Suplex City, Bitch!

Maurice Kneisel
25. September 201708:03
Der 5-fache World Champ Brock Lesnar setzte sich bei No Mercy gegen Braun Strowman durchWWE
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Im Staples Center von los Angeles kam es bei No Mercy endlich zum großen Showdown zwischen Biest und Monster: Brock Lesnar traf im Main Event um die Universal Championship auf Braun Strowman und verteidigte letztlich per F-5 erfolgreich. Roman Reigns besiegte im zweiten Main Event John Cena und Enzo Amore sicherte sich die Cruiserweight Championship von Neville.

Elias vs. Apollo Crews (Kickoff Match)

Sieger: Elias nach dem Drift Away. Erwartungsgemäßer Sieg für den Drifter nach einem gelungen musikalischen Auftritt, mit dem er die Halle ordentlich gegen sich aufbrachte. Elias sticht mit seinem Gimmick aus der Masse hervor und hat Potential für mehr - allerdings ist ein klares Ziel von Writer-Seite bislang noch nicht zu erkennen. Er bräuchte als nächstes dringend eine Fehde gegen einen größeren Namen. Das Gleiche gilt für Crews, allerdings mit dem Unterschied, dass bei ihm gefühlt der Zug schon abgefahren war, bevor er jemals die Chance hatte einzusteigen. Generell ist das Momentum von Titus Worldwide schnell verflogen nach Tozawas Verlust des Cruiserweight-Titels. Reißt man hier nicht schnellstmöglich das Ruder rum, fährt man ein unterhaltsames Midcard-Gimmick komplett vor die Wand.

Während des Kickoffs wurde zudem angekündigt, dass Asuka ihr Main-Roster-Debüt beim nächsten Raw-PPV TLC feiern wird. Ob sie dann gleich mit einem Titelshot einsteigen oder ihre Dominanz aus NXT über einen Sieg in einem regulären Match fortführen wird, bleibt abzuwarten.

Intercontinental Champion The Miz vs. Jason Jordan

Sieger & weiterhin Intercontinental Champion: The Miz per Skull Crushing Finale nach Eingreifen der Miztourage. Das Match verdeutlichte das Problem bei dieser Konstellation: Zwar konnte Jordan sich zuletzt in langen Matches gegen Cena und Reigns beweisen, doch die Fans nehmen ihn nach wie vor nicht an. Der Push kam viel zu schnell, Jason fehlt es komplett an der nötigen Ausstrahlung für die Position, in die er aus dem Nichts gepusht wurde. Entsprechend wenig überraschte es, dass Miz, der sich seit Jahren Woche für Woche beweist und zu einem der größten Midcard-Champs aller Zeiten avanciert ist, durchgängig angefeuert wurde, während Jordan vor allem beim Post-Match-Interview lautstark ausgebuht würde. Das ist der Worst Case und angesichts seines Bookings dürfte sich an seinem Standing bei den Fans auch nicht viel ändern. Dass die WWE an Jordan dennoch langfristig festhält wie an Reigns, darf bezweifelt werden. Booker T fasste es mit "Get back in the line, kid" nach dem Match perfekt zusammen.

Finn Bálor vs. Bray Wyatt

Sieger: Finn Bálor nach dem Coup de Grâce. Wyatt attackierte Finn schon vor Ertönen des Ringgongs und hämmerte ihn auf das Kommentatorenpult, woraufhin der Ire mit einer "Rippenverletzung" Richtung Backstage-Bereich begleitet wurde. Nachdem Bray ihm die Männlichkeit absprach, kam Finn erwartungsgemäß zurück und es folgte ein ordentliches Match, das aber durchgängig am üblichen Problem litt: Dadurch, dass Bray nicht mal mehr im Ansatz ernst genommen werden kann, kam zu keiner Sekunde Spannung auf. Daran ließe sich nur noch etwas ändern, wenn der Eater of Worlds endlich einmal längerfristig dominant gebookt würde - was allerdings sicher nicht passieren wird. Für Bálor kann man nur hoffen, dass diese Fehde nun endet und er in eine spektakulärere Paarung gesteckt wird, denn auch seine Darstellung wirkt seit dem Comeback uninspiriert und ziellos.

Raw Tag Team Champions Seth Rollins & Dean Ambrose vs. Cesaro & Sheamus

Sieger & weiterhin Raw Tag Team Champions: Rollins & Ambrose durch die Dirty Deeds von Dean gegen Sheamus. The Bar legten die selbige in einem starken Tag-Match einmal mehr verdammt hoch und dominierten den Shield fast über die gesamte Match-Länge. Das Highlight des Matches war jedoch alles andere als schön: Cesaro segelte bei einem Slingshot von Ambrose mit dem Mund voran auf den Turnbuckle und verlor dabei mindestens zwei Vorderzähne. Der Schweizer blutete entsprechend stark und bestritt dennoch locker weitere zehn Match-Minuten. Die Titelverteidigung des Shield war erwartungsgemäß, doch nach der Schulterverletzung von Jeff Hardy stellt sich nun mehr denn je die Frage, wie es in der Division weitergehen soll. Ohne das Revival und die Hardyz bleiben neben Sheamus & Cesaro nur noch Two Good Brothers; kommt es nicht zum Call-up der Authors of Pain oder man kreiert aus der Not ein neues Duo, dann wird es verdammt eng in den kommenden Monaten.

Raw Women's Champion Alexa Bliss vs. Sasha Banks vs. Bayley vs. Nia Jax vs. Emma (Fatal 5-Way Match)

Siegerin & weiterhin Raw Women's Champion: Alexa Bliss per DDT gegen Bayley. Nia bewies ihre körperliche Überlegenheit u.a. mit einem sehenswerten Double Samoan Drop gegen Alexa und Sasha. Kurz vor Schluss schienen sowohl Sasha als auch Bayley nach ihren Finishern vor dem Titelgewinn, doch die jeweils andere brach das Cover auf. Somit hat man weiteres Futter für eine mögliche Fehde der beiden Horsewomen geliefert und das Feld völlig offengehalten. Nia erhielt sehr positive Reaktionen vom Publikum und geriet einmal mehr mit Bliss aneinander, so dass auch diese Fehde weiter aufgebaut wurde. Emma schließlich wurde weder schwach dargestellt noch, wie vorab zu erwarten war, gepinnt, so dass auch die Australierin weiterhin Anspruch auf eine Rolle in der Division erheben darf.

John Cena vs. Roman Reigns

Sieger: Roman Reigns per Spear. Es wurde das erwartete epische Match, in dem zunächst Reigns klar dominierte, damit Cena das Match später drehte und seinem Gegner zunächst einen regulären und später einen spektakulären Avalanche AA vom 2. Seil verpasste - nur damit Roman beide Male bei Zweieinhalb aus dem anschließenden Cover kickte. Im Gegenzug brachte der Big Dog ein spektakuläres Spear von einem Kommentatorenpult durch ein zweites durch und kassierte wenig später zwei weitere AAs in Serie. Das Ergebnis war jedoch wieder das Gleiche: Near-Falls, Roman kickte aus den Pin-Versuchen. In diesem Match wirkte Reigns mehr wie Superman als das Original jemals. Somit erscheint er nach den Niederlagen gegen Strowman wieder praktisch unbesiegbar und wurde weiter für eine zukünftige WrestleMania-Fehde gegen Lesnar aufgebaut. Doch auch wenn das Match geliefert hat, bleibt nach dem überragenden Aufbau der Wunsch nach mehr. Cena wird sich nun zu Dreharbeiten verabschieden, was auch in seinen Gesten auf dem Weg aus der Halle mehr als deutlich wurde. Doch ein Rückmatch in der nicht allzu fernen Zukunft inklusive weiterer Promo-Duelle wäre wünschenswert. Ob es dazu kommen wird, erscheint nach seinen versöhnlichen Gesten gegenüber Reigns jedoch fraglich.

WWE Cruiserweight Champion Neville vs. Enzo Amore

Sieger und neuer Cruiserweight Champion: Enzo Amore nach einem Low Blow. Nachdem Enzo, der beim Entrance aussah wie eine Poser-Version von Beetlejuice, Neville ausgiebig beleidigt hatte, dominierte der King of the Cruiserweights ihn minutenlang. Enzo wurde allerdings widerstandsfähig dargestellt und provozierte letztlich, als er unmittelbar vor einem Countout stand, Gegner und Referee, indem er sich den Titel schnappte und diesen in den Ring brachte. Die daraus resultierende Ablenkung nutzte er zum Tritt in Nevilles Kronjuwelen. Die ständigen Gerüchte zu Enzos nuklearer Backstage-Heat kann man damit wohl abhaken, denn dafür würde er im Zweifel nicht mit einem Titelgewinn belohnt. Fakt ist: Enzo funktioniert und kommt - auch wenn seine Pops nicht mehr so laut sind wie früher - nach wie vor hervorragend beim Publikum an. Er bringt frisches Momentum sowie neue Facetten in eine Division, die diese dringend benötigt. Seine Fehde mit Neville wird natürlich weitergehen, ob er den Titel länger halten darf als Tozawa, muss sich allerdings erst noch zeigen.

Universal Champion Brock Lesnar vs. Braun Strowman

Sieger: Brock Lesnar per F-5. Einmal mehr durfte Braun Brock dominieren und warf ihn in den ersten Minuten nach Belieben durch die Gegend. Per Kimura sowie durch einen Trip nach Suplex City schien Lesnar jeweils in das Match zurück zu kommen, doch Strowman ging anschließend prompt wieder in die Offensive. Drei Running Powerslams reichten nicht zum Sieg, stattdessen endete das Match mit dem ersten F-5. Wie schon nach dem Push von Samoa Joe und sogar in noch größerem Maße bleibt hier eine gewisse Enttäuschung zurück. Das Match war kurz, die Chemie der beiden nicht überragend und letztlich scheint, wie schon bei Joe, Strowmans fantastisch aufgebautes Momentum nun für eine Niederlage gegen Lesnar verbraucht worden zu sein - nur damit dessen dominanter Run über kurz oder lang gegen Roman enden wird. Denkbar wäre natürlich ein Re-Match bei TLC, doch nach dem mäßigen Match muss man sich Sorgen machen, dass Brauns großartiger Aufbau hierfür "verschwendet" wurde. Es wäre unglaublich schade, denn das Monster among Men war nach den letzten Monaten ohne Frage reif für den ersten Titelrun.

Fazit

No Mercy war sicher kein schlechter PPV, doch es bleibt insbesondere nach dem enttäuschenden Finale ein bitterer Nachgeschmack zurück. Das Match war kurz, hatte keinerlei Story und die Chemie der beiden war, wie bereits erwähnt, alles andere als gut. Falls das alles war, worauf der einjährige Push von Strowman letztlich hinausläuft, dann wäre dies ein deftiger Schlag ins Gesicht. Deutlich mehr punkten konnte im Vergleich Reigns vs. Cena, auch wenn Romans Superman-Darstellung jenseits von Gut und Böse war. Nichtsdestotrotz hatte das Aufeinandertreffen reichlich Spannung zu bieten. Match des Abends war aber das Tag-Match, in dem The Bar einmal mehr glänzten, auch wenn vor allem Cesaros blutverschmiertes Gesicht in Erinnerung bleiben wird. Die Ergebnisse gehen weitestgehend in Ordnung und machen durchaus Sinn im Hinblick auf die langfristige Planung: Mit Enzos Titelgewinn hat man neues Pfeffer in die Cruiserweight-Division gebracht, der Shield hat die Titel gerade erst gewonnen und Alexa Bliss ist schlichtweg die perfekte Championesse für die Raw-Women's Division. Durch die Ankündigung von Asukas Debüt für TLC hat die merklich stärkere Women's Division noch einmal merklich mehr gewonnen. Äußerst positiv hervorzuheben ist zudem, dass man The Miz, der nach No Mercy eine Ausgabe von MizTV mit Roman Reigns für Raw ankündigte, seine herausragende Arbeit fortführen lässt, statt einmal mehr einem Flavor of the Month, der null zieht, den Titel zu geben, nur damit Miz kurze Zeit später einmal mehr die Scherben aufkehren muss. Insgesamt war No Mercy ein solider PPV mit einem Finale, das leider nicht ansatzweise an die Erwartungen heranreichte.