"Und? Schaffen sie's?"

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15. Mai 201512:43
Trainer am Rande der Belastbarkeit: Dardai, Streich, Breitenreiter, Frontzeck, Labbadia und Stevensgetty
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Der Abstiegskampf der Bundesliga ist zwei Spieltage vor Saisonende extrem spannend. Sechs Mannschaften kann es noch erwischen, einige Klubs treffen noch direkt aufeinander. Worauf kommt es jetzt in den letzten Spielen an? SPOX hat je einen Journalisten pro Team zum Experten-Panel geladen.

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Hertha BSC: Andre Bellert

Andre Bellert berichtet für den Berliner Kurier über Hertha BSC

Hertha BSC hat alles in der eigenen Hand. Die letzten drei Spiele gingen zwar verloren, aber gegen Bayern (0:1), Mönchengladbach (1:2) und Dortmund (0:2) wäre auch jeder Punkt eine Sensation gewesen. Dennoch ist die Stimmungslage in der aufgeregten Hauptstadt chronisch angespannt.

Im letzten Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt soll die Klasse gesichert werden. Zitternd am 34. Spieltag nach Hoffenheim zu fahren und bis zur letzten Sekunde keine Planungssicherheit zu haben, will man vermeiden. Zumal das Hinspiel mit 0:5 verloren ging und Hertha in entscheidenden Spielen in den letzten Jahren oft verkrampfte.

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Pal Dardai strahlt Zuversicht aus. Seit er nach dem 19. Spieltag zusammen mit Rainer Widmayer übernommen hat, ist die Defensive Trumpf. Das ist nicht immer schön, aber legitim. In den 13 Spielen unter Dardai kassierte Hertha nur zwölf Tore. Unter Jos Luhukay waren es in 19 Partien noch 38. Bundesliga Spielplaner - Der Tabellenrechner von SPOX.com

Kreativität, Spielaufbau und herausgespielte Chancen sind aber weiterhin Mangelware. Hertha erzielte unter Dardai nur elf Treffer. Salomon Kalou (nur ein Tor in der Rückrunde) hängt als Mittelstürmer meist in der Luft, ist aber auch zu wenig bemüht, das zu ändern.

Auf ihm sowie Valentin Stocker und Rückkehrer Roy Beerens ruhen nach nur zwei Toren in den letzten fünf Partien die Hoffnungen.

Für Hertha spricht, neben den Motivationskünsten von Identifikationsfigur Dardai sowie der Konzentration auf die Basics, dass sie noch zwei Matchbälle haben und von der Konkurrenz erst einmal überholt werden müssen.

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Hamburger SV: Simon Braasch

Simon Braasch berichtet für die Hamburger Morgenpost über den HSV

So richtig wissen sie immer noch nicht, was sie davon halten sollen. Mit einem flauen Gefühl im Magen, aber trotzigem Herzen werden sich 6000 HSV-Fans am Samstag auf den Weg nach Stuttgart machen.

Rettet sich der Dino der Liga erneut? Oder rutscht er mit einem Misserfolg beim VfB wieder ganz tief in das Schlamassel hinein? Niemand weiß, ob dieser Mannschaft wirklich zu trauen ist - das eint alle Optimisten und Pessimisten des Vereins.

Dass sie überhaupt hoffen dürfen, werten viele schon als Erfolg. Vor drei Wochen noch galt der HSV als hoffnungsloser Fall. Dann kam der 25. April, der alles veränderte. 3:2 gegen Augsburg, ein Fest auf dem Rasen und den Rängen, das Kräfte frei setzte. Der HSV und seine Fans hatten den Abstiegskampf doch noch angenommen. Spät, aber gewaltig. Und gerade noch rechtzeitig.

Nun liegen sie Bruno Labbadia in Hamburg zu Füßen, lesen ihm jedes einzelne Wort von den Lippen ab. Die Profis glauben an ihren Trainer und folgen ihm, vielleicht das größte Plus im Überlebenskampf. SPOX

Sieben Punkte aus den vergangenen drei Spielen - der HSV startet als Tabellenvierzehnter mit der besten Ausgangsposition aller Konkurrenten in den vorletzten Spieltag. Und dennoch: Sie sind immer für einen Paukenschlag gut, positiv wie eben auch negativ. Das 1:1 gegen Freiburg war ein Rückschritt, der Punkt glücklich.

Nun Stuttgart. Wieder so ein Endspiel. Geht es schief, könnte die Angst wieder lähmen. Packen sie es, bleibt der Dino drin - daran glaubt jeder in Hamburg.

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SC Freiburg: Rene Kübler

René Kübler ist Redakteur der Badischen Zeitungund begleitet den SC Freiburg seit 18 Jahren journalistisch - durch Auf und Ab.

Irgendwann kann man die Frage nicht mehr hören. "Und? Schaffen sie's?" Die eine Antwort darauf gibt es nicht. Weil natürlich niemand weiß, ob es auch diesmal wieder klappt mit dem Klassenerhalt.

"Natürlich", könnte man sagen. Der SC Freiburg hat es ja fast immer geschafft, hat Erfahrung im Abstiegskampf. Ein Vorteil? Vielleicht. Doch ebenso steigt mit jedem Mal die Wahrscheinlichkeit, dass es eben doch mal schiefgeht.

Sollte es die Breisgauer in dieser Saison erwischen, wäre es aber schlicht unnötig. Natürlich basteln sich alle Mannschaften, die ganz unten stehen in der Tabelle, ihr persönliches Was-wäre-wenn-Szenario zurecht.

Dennoch: Sechs mal in den Schlussminuten eine Führung verspielt, dazu drei Elfmeter verschossen, die im umgekehrten Fall drei Punkte bedeutet hätten. 19 Punkte habe man verschenkt, meinte SC-Torhüter Roman Bürki kürzlich - das war vor dem bitteren 1:1 in Hamburg, wo die Freiburger in Minute 90 den Gegentreffer kassierten.

Da auch noch die bedeutenden Heimpartien zuletzt gegen Mainz und Paderborn - vorab als Endspiele tituliert - verloren gingen, spricht von außen betrachtet nicht mehr viel für den Sportclub. Wären da nicht die Verantwortlichen um Präsident Fritz Keller, Sportvorstand Jochen Saier und Trainer Christian Streich, die die Ruhe bewahren.

Und da ist noch der ausgezeichnete Auftritt beim HSV, mit dem die Freiburger bewiesen haben, dass sie - wenn das Kollektiv funktioniert - eigentlich zu gut Fußball spielen, um abzusteigen. Insofern sollte man diese Mannschaft nicht abschreiben.

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Hannover 96: Heiko Rehberg

Heiko Rehberg berichtet für die Hannoversche Allgemeine Zeitung über 96

In Hannover haben ganz viele Menschen bis vor kurzem geglaubt, dass der Abstieg ein Thema ist, das die anderen betrifft, den HSV, Paderborn, Freiburg oder Stuttgart. Aber die Roten? Ja, sie spielen eine schlechte Saison, haben eine merkwürdige Mannschaft, aber absteigen? Nein, das wird schon irgendwie reichen.

So haben fast alle gedacht. Dann zirkelte vergangene Woche der Bremer Zlatko Junuzovic einen Freistoß ins 96-Tor und sorgte dafür, dass die Sieglosserie auf 16 Spiele in Folge anwuchs. Viele Fans befürchten seitdem, dass 96 absteigt, der Glauben an das Team ist geschwunden.

Klubchef Martin Kind betont trotzdem schon seit Wochen, dass "wir auf jeden Fall drinbleiben". Auch Trainer Michael Frontzeck ist fest davon überzeugt, dass seine Rettungsmission erfolgreich sein wird.

Eigentlich ist es ganz einfach: 96 muss mal wieder ein Spiel gewinnen. Am besten zwei Spiele. Damit das gelingt, darf die Mannschaft nicht so viele Torchancen auslassen wie zuletzt bei den Unentschieden in Wolfsburg (2:2) und gegen Bremen (1:1). Außerdem müssen Abwehrfehler von Marcelo gegen Bremen abgestellt werden. SPOX

Auch die Fans spielen eine wichtige Rolle. Seit dem Friedensschluss zwischen Klubführung und Ultras herrscht in der HDI-Arena wieder eine gute Stimmung - die soll am letzten Spieltag gegen Freiburg helfen. Wichtigster Spieler im Saisonfinale wird der Kapitän: Von Lars Stindl und seinen Toren und Ideen ist die Elf abhängig wie von keinem anderen Profi.

Für den Klassenerhalt spricht unter dem Strich, dass sich zwei Teams noch dümmer anstellen und die Roten besser sind als der Dritte der 2. Liga. Dagegen sprächen personelle Fehlentscheidungen wie das zu lange Festhalten an Trainer Tayfun Korkut und Sportdirektor Dirk Dufner, die verantwortlich für eine schlecht zusammengestellte Mannschaft sind - das wird vom lieben Fußballgott in der Regel bestraft.

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SC Paderborn 07: Elmar Neumann

Elmar Neumann berichtet für das Westfalen-Blatt über den Aufsteiger aus Ostwestfalen

Seit Saisonbeginn wartet die Gegnerschaft darauf, dass der 53. Debütant der Bundesliga-Geschichte doch endlich seiner Rolle als Underdog gerecht wird, sich artig - und bestenfalls noch für die tolle Zeit unter all den großen Namen bedankend - wieder dahin verabschiedet, wo er hingehört.

Aber auch 180 Minuten vor dem Ende dieser Spielzeit denkt beim SC Paderborn 07 niemand daran, den etablierten Erstligisten diesen Gefallen zu tun. "Unser erstes Ziel war es, bis zum letzten Spieltag eine Chance auf den Klassenerhalt zu haben. Das haben wir erreicht, aber damit geben wir uns natürlich nicht zufrieden. Jetzt wollen wir ein Jahr nach dem Aufstieg das noch größere Wunder schaffen", sagt Kapitän Uwe Hünemeier.

Um vor den finalen Vergleichen mit Schalke und Stuttgart nicht nur daran zu denken, welche gewaltige Bedeutung eine zweite Erstliga-Spielzeit mit Paderborner Beteiligung für die Entwicklung des Vereins haben könnte, sind die Fußballer in dieser Woche fremd gegangen. Aber unter Aufsicht.

Statt der üblichen Übungseinheiten ließen sie sich von den Bundesliga-Spielern des sechsmaligen Deutschen Meisters Untouchables Paderborn die Sportart Baseball erklären. Ablenkung tut gut. So kurz vor dem Abpfiff den Klassenerhalt vor Augen, hat auch der Außenseiter viel zu verlieren. SPOX

Doch mit dieser Situation scheint der aufmüpfige Aufsteiger sehr gut umgehen zu können. Seit dem Dreier im Breisgau ist die Hoffnung größer denn je. Alles scheint auf ein echtes Endspiel gegen den VfB Stuttgart hinauszulaufen.

Auch diese Konstellation sollte der Konkurrenz zu denken geben, von den bislang sieben Spielen gegen Freiburg (1:1, 2:1), Hannover (2:0, 2:1), Hamburg (3:0, 0:3) und Stuttgart (0:0) verlor der SCP nur ein einziges. Das ist nicht die Ausbeute eines Absteigers.

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VfB Stuttgart: Marko Schumacher

Marko Schumacher berichtet für die Stuttgarter Zeitung über den VfB

Selten in der Geschichte der Bundesliga ist die Stimmung bei einem Tabellenletzten zwei Spieltage vor Schluss so hoffnungsvoll gewesen wie in Stuttgart.

Spätestens seit dem 2:0-Sieg gegen Mainz gehen alle fest davon aus, dass der VfB auch diesen Abstiegskampf übersteht und erstklassig bleibt, sei es über die Relegation oder sogar auf direktem Wege.

Zwei Gründe gibt es für diese Zuversicht: Zum einen ist der VfB vor dem fundamental wichtigen Spiel an diesem Samstag gegen den HSV plötzlich heimstark geworden und hat mit Hilfe der Fans aus den letzten vier Partien im eigenen Stadion zehn Punkte geholt. Bedingungslos ist die Unterstützung der Stuttgarter Anhänger, die normalerweise gerne schimpfen und nun zum zwölften Mann geworden sind.

Zum anderen spielen die Stuttgarter derzeit so schwungvoll nach vorne wie seit Jahren nicht. Die Offensive mit Stoßstürmer Daniel Ginczek, den schnellen Außenangreifern Martin Harnik und Filip Kostic sowie dem wiedergenesenen Spielmacher Daniel Didavi ist eigentlich viel zu gut, um abzusteigen. Bundesliga Spielplaner - Der Tabellenrechner von SPOX.com

Wenn es wider Erwarten doch passiert, wird man am Ende sagen: Noch nie hat ein Absteiger eine so starke Offensive gehabt. Huub Stevens will das verhindern - keiner weiß besser als er, wie man einen Verein vor der zweiten Liga bewahrt.

"Ihr Affen", rief der VfB-Coach am Donnerstag im Training seinen Spielern zu, auf dass auch der Letzte kapiert, dass es jetzt um alles geht.

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