Nach seinem Kung-Fu-Tritt droht Alexander Nübel eine lange Pause. Zeit, über seine Zukunft bei Schalke 04 oder anderswo nachzudenken.
Am Tag nach seinem Kung-Fu-Tritt zeigte Alexander Nübel Reue. "Es tut mir sehr, sehr leid für den Spieler", sagte der Torwart von Schalke 04 über sein brutales Foul in Oliver-Kahn-Manier beim 1:0 (0:0) gegen Eintracht Frankfurt. Er sei "selber erschrocken" gewesen.
Die Rote Karte sei ihm "egal", er habe gehofft, dass es Mijat Gacinovic "gut geht". Der Frankfurter war dem Schalker Kapitän schon zuvor zur Seite gesprungen. "Danke, dass du dich sofort entschuldigt hast. Das kann im Fußball vorkommen", schrieb er bei Instagram und nahm den Keeper in Schutz. Nübel kommt aber wohl nicht um eine lange Zwangspause herum - und hat viel Zeit nachzudenken, vor allem über seine ungeklärte Zukunft.
Einen Gefallen tat sich der 23-Jährige mit seinem zweiten Bundesliga-Platzverweis nicht. Nach seinem folgenschweren Patzer beim 1:2 in Leverkusen, als er die Flanke vor dem ersten Gegentor unterlaufen hatte, verlor er die Nerven und machte wieder von sich reden - aber ganz anders, als er es sich in dieser entscheidenden Phase seiner Karriere vorgestellt hatte.
Magath fordert lange Sperre für Nübel
"Für so ein Foul sollte es Minimum sechs Wochen Sperre geben. Das sollte ihm eine Lehre sein. Die Gesundheit des Gegenspielers war in Gefahr", sagte der ehemalige Schalke-Trainer Felix Magath bei Sky90.
"Man hat schon auf dem Platz gesehen, dass es ihm sehr leidgetan hat. Er macht das nicht mit Absicht, er ist ein super netter Kerl", meinte Nübels Mitspieler Daniel Caligiuri, während Nübel selbst zunächst schwieg. Der 23-Jährige weiß: Im Poker um seine Zukunft hat sich sein Blatt deutlich verschlechtert.
Beim Rekordmeister Bayern München steht 2014er-Weltmeister Manuel Neuer kurz vor der Unterschrift unter einen neuen Vertrag bis 2023. Beim Tabellenführer RB Leipzig hatte Nübel bereits selbst abgesagt. Und auf Schalke, wo die Fans ihm die Hängepartie um eine Vertragsverlängerung allmählich übelnehmen, darf sich in den nächsten Spielen sein Ersatz - und möglicher Nachfolger - in Szene setzen.
Schubert überzeugt mit erstaunlicher Ruhe
Markus Schubert, der nach dem Platzverweis (66.) die Führung der Königsblauen durch Benito Raman (53.) festhielt, kann während Nübels Sperre beweisen, dass er schon jetzt ein Bundesliga-Torwart ist. Der U21-Nationalspieler, im vergangenen Sommer schon mit Blick auf einen möglichen Nübel-Abgang von Dynamo Dresden verpflichtet, hatte bei seinem unerwarteten Debüt "keine Zeit, nervös zu sein".
Auch wenn er nur eine Großchance von Erik Durm vereiteln musste, überzeugte der 21-Jährige mit erstaunlicher Ruhe und Souveränität. "Wir haben noch einen Torwart, der auch gut ist", lobte Torschütze Raman, "wir haben gesehen, dass auch er ein wichtiger Rückhalt war. Wir haben keine Sorge, dass er Fehler machen wird."
Nübel zuletzt nicht immer fehlerfrei
Fehler hat Nübel zuletzt vermehrt gemacht. In Leverkusen brachte er Schalke erstmals seit fast zwei Monaten wieder auf die Verliererstraße. Eine Woche zuvor hatte er beim 2:1 gegen Union Berlin den Ball im eigenen Fünfmeterraum dem Gegner vor die Füße gespielt. Es sieht nicht so aus, als gehe der Poker um seine Zukunft spurlos an ihn vorüber.
Aktuell rechnet sich Schalke wieder bessere Chancen auf einen Verbleib des Ex-Paderborners aus. Sein Berater deutete zuletzt an, dass ein Wechsel nach München bei einer Vertragsverlängerung Neuers eher keinen Sinn ergebe. Mit der Unterschrift des Leistungsträgers Amine Harit unter einen neuen Vertrag bis 2024 hat Sportvorstand Jochen Schneider ein weiteres Argument, "ein Zeichen nach innen und nach außen".
Auch der Europacup-Kurs mit Tabellenplatz vier kurz vor der Winterpause spricht gegen einen Abschied. "Wir können einiges in die Waagschale werfen", meinte Schneider, der Nübel angeblich ein höher dotiertes Angebot bis 2024 als der FC Bayern vorgelegt hat. Doch vielleicht ist der Schalker Torwart der Zukunft auch deutlich billiger und heißt Schubert.