnar bei WrestleMania im Hinterkopf fällt das Beast raus. Das Herz sagt Kevin Owens, der Verstand Roman Reigns.

Fazit

Hinselmann: Wie jedes Jahr verkommt die Card neben dem eigentlichen Rumble-Match zum schmückenden Beiwerk. Dass dieses Jahr der Titel in der Battle Royal auf dem Spiel steht, ist interessant und lässt die Road to WrestleMania ein weniger variabler erscheinen. Man kann nur hoffen, dass das Rumble-Match nach Jahren der wiederkehrenden Enttäuschungen mal wieder dem vorher aufgebauten Hype gerecht wird und zeigt, weshalb es mal mein meisterwartetes Match des Jahres war.

Die Voraussetzungen sind durch eine potentielle New Japan-"Invasion" und ein ungewisses Ende nicht schlecht. Das Last Man Standing Match kann außerdem ein Leckerbissen werden. Ansonsten sorgen die Tag Team- und Diven-Matches noch ein wenig für Interesse.

Der Rest wird getrost in die Kategorie "Am Dienstag vergessen" eingeordnet. Der Royal Rumble lebt von seinen Überraschungen wie kaum ein anderer PPV. AJ Styles, Triple H, Finn Balor oder gar Daniel Bryan? Die Chancen, am Ende wieder enttäuscht zu sein, sind bei solchen Namen immens hoch. Ich hoffe das Beste und gehe mit ungewöhnlich minimaler Vorfreude in meinen ehemaligen Lieblings-PPV.

Kneisel: Dem schließe ich mich an - wir sollten hier die Erwartungen möglichst niedrig halten, was nach den Ausgaben der letzten Jahre auch mehr als angebracht ist. Ich gehe definitiv nicht von einer NJPW-Invasion aus, sondern höchstens von einem AJ Styles-Debüt. Machine Gun Karl Anderson und Doc Gallows haben aus WWE-Sicht nicht das Standing, um gleich in den Main Roster gepusht zu werden, ganz davon abgesehen, dass Andersons Vertrag, ebenso wie der von Shinsuke Nakamura, noch nicht ausgelaufen ist.

Bei Bryan bin ich äußerst zwiegespalten; gefühlt will die WWE ihn nicht zurückbringen nach seiner letzten Gehirnerschütterung. Andererseits könnten die unzähligen Meldungen zu seinem Gesundheitszustand auch feinster Smokescreen sein und das Goatface taucht tatsächlich im Rumble auf. Auch hier gilt allerdings: die Erwartungen niedrig halten!

So oder so, das ehemals beste Gimmick-Match der WWE ist endlich mal wieder nicht komplett vorhersehbar, zudem hat man mit Ambrose vs. Owens und New Day vs. Usos zwei Matches auf der Card, die garantiert gut werden. Entsprechend freue ich mich auf den Rumble - und werde natürlich trotz besseren Wissens wieder in feinster Mark-Manier auf viele tolle Überraschungen hoffen.