Bei No Mercy im Golden 1 Center von Sacramento setzte sich WWE World Champion AJ Styles nach kontroversem Finish im Three-Way gegen John Cena und Dean Ambrose durch. Dolph Ziggler sicherte sich in einem Match, in dem seine Karriere auf dem Spiel stand, die Intercontinental Championship von The Miz und Bray Wyatt besiegte Randy Orton durch Eingreifen des zurückkehrenden Luke Harper.
American Alpha & Hype Bros vs. The Ascension & The Vaudevillains (Kickoff Match)
Sieger: American Alpha & Hype Bros durch Grand Amplitude gegen Aiden English. In einem kurzfristig angesetzten Filler-Match, ohne größeren Sinn, fuhren die Faces erwartungsgemäß den Sieg ein.
Hier wurde niemand sonderlich nach vorne gebracht, sondern lediglich das bisherige Standing der Teams bestätigt: American Alpha als aufstrebendes Duo durften das Pin holen, die Hype Bros haben immernoch ein besseres Standing als sämtliche Heel-Teams - mit Ausnahme der Usos. Die Vaudevillains sind weiterhin das Jobber-Team des Blue Brand.
WWE World Champion AJ Styles vs. Dean Ambrose vs. John Cena
Sieger und weiterhin WWE World Champion: AJ Styles nach einem Chairshot gegen John Cena. Ein fantastisches Match endete mit einem fragwürdigen Finish. Zunächst tappte Styles in einer Kombination aus Calf Crusher durch Ambrose und STF durch Cena.
Nachdem Referee Mike Chioda den beiden Herausforderern erklärt hatte, dass das Match so nicht enden könne, gingen diese weiter aufeinander los. Cena schaltete Ambrose per Avalanche Attitude Adjustment aus, nur um von Styles überrascht zu werden.
Alle drei Männer zeigten eine fantastische Chemie miteinander und packten einige Dreier-Moves aus, die man so nur selten oder noch nie zuvor gesehen hatte. Prinzipiell ist auch am Booking wenig auszusetzen: AJ war letztlich der Klügere, Ambrose kickte nach einem AA aus und wurde insgesamt stark dargestellt.
Cena dominierte teilweise beide parallel mit seiner Kraft und wurde letztlich gepinnt, was Sinn macht, da er erneut pausieren wird. Dean sollte nun sein versprochenes One-on-One-Re-Match gegen Styles erhalten, das hier gut weiter aufgebaut wurde. Einzig die Entscheidung, Styles ein Match gewinnen zu lassen, das er zuvor bereits aktiv verloren hatte, mutet reichlich merkwürdig an.
Carmella vs. Nikki Bella
Siegerin: Nikki Bella nach der Rack Attack 2.0. Die Frage lautet: Was will man mit dieser Fehde erreichen? Carmella hielt Nikki lange im Code of Silence, doch diese schaffte es trotz ihrer Nackenprobleme ins Seil - so stärkt man den Finisher der Princess of Staten Island definitiv nicht.
Da Nikki anschließend "aus dem Nichts" den TKO zum Sieg auspackte, macht es Sinn, diese Fehde noch einen Monat länger zu ziehen. Hier sollte Carmella aber den Fehdensieg einfahren, denn Nikki bringt ein Erfolg nur wenig, solange Becky Lynch den Titel hält.
SmackDown Tag Team Champions Heath Slater & Rhyno vs. The Usos
Sieger und weiterhin SmackDown Tag Team Champions: Heath Slater & Rhyno nach dem Gore durch Rhyno gegen Jey Uso. Einmal mehr durften Beauty and the Manbeast den Sieg einfahren, ein Erfolg, den sie sich absolut verdient haben.
Ähnlich wie beim vorangegangen Frauenmatch, muss man sich allerdings auch hier fragen, wo die Verantwortlichen mit den frischgeturnten Heels hinwollen? Der Effekt bei den Usos ist gefühlt schon verpufft, sie haben erneut clean verloren und die WWE scheint nicht nur in Bezug auf ihre Outfits nicht zu wissen, wo sie mit den Brüdern hin will.
Ein brutaler Angriff auf die Champs beim nächsten SmackDown, der das nächste Titelmatch und den Titelwechsel einleitet, wäre dringend nötig, um Jimmy & Jey nach vorne zu bringen. Oder aber man hält an Slater & Rhyno längerfristig als Top-Team fest. Dann allerdings drohen die Usos, wie im Vorjahr, erneut auf der Strecke zu bleiben.
Jack Swagger vs. Baron Corbin
Sieger: Baron Corbin nach dem End of Days. Swagger wurde stark dargestellt, Corbin legte sich, wie gewohnt, mit dem Referee an und nutzte am Ende einen Griff ins Auge, um seinen Finisher durchzubringen. Wenig Überraschendes mit ebenso wenig Bedeutung, das Ergebnis war die einzig richtige Entscheidung.
Jack wurde zum blauen Brand geholt, um aufstrebende Wrestler nach vorne zu bringen, und genau das hat er hier gemacht. Die Fehde sollte damit enden, maximal wird Corbin in einer Wochenshow noch einen weiteren Sieg einfahren dürfen, um die fragwürdige Submission-Niederlage der letzten SD-Ausgabe vergessen zu machen. Anschließend würde sich ein Push Richtung IC-Titel anbieten.
Intercontinental Champion The Miz vs. Dolph Ziggler (Ziggler muss bei einer Niederlage seine Karriere beenden)
Sieger und neuer Intercontinental Champion: Dolph Ziggler nach einem Superkick. Vor dem Match legte The Miz sich einmal mehr mit Daniel Bryan an. Im Match griff er erneut mehrere Moves des Goatface auf, wie die Dropkick-Serie in die Ecke, die Yes-Kicks und Daniels Surfboard-Variante inklusive Yes-Taunt.
Ansonsten lief das Match wie gewohnt: Dolph wurde ausgiebig verprügelt und kam in bester Underdog-Manier immer wieder zurück, Miz versuchte es ein ums andere Mal mit dreckigen Tricks.
Das weitere Booking wirkte wie ein Best Of der letzten Monate: Ziggler konnte trotz des Zig Zag nicht gewinnen, Maryse sprühte ihm wieder Haarspray in die Augen - doch dieses Mal reichte es für ihren Ehemann nicht zum Sieg. Zur Krönung rief sie Kenny und Mickey von der Spirit Squad zum Ring, doch selbst nach deren Ablenkung reichte das Skull Crushing Finale nicht zur Entscheidung.
Dolphs Resiliancy wurde in einem Match, in dem es - ähnlich wie bei den Survivor Series 2014 - um alles ging, in den Mittelpunkt gerückt. Würde er nun endlich einmal konsequent und längerfristig stark dargestellt, hätte man hier alles richtig gemacht - es wäre allerdings das erste Mal. Wichtig wäre zudem, Miz weiter relevant zu halten, denn das hat er sich nach seinen fantastischen Leistungen der letzten Zeit redlich verdient.
Naomi vs. Alexa Bliss
Siegerin: Naomi nach einem Konter gegen den Cross Armbreaker. Was soll man dazu sagen? Becky Lynch fällt verletzungsbedingt aus und Bliss verliert dadurch nicht nur ihr Titelmatch, sondern zur Krönung noch ein kurzes Match gegen Naomi.
Somit hat SmackDown aktuell keine stark wirkende Heel-Frau mehr im Kader, ein Booking, das keinen Sinn macht. Das Finish mit missglücktem Arm Drag, einem schwach aussehenden Cross Armbreaker und gebotchtem Rollup krönten diesen Fehlgriff.
Randy Orton vs. Bray Wyatt
Sieger: Bray Wyatt per Sister Abigail, nachdem Luke Harper plötzlich im Ring stand und Orton ablenkte. Endlich! Endlich durfte Wyatt mal wieder ein PPV-Match gewinnen.
Dass dies nicht clean erfolgte, war angesichts seines Bookings leider selbstverständlich und mit Harpers Comeback hat man sich für die einzig logische und sinnvolle Variante entschieden. Nach Erick Rowans Verletzung hatte man - Call-ups außen vor - keine andere Option mehr, die man dem Eater of Worlds zur Seite hätte stellen können. Zudem wäre Harper bei Raw, wo er laut Gerüchten landen sollte, in dem extrem stark besetzten Kader im Zweifel untergegangen.
Für Bray war dieser Sieg überfällig und gegen einen Superstar vom Kaliber eines Randy Orton zudem unglaublich wichtig, wenn man ihn doch noch mal Richtung Main Event pushen will. Die Fehde hatte einen guten und intensiven Aufbau und wird definitiv - nun unter Einbindung Harpers - weitergehen und sich hoffentlich noch steigern.
Allerdings spricht dieser Erfolg auch dafür, dass der nächste Sieg an die Viper gehen wird. Selbst wenn man Orton letztlich die Fehde gewinnen lässt, muss das Ziel hier sein, auch Wyatt endlich voranzubringen.
Fazit:
Das Unwichtigste zuerst: Curt Hawkins' Comeback-Match fand nicht statt. Stattdessen kam er während des Kickoff-Panels raus, um zu erklären, dass er bei SmackDown am Dienstag sein Comeback feiern wird. Dies war der würdige Auftakt zu einem PPV, der von fragwürdigen Booking-Entscheidungen überschattet wurde.
Spannend wird zu sehen sein, ob die Entscheidung, das Titelmatch zum Opener zu machen und die Show mit Wyatt vs. Orton zu beenden, sich bezahlt machen oder rächen wird. Für viele Fans war der Three-Way mit Sicherheit das Hauptargument für No Mercy und so könnten die Einschaltquoten im Anschluss ordentlich abgesackt sein.
Beim IC-Match und Wyatt vs. Orton holte man das Bestmögliche raus, ein Abgang Zigglers war, trotz der im Internet gestreuten Gerüchte, ähnlich unwahrscheinlich wie ein cleaner Sieg für Bray. Die cleanen Niederlagen der Usos sowie der Ascension und Vaudevillains lassen - ähnlich wie bei den Frauen nach den Schlappen für Carmella und Alexa - geschwächte Heels zurück.
Beide Divisions sind zwar auf dem Papier attraktiv besetzt, doch muss man dringend in den kommenden Monaten die Kurve bekommen, denn Stand jetzt hat man keine glaubwürdigen Heel-Herausforderer mehr in der Hinterhand. Aufgrund von Styles' Tapping könnte man auch das WWE-World-Title-Match kritisch hinterfragen, doch da dies in Form zweier parallel angesetzter Submission Holds erfolgte und AJ letztlich den Sieg in einem tollen Match holte, überwiegt die Begeisterung.
Gemäß des Aufbaus kann man mit Styles vs. Ambrose in die nächsten Monate gehen und sich auf weitere starke Matches freuen. Nichtsdestotrotz fiel No Mercy im Vergleich zu Backlash deutlich ab und die WWE hat nach Clash of Champions einen weiteren bestenfalls als durchwachsen zu bezeichnenden PPV hingelegt.