Payback wartete im SAP Center von San Jose, Kalifornien mit einigen handfesten Überraschungen auf: Zunächst verlor Kevin Owens seine United States Championship nach nur einem Monat wieder an Chris Jericho, der somit zu SmackDown wechselt, während KO doch bei Raw bleibt. Alexa Bliss nahm Bayley die Raw Women's Championship ab, Bray Wyatt triumphierte im House of Horrors-Match über Randy Orton und Braun Strowman beendete den Abend mit einem Sieg über Roman Reigns.
Enzo Amore & Big Cass vs. Luke Gallows & Karl Anderson (Kickoff Match)
Sieger: Enzo Amore & Big Cass nach einem Roll-up von Amore an Gallows. Die Faces setzten sich in einem bedeutungslosen Match, das bereits eine Wiederauflage der früheren Fehde beider Teams war, durch. Dieses Match ist Beleg dafür, wie dünn die Raw Tag-Division besetzt ist, ein weiterer Titleshot für Enzo&Cass erscheint ebenso wahrscheinlich, wie dass diese Rivalität aus Mangel an Alternativen fortgeführt wird.
Bei MizTV machte Miz sich erwartungsgemäß über Finn Bálor lustig, indem er seinen Entrance imitierte und ihn als zu klein sowie als jemanden, der mit dem Herz statt dem Hirn kämpfe, bezeichnete. Ebenso erwartungsgemäß war, dass er sich dafür eine kräftige Abreibung vom Iren einfing, die zu einer Übergangsfehde führen wird, bevor Finn sich im Sommer Bray Wyatt stellen wird.
United States Champion Kevin Owens vs. Chris Jericho
Sieger & neuer United States Champion: Chris Jericho, nachdem Owens in den Walls of Jericho abklopfte. Mit diesem Ergebnis steht fest, dass Jericho zu SmackDown wechselt, während Owens doch bei Raw bleibt. Diese Entscheidung erscheint besonders fragwürdig, da der nun zweifache US-Champ bereits angekündigt hatte, demnächst mit seiner Band Fozzy auf Tour zu gehen und voraussichtlich wieder für längere Zeit zu pausieren.
Die Verantwortlichen hatten sich mit dieser Entscheidung beim Superstar Shakeup ein Hintertürchen offengehalten, auf das sie nun tatsächlich zurückgegriffen haben. Entsprechend dünn besetzt ist die Heel-Division des Blue Brand, in der neben dem zukünftig für seine Fehde gegen Shinsuke Nakamura erneut turnenden AJ Styles lediglich der frisch gepushte Jinder Mahal und Baron Corbin sowie der derzeit verletzte Rusev hervorstechen.
Für diese Leute ist das Ergebnis selbstverständlich eine große Chance, gleichzeitig muss man sich aber fragen, ob es wirklich nötig war, 1. Wyatt und Miz zu Raw zu schieben und 2. Owens den Abschluss dieser Fehde derart deutlich per Aufgabe verlieren zu lassen, um nun wieder mit Strowman und Samoa Joe sowie den unter 1. genannten bei Raw zu konkurrieren.
WWE Cruiserweight Champion Neville vs. Austin Aries
Sieger: Austin Aries per Disqualifikation, nachdem er Neville in den Last Chancery nahm und der den Griff aufbrach, indem er den Referee hineinzog. Dieses Ergebnis war die einzig logische Entscheidung, um Nevilles Titlerun nicht schon wieder zu beenden und gleichzeitig Aries weiterhin stark darzustellen.
Die Division benötigt beide Männer, um ihren Positivtrend fortzusetzen und nun hat man sowohl die Option, mit dieser Fehde in einen weiteren Monat (oder mehr) zu gehen, als auch - was naheliegender wäre - Aries vorübergehend gegen TJ Perkins fehden zu lassen, während Neville sich einem Übergangsherausforderer stellt.
WWE Raw Tag Team Champions The Hardy Boyz vs. Cesaro and Sheamus
Sieger & weiterhin WWE Raw Tag Team Champions: The Hardy Boyz nach einer Swanton Bomb von Jeff in den Rücken von Sheamus. Es war das offensichtlichste und logischste Ergebnis auf der Card. Die Hardyz sind gerade erst zurückgekehrt und hatten die Titel erst einen Monat, entsprechend mussten sie hier verteidigen.
Das deutlich größere Problem liegt in der Suche nach zukünftigen Gegnern, da man aufgrund der Verletzung von Dash Wilder vorerst nicht mit dem Revival planen kann und Gallows&Anderson sowie Enzo&Cass bereits verbrannt hat. Entsprechend logisch war, dass Cesaro&Sheamus die Champs nach dem Match attackierten und somit die Fehde als Heels fortsetzen werden.
WWE Raw Women's Champion Bayley vs. Alexa Bliss
Siegerin & neuer WWE Raw Women's Champion: Alexa Bliss nach einem DDT. Auch dieser Titelwechsel war eine handfeste Überraschung. Bayleys Run endete früher als erwartet, zudem vor heimischem Publikum und der eigenen Familie, auf die Michael Cole zu Matchbeginn hinwies. Bliss sicherte sich den Titel zudem ohne Eingreifen von Nia Jax, was die Überraschung umso größer machte.
Somit hat man einen weiteren Top-Heel in der Raw Women's Division etabliert und den Turn von Sasha Banks im Zweifel weiter aufgeschoben. Die Fehde gegen Bayley wird mindestens noch bis zum Re-Match fortgeführt und sollte Alexa auch dieses gewinnen, darf man anschließend auf eine vor allem promotechnisch potentiell fantastische Fehde gegen den Bo$$ hoffen.
Seth Rollins vs. Samoa Joe
Sieger: Seth Rollins per Surprise Roll-up. Im Gegensatz zum zuvor beschriebenen Match gab es hier keine Überraschungen. Wrestlerisch wussten beide Männer gewohnt zu überzeugen und Joe dominierte den Face über weite Strecken. Dabei attackierte er immer wieder Seths lädiertes Knie und streute Submission Holds wie den Kneebar oder einen Cloverleaf ein.
Dass Rollins letztlich gewann, ist wenig überraschend, da er im Zweifel der nächste Herausforderer auf Brock Lesnars Universal Title wird. Die Fehde gegen Joe dürfte allmählich vorbei sein und der Samoaner wird sich einen neuen Gegner suchen müssen.
Randy Orton vs. Bray Wyatt (House of Horrors Match)
Sieger: Bray Wyatt per Sister Abigail, nachdem Orton von Jinder Mahal und den Singh Brothers attackiert wurde. Dass Wyatt dieses Match nicht clean gewinnen würde, auch wenn es seine eigene Matchart ist, war angesichts seines extrem schwachen Bookings mehr als offensichtlich. Darüber, dass es letztlich drei weitere Männer brauchte, damit er die Viper pinnen konnte, sollte man lieber gar nicht nachdenken.
Die Matchart an dieser Stelle zu beschreiben, ist praktisch unmöglich, deshalb eine kurze Zusammenfassung: Randy fuhr in einer Limousine vor einem Haus vor, dass als Brays Zuhause verkauft wurde. Dort prügelten sich beide Männer nach etwas Horror-Vorgeplänkel durch diverse, erwartungsgemäß gruselig designte Räume, bevor Bray seinen Gegner unter einem Kühlschrank begrub und den Fahrer aufforderte, ihn in der Limo zur Halle zu fahren. Dort angekommen, tauchte auch Randy plötzlich wieder auf und schien auf der Siegerstraße, bevor Jinder und die Singhs auftauchten.
Das House of Horrors-Match hat ohne Frage neuen Wind in die seit Jahren festgefahrene Gimmick-Matches-Landschaft gebracht und wusste auch dadurch zu gefallen, dass es bereits vor dem Rollins-Joe-Match startete und anschließend mit der Ankunft von Bray in der Halle weiterging. Da mit einem cleanen Wyatt-Sieg ohnehin nicht zu rechnen war, hat man hier das Beste aus dem Booking rausgeholt, dem Eater of Worlds einen wichtigen Sieg vor seiner Fehde gegen Finn Bálor gegeben und gleichzeitig Orton vs. Mahal weiter angeheizt, ohne den Champ zu schwächen.
Roman Reigns vs. Braun Strowman
Sieger: Braun Strowman nach einem Running Powerslam. "Yes! YES! YES!" und "Thank you Strowman" - Payback endete, sehr zur Freude der Anti-Reigns-Fraktion, mit einer handfesten Überraschung, die viele Fans in der Halle (und mit Sicherheit nicht nur dort) sichtlich geschockt zurückließ. Trotz der zahlreichen Beatdowns im Vorfeld hatten vermutlich die Wenigsten damit gerechnet, dass das Monster among men tatsächlich clean siegen würde, nachdem er sich bei Fastlane noch geschlagen geben musste.
Nach dem Match setzte Strowman seinem Rivalen weiter zu und begrub ihn unter den Ringtreppen, wobei er ihm einen Cut verpasste. Natürlich wurde Roman auch an diesem Abend wieder Superman-artig dargestellt, verlor erst nach dem zweiten Running Powerslam in Serie, nachdem er bereits stark bandagiert in das Match gegangen war, und weiterte sich selbst nach dem Beatdown, per Trage aus der Halle transportiert zu werden.
Backstage attackierte Braun ihn dann erneut und Reigns setzte sich letztlich durch, indem er seinen Gegner in einen Krankenwagen verfrachtete. Man kann davon ausgehen, dass diese Fehde noch nicht vorbei ist und Reigns am Ende in einem Gimmick-Match - im Zweifel einem Stretcher- oder Ambulance-Match - triumphieren wird. Doch für Braun war es ein bedeutender Erfolg im Hinblick auf seine Zukunft, mit dem man nicht zwingend rechnen konnte.
Fazit
Ob einem nun alle Ergebnisse geschmeckt haben oder nicht - Fakt ist, dass Payback einige handfeste Überraschungen auf Lager hatte! Ein PPV, der im Vorfeld ergebnistechnisch relativ eindeutig schien, lieferte gleich mit dem Opener einen ersten Schocker, der aber auch deutlich zeigt, wie unsicher die Verantwortlichen beim Superstar Shakeup waren.
Mit Owens hält Raw nun einen weiteren Heel in seinen Reihen, was durchaus Sinn macht, so lange man nicht plant, Bálor oder Rollins zu turnen und Joe, wie bislang, mehr als Aufbaugegner für die Top-Faces nutzt denn als ernsthaften Titelanwärter. Unter der Prämisse ist KO (Lesnar außen vorgelassen) gemeinsam mit Strowman der Top-Heel bei Raw, allerdings hätte man es sich dann auch sparen können, Wyatt und Miz rüber zu holen und im Gegenzug mit Rusev lediglich einen halbwegs relevanten Heel zum Blue Brand zu schicken.
Der Titelgewinn für Bliss bei Bayleys Heimspiel war nicht minder schockierend, aber eine ausgezeichnete Entscheidung, um die Raw Women's Division nach dem Abgang von Charlotte zu stärken. Mit Bliss/Bayley/Banks/Jax hat man nun vier Titelanwärterinnen und noch nicht alle Turn-Optionen ausgereizt.
Den Abend mit Strowmans cleanem Sieg über Reigns zu beenden, war alleine schon aufgrund des Schockeffekts eine ausgezeichnete Entscheidung, obgleich auch das Finale des House of Horrors-Matches hierfür würdig gewesen wäre. Payback wusste aufgrund der Überraschungen, einigen starken Matches sowie den größtenteils sinnvollen Storyline-Entscheidungen, zu denen auch der Turn für Cesaro&Sheamus sowie die Entwicklung in der Cruiserweight-Division sowie der Beginn von Bálors Übergangsfehde gegen den Miz gezählt werden müssen, absolut zu unterhalten.