Maik Franz lässt die Fetzen fliegen

SPOX
23. November 200712:24
SPOXGetty
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Karlsruhe - Für die gegnerischen Trainer ist er ein Rotes Tuch, für die eigenen Fans der Liebling und für die Mitspieler ein klasse Kumpel: Maik Franz geht beim Karlsruher SC derart engagiert in jedes Spiel, als werde im Wildparkstadion regelmäßig ein WM-Finale ausgetragen.

Der 26-Jährige träumt von der Nationalmannschaft, sein großes Vorbild heißt Stefan Effenberg, der ihm in der gemeinsamen Zeit beim VfL Wolfsburg nicht nur beim Kniffeln entscheidende Tipps gegeben hat. "Effe ist immer vorneweg marschiert, war super professionell und hat seine Meinung vertreten. Er ist schon ein Spieler, an dem ich mich orientiere", sagt der ebenso wie der exzentrische frühere Fußball-Nationalspieler strohblonde Franz.

Torgefährlichste Innenverteidigung der Liga 

Die KSC-Fans hatten Franz in der vergangenen Zweitliga-Saison zum beliebtesten Spieler gewählt. Wenn mal nichts geht bei den Badenern, dann läuft der in Merseburg geborene Abwehrspieler erst zur Hochform auf: Wild mit den Armen rudernd fordert er die Zuschauer zu mehr Unterstützung auf, wirft sich ohne Rücksicht auf Verluste in die Zweikämpfe - und schießt auch schon mal Tore: Das Duo Maik Franz/ Mario Eggimann gilt mit bisher insgesamt fünf Treffern als die torgefährlichste Innenverteidigung der Liga.

"Er verkörpert eine positive Aggressivität, die er versucht, auf seine Mitspieler zu übertragen. Er schießt gelegentlich über das Ziel hinaus, daran müssen wir noch arbeiten", sagt KSC-Trainer Edmund Becker über seinen "Motivator".

Franz, der 19 Mal in der deutschen U 21-Auswahl spielte, hofft sogar, dass er in absehbarer Zeit in der Nationalmannschaft landet. "Das ist ein großes Ziel von mir", sagt er unverblümt. "Ich habe über 100 Bundesliga-Spiele und bin seit fünf Jahren dabei. Wenn ich meine Leistungen über einen längeren Zeitraum bestätigen kann..."

Die große Bühne pusht mich 

Was ihn antreibt, erklärt Franz so: "Wenn ich vor 30.000 Leuten spielen darf, pusht mich das einfach. Als Leistungssportler sollte man ans Limit gehen. Bei mir sind vielleicht noch ein paar Emotionen mehr dabei als bei anderen." Dass dabei auf dem Platz mitunter die Fetzen fliegen, bestreitet er gar nicht. Zuletzt hatte sich Felix Magath nach dem glücklichen Pokalsieg der Wolfsburger in Karlsruhe bitter über Franz beklagt: "Er hat ständig Foulspiele und Gelbe Karten provoziert."

Dafür bemüht sich der KSC-Profi, die Zahl der eigenen Verwarnungen zu reduzieren: "14 Gelbe Karten letztes Jahr, das war ein bisschen viel. Da muss ich mich etwas zügeln." Lange wollte er die Kritik nicht annehmen, sein Mentaltrainer Holger Fischer (Remscheid), den mehrere Karlsruher Spieler auf eigene Kosten in Anspruch nehmen, hat ihn jedoch überzeugt. Dennoch ist Franz mit vier Verwarnungen derzeit heißester Kandidat bei den Karlsruhern auf die erste Sperre.

Der Ex-Wolfsburger hat aber auch eine weiche Seite. Zusammen mit Eggimann besucht er krebskranke Kinder in einem Karlsruher Krankenhaus, mit Fans pokert er für einen wohltätigen Zweck und er kümmert sich auch um die Integration neuer Mitspieler. "Ich war noch keine drei Stunden in der Stadt, da hat mich Maik schon mitgenommen, um einen Kaffee trinken zu gehen", erinnert sich Spielmacher Tamas Hajnal an seinen ersten Arbeitstag beim Aufsteiger.