WWE TLC 2018 - Analyse: Frauen-Division eilt zur Rettung

Von Maurice Kneisel
Daniel Bryan und AJ Styles setzten bei TLC 2018 eines der Highlights.
© getty

Die WWE ging bei TLC 2018 wichtige Schritte in eine neue Richtung. Im SAP Center von San Jose, Kalifornien konnte die weibliche Division rund um Ronda Rousey und Asuka für Aufsehen sorgen. Daniel Bryan stand AJ Styles gegenüber, Dean Ambrose zog im Kampf mit Seth Rollins neuen Heat.

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WWE Cruiserweight Champion Buddy Murphy vs. Cedric Alexander (Kickoff match)

Sieger & weiterhin WWE Cruiserweight Champion: Buddy Murphy per Murphy's Law. Wenig überraschend landeten die Cruiserweights einmal mehr im Kickoff. Angesichts der Tatsache, dass 205 Live 2018 die meiste Zeit über gar nicht bei den PPVs vertreten war, ist dies aber durchaus positiv zu werten, zumal Murphy und Alexander einmal mehr die nötige Zeit erhielten, um ein weiteres Feuerwerk abzufackeln. Die Chemie zwischen den beiden stimmt einfach, Cedric stand nach einem Lumbar Check vermeintlich sogar vor seinem zweiten Titelgewinn, doch letztlich verteidigte der Australier. Die Fehde, so hochklassig sie auch war, sollte damit vorerst enden und beide Männer sollten neue Gegner erhalten, bevor Alexander perspektivisch einen weiteren Angriff Richtung Titel wagen darf.

Elias vs. Bobby Lashley (Ladder Match)

Sieger: Elias, nachdem er seine über dem Ring hängende Gitarre lösen konnte. Im Anschluss versuchte er, sie Lashley über zu ziehen, doch Lio Rush, der sich erwartungsgemäß immer wieder in das Match eingemischt hatte, sprang ihn an. Lashley nutzte dies zu einem Slam und Rush ließ den Frog Splash folgen, bevor "My Man" noch die Gitarre gegen Elias einsetzte. Sicherlich kein Highlight und beide Männer hätten mehr verdient. Lashley wird weiterhin schwach gebookt, doch auch Elias' Push kommt trotz seiner Overness nicht so recht in Fahrt. Naheliegend wäre nach dem Finish, dass die Fehde noch etwas fortgeführt wird.

R-Truth & Carmella vs. Jinder Mahal & Alicia Fox

Sieger: R-Truth & Carmella per Code of Silence von Carmella gegen Alicia. Das Dancebreak-Duo setzte sich im Finale einer leider von zahlreichen verletzungsbedingten Ausfällen gezeichneten Mixed-Match-Challenge, in der Teams immer wieder neu besetzt und entsprechend das Turnier umgebucht werden musste, letztlich durch. Da die beiden als Comedy-Act bei SmackDown seit Monaten recht prominent vertreten sind, während das Duo Mahal & Fox ebenfalls aus der Not geboren wurde, macht diese Entscheidung absolut Sinn. Neben dem All-Inclusive Urlaub an einem Ort nach Wahl, den R-Truth netterweise schon Richtung WWE Headquarter gebucht hatte, wie er Carmella nach dem Match verriet, werden die beiden somit beim Royal Rumble in ihrem jeweiligen Match an Position 30 starten. Ein sehr prominenter Spot für die beiden, der der MMC - aller Probleme zum Trotz - eine gewisse Bedeutung verleiht.

The Bar vs. The New Day vs. The Usos (SmackDown Tag Team Title Triple Threat Match)

Sieger & weiterhin SmackDown Tag Team Champions: The Bar nach einem Brogue Kick von Sheamus gegen Xavier Woods. Das Match war so hochklassig, wie man es bei diesen drei Teams erwarten konnte. Für den New Day traten Woods & Kofi Kingston an, Big E unterstützte sie als Manager. Cesaro & Sheamus bewiesen derweil, dass sie die Titel auch ohne Big Show an ihrer Seite verteidigen können und diktierten lange das Match-Tempo. Mit diesen drei Duos - und theoretisch auch SAnitY sowie Anderson & Gallows - hat der Blue Brand nach wie vor eine extrem stark besetzte Tag-Division, so dass die Writer bis zum nächsten Shakeup noch reichlich Optionen offen haben. Am naheliegendsten ist allerdings, The New Day nach der Niederlage aus dem Rennen zu nehmen und mit The Bar vs. The Usos Richtung Royal Rumble sowie ggf. darüber hinaus zu gehen. Erstklassiges Tag-Wrestling sollte in jedem Fall weiterhin garantiert sein.

Braun Strowman vs. Baron Corbin (Tables, Ladders & Chairs Match)

Sieger: Braun Strowman, nachdem Finn Balor, Chad Gable, Bobby Roode, Heath Slater und Apollo Crews sowie später noch Kurt Angle auftauchten und den mittlerweile Ex-Raw-GM mit Stühlen verprügelten. Anschließend pinnte Braun, der offenkundig von seiner Ellbogen-OP noch nicht wieder genesen war und entsprechend hier nicht wirklich aktiv werden durfte, Corbin mit einem Fuß. Die WWE reagiert somit schon vor Vince McMahons großer Ankündigung beim kommenden Raw auf die aktuell katastrophalen Ratings und löst Corbin als Raw GM ab. Es bleibt zu hoffen, dass der Lone Wolf, der seine Rolle gut verkörpert hat und logischerweise nicht für das schwache Booking verantwortlich ist, nun nicht einmal mehr abgestraft/fallen gelassen wird. Spannend wird, wer ihn nun als GM beerbt, diverse Namen sind in der Verlosung. Strowman erhielt vor seinem nächsten Universal-Titel-Match gegen Brock Lesnar derweil noch einmal einen Sieg, wenn auch einen herzlich belanglosen.

Natalya vs. Ruby Riott (Tables Match)

Siegerin: Natalya per Powerbomb vom Seil durch einen Tisch. Zuvor wurde die Riott Squad einmal mehr gut eingebunden, Natty beförderte sowohl Liv Morgan als auch Sarah Logan durch Tische. Die Darstellung des Stables hat sich in den letzten Monaten sehr positiv entwickelt, doch hier musste einfach der Feel-Good-Moment für Natalya erfolgen, insbesondere nachdem Riott den Tod von Jim Neidhart derart heftig in die Storyline einbrachte. Im Match versuchte sie dann auch, die Tochter des Verstorbenen durch einen Tisch mit seinem Motiv zu befördern, krachte stattdessen aber letztlich durch einen anderen Tisch, auf dem sie selbst abgebildet war. Die Fehde sollte somit beendet sein, ein klassisches Rubber-Match.

Finn Balor vs. Drew McIntyre

Sieger: Finn Balor per Coup de Grace. Die zweite Niederlage innerhalb weniger Wochen für McIntyre und erneut war Dolph Ziggler aktiv daran beteiligt. Nach seinem Upset-Sieg bei Raw griff er hier in das Match ein und landete einen Superkick, wodurch er McIntyres Sieg verhinderte. Letztlich dürfte dieses Match wenig Bedeutung haben, außer die Fehde zwischen den beiden Ex-Tag-Champs anzuheizen, welche wiederum zum Push des Schotten genutzt werden soll. Positiv betrachtet hat der erfreulicherweise rechtzeitig genesene Balor hier aber endlich einmal wieder einen Sieg bei einem PPV einfahren können und muss nun hoffen, nach dem Royal Rumble in einem Programm für WrestleMania zu landen. Da er später am Abend backstage mit Ziggler aneinandergeriet, ist auch ein Übergang in eine Dreierfehde durchaus denkbar.

Rey Mysterio vs. Randy Orton (Chairs Match)

Sieger: Rey Mysterio per Roll-up. So traditionell einfallslos diese Matchart auch ist, so viel holten diese beiden heraus. Mysterio und Orton packten einige kreative Chair-Spots aus, inklusive einem, bei dem Rey per Running Senton Splash statt auf seinem Gegner auf einem Stuhl landete. Der Sieg macht Sinn, um dem Mexikaner nach seinem Comeback weiter Momentum zu geben, während die Viper jederzeit problemlos gepusht werden kann. Naheliegend wäre nun, dass Mysterio einen der Titel angreift - beispielsweise die United States Championship, die auch bei diesem PPV traurigerweise einmal mehr nicht vertreten war.

Raw Women's Champion Ronda Rousey vs. Nia Jax

Siegerin & weiterhin Raw Women's Champion: Ronda Rousey per Armbar. Die beiden lieferten ein gutes Match ab, in dem Nia wiederholt den Facebreaker Punch andeutete, mit dem sie Becky Lynch aus dem Verkehr gezogen hatte. Tamina mischte sich wenig überraschend ein, wurde aber von Ronda abgewehrt, bevor diese Nia zum abklopfen zwang. Nach dem Match traf Jax backstage auf Lynch, die sie passenderweise per Punch umknockte. Genugtuung pur für alle Becky-Fans und die Fehde Rousey vs. Jax dürfte somit auch beendet sein.

WWE Champion Daniel Bryan vs. AJ Styles

Sieger & weiterhin WWE Champion: Daniel Bryan per Roll-up. Der zweite Roll-up-Sieg des Abends, doch das ist nach diesem starken Match keineswegs negativ zu bewerten. Styles sellte seine Rippenverletzung während des gesamten Matches, der neue Daniel Bryan konzentrierte sich natürlich auf diese Schwachstelle und dominierte den Verlauf dadurch größtenteils. Ein doppelter Knockout mit Kicks an den Kopf sorgte für einen ordentlichen "This is awesome"-Chant in der Halle. Vor dem Match hatte der Champ angekündigt, bei einem Sieg dem WWE-Titel-Design ein kräftiges Makeover zu verpassen - wir dürfen also auf die nächste SmackDown-Ausgabe gespannt sein. Es wird in jedem Fall sicherlich nicht das letzte Match zwischen Bryan und Styles gewesen sein.

Intercontinental Champion Seth Rollins vs. Dean Ambrose

Sieger & neuer Intercontinental Champion: Dean Ambrose per Dirty Deeds. Rollins sellte während des Matches seine Knieverletzung, die ihn letztlich auch das Match kostete, als er den Stomp daneben setzte und stattdessen Ambroses Finisher kassierte. Es ist das Finale eines durchaus gelungenen Aufbaus, bei dem die WWE allerdings etwas zu viel wollte: Während Ambrose sich auf Seth konzentrierte und Roman Reigns' Leukämie-Erkrankung immer wieder ins Spiel brachte, um für sich mehr Heat zu generieren, war Seth gefühlt überall: In der Fehde gegen Ambrose sowie an der Spitze des Feldzugs gegen Raw-GM Baron Corbin. Das macht insofern Sinn, da Seth perspektivisch wieder im Main Event angreifen und laut Gerüchten bei WrestleMania sogar Brock Lesnar fordern soll. Durch die geplante Ablösung von Corbin musste man ihn daher mehrfach einbinden, was allerdings leider etwas auf Kosten der Fehde gegen Ambrose ging. Der ist nun wieder einmal Midcard-Champ und es bleibt zu hoffen, dass er endlich einmal einem Titel Bedeutung geben kann, nachdem in der Vergangenheit sowohl sein USC- als auch WWE-Championship-Run enttäuschend ausfielen. Ambrose ist endlich Heel und hat in dieser Rolle gigantisches Potential, man muss es allerdings auch ausschöpfen! Logisch wäre, dass diese Fehde mindestens noch bis zum Rumble weiterläuft.

SmackDown Women's Champion Becky Lynch vs. Charlotte Flair vs. Asuka (Triple Threat TLC Match)

Siegerin & neuer SmackDown Women's Champion: Asuka, nachdem Rousey auftauchte und die Leiter, an deren Spitze Lynch und Flair einander bekämpften, umstieß. Anschließend hatte die Japanerin leichtes Spiel. Es war ein spektakulärer Main Event mit zahlreichen heftigen Spots, der einmal mehr unterstrich, dass die Frauen derzeit das mit Abstand sehenswerteste am WWE-Produkt sind. Der Titelwechsel dürfte sicherlich vielen Lynch-Fans bitter aufstoßen, doch hier muss das große Ganze betrachtet werden: Rousey wird beim Royal Rumble voraussichtlich auf Charlotte und, so die Gerüchte denn stimmen, bei WrestleMania auf Becky treffen. Somit baut man gleichzeitig die groß angedachte MMA Horsewomen vs. WWE Horsewomen Fehde weiter auf und sichert sich perspektivisch mehrere absolute Money Matches. Zudem kann man Rousey, die zuletzt gegen Flair schon reichlich Buhrufe kassierte, theoretisch sogar Heel turnen, denn insbesondere gegen Lynch wird sie kein Land sehen, was die Pops angeht. Es würde nun sogar Sinn machen, Ronda den Raw-Titel durch Eingreifen von Lynch und/oder Flair abzunehmen, um die Fehde komplett vom Gold loszulösen, welches sie ohnehin nicht benötigt. Es bleibt nur zu hoffen, dass Asuka jetzt nicht nur den Titel gewinnen durfte, um ihn aus der Fehde zu nehmen, sondern auch tatsächlich endlich gepusht wird, nachdem ihr Main-Roster-Run seit WrestleMania ein einziges Debakel war.

Fazit

Die Quoten von Raw sind so schlecht wie nie zuvor, Vince McMahon wird kommende Nacht bei Raw voraussichtlich alles auf den Kopf stellen und man muss kein Insider sein, um daraus schließen zu können, wie die aktuelle Stimmung hinter den Kulissen sein dürfte. Dafür spricht auch eine Umfrage, die die WWE kürzlich an ausgewählte Network-Abonnenten verschickte und in der sie sich ungewohnt selbstkritisch gab. Es muss sich dringend etwas ändern am aktuellen Produkt und das Schöne ist: Durch diese Situation wurde uns ein überraschend mutiger letzter PPV des Jahres 2018 serviert! Die Frauen und insbesondere der derzeit populärste Star im ganzen Roster, Becky Lynch, waren dabei extrem präsent, ebenso wie ihre Gegenspielerin Ronda Rousey. Der SmackDown 3-Way war entsprechend der perfekte Main Event und wurde diesem Anspruch, einschließlich Weiterentwicklung der Fehde Lynch/Flair vs. Rousey, absolut gerecht. Zudem erhielt Asuka endlich den Titel, den sie schon im vergangenen April hätte gewinnen müssen, Jax stand ebenfalls im Fokus und man brachte die Natalya vs. Riott Squad-Fehde zu einem gelungenen Ende.

Doch nicht nur bei den Frauen lieferte TLC viel positives, sondern auch mit dem starken Fight zwischen dem neuen Daniel Bryan und AJ Styles sowie den hochklassigen Matches um die SmackDown-Tag- und den Cruiserweight-Titel. Finn Balor erhielt zudem einen wichtigen Sieg und könnte auch weiterhin Teil der attraktiven Fehde zwischen McIntyre und Ziggler bleiben, während Ambrose einen wichtigen Sieg über Rollins einfahren konnte und nun einmal mehr die Chance erhält, sich als Champion zu beweisen. Seth hat diese Niederlage derweil nicht geschadet, da er sich in den letzten Wochen mit seinen starken Leistungen einmal mehr als würdiger Main Eventer positioniert hat. Selbst das Chairs Match war ordentlich und das Finale der Mixed Match Classics erhielt das unter den gegebenen Umständen bestmögliche Ende. Mit dem Aus für Corbin hat man zudem McMahons Auftritt bereits vorausgegriffen und nun die Chance, bei Raw einiges zu erneuern. Ob man diese Chance auch zu ergreifen weiß, können erst die kommende Ausgabe und die folgenden Monate zeigen; will man aber bessere Quoten erzielen, muss sich hier gewaltig etwas tun und TLC kann nur der gelungene erste Schritt gewesen sein!

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