Brasilien - Belgien 1:2: Belgier schlagen Selecao und ziehen ins Halbfinale ein

Jochen Rabe
07. Juli 201815:37
Kevin de Bruyne erzielte ein Traumtor zum 2:0 gegen Brasilien.getty
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Belgien hat Brasilien geschlagen und ist dadurch ins Halbfinale der WM 2018 in Russland eingezogen. Dank einer starken ersten Halbzeit mit perfektem Umschaltfußball besiegten die Belgier die Selecao mit 2:1 (2:0) und zogen damit erstmals seit 1986 in die Runde der letzten Vier ein. Im Semifinale trifft Belgien auf Frankreich.

Brasilien hatte zwar deutlich mehr Ballbesitz, strahlte zunächst jedoch nur bei Standards Gefahr aus, die Belgien anfangs schwach verteidigte. Thiago Silva traf nach einer Neymar-Ecke nur den Pfosten. Die frühe Führung durch ein Fernandinho-Eigentor - ebenfalls nach einer Ecke - kam den Belgiern für ihren Matchplan entgegen.

Dadurch konnten sie sich zurückziehen und nach Ballgewinn teilweise in Perfektion umschalten. In der offensiven Dreierreihe rotierten Hazard, de Bruyne und Lukaku auf ihren Positionen, womit die brasilianische Verteidigung nicht zurechtkam. Die Partie hatte ein hohes Grundtempo und taktisches Niveau. Obwohl die Selecao weiterhin mehr am Ball war, entwickelte sich ein optisches Übergewicht für die zwingenderen Belgier. De Bruynes Traumtor zum 2:0 war folgerichtig und verdient.

Im Laufe der zweiten Halbzeit warf Brasilien alles nach vorne und drückte die Belgier so immer tiefer in die eigene Hälfte. Belgien wurde immer passiver und schaffte es nur noch vereinzelt, durch Gegenangriffe den Druck herauszunehmen. In der Phase der brasilianischen Dominanz profitierten die Red Devils von einem zu Unrecht nicht gegebenen Foulelfmeter für Brasilien.

Anschließend lief alles auf einen Sieg der Belgier hinaus, bis der Anschlusstreffer eine Viertelstunde vor Schluss die Sache noch einmal heiß machte. Die Schlussphase war vom wütenden Anlaufen der Brasilianer gegen eine tief verteidigende belgische Mannschaft geprägt. Obwohl die Selecao noch zu zahlreichen vielversprechenden Abschlüssen kam (Firmino, Augusto, Coutinho, Neymar), rettete Belgien den Vorsprung über die Zeit und machte die zweite WM-Halbfinal-Teilnahme in der Verbandsgeschichte perfekt.

Die Daten des Spiels Brasilien - Belgien

Tore: 0:1 Fernandinho (13./Eigentor), 0:2 De Bruyne (31.), 1:2 Renato Augusto (76.)

  • Brasilien geriet erstmals seit 392 Tagen in Rückstand.
  • De Bruyne war bereits der neunte unterschiedliche Torschütze für Belgien bei der WM 2018. Nur für Italien 2006 und Frankreich 1982 (jeweils zehn) trafen bei einer WM-Endrunde mehr unterschiedliche Spieler.
  • Zum ersten Mal in der WM-Geschichte stehen weder Brasilien noch Deutschland oder Argentinien im Halbfinale einer Weltmeisterschaft.

Der Star des Spiels: Kevin de Bruyne (Belgien)

Überzeugte auch in offensiverer Rolle an der Seite von Lukaku und Hazard. Mit seiner Passsicherheit im hohen Tempo der perfekte Spieler für den belgischen Umschaltfußball. Gab die meisten Torschüsse ab und legte die meisten auf. Stellte zudem mit seinem Traumtor zum 2:0 die Zeichen auf Sieg.

Der Flop des Spiels: Fernandinho (Brasilien)

War als Ersatz für den gesperrten Casemiro auf verlorenem Posten. Leitete die Niederlage mit seinem unglücklichen Eigentor ein. Danach ohne Mittel in der Zentrale gegen die schnellen Belgier. Ließ sich mehrfach viel zu einfach überspielen. Unter anderem vor dem 0:2 gegen Lukaku ohne Zugriff.

Der Schiedsrichter: Milorad Mazic (Serbien)

Im ersten Durchgang nicht gefordert. Nach der Pause wurde es hitziger. Korrekt, nach Neymars Flugeinlage keinen Foulelfmeter zu geben. Folgerichtig wäre eine Gelbe Karte für den Brasilianer gewesen. Winkte bei der Grätsche von Kompany gegen Gabriel Jesus ebenfalls ab. Das VAR-Team prüfte die Entscheidung und überstimmte Mazic nicht - eine Fehlentscheidung, da der Verteidiger den brasilianischen Angreifer sogar zweimal traf und der Ball nicht zuvor bereits im Aus war.

Die Reaktionen zu Brasilien gegen Belgien

Tite (Trainer Brasilien): "Wir müssen beide Seiten der Medaille sehen. Wir hatten ein tolles Match, mit viel Ballbesitz und guten Chancen. Aber Belgien hat es geschafft, Tore zu schießen. Sie waren effektiver. Courtois hat für mich den Unterschied gemacht. Es ist jetzt nicht der Moment, um über die Zukunft nachzudenken."

Roberto Martinez (Trainer Belgien): "Das ist etwas ganz Besonderes, das haben die Spieler sich verdient. Die Entschlossenheit war entscheidend, nicht die Taktik. Wir dürfen das jetzt genießen, wir brauchen noch mehr Energie für das nächste Spiel."