Jurek Rohrberg arbeitete jahrelang als Journalist und Reporter für den TV-Sender Sky. 2021 wechselte er auf einmal die Seite - und wurde Teil des Trainerteams von Alexander Zorniger auf Zypern. Heute sind beide bei der SpVgg Greuther Fürth in der 2. Liga angestellt.
Im Interview mit SPOX und GOAL spricht Rohrberg über seine neu gewonnene Innenansicht des Profi-Fußballs und erklärt, wie es zur Zusammenarbeit mit Zorniger kam.
Zudem erzählt der 38-Jährige von seinen ersten Wochen in ungewohnter Rolle auf Zypern und anstrengenden Twitter-Gerüchten.
Herr Rohrberg, Sie waren fast neun Jahre lang Reporter bei Sky für die norddeutschen Profiklubs. Seit nun zwei Spielzeiten sind Sie als Trainer-Assistent im Team von Alexander Zorniger - zunächst bei Apollon Limassol auf Zypern, nun bei der SpVgg Greuther Fürth. Wie denken Sie dank Ihrer Innenansicht mittlerweile über die Arbeit eines Trainers?
Jurek Rohrberg: Sie ist extrem komplex und schwierig. Das habe ich mir schon zuvor gedacht, aber denken ist nicht wissen. Auf einen Trainer kommt eine Vielfalt an Themen gepaart mit Erwartungs- und Erfolgsdruck zu. Ich würde jedem Journalisten die Innenansicht wünschen. Viele, viele Journalisten - damals mich einbegriffen - können Trainer nicht richtig einschätzen und ihnen gegenüber somit nicht immer ganz fair sein. Jedes Wochenende wird das große Ganze anhand eines einzigen Ergebnisses bewertet. Dabei müsste man eine ganze Kette von Ereignissen innerhalb einer Woche verstehen, um sehen zu können, was am Wochenende passiert oder auch nicht. Das geht aber ohne Innenansicht nicht.
Ihren Weg zu Zorniger ebnete dessen Berater und Ex-St.-Pauli-Profi Thomas Meggle. Sie hatten zuvor schon mit dem Gedanken geliebäugelt, eine neue Herausforderung angehen zu wollen. Wie kam die Zusammenarbeit letztlich zustande?
Rohrberg: Ich habe mir über die Jahre ein großes Netzwerk aufgebaut, auch an Trainern und Sportdirektoren. Es war immer schon wahnsinnig interessant für mich, wie die Trainer arbeiten und dass sie ein wirklich gutes Team um sich brauchen, weil die Arbeit so vielschichtig ist. Am Ende war es wie so oft im Leben Schicksal und Glück. Alex hatte das Buch von Roger Schmidt und dessen Assistenten Jörn Wolf gelesen, das die beiden nach ihrer Zeit in China geschrieben haben. Daraufhin wollte er eine solche Position auch in seinem Team besetzen. Thomas Meggle, den ich aus meiner Heimat Hamburg kannte, rief mich dann an.
Wie kam er auf Sie - oder hatten Sie in der Branche platziert, dass Sie sich eine solche Aufgabe vorstellen können?
Rohrberg: Nein. Der Anruf von Thomas kam unerwartet. Es gab schon Leute, mit denen ich darüber gesprochen habe, dass ich mir so etwas perspektivisch vorstellen könnte, aber ohne einen Hintergedanken. Für Thomas war mein Profil interessant und passend: Ich habe selbst bis zur 4. Liga Fußball gespielt und bei Sky einen anderen Blickwinkel auf die Branche bekommen. Daher hat er mich gefragt, ob ich mir diesen Schritt vorstellen könnte.
Sie konnten!
Rohrberg: Klar. Ich hatte dann drei Gespräche mit Alex. Danach stand fest, dass wir das zusammen versuchen wollen.
Haben sie sich zuvor gekannt?
Rohrberg: Zu seiner Zeit bei Bröndby habe ich ihn für Sky in Kopenhagen besucht und interviewt. Wir hatten keinen regelmäßigen Austausch, haben uns aber geschätzt.