Nach sieben Jahren ist Real Madrid erstmals wieder ins Viertelfinale der Champions League eingezogen. Gegen Angstgegner Olympique Lyon siegten die Königlichen durch Tore von Marcelo (37.), Karim Benzema (66.) und Angel Di Maria (76.) mit 3:0 (1:0) und gingen damit im achten Duell mit den Franzosen erstmals als Sieger vom Platz.
Das Hinspiel in Lyon war 1:1 ausgegangen. Vor über 70.000 Zuschauern im Estadio Santiago Bernabeu beherrschte Real über 90 Minuten das Geschehen und kam im 22. Heimspiel der Saison zum 22. Sieg (15-mal zu Null).
Nachdem Real zuvor sechs Mal im Achtelfinale gescheitert war, schaffte es Trainer Jose Mourinho also gleich im ersten Jahr, den Fluch zu brechen. Mourinho steht damit bereits mit dem vierten Verein (FC Porto, FC Chelsea, Inter Mailand, Real Madrid) unter den besten Acht der Champions League - das ist einsamer Rekord.
Für Lyon, das Real im Vorjahr in der Runde der letzten 16 ausgeschaltet hatte (1:0/1:1), war es hingegen das vierte Achtelfinal-Aus in den letzten fünf Jahren.
Das Viertelfinale findet am 5./6. und 12./13. April statt.
Auslosung für Viertel- und Halbfinale, Fr., 12 Uhr im LIVE-TICKER
Reaktionen:
Jose Mourinho (Trainer Real Madrid): "Wir wollten in erster Linie hinten sicher stehen, das ist uns gelungen. Mesut Özil wird in einigen Jahren einer der besten Spieler der Welt sein. Und Sami Khedira bringt Ruhe in unser Spiel und macht uns kompakt. Im Viertelfinale würde ich nun lieber nicht auf Inter treffen, weil es emotional nicht so leicht für mich wäre. Aber ich freue mich wirklich sehr, dass sie weitergekommen sind." spox
Mesut Özil (Real Madrid): "Wir haben sehr gut gespielt. Wir haben kaum etwas zugelassen, vorne viele Chancen herausgespielt und deshalb auch in der Höhe verdient gewonnen. Durch das 1:0 hatten wir mehr Räume. Die haben wir gut genutzt."
Sami Khedira (Real Madrid): "Wir sind sehr erleichtert. Das war eine überzeugende Mannschaftsleistung und der nächste Schritt Richtung Finale. Wir waren top-vorbereitet und haben verdient gewonnen. Jetzt nehmen wir jeden Gegner gerne. Wenn wir Schalke kriegen, wäre es natürlich eine schöne Sache."
Marcelo (Real Madrid): "Wir sind sehr glücklich über den Sieg. Das war sehr wichtig für die Stimmung. Wir wollten von Anfang an Gas geben, das ist uns gelungen. Durch das schlechte Abschneiden in den letzten Jahren waren wir den Fans etwas schuldig. Jetzt sind wir etwas beruhigter."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Real im Vergleich zum Hinspiel auf zwei Positionen verändert: Benzema darf gegen seinen Ex-Klub nach sechs Toren in drei Liga-Spielen für Adebayor von Beginn an ran, Marcelo verteidigt links an Stelle von Arbeloa. Ronaldo und Khedira haben ihre Verletzungen überwunden und spielen. Gago, Pedro Leon, Kaka und Higuain fehlen verletzt.
Auch Lyon mit zwei Neuen: Lisandro und Briand sollen Reals Deckung beschäftigen. Sie spielen für Hinspiel-Torschütze Gomis und Bastos (gelbgesperrt). Puels Ausrichtung ist mit Lisandro, Briand, Delgado und Gourcuff offensiv.
4.: Marcelo schickt Özil steil, Lloris gerade noch so dazwischen. Real setzt nach, Marcelo geht links zur Grundlinie durch und zielt aufs kurze Eck - Lloris pariert.
22.: Cissokho zieht von links nach innen, bedient Delgado am Sechzehner. Flacher Schlenzer aufs rechte Eck, Casillas pariert.
27.: Real kontert über Özil, Diagonalball links auf Ronaldo. Der geht an Reveillere vorbei und zieht ab - Glanzparade Lloris.
37., 1:0, Marcelo: Marcelo zieht von links nach innen. Doppelpass mit Ronaldo. Marcelo umkurvt beide Innenverteidiger und zieht ab. Lloris noch dran, aber der Ball ist drin. Sein erstes Tor in der Königsklasse.
41.: Wieder Marcelo über links, legt aber ab für Benzema. Der schickt den Ball per Dropkick gegen die Laufrichtung von Lloris - sensationelle Parade!
52.: Doppelter Doppelpass Benzema/Özil. Cris lenkt Özils Schuss am Ende zur Ecke.
66., 2:0, Benzema: Marcelo schlägt einen langen Ball nach vorne. Özil und Lovren verpassen, Cris verliert Benzema aus den Augen. Der Franzose steht alleine vor Lloris und bleibt eiskalt. 6. CL-Tor diese Saison.
72.: Gomis zieht vom rechten Sechzehnereck ab. Casillas mit Mühe, faustet sich den Ball beinahe selbst rein.
76., 3:0, Di Maria: Özil schaltet schnell und leitet den Ball per Kopf auf Di Maria weiter. Der läuft alleine auf Lloris zu und chippt die Kugel lässig ins Netz. Zweites Saisontor.
Fazit: Vollkommen ungefährdeter Sieg für Real, dem Lyon diesmal nicht auf Augenhöhe begegnete. Der Wucht von Marcelo, Özil und Co. hatte Olympique nichts entgegen zu setzen.
Der Star des Spiels: Marcelo. Wie ein Duracell-Häschen flitzte Reals Linksverteidiger permanent den Flügel runter und wurde in beinahe jeden Angriff miteingebunden. Seine Ballbeherrschung beim 1:0 war wirklich zum Zungeschnalzen. Reveillere war gegen ihn und Ronaldo total überfordert. Briand sah gar kein Land und wurde zur Pause ausgewechselt.
Der Flop des Spiels: Cris. Der Innenverteidiger war für Reals Offensive eindeutig zu hüftsteif. Beim 0:1 ließ er sich von Marcelo simpel umkurven, beim 0:2 ließ er Benzema einfach laufen. Kein guter Tag für den Brasilianer. Dem standen Gourcuff, Briand und Lopez allerdings in Nichts nach. Einzig Lloris verhinderte eine höhere Niederlage.
Der Schiedsrichter: Damir Skomina (Slowenien). Pfiff nahezu fehlerfrei und machte relativ schnell klar, dass mit ihm nicht zu spaßen ist, was vor allem die Hausherren (schnelles Gelb für Pepe und Carvalho) zu spüren bekamen. Bei Benzemas vermeintlichem Kopfballtor (42.) war Abseits die richtige Entscheidung. Auch Özil (84.) stand "drin".
Analyse: Real ließ schon zu Beginn keinen Zweifel daran aufkommen, dass das Achtelfinal-Trauma der Vergangenheit angehört. Özil zog in der Zentrale die Fäden, Marcelo wieselte permanent den linken Flügel runter und Ronaldo war die Oberschenkelblessur überhaupt nicht anzumerken.
Die Gäste brauchten 20 Minuten, bis sie sich mal über die Mittellinie wagten - Delgado hätte Real beinahe kalt erwischt. Nach ein bisschen Leerlauf übernahmen die Königlichen ab Minute 27 wieder das Kommando und schnürten Lyon teilweise hinten ein.
Fast alle Angriffe liefen über links, die Kombo Marcelo/Ronaldo sorgte dann auch für die verdiente Pausenführung. Puel brachte mit Gomis einen weiteren Stürmer, Lyon stellte die Offensivaktionen nach der Pause aber vollkommen ein.
Da Lyon zu wenig Aggressivität zeigte, konnte sich Real den Gegner zurecht legen - mit Benzemas Tor war die Sache dann durch. Es bleibt dabei: Real ist vor eigenem Publikum in dieser Saison eine ernste Bedrohung für jeden Gegner. Die Großen können kommen.
Real Madrid - Olympique Lyon: Daten und Fakten