Während Red Bull beim Großen Preis von Spanien durch einen Strategie-Fehler den Sieg von Max Verstappen an Lewis Hamilton abgibt, holt Mick Schumacher trotz fehlender Pace das Maximum aus seinem Haas. Sebastian Vettels Updates an seinem Aston Martin verpuffen derweil im Verkehr von Barcelona. Die Erkenntnisse zum Spanien-GP.
1. Mercedes sticht Red Bull erneut in Sachen Taktik aus
Über 80 Prozent der Renndistanz beim Großen Preis von Spanien lag Max Verstappen in Führung. Dennoch mussten sich Red Bull und der Niederländer am Ende mit dem zweiten Platz zufriedengeben, ausgerechnet hinter Titelrivale Lewis Hamilton. Das lag keineswegs an individuellen Fehlern von Verstappen oder der fehlenden Pace seines Boliden im Renntempo, vielmehr gab sein Rennstall den Sieg am Kommandostand aus der Hand - wieder einmal.
Doch was war passiert? Nach dem Start und seinem Überholmanöver nach der ersten Kurve führte Verstappen das Rennen zunächst souverän an. Hamilton folgte ihm im Schlepptau, jedoch mit einem konstanten Abstand von etwa 1,5 Sekunden, also stets außerhalb des DRS-Fensters.
In Runde 24 saugte sich Hamilton dann plötzlich in die DRS-Sekunde, als Schumacher-Teamkollege Nikita Mazepin im Haas zum Überrunden anstand. Weil weiter hinten einige Autos nach ihrem Boxenstopp mit frischen Reifen überragende Sektor-Zeiten präsentierten, reagierte Red Bull in dieser Situation kurzfristig und holte Verstappen an die Box, wohl in der Hoffnung, einen ähnlichen Effekt zu erzielen.
Dort gab es jedoch offenbar Abspracheschwierigkeiten zwischen Red Bull und Verstappen, links hinten war der entsprechende Mechaniker mit dem Rad nämlich noch nicht bereit. Letztlich dauerte der Stopp 4,2 Sekunden, für Hamilton öffnete sich so ein unverhofftes Fenster zum Overcut gegen den Red-Bull-Piloten. Wäre Hamilton eine Runde später als Verstappen zum Stopp gekommen, hätte es wohl auch zur Führung gereicht, der Mercedes-Crew war jedoch die Gefahr, hinter Sergio Perez im zweiten Red Bull zurückzufallen, zu groß, weshalb man sich erst vier Runden später für den Reifenwechsel entschied.
Red Bull reagiert nicht auf Mercedes-Strategie
In Runde 28 kam Hamilton dann, Verstappen hatte den Vorsprung mit Hilfe der frischen Reifen dort jedoch schon auf über fünf Sekunden angehäuft. Hamilton ließ sich davon aber nicht beirren. Wenige Umläufe genügten dem Briten, um den alten Rückstand wiederherzustellen, in Runde 35 hatte Hamilton den Abstand dann erstmals wieder auf unter eine Sekunde verringert. Ein Weg am Niederländer vorbei führte jedoch nicht. Einerseits weil der Cicuit de Catalunya nicht unbedingt zum Überholen einlädt, andererseits weil Hamilton seine Reifen bei der Aufholjagd offenbar zu hart rangenommen hatte.
In Runde 42 reagierte Mercedes schließlich und schwenkte auf Plan B um. Just in dem Moment, als Verstappen am Funk monierte, dass es "verrückt" sei, wie viel Grip Hamilton habe, holte das Mercedes-Team seinen Piloten ein zweites Mal an die Box und versuchte seinerseits einen Undercut. Bis hierhin konnte man der Red-Bull-Crew nicht viel vorwerfen, schließlich dominierte der eigene Schützling zu jenem Zeitpunkt das Rennen. Wieso man bei den Österreichern jedoch nicht auf Mercedes' Plan reagierte, ist unverständlich.
Anstatt Verstappen also umgehend zum Reifenwechsel reinzuholen und Hamiltons Undercut zu covern, glaubte man bei Red Bull an eine erfolgreiche Einstopp-Strategie - offenbar aus Angst hinter Hamilton-Teamkollege Bottas zurückzufallen und aufgehalten zu werden. Ein folgenschwerer Fehler. Schließlich hätte man aufgrund der deutlich frischeren Reifen und damit besseren Traktion, Bottas locker im Renntempo überholen können, selbst wenn man nach dem Boxenstopp hinter ihm rausgekommen wäre. Hamilton hätte sich dann wohl, wie schon die 42 Runden zuvor, die Zähne an Verstappen ausgebissen.
Allein in seiner ersten Outlap holte Hamilton 1,1 Sekunden auf, in der zweiten dann 1,2 Sekunden. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar, dass Verstappen nach einem Stopp hinter Hamilton landen würde. "Ich sehe nicht, wie wir mit diesen Reifen bis zum Ende durchfahren sollen", klagte der Niederländer schließlich am Funk. Innerhalb von 17 Runden pulverisierte Hamilton den Rückstand auf Verstappen und hatte sechs Runden vor Rennende schließlich keine Probleme, am Niederländer vorbeizugehen. Verstappen kam dann doch noch mal an die Box und holte sich mit neuen, weichen Reifen den Extrapunkt für die schnellste Rennrunde, den Frust über den verlorenen Sieg dürfte dies aber kaum kompensieren.
2. Schumacher holt Maximum heraus - Mazepin fällt wiederholt negativ auf
Nach seinem guten Abschneiden beim Großen Preis von Portugal, als er mit Nicholas Latifi (Williams) erstmals einen Fahrer eines anderen Rennstalls hinter sich lassen konnte, musste sich Mick Schumacher in Spanien wieder mit dem vorletzten Platz zufriedengeben.
"Wir haben die Zielflagge gesehen. Das war das Wichtigste", lautete das Fazit des 22-Jährigen. Für sportliche Highlights konnte Schumacher an diesem Wochenende nämlich eher weniger sorgen, abgesehen vom (beinahe schon gewohnten) Dominieren seines Teamkollegen Nikita Mazepin.
Dabei fing das Rennen für Schumacher gut an, gleich am Start machte er einige Positionen gut und kletterte an Yuki Tsunoda (AlphaTauri) und George Russell (Williams) vorbei auf Platz 16. "Der Start war sehr gut. Mick hat zwei oder drei Positionen gutgemacht. Das hat er sehr gut gemacht. Hoffentlich hat er das jetzt gelernt und macht es immer so", lobte ihn Haas-Teamchef Günther Steiner im Anschluss.
Tatsächlich hielt Schumacher anfangs im Grand Prix für einige Runden den 16. Platz, mit fortlaufender Renndauer aber fiel der Formel-1-Neuling wieder zurück. Er habe sich jedoch "konstant" auf der Strecke bewegt, lobte Steiner. "Es war halt nicht mehr drin."
gettyMazepin fällt erneut negativ auf
Dabei zeigte sich der Haas VF-21 vor allem auf der Geraden äußerst anfällig. Während andere Autos trotz DRS problemlos die Angriffe ihrer Verfolger verteidigen konnten, kämpfte man beim US-amerikanischen Rennstall offenbar mit stumpfen Waffen. "Am Ende der Geraden wurde er von den Autos überholt. Da kannst du nichts tun. Wenn der andere auf der Geraden schneller ist, dann kommt er vorbei. Unsere Autos wurden sogar vor der Bremse überholt, so groß war der Überschuss", analysierte Steiner die Probleme.
Unterm Strich hätte Schumacher aber das maximal Mögliche getan und einmal mehr alles aus dem Auto herausgeholt. "Mit unserem Auto", erklärte Steiner, "ist im Moment eben nicht viel mehr drin." Wie es anders laufen kann, zeigte nämlich wieder einmal Nikita Mazepin. Der Russe war im Renntrimm erneut deutlich langsamer im Vergleich zu seinem deutschen Teamkollegen, auch abseits davon sorgte er für Negativ-Schlagzeilen.
Als seine Überrundung durch Lewis Hamilton anstand, ignorierte Mazepin beinahe eine ganze Runde lang die ihm zugeschwenkten blauen Flaggen, weshalb er sich auch den Ärger von Mercedes-Teamchef Toto Wolff einhandelte. "Michael, zeig blaue Flaggen! Michael, wegen dem Kerl verlieren wir die Position", funkte Wolff an Rennleiter Michael Masi. Schon am vergangenen Wochenende hatte Mazepin schnellere Autos aufgehalten und dafür eine Zeitstrafe kassiert. Langsam aber sicher sollte der Russe Ergebnisse statt Skandale liefern, will er eine Zukunft bei Haas und in der Formel 1 haben.
3. Aston-Martin-Updates verpuffen im Verkehr von Barcelona
Trotz einiger Updates inklusive eines neuen Unterbodens hatten Sebastian Vettel und Aston Martin beim Großen Preis von Spanien im Kampf um die Punkte erneut kein Wörtchen mitzureden. Von Platz 13 ging der Deutsche ins Rennen und malte sich bei gutem Verlauf ein Top-10-Ergebnis aus, am Ende kam er auf selbem Rang aber wieder ins Ziel.
Zählbares sprang somit erneut nicht heraus. "Natürlich bin ich nicht zufrieden mit dem 13. Platz", sagte der Deutsche und musste eingestehen, dass Aston Martin aktuell nicht da ist, wo man sein möchte. "Mir fehlte einfach etwas Pace, um in den Kampf um Punkte einzugreifen", so Vettel. "Ich glaube, da wo wir sind und wo wir heute ins Ziel gekommen sind, ist ungefähr da, wo wir im Moment stehen."
Vor allem der hohe Reifenverschleiß auf dem Circuit de Catalunya sowie der Verkehr machten dem Heppenheimer zu schaffen. "Ich machte einen frühen zweiten Stopp und kam hinter Kimi [Räikkönen] raus. Ich denke, das hat meinen Reifen ziemlich geschadet. Dadurch war es schwierig, um Punkte zu kämpfen", sagte Vettel nach der Zieleinfahrt. Tatsächlich war für Vettel schon der Start ein erster Knackpunkt, als er nur einen Platz nach vorne sprang.
Danach zeigte er über weite Strecken ein ordentliches Tempo und überholte unter anderem Pierre Gasly (AlphaTauri) und Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo), nach seinen zwei Boxenstopps blieb Vettel aber beide Male im Verkehr hängen und konnte das volle Potential seines Autos somit nicht ausschöpfen. Spätestens als er 20 Runden vor Rennende hinter den langsameren Kimi Räikkönen zurückfiel, war das Rennen gelaufen. Denn obwohl Vettel die im Vergleich zum Finnen deutlich frischeren Reifen hatte, stellte sich der Überholvorgang als unlösbare Aufgebe heraus.
gettyVettel kritisiert Strategie-Abteilung
"Es war für uns kein gutes Rennen", analysierte Vettel bei Sky. Auch übte der 33-Jährige indirekt Kritik an der Strategie seines Teams. "Im Nachhinein ist es immer einfacher zu sagen, aber ich denke, wir hätten von der Strategie her anders unterwegs sein können. Aber das muss ich mir erst anschauen, bevor ich mir ein Urteil erlaube. Es ist immer schwer, wenn man in einer Gruppe drinsteckt, denn dort herrscht immer ein wenig Chaos." Generell sei man aber "nicht schnell genug" gewesen.
Fakt ist aber, dass er sich im Auto etwas wohler gefühlt hat und die Updates generell zu funktionieren scheinen. In zwei Wochen kann er das in Monaco beweisen. Auch dort wird ein gutes Qualifying sowie ein starker Start bedeutend sein, schließlich gilt die Strecke an der Cote d'Azur als noch weniger überholfreundlich als Barcelona. Vielleicht kann Vettel dann seine PS voll und ganz auf die Straße bringen.
Formel 1: Die WM-Wertung nach 4 von 23 Rennen
- Fahrerwertung:
Platz | Fahrer | Team | Punkte |
1 | Lewis Hamilton | Mercedes | 94 |
2 | Max Verstappen | Rex Bull | 80 |
3 | Valtteri Bottas | Mercedes | 47 |
4 | Lando Norris | McLaren | 41 |
5 | Chales Leclerc | Ferrari | 40 |
6 | Sergio Perez | Red Bull | 32 |
7 | Daniel Ricciardo | McLaren | 24 |
8 | Carlos Sainz | Ferrari | 20 |
9 | Esteban Ocon | Alpine | 10 |
10 | Pierre Gasly | AlphaTauri | 8 |
- Konstrukteurswertung:
Platz | Team | Punkte |
1 | Mercedes | 141 |
2 | Red Bull | 112 |
3 | McLaren | 65 |
4 | Ferrari | 60 |
5 | Alpine | 15 |
6 | AlphaTauri | 10 |
7 | Aston Martin | 5 |
8 | Alfa Romeo | 0 |
9 | Williams | 0 |
10 | Haas | 0 |