Das größte Ereignis rund um Extreme Rules avancierte zur Randnotiz: Hulk Hogan, der neben Dwayne "The Rock" Johnson größte Star, den das Wrestling-Business bis heute hervorgebracht hat und der in den 1980er und 90er Jahren zunächst die World Wrestling Federation (WWF) und später World Championship Wrestling (WCW) zum Marktführer machte, kehrte nach fast genau drei Jahren Abstinenz zurück.
Hogan war bei dem Event backstage zu Gast, trat allerdings nicht vor die Kameras. Stattdessen wurde seine Rückkehr in die WWE Hall of Fame, aus der er am 24. Juli 2015 aufgrund rassistischer Äußerungen verbannt wurde, lediglich von Backstage-Interviewerin Charly Caruso sowie auf wwe.com erwähnt. Auch bei den darauffolgenden Raw- und SmackDown-Ausgaben kam es nicht zu einem Auftritt.
Zerwürfnisse zwischen dem Hulkster und WWE-Chairman Vincent Kennedy McMahon haben Tradition. Immer wieder gerieten die beiden Super-Egos aneinander, verließ Hogan temporär die Liga, um Jahre später unter großem Getöse zurück zu kehren. Doch dieses Mal verläuft einiges anders und auch mancher Wrestler hat seine Rückkehr mit wenig Begeisterung aufgenommen.
Hollywood Hogan
Obwohl es immer wieder zu Zerwürfnissen zwischen Hogan und McMahon kam, hatte wohl keines größere Wirkung als der Wechsel des Hulksters zur von Medienmogul Ted Turner geführten WCW im Juni 1994.
Nachdem seine Karriere seit ein paar Jahren auf dem absteigenden Ast schien, erfand sich der zu diesem Zeitpunkt 43-Jährige beim Bash at the Beach 1996 komplett neu: Das größte Babyface im Business schloss sich den ebenfalls frisch aus der WWF zu der in Atlanta, Georgia beheimateten Konkurrenz gewechselten Outsiders Kevin Nash und Scott Hall an und gründete gemeinsam mit ihnen die New World Order (nWo).
Hogan turnte unter einem Regen aus Plastikbechern, sonstigem Müll und wüsten Beschimpfungen der Fans erstmals Heel, nachdem er zuvor das WCW-Team um Sting, Lex Luger und seinen Dauerrivalen "Macho Man" Randy Savage hintergangen hatte. Mit seinem Leg Drop gegen letzteren schickte der Mann aus Augusta, Georgia, der sich fortan Hollywood Hogan nannte, eine Schockwelle durch das Business, die die WCW in den Ratings und Monday Night Wars zunächst auf Augenhöhe und später sogar vor die WWF katapultierte - ein vermeintlich unverzeihlicher Affront gegen McMahon.
2001, nachdem die WCW aufgrund katastrophaler Booking-Entscheidungen von u.a. Head-Booker Vince Russo vor die Wand gefahren wurde, musste die bis heute einzige ernstzunehmende Konkurrenzliga der WWF/WWE ihre Pforten nach 23 Jahren schließen und wurde am 23. März 2001 ausgerechnet an McMahon verkauft. Hogan kehrte daraufhin im Februar 2002 zurück zu seinem alten Arbeitgeber.
Clash of the Titans
Doch die großen Zeiten des Hulksters als Main Eventer waren mittlerweile vorbei, sein Körper, insbesondere sein Rücken und seine Knie durch zahlreiche Verletzungen schwer gezeichnet. Ein letztes Highlight war ihm jedoch vergönnt. Bei WrestleMania 18 durfte Hogan zwar nicht im letzten Match des Abends, dafür aber in einem der unvergesslichsten Momente der WrestleMania-Geschichte antreten: Gegen The Rock, der seinen Ruhm außerhalb der Wrestling-Welt noch übertreffen und sich in den kommenden Jahren zu einem der größten Namen in Hollywood mausern sollte.
Hogan, zu diesem Zeitpunkt noch mit seinem Heel-Gimmick als Anführer der nWo unterwegs, gelang dabei etwas, das damals noch nicht gängig war: Er zog das Publikum im SkyDome von Toronto auf seine Seite. Die Fans buhten das eigentliche Babyface The Rock in Grund und Boden, weil sie die Legende siegen sehen wollten. In einer aufgrund der Stimmung und Matchstory unvergesslichen Schlacht, die die symbolische Übergabe der Fackel von einer Ikone an die nächste symbolisierte, siegte letzten Endes dennoch The Great One.
2003 verabschiedete Hogan sich nach einem ansonsten wenig erwähnenswerten Run einmal mehr und verbrachte das Gros der folgenden zehn Jahre bei Total Nonstop Action Wrestling (TNA), um erst am 24. Februar 2014 wieder vor den Kameras der WWE aufzutauchen. Weitere Matches sollten dem zu diesem Zeitpunkt 60-Jährigen nicht mehr vergönnt sein, doch als Legende, die insbesondere bei WrestleMania große Auftritte spendiert bekam, blieb er eine Attraktion...
Hulk Hogan: Sextape und Rassismus
... bis Hogan sich im Jahr 2015 einen handfesten Skandal leistete: Ein Sextape von ihm wurde publik, was für die mittlerweile sehr auf politische Korrektheit ausgerichtete WWE alleine schon Grund genug gewesen wäre, ihn abzustrafen. Schwerwiegend kam jedoch hinzu, dass Hogan sich in diesem Video rassistisch über den damaligen Freund seiner Tochter Brooke Hogan, einen Schwarzen, äußerte.
Diese Äußerungen schlugen erwartungsgemäß hohe Wellen, zumal im Vorjahr der langjährige Besitzer der NBA-Franchise Los Angeles Clippers, Donald Sterling, aufgrund eines ähnlichen Falles in den Medien war.
Der US-Geschäftsmann, der seit 1981 das Team besessen hatte und als einer der schlechtesten Team-Besitzer der NBA-Geschichte berühmt-berüchtigt ist, wurde aufgrund eines Tonmitschnitts seiner Geliebten María Vanessa Perez, auf dem er zahlreiche rassistische Äußerungen tätigte, zum Verkauf seiner Anteile an den Clippers gezwungen und neben einer Geldstrafe in Höhe von 2,5 Millionen US-Dollar auch mit einem lebenslangen Ausschluss von der NBA belegt.
Hogan: "Ich kann so nicht leben, ich muss das geraderücken"
Entsprechend sah sich die WWE gezwungen, bei Hogan hart durchzugreifen. Er wurde zur Persona non grata erklärt und aus der Hall of Fame entfernt.
Der Afroamerikaner Mark Henry, ehemaliger World Heavyweight Champion und mittlerweile seinerseits Mitglied der Hall of Fame, ist jedoch gewillt, seinem langjährigen Weggefährten aus WWF- und WWE-Zeiten eine zweite Chance zu geben und ihn bei seiner Rehabilitierung zu unterstützen.
"Er meinte zu mir: 'Mark, ich werde tun, was nötig ist. Denn ich möchte, dass die Leute mein wahres Ich sehen und nicht die Dinge, die ich gesagt habe. Ich gehe irgendwo hin und die Leute schauen mich anders an, als ich es gewohnt bin, und so geht das schon seit einer Weile. [...] Ich kann so nicht leben, ich muss das geraderücken'", zitierte Henry Hogan kürzlich gegenüber Busted Open Radio und verriet dem Sender auch seine Antwort darauf: "Großartig, du bist gewillt, es gerade zu rücken? Dann bin ich bereit, dir dabei zu helfen."
Clash of the Titus
Doch andere WWE Superstars sind verständlicherweise weniger gewillt, Hogan zu verzeihen. Das wurde deutlich, als der afroamerikanische WWE Superstar Titus O'Neil infolge der Bekanntgabe der Begnadigung zunächst durch das Liken diverser Hogan-kritischer Tweets seiner Enttäuschung Luft machte.
Am vergangenen Mittwoch veröffentlichte O'Neil dann ein längeres Statement, in dem er betonte, Hogans Entschuldigung nicht als ehrlich gemeint empfunden zu haben und dass er entsprechend anzweifelt, dass Hogan seine Denkweise gegenüber schwarzen Menschen tatsächlich geändert hat.
O'Neils Kollegen vom New Day posteten zudem auf Kofi Kingstons Twitter-Account ein Statement, in dem sie erklärten, Hogans Rückkehr indifferent gegenüber zu stehen und keinerlei Probleme mit seiner Wiedereinsetzung in die Hall of Fame zu haben. Gleichzeitig betonten sie aber auch, dass seine Äußerungen nicht einfach vergessen werden könnten, sie jedoch nicht ihrerseits mit Hass auf den Hass, der in Hogans Aussagen steckte, antworten wollen.
WWE: Mehr Schein als Überzeugung
Die Hogan-Geschichte zeigt vor allem eines: Dass die WWE zwar seinerzeit reagiert und die Legende aus ihren Reihen und der Hall of Fame gestrichen hat, um als politisch korrekt angesehen zu werden; die Wiedereinsetzung wiederum macht aber auch deutlich, dass es ihnen bei der Aktion lediglich darum ging, den Schein zu wahren, bis Gras über die Sache gewachsen ist. Auch wenn Wrestler wie O'Neil, Kingston, Xavier Woods oder Big E mit der Sache offenkundig noch nicht im Reinen sind.
Bei einer Firma, in der schwarze Angestellte weiterhin in der Minderheit sind und ranghohe Verantwortliche, darunter auch McMahon und Triple H, in der Vergangenheit mehrfach des Rassismus beschuldigt wurden, wäre dieser Fall eine Gelegenheit gewesen, um ein dauerhaftes Exempel zu statuieren. Man hat sie jedoch nicht wahrgenommen.
Auch wenn man Hogan nicht mit großem Brimborium zurückgebracht hat, ist eines dennoch klar: Mit dem Hulkster ist nach wie vor Geld zu verdienen, denn er war, ist und bleibt neben dem Undertaker das Gesicht der goldenen Zeit des Pro Wrestling, bevor sich das Geschäft durch das Internet nachhaltig verändert hat. Und so wird er über kurz oder lang mit Sicherheit wieder vor einer WWE-Kamera auftauchen. Trotz seiner unverzeihlichen Äußerungen.
Fakten zu Hulk Hogan:
Ringname | Hulk Hogan |
Alternative Namen | The Hulk, Hulkster, The Immortal |
Körpergröße | 2,00 Meter |
Kampfgewicht | 125-150 Kilogramm |
Geburt | 11. August 1953 in Augusta, Georgia (USA) |
Wohnsitz | Clearwater, Florida |
WWE-Debüt | 19. August 1977 |