WrestleMania 35 im MetLife Stadium von New Jersey lieferte vergangene Nacht das, was nur WrestleMania kann: Eine riesige Show, Nostalgie pur und jede Menge Feel-Good-Moments. Der Main Event zwischen Ronda Rousey, Charlotte Flair und Becky Lynch wurde den hohen Erwartungen gerecht, endete aber reichlich kontrovers
WWE Cruiserweight Champion Buddy Murphy vs. Tony Nese (Kickoff Match)
Die Cruiserweights eröffneten den WrestleMania-Kickoff, während sich die Halle noch füllte. Sieger und neuer WWE Cruiserweight Champion: Tony Nese, der ein starkes Match per Running Nese für sich entschied.
WrestleMania Women's Battle Royal (Kickoff Match)
Teilnehmerinnen: Naomi, Mandy Rose, Sonya Deville, Lana, Maria Kanellis, Liv Morgan, Ruby Riott, Asuka, Candice Lerae, Kairi Sane, Carmella, Nikki Cross, Ember Moon, Sarah Logan, Zelina Vega, Kacy Catanzaro, Mickie James, Dana Brooke.
Siegerin: Carmella, die im Finale Sarah Logan eliminierte. Für die Princess of Staten Island, deren Title Run beim SummerSlam 2018 nach 131 Tagen endete, ist es der erste wirkliche Erfolg seit dem Titelverlust. Allerdings bleibt zu hoffen, dass ihr dieser Sieg mehr bringt als Vorjahressiegerin Naomi, deren Folgejahr völlig ereignislos ausfiel.
Raw Tag Team Champions The Revival vs. Curt Hawkins & Zack Ryder (Kickoff Match)
Sieger und neue Raw Tag Team Champions: Curt Hawkins & Zack Ryder, nachdem Hawkins Dawson nach einem kassierten Brainbuster überraschend einrollte. Damit endet Hawkins' historische Niederlagenserie ebenso wie der enttäuschende erste Titlerun des Revivals, die die WWE aller Voraussicht nach bei Vertragsende in wenigen Monaten verlassen werden. Für Hawkins & Ryder ist es der zweite gemeinsame Titelgewinn nach 2008.
Andre the Giant Memorial Battle Royal (Kickoff Match)
Teilnehmer: Colin Jost, Michael Che, Braun Strowman, Andrade, Apollo Crews, Titus O'Neil, Tyler Breeze, Jinder Mahal, No Way Jose, Bobby Roode, Chad Gable, Kalisto, Gran Metalik, Lince Dorado, Bo Dallas, Curtis Axel, Heath Slater, Rhyno, Viktor, Konnor, Ali, Shelton Benjamin, Luke Gallows, Karl Anderson, Matt Hardy, Jeff Hardy, Otis, Tucker, EC3, Luke Harper.
Sieger: Braun Strowman, der im Finale Che und Jost eliminierte. Ein Match ohne große Überraschungen, das in exakt dem Finale kulminierte, welches man nach dem Aufbau erwarten konnte. Für Strowman ist es der nächste Sieg in einer Battle Royal, der voraussichtlich zu nichts führen wird. Sein Booking wirkt aktuell völlig planlos.
Gastgeberin Alexa Bliss eröffnete WrestleMania und holte per Fingerschnippen Hulk Hogan hinzu. Der Hulkster sprach darüber, wie großartig es sei, im MetLife Stadium zu sein, bevor die beiden gemeinsam posten. Anschließend gesellte sich Paul Heyman hinzu und heizte das Publikum für das Universal Titelmatch an.
gettyUniversal Champion Brock Lesnar vs. Seth Rollins
Lesnar attackierte Rollins bereits vor Ertönen des Ringgongs und dominierte ihn minutenlang außerhalb des Rings, bevor das Match offiziell starten konnte. Sieger und neuer Universal Champion: Seth Rollins nach drei Curb Stomps in Serie. Der dritte World-Title-Gewinn für The Architect war die einzig richtige Wahl, um dem Heavyweight-Rennen bei Raw neues Leben einzuhauchen.
Rollins ist unglaublich over und kann als Top Face nun diverse frische Fehden starten. Zudem hat er seinen Worten Taten folgen lassen und Lesnar zum bereits zweiten Mal bei WrestleMania entthront. Ob bzw. für wie lange sich das Beast nun aus der WWE zurückziehen wird, bleibt abzuwarten.
AJ Styles vs. Randy Orton
Sieger: AJ Styles per Phenomenal Forearm. Ein gutes Match zwischen zwei Legenden im Business, in dem u.a. Styles nach einem RKO aus dem Cover auskickte, was Seltenheitswert hat beim vielleicht bestgeschützten Finisher im Business, und einen spektakulären Phenomenal Forearm aus dem Ring gegen den dort wartenden Orton zeigte. Nach diesem Sieg darf The Phenomenal One einmal mehr perspektivisch Ansprüche auf die WWE Championship erheben.
SmackDown Tag Team Champions The Usos vs. Ricochet & Aleister Black vs. The Bar vs. Shinsuke Nakamura & Rusev (Fatal 4-Way Match)
Sieger und weiterhin SmackDown Tag Team Champions: The Usos per Double Splash gegen Sheamus. Nach der etwas überraschenden Vertragsverlängerung ist wenig überraschend, dass die WWE ein unterhaltsames Match mit einer Titelverteidigung für ihr vielleicht bestes Duo aller Zeiten enden lässt. Abhängig davon, wo man Black & Ricochet nun einordnet, könnte eine Fehde dieser beiden Teams SmackDown durch die nächsten Monate führen.
Shane McMahon vs. The Miz (Falls Count Anywhere Match)
Die ehemaligen SmackDown Tag Team Champions prügelten sich durch die gesamte Halle. Am Ende fanden sie sich auf einer hoch gelegenen Plattform wieder, wo Shane einmal mehr seinen ganzen Wahnsinn aus Attitude Era-Zeiten auspackte und sich von Miz herab suplexen ließ. Sieger: Shane McMahon, der beim Sturz auf Miz landete. Die Fehde sollte somit noch fortgeführt werden, ansonsten hilft das Ergebnis niemandem weiter.
WWE Women's Tag Team Champions Bayley & Sasha Banks vs. Beth Phoenix & Natalya vs. The IIconics vs. Nia Jax & Tamina (Fatal 4-Way Match)
Siegerinnen und neue WWE Women's Tag Team Champions: The IIconics, nachdem Phoenix den Glam Slam gegen Bayley zeigte, aber Kay das Pin abstaubte. Kaum jemand hätte wohl erwartet, dass der erste Titelrun von Banks & Bayley derart kurz ausfallen würde. Es ist ein harter Rückschlag für die beiden Publikumslieblinge, der aber sinnvoll genutzt werden könnte, falls man daraus nun die lang erwartete Fehde zwischen den beiden endlich durchzieht. Gleichzeitig ist es ein großer Push für Kay & Royce, die perfekt harmonieren und diese junge Division mit ihrem Charisma in die Zukunft tragen können. Das Re-Match sollte ein weiteres Highlight liefern.
WWE Champion "The New" Daniel Bryan vs. Kofi Kingston
Sieger und neuer WWE Champion: Kofi Kingston per Trouble in Paradise. Die WWE hat den mehr aus dem Zufall geborenen Push von Kingston tatsächlich durchgezogen und KofiMania zur Realität gemacht. Für den Ghanaer ist es die Krönung nach zwölf Jahren harter Arbeit im Main Roster, während derer dieser Triumpf lange Zeit völlig undenkbar schien. Dass er zudem ausgerechnet gegen Bryan erfolgte, der bei WrestleMania XXX sein legendäres YES-Movement krönte, macht die Geschichte umso schöner. Erick Rowan griff im Match natürlich zugunsten Bryans ein, wurde aber von Kofis New Day-Kollegen Big E und Xavier Woods abgefertigt, bevor die Halle beim Titelgewinn endgültig ausflippte.
United States Champion Samoa Joe vs. Rey Mysterio
Sieger per Submission und weiterhin United States Champion: Samoa Joe. Aufgrund von Mysterios Knöchelverletzung fiel dieses Match extrem kurz aus, Joe verteidigte in unter einer Minute.
Roman Reigns vs. Drew McIntyre
Sieger: Roman Reigns per Spear. Ein eher enttäuschendes Match, das genauso in einer Wochenshow hätte stattfinden können und keinen der beiden Männer wirklich weiterbringt. Für die Fans war es natürlich schön, Reigns nach seiner überstandenen Leukämieerkrankung bei WrestleMania sehen zu können, doch aufgrund der Kurzfristigkeit seines Comebacks gelang es der WWE leider nicht, ihm ein besseres Programm zu schreiben.
Im Anschluss betrat Elias die Halle, um seinen großen Auftritt zu haben. Wenig überraschend wurde er unterbrochen - und zwar von der 2003er Thuganomics-Version von John Cena, der ihn an die Wand rappte und anschließend per Five Knuckle Shuffle und FU (der alten Zeiten zuliebe) abfertigte.
Triple H vs. Batista (No Holds Barred Match)
Sieger: Triple H nach einem Schlag mit dem Vorschlaghammer und dem Pedigree. Da Triple H seine aktive Karriere vermutlich niemals ganz offiziell beendet wird, war dieses Ergebnis absehbar. Ebenso offensichtlich war, dass ihr alter Evolution-Weggefährte Ric Flair in dieses Match involviert werden würde - er reichte HHH letztlich den Hammer. Das Match begann langsam, wurde dann aber reichlich brutal und sah u.a., wie Hunter Batistas Rücken mit einer Kette malträtierte und später versuchte, seinen Nasenring mit einer Zange rauszureißen. Vor dem Einsatz von Dave Bautista, der dies als hochbezahlter Hollywood-Schauspieler nicht nötig hätte, kann man nur den sprichwörtlichen Hut ziehen.
Kurt Angle vs. Baron Corbin (Kurt Angle's Farewell Match)
Die Gegnerwahl sorgte bereits für herzlich wenig Begeisterung bei den meisten Fans, und dieses Ergebnis machte es nicht besser: Nach einem kurzen Match wich Baron Corbin einem Moonsault-Versuch Angles aus und beendete dessen Karriere per End of Days. Wenn der Lone Wolf auch nicht der große Name gewesen sein mag, den sich viele für Kurts Abschied gewünscht hätten, so war er nach ihrer Fehde um den Raw GM-Posten schlicht die logische Wahl. In einer Zeit, in der Langzeit-Booking bei der WWE Mangelware ist und immer wieder eingefordert wird, macht dieses Ergebnis entsprechend Sinn, vorausgesetzt, es hat nun auch einen Push für Corbin zur Folge.
WWEIntercontinental Champion Bobby Lashley vs. "The Demon" Finn Balor
Sieger per Coup de Grace und neuer Intercontinental Champion: "The Demon" Finn Bálor. Das Match war in dem Moment gelaufen, in dem Bálor vorab ankündigte, es als Demon zu bestreiten. Entsprechend kurz fiel das Aufeinandertreffen aus. Für den Iren ist es ein wichtiger Erfolg nach einem ereignislosen Jahr, während Lashley weiterhin in der Bedeutungslosigkeit rumdümpelt.
Raw Women's Champion Ronda Rousey vs. SmackDown Women's Champion Charlotte Flair vs. Becky Lynch (Winner Take All Match)
Und dann wurde Geschichte geschrieben, natürlich nicht ohne die entsprechende Show! Charlotte wurde per Helikopter zum Ring gebracht, wie einst ihr Vater in den 80ern, während Rouseys Entrance von einer Live Performance von Joan Jett begleitet wurde. Viel mehr Retro geht kaum!
Das Match fiel nach dem äußerst gelungenen und intensiven Aufbau erwartungsgemäß stiff aus, Flair erlitt blutende Wunden am Arm und Rousey am Bein. Gegen Ende des Matches konnte Flair den Figure Eight gegen Rousey ansetzen, doch Lynch brach den Submission Hold per Leg Drop vom Seil auf. Wenig später brachte die Irin einen Tisch in den Ring, durch den sie und Rousey schließlich gemeinsam Charlotte rammten.
Siegerin und neue Raw Women's Champion sowie SmackDown Women's Champion: Becky Lynch, nachdem sie Rouseys Piper's Pit per Cradle konterte. WrestleMania endete mit reichlich Kontroverse, da sowohl Rousey als auch die Kommentatoren (zu Recht) der Meinung waren, ihre Schulter sei vor dem Three-Count oben gewesen.
Somit gönnte man Lynch und ihren vielen Fans, die einmal mehr mächtig Lärm machten, den Feel-Good-Moment, ohne Rousey den Nimbus der Unbesiegbarkeit völlig zu nehmen. Es wird aller Voraussicht nach ihr (vorerst) letztes Match für die WWE gewesen sein, da Rousey sich nun ihrer Familienplanung widmen wird. Da sie als Heel gerade erst so richtig in ihrer Rolle aufblühte, ist dies ungemein schade und es bleibt nur zu hoffen, dass sie über kurz oder lang noch einmal zumindest für die lange erwartete Four-Horsewomen-Fehde zurückkehren wird.
Bis dahin werden Lynch, Flair und die anderen Top-Talente der Division mit Sicherheit alles daransetzen, dafür zu sorgen, dass Frauen-Wrestling auch weiterhin eines der Aushängeschilder der aktuellen WWE bleibt.
WWEFazit
Im Hinblick auf WrestleMania hat die WWE in den letzten Jahren gelernt, sich auf ihre Stärken zu besinnen. Es war, trotz des eigentlich vor Talent nur so strotzenden Rosters, schon vorab völlig klar, dass man wrestlerisch nicht ansatzweise mit dem NXT TakeOver des Vorabends oder der ROH/NJPW G1 Supercard mithalten können würde - alleine schon aufgrund der zum Bersten überfüllten Card, die mehr als eine Handvoll längerer Matches von vorneherein praktisch ausschloss.
Das ist nun mal die Krux des Vorhabens, möglichst den kompletten Roster während des größten PPVs des Jahres auf der Card unterzubringen, und das trotz einer schon an Zumutung grenzenden Laufzeit. Was die WWE aber ohne Frage kann, was sie von der Konkurrenz abhebt und sicherstellt, dass sie auch in den kommenden Jahren weiterhin die Nummer Eins im Business bleiben wird, ist die Show.
Genau das haben sie auch in der letzten Nacht wieder eindrucksvoll bewiesen, ob nun durch Legendenauftritte wie die von Hogan, Angle oder Batista und Triple H, ob durch spektakuläre Entrances und Music Acts, oder - und ganz besonders - durch die Feel Good Moments.
John Cena als Rapper wieder zu sehen war schon großartig, aber die Krönungen von Becky Lynch und Kofi Kingston als Belohnungen für ihre fantastische Arbeit der letzten Monate bzw. Jahre sind das, was diese Veranstaltung auf Jahre im Gedächtnis halten wird. Das Gleiche gilt natürlich auch für Rollins, der seine Ankündigungen gegen den verhassten Dauerchamp Lesnar Taten folgen lassen durfte, von den beiden zuvor genannten allerdings etwas die Show gestohlen bekam.
Die WWE hat bereits seit vielen Jahren nicht mehr den Anspruch, mit WrestleMania ein wrestlerisches Highlight hinzulegen - dafür hat man das NXT-Produkt, welches mit jeder Indy-Show locker mithalten kann. Aber mittlerweile haben sie wohl verstanden, dass sie in gewissen Entscheidungen auf ihre Fans hören müssen, und eben das hat WrestleMania 35 zu einem gelungenen Event gemacht, und das sogar erstmals seit Ewigkeiten ohne ein Match des Undertakers.