Beim SummerSlam im Barclays Center von Brooklyn, New York standen sich im Main Event einmal mehr Brock Lesnar und Roman Reigns im Kampf um die Universal Championship gegenüber. Die Stimmung fiel erwartungsgemäß schlecht aus. Zuvor traf Ronda Rousey auf Raw Women's Champion Alexa Bliss und AJ Styles setzte seine WWE Championship gegen seinen langjährigen Rivalen Samoa Joe aufs Spiel.
Rusev & Lana vs. Andrade "Cien" Almas & Zelina Vega (Kickoff Match)
Sieger: Andrade "Cien" Almas & Zelina Vega, nachdem Vega Lana aufrollte und mit den Füßen auf den Seilen pinnte. Statt einer unfreiwilligen Ablenkung durch Aiden English war es hier Cien, der Lanas Fokus weg von ihrer Gegnerin lenkte und sie somit das Match kostete. Der Sieg für Almas und seine Geschäftspartnerin ist sinnvoll, um ihn weiter zu pushen, auch wenn dieses Match dazu nur unwesentlich beiträgt.
Im Fokus sollte der Mexikaner stehen, doch stattdessen werden das, woran man sich in ein paar Wochen noch erinnert, wohl die hieraus resultierenden Differenzen zwischen Lana und Rusev sein. Eine längere Fehde ist entsprechend nicht zu erwarten, doch ggf. kommt es noch zu Einzel-Matches zwischen den Beteiligten.
WWE Cruiserweight Champion Cedric Alexander vs. Drew Gulak (Kickoff Match)
Sieger und weiterhin Cruiserweight Champion: Cedric Alexander per Rollup. Es wurde erwartungsgemäß das wrestlerisch stärkste Match des Kickoffs und die Fehde dürfte nach der glücklichen Titelverteidigung durch Alexander noch nicht vorüber sein. Gulak hat im vergangenen Jahr eine starke Entwicklung hingelegt und hätte sich einen Run mit dem Gürtel durchaus verdient.
Raw Tag Team Champions The B-Team vs. The Revival (Kickoff Match)
Sieger und weiterhin Raw Tag Team Champions: The B-Team per Rollup von Axel an Dawson, nachdem Dallas in einen Pinversuch von Dawson an Axel stolperte und so das Cover umdrehte. Drei Matches im Kickoff, drei Rollup-Entscheidungen - die pure Booking-Einfallslosigkeit! In diesem Match machte es sogar Sinn, um das B-Team als tollpatschige und glückliche Sieger darzustellen.
Gleichzeitig wirken Dawson & Wilder aber einmal mehr wie die Deppen vom Dienst und sind weit weg von dem Standing als eines der besten Tag Teams der Welt, den sie bei NXT innehatten. Verdammt weit weg. Die Fehde sollte aus Mangel an Alternativen fortgeführt werden, da man das andere Ex-NXT-Top-Team, die Authors of Pain, parallel in einer Fehde gegen Titus Worldwide lächerlich macht.
Intercontinental Champion Dolph Ziggler vs. Seth Rollins
Sieger und neuer Intercontinental Champion: Seth Rollins per Stomp nach einem Superkick. Zuvor war am Ring Chaos ausgebrochen, als Drew McIntyre und Dean Ambrose einmal mehr involviert wurden. Der Schotte stieg auf den Apron, um Rollins abzulenken, doch Ambrose zerrte ihn zurück auf den Boden und verpasste ihm Dirty Deeds. Die Ablenkung nutzte sein früherer Shield-Bruder zum Superkick sowie seinem Finisher.
Nach dem fantastischen Main Event bei Extreme Rules erhielten Rollins und Ziggler auch im SummerSlam Opener erneut reichlich Zeit und zeigten ein Top Match, in dem aber erwartungsgemäß ihre Begleiter stärker in den Fokus gerückt wurden. Der zweite IC-Titelgewinn für Rollins ist mehr als verdient und stellt sicher, dass die Fehde - zukünftig als 2 vs. 2 - weitergeht.
SmackDown Tag Team Champions The Bludgeon Brothers vs. The New Day
Sieger per DQ: The New Day, nachdem Rowan sich seinen Hammer schnappte und damit Xavier Woods attackierte. Zuvor schienen Woods und Big E nach Midnight Hour die Titel im Sack zu haben, doch stattdessen setzte es eine gewaltige Abreibung durch die Champs. Die Fehde wird offensichtlich fortgeführt und die Bludgeon Brothers wirken durch das Finish zwar gewohnt irre, aber nicht unbedingt wie starke, überzeugende Champions. Highlight des Matches war ein spektakulärer Flying Elbow von Woods vom Top Rope nach draußen gegen Harper.
Braun Strowman vs. Kevin Owens
Sieger: Braun Strowman per Running Powerslam. Ein klarer Squash-Sieg für den Money in the Bank-Sieger, bei dem Owens komplett zerstört wurde. Keine Überraschung, Owens wurde einmal mehr gedemütigt, mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
SmackDown Women's Champion Carmella vs. Charlotte Flair vs. Becky Lynch (Triple Threat Match)
Siegerin und neue SmackDown Women's Champion: Charlotte Flair per Natural Selection gegen Becky Lynch, während diese Carmella im Dis-Arm-Her hatte. Nach dem Match wurde Charlotte lautstark ausgebuht und umarmte Becky, bevor diese gegen ihre langjährige Freundin turnte und ihr mächtig zusetzte. Die Halle feierte Lynch dafür mit einem "You deserve it"-Chant. Endlich ist die Irin geturnt! Seit ihrem Titelgewinn und -verlust nach dem Roster Split wurde Lynch durchgängig grauenhaft gebookt und hat sich - wie die Fans deutlich machten - diesen Moment mehr als verdient.
Charlotte avanciert parallel immer mehr zum weiblichen Pendant von Roman Reigns und erhielt dafür im Barclays Center entsprechende Reaktionen. Durch den Turn ging leider das Ende einer starken Titelregentschaft Carmellas unter, die sich einen längeren Run verdient hätte.
Offensichtlich wird sie ihr Re-Match erhalten und es bleibt zu hoffen, dass sie danach nicht einfach fallen gelassen wird, denn die Princess of Staten Island hat mehr als bewiesen, dass Mella in der Tat Money ist. Entweder wird Charlotte sie nun schnell aus dem Weg räumen und anschließend mit Lynch fehden, oder aber Mella holt sich den Titel in feinster Alexa Bliss-Manier schnell wieder - dann natürlich dank Unterstützung von Lynch.
WWE Champion AJ Styles vs. Samoa Joe
Sieger per DQ: Samoa Joe, nachdem er Styles mehrfach verbal provoziert und schließlich in Richtung von dessen Frau und Tochter erklärt hatte: "Daddy AJ won't be home, but Joe will and he'll be your new daddy", woraufhin Styles sich einen Stuhl schnappte und ihn Joe überzog. Nach dem Match prügelte ein blutender Styles weiter mit dem Stuhl auf die Samoan Submission Machine ein, während die Halle "Who's your daddy?" skandierte, bevor seine Frau ihn zur Besinnung brachte.
Es ist einerseits schade um ein starkes Match, das auf diese Weise enden musste, bringt gleichzeitig aber die nötige Härte in eine Fehde, die enormes Potential besitzt. Offensichtlich werden die beiden sich mindestens noch einen weiteren Monat lang bekämpfen, wenn nicht noch länger und ein Titelgewinn Joes, der offenkundig Styles mit seiner Masche zusetzt, ist weiterhin vorstellbar.
Anschließend kam Elias für sein großes Konzert in die Halle. Nachdem er das Publikum gewohnt eloquent beleidigt hatte, setzte er zum Spielen an - doch seine Gitarre zerbrach. Während die Fans "You fucked up" skandierten, flippte Elias leicht aus und zog anschließend beleidigt von dannen. Die Wahrscheinlichkeit, dass bei Raw Bobby Lashley als derjenige, der die Gitarre manipuliert hat, herausgestellt wird, dürfte lächerlich hoch sein. Gleichzeitig sagt der Nicht-Auftritt beim Slam aber auch eine Menge über Lashleys Standing aus.
Daniel Bryan vs. The Miz
Sieger: The Miz, nachdem er Bryan beim Suicide Dive mit einem Foreign Object abfing, das ihm seine Frau Maryse gereicht hatte. Es war nach einem längeren, unterhaltsamen Match das perfekte Ende, um eine längere Fehde zwischen den beiden jahrelangen Erzfeinden los zu treten. Das macht Hoffnung darauf, dass die WWE und Bryan sich mittlerweile auf die Rahmenbedingungen eines neuen Vertrages geeinigt haben und ihre Zusammenarbeit - bei geringerer Matchzahl pro Jahr - über den August hinausgehen wird. Gleichzeitig hat die WWE sich aber auch für den Fall eines Bryan-Abschieds abgesichert mit einem Sieg für Dauerbrenner The Miz. Es war ein gelungener Auftakt, der Lust auf mehr macht. Auf deutlich mehr!
Finn Balor vs. Constable Baron Corbin
Sieger: Finn Balor per Coup de Grace. Der Demon ist tatsächlich zurück! So großartig das ist und so folgerichtig daher auch das kurze Squash-Match, in dem der Constable kein Land sah, so wichtig wäre es jetzt allerdings auch, Corbin zeitnah einen Erfolg gegen Balor zu gewähren. Denn ansonsten droht er trotz neuem Gimmick weiterhin gewaltig an Momentum zu verlieren, statt sich endlich vom Verlust des Money in the Bank-Koffers zu erholen. Für Balor war es gleichzeitig ein wichtiger Erfolg, doch die Frage von Jonathan Coachman am Kommentatorenpult war lächerlich berechtigt: Wieso kommt Balor eigentlich nicht häufiger als Demon raus? Eine Antwort darauf kann wohl nur Vince McMahon liefern. Die Fehde wird derweil sicherlich noch weitergehen.
United States Champion Shinsuke Nakamura vs. Jeff Hardy
Sieger und weiterhin United States Champion: Shinsuke Nakamura per Kinshasa. Nach dem Match betrat Randy Orton die Halle, kam Richtung Ring, überlegte es sich dann aber doch wieder anders, ohne einen der beiden Männer angegriffen zu haben. Nakamura verteidigte erwartungsgemäß seinen Titel gegen Jeff, der zu Matchbeginn einen "Delete"-Chant für seinen wohl verletzungsbedingt vor dem Karriereende stehenden Bruder startete. Der Sieg für den Japaner war logisch und richtig, durch die erneute Einbindung von Orton hat man weiterhin Fehdenpotential. Im Zweifel geht es mit Orton vs. Hardy weiter, während Nakamura sich einen neuen Gegner aus der SmackDown-Midcard suchen darf.
Raw Women's Champion Alexa Bliss vs. Ronda Rousey
Siegerin und neue Raw Women's Champion: Ronda Rousey per Armbar. Bevor sie Bliss am Ende eines kurzen Matches zur Aufgabe zwang, fragte Rousey sie noch, ob sie ihre vorherigen Taten bereue. Die Fans freute der Titelwechsel und sie feierten den ersten Titelgewinn des Ex-UFC-Stars sowie den Auftritt von Natalya, deren kürzlich verstorbenen Vater Jim The Anvil Neidhart Rousey ehrte, indem sie in seiner Jacke zum Ring kam. Als die Bella Twins auftauchten, um ebenfalls mit Rousey zu feiern, schwang die Stimmung zu lautstarken Buhrufen um.
Das passt, da für den reinen Frauen-PPV Evolution neben Alexa Bliss vs. Trish Stratus auch Rousey vs. Nikki Bella stehen soll. Die größte Herausforderung für die WWE-Verantwortlichen wird es im Anschluss sein, die Division irgendwie spannend zu halten, denn wenn Rousey nun monate- bis jahrelang in feinster Lesnar-Manier dominiert, könnte die Stimmung auch gegen sie umschlagen, während das Standing aller anderen Frauen bei Raw nachhaltig Schaden nähme.
Universal Champion Brock Lesnar vs. Roman Reigns
Sieger und neuer Universal Champion: Roman Reigns per Spear out of nowhere. Braun kam vor Matchbeginn zum Ring, wurde zwischendurch aber zunächst von Reigns und dann von Lesnar attackiert, so dass er nicht eincashen konnte. "Asshole"-Chants gegen Brock und "You both suck" sagen alles, was zu diesem Match und Ergebnis gesagt werden muss. Reigns holte sich zum vierten Mal in seiner Karriere einen World Title, doch geändert hat sich an der Stimmung der Fans offenkundig nichts. Im Zweifel wird sie sogar noch stärker gegen ihn umschlagen, wenn Lesnar sich nun endgültig Richtung UFC verabschiedet und somit das zweite Feindbild verschwunden ist.
Ja, der Titel ist weg vom Part-Timer und wird nun wohl wieder regelmäßig bei Raw zu sehen sein. Doch wie positiv wirkt sich das aus, wenn ihn Reigns bei gewohnt einfallslosem Booking hält und dabei einen talentierten Heel nach dem anderen aus dem Weg räumt? Man hat weiterhin die Chance, Strowman erfolgreich eincashen zu lassen - vielleicht ja schon kommende Nacht bei Raw - doch die Hoffnung, dass er dann als Champion eine ernsthafte Chance bekäme und nicht nur ein weiterer Kollateralschaden auf dem Irrweg zu Reigns Main-Event-Push wird, dürfte mittlerweile auch der größte Optimist aufgegeben haben.
WWE SummerSlam 2018 - das Fazit
Bestenfalls durchwachsen. Der Main Event fiel erwartungsgemäß enttäuschend aus, da beide Sieger-Optionen unbefriedigend waren und die WWE sich nicht traute, mit einem erfolgreichen Strowman-Cash-in aus dem Slam zu gehen, da Reigns dieser Moment gehören sollte. Gleichzeitig hat man Owens zerstört, um Strowman weiter übermächtig (doch letztlich natürlich nicht übermächtiger als Reigns) darzustellen, hat Corbin zerstört, um Bálor im Zweifel doch nie wieder zum World Title zu pushen und hat einen bockstarken Run von Carmella für Romans Frauen-Pendant geopfert.
Dazu ein DQ-Finish bei Styles vs. Joe, das als Übergangslösung voll in Ordnung geht, bei einem SummerSlam, der ein derart unattraktives zweites World Title Match bot, aber dennoch etwas enttäuschend wirkt, sowie die pure Booking-Einfallslosigkeit mit drei Rollup-Entscheidungen im Kickoff - das Creative Team hat seinen Namen einmal mehr leider nicht verdient. Positiv zu nennen sind in erster Linie Lynchs Turn, aus dem man nun aber auch etwas machen muss, ein starker Demon beim Comeback sowie der perfekte Auftakt zu Bryan vs. Miz - immer vorausgesetzt, dass ersterer seinen Vertrag verlängert.
Dazu ein gut gebooktes IC-Match, das zusätzliches Feuer in die Fehde dieser vier talentierten Männer bringt, sowie die Titelverteidigung Nakamuras ohne Hilfe von Orton. Doch unter dem Strich ist das viel zu wenig für den zweitwichtigsten PPV des WWE-Jahres und man hat ohne große Not gleich mehrere Superstars extrem geschwächt! Ganz zu schweigen davon, dass NXT TakeOver am Abend zuvor das Main-Roster-Pendant einmal mehr völlig in den Schatten gestellt hat. Somit fällt der SummerSlam unter dem Strich, wie bereits erwähnt, BESTENFALLS durchwachsen aus.