Gut ein Viertel der DEL-Hauptrunde ist vorbei, vollends überzeugen konnten bislang nur die Kölner Haie. Der EHC Red Bull München und die Eisbären Berlin haben Probleme. Wer die Bullen und den Meister aber abschreibt, macht einen Fehler. Das SPOX-Power-Ranking.
Kölner Haie (Nach wie vor auf 1): Eine stabile Defensive (29 Gegentore bedeuten Liga-Bestwert) mit dem guten Torhüter Danny aus den Birken (93,7 Prozent gehaltene Schüsse) und gleich vier starke Sturmreihen (mit 53 Treffern mit Nürnberg an der Spitze): Die Haie stehen völlig verdient seit dem vergangenen Wochenende auf Platz eins.Die Mannen von Trainer Uwe Krupp spielen als einzige Mannschaft konstant auf hohem Niveau, Woche für Woche scheinen die Kölner noch einen Tick besser zu werden. Stand jetzt sind die Haie der heißeste Kandidat auf den Titel. Allerdings ist der Weg noch lang und die Playoffs sind bekanntlich eine ganz andere Geschichte. Deshalb sagt Krupp: "Das ist eine Momentaufnahme. Eine Phase, die auch wieder vorbei gehen kann."
Adler Mannheim (von 4 auf 2): Die Adler haben noch viel Luft nach oben. Dass es trotzdem zu Platz drei reicht, spricht für die hohe Qualität im Kader. Neben der fehlenden Konstanz muss Mannheim vor allem am Überzahlspiel arbeiten. Eine Quote von 15,15 Prozent ist für ein Topteam äußerst mäßig - nur Wolfsburg und Krefeld sind schlechter.Deutlich stärker wird die Mannschaft von Coach Harold Kreis sicherlich noch. Zumal sich mit Yanick Lehoux die Scorer-Maschine der vergangenen Saison noch nicht ansatzweise in Topform befindet. Bisher stehen nur ein Tor und acht Assists für den 31-Jährigen zu Buche.
Thomas Sabo Ice Tigers (Von 9 auf 3): Der Saisonstart der vom aktuellen DEL-Topscorer Steven Reinprecht (10 Tore, 11 Assists) angeführten Nürnberger war furios. 28 Tage hatte die Mannschaft von Trainer Tray Tuomie, die neun Siege in Serie feierte, die Tabellenführung inne. In den vergangenen sieben Partien setzte es allerdings fünf Niederlagen.Es ist aber nicht mehr als eine Ergebniskrise, in der sich die Franken befinden. Die Nürnberger sind nach wie vor in jeder Partie mit dem Gegner zumindest auf Augenhöhe. Der Beweis: Die 3:5-Pleite im Spitzenspiel gegen Köln war die erste Niederlage überhaupt, die mit mehr als einem Tor Unterschied ausfiel.
ERC Ingolstadt (Von 6 auf 4): Ingolstadt spielt eigentlich wie erwartet eine gute Saison. Man hat das Gefühl, dass eine echte Einheit auf dem Eis steht. Bärenstark präsentieren sich die Schanzer im Unterzahlspiel - nur zehn Gegentore.Selbst die Ankündigung von Jim Boni, in der kommenden Saison nicht mehr als Sportdirektor zu arbeiten, bringt Ingolstadt nicht aus der Ruhe. Beste Voraussetzungen also, um direkt in die Playoffs einzuziehen.
Eisbären Berlin (Von 3 auf 5): "Unterschätze nie das Herz eines Champions." Dieser Spruch könnte in dieser Saison auf die Eisbären zutreffen. Nach dem desaströsen Start kommt der Meister so langsam in Fahrt (drei Siege aus den vergangenen vier Partien). Großen Anteil daran haben Julian Talbot (7 Tore, 9 Assists), Travis James Mulock und Kapitän Andre Rankel, die zunehmend als Leader vorneweg gehen.Der Turnaround könnte die erste Drittelpause beim 6:3-Sieg gegen Ingolstadt gewesen sein. Da die Eisbären erneut schwach spielten, brannten Coach Jeff Tomlinson in der Kabine die Sicherungen durch. "Der Trainer hat uns zusammengenagelt", bestätigte Talbot. Und Tomlinson ergänzte: "Seit dem zweiten Drittel gegen Ingolstadt sind wir eine andere Mannschaft."
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EHC Red Bull München (Von 2 auf 6): Die Münchner sind angetreten, um die Liga aufzumischen. Bisher sorgt das No-Position-System des neuen Trainers Pierre Page aber vor allem dafür, dass die EHC-Cracks oft vogelwild über das Eis flitzen. Die Defensive (55 Gegentore) ist miserabel, Goalie Jochen Reimer fliegen die Pucks nur so um die Ohren.Meist enttäuschend ist auch das Auftreten der hoch gehandelten Übersee-Spieler Darren Haydar, Jon DiSalvatore, Nick Palmieri und Matt Smaby. Ihnen soll es an der nötigen Einstellung fehlen. Abschreiben sollte man die Bullen dennoch nicht. Der Kader ist definitiv stark besetzt und von Page weiß man aus seiner Zeit in Berlin und Salzburg, dass er trotz Anlaufschwierigkeiten seine Teams auf Kurs bringen kann. Vom Potenzial immer noch ein Top-6-Team.
Hamburg Freezers (Von 5 auf 7): Von den Hamburg Krisers war in den Medien bereits die Rede, als sich die Norddeutschen vor ein paar Wochen plötzlich auf dem letzten Platz wiederfanden. Coach Benoit Laporte war heftig in die Kritik geraten, eine Entlassung schien nicht unwahrscheinlich.Nach zuletzt vier Siegen in Serie ist das vom Tisch. Die Freezers sind offensiv und defensiv mittlerweile auf einem ordentlichen Niveau angekommen, auch wenn sich erst noch zeigen muss, ob das Gebilde stabil genug ist, um dauerhaft Topleistungen abzurufen. Ein Glücksfall war für Hamburg die Verpflichtung von Goalie Sebastien Caron. Mit dem Kanadier im Kasten setzte es nur eine Niederlage.
Krefeld Pinguine (Von 7 auf 8): Zugegeben: Krefeld trotz des fünften Tabellenplatzes im Ranking von 7 auf 8 herunterzustufen, ist ein absoluter Härtefall. Die Erklärung: Mit Nürnberg ist das Überraschungsteam der Saison vorbeigezogen. Zudem sind München, Berlin und Hamburg trotz des mäßigen Starts stärker als die Pinguine einzuschätzen.Zudem überzeugten die Krefelder, die unter dem Strich natürlich bisher eine gute Saison spielen, bei ihren jüngsten Auftritten nur bedingt (zwei Niederlagen und ein mühsamer Sieg gegen Schwenningen). Schwach bisher das Power Play: Zehn Tore bei 81 Versuchen sind der schlechteste Wert der Liga.
Augsburger Panther (10 auf 9): Das 0:8-Debakel in Schwenningen war für Augsburg ein Weckruf. Seither legt Coach Larry Mitchell im Training noch mehr Wert auf die Defensivarbeit - mit Erfolg. Die Panther lassen nicht mehr ganz so viele Chancen zu, obwohl mit Michael Bakos (Schulterverletzung) ein wichtiger Defensivmann noch wochenlang ausfällt.Trotz des Aufwärtstrends läuft noch nicht alles rund. Durchschnittlich in jedem vierten Unterzahlspiel klingelt es im Kasten der Augsburger - viel zu oft.
Grizzly Adams Wolfsburg (Von 12 auf 10): Der aktuell sechste Platz der Wolfsburger kann eigentlich nur eine Momentaufnahme sein. Der Grund: Die langfristigen Ausfälle von Greg Moore (Kreuzbandriss) und vor allem von Topscorer Matt "Diesel" Dzieduszycki (7 Tore, 7 Vorlagen) dürften auf Dauer kaum zu kompensieren sein.Zumal die Niedersachsen mit dem Toreschießen ohnehin schon große Probleme haben. 37 Treffer erzielten die Grizzly Adams bislang, mit 34 Toren ist nur Düsseldorf ungefährlicher.
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Straubing Tigers (Nach wie vor auf 11): Bei Straubing macht sich bemerkbar, was schon vor der Saison abzusehen war. Der Kader ist qualitativ nicht tief genug besetzt, um große Sprünge zu machen. Goalie Jason Bacashihua (92,9 Prozent abgewehrte Schüsse), Blaine Down (11 Tore, 9 Assists) und Laurent Meunier (3 Tore, 13 Assists) sind große Stützen.Von den hinteren Reihen kommt zu wenig. Deshalb reagierten die Tigers mit den Nachverpflichtungen von Sean Sullivan und Kris Beech. Vor allem in Beech setzt Coach Daniel Ratushny große Hoffnungen: "Ich erhoffe mir schon, dass mit ihm die Torproduktion unserer anderen Reihen steigen wird."
Iserlohn Roosters (Von 8 auf 12): Mit 56 Gegentoren gemeinsam mit Augsburg die Schießbude der Liga und mit sieben Punkten das schlechteste Heimteam: Die Roosters treten derzeit ohne jegliches Selbstvertrauen auf und stehen nicht zufällig auf dem vorletzten Rang. Nicht wirklich überraschend kam somit die Nachricht vom Seilersee, dass Coach Doug Mason entlassen wurde. Viel hängt nun davon ab, wer die Nachfolge antritt.Zudem könnte sich die Abschiebung von Goalie Caron nach Hamburg, der das Team im Stich gelassen haben soll und sich mit Mason überworfen hat, als fatal herauszustellen. Seine Qualität ist nämlich unbestritten und fehlt den Roosters nun. Insgesamt nicht gerade die besten Voraussetzungen, um die Saison noch zu retten.
Düsseldorfer EG (Nach wie vor auf 13): Den klammen Rheinländern traute bereits vor der Saison niemand etwas zu. Zwar steht das junge DEG-Team wie erwartet im Tabellenkeller, unter dem Strich macht es die Truppe von Coach Christian Brittig aber gar nicht so schlecht.Immer wieder gelingen Überraschungen wie der 4:0-Sieg in München. Offensiv hapert es allerdings gewaltig. 35 erzielte Tore sind der schlechteste Wert der Liga.
Schwenninger Wild Wings (Nach wie vor auf 14): Nach zwei Wochenenden ohne einen einzigen Punkt ist der DEL-Rückkehrer dort angekommen, wo ihn alle erwartet haben: am Tabellenende. Dabei sind die Wild Wings keinesfalls Fallobst, wie das Torverhältnis von 44:45 beweist.Schwenningen kämpft, kassiert aber viele knappe Niederlagen. Wie befürchtet darf dies auch als ein Zeichen von mangelnder Qualität im Kader gewertet werden. So langsam fürchtet Coach Stefan Mair um die Psyche seiner Spieler, die trotz großem Einsatz nicht belohnt werden: "Dies könnte zu einer Art Blockade führen."