António Silva: Benficas 100-Millionen-Juwel, das bei Real Madrid und Manchester United im Gespräch ist

Tom Maston
25. Oktober 202212:28
Silva ist Stammkraft und Leistungsträger bei Benfica - und durfte auch schon gegen Mbappé ran.imago images
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Bei Benfica läuft die Talenteproduktion seit Jahren auf Hochtouren. Die berühmte Akademie des portugiesischen Rekordmeisters brachte in der jüngeren Vergangenheit unter anderem Top-Stars wie Bernardo Silva, João Félix, Rúben Dias, Renato Sanches und João Cancelo hervor.

Ein Indiz für die herausragende Arbeit in Lissabon: Vor einigen Monaten gewann Benfica die UEFA Youth League und fertigte im Endspiel Red Bull Salzburg mit 6:0 ab.

Wie bei allen großen Ausbildungsmannschaften besteht die Herausforderung darin, den richtigen Zeitpunkt zu finden, talentierte Eigengewächse in die Profimannschaft einzubauen. Ex-Trainer Jorge Jesus gelang das zuletzt nicht besonders gut, und das war ein wesentlicher Faktor bei seinem Abgang.

In dieser Saison haben sich die Dinge jedoch geändert, da Roger Schmidt nun das Sagen hat und bereit ist, auf die Jugend zu setzen, wenn sich die Gelegenheit bietet.

Eine solche Gelegenheit ergab sich im August, als der 18-jährige António Silva aufgrund einer Verletzungsmisere in der Abwehr sein Debüt in ersten Mannschaft gab.

Weniger als zwei Monate später ist Silva Stammkraft und Leistungsträger. Der Teenager hält scheinbar problemlos auch in der Champions League mit. Kein Wunder, dass einige der ganz Großen der Branche schon ihre Fühler nach dem Innenverteidiger ausgestreckt haben soll.

Was macht ihn also so besonders? NXGN erklärt es ...

Benficas António Silva: Die ersten Schritte

Seine ersten Schritte im Fußball unternahm Silva in seiner Heimatstadt Viseu. Im Alter von elf Jahren, nachdem er einige lokale Vereine durchlaufen hatte, bescheinigten ihm seine Trainer erstmals das Potenzial für eine Profikarriere. Portugals größte Klubs klopften bei ihm an.

Er besuchte mehrmals die Akademie von Sporting CP, auch Porto zeigte Interesse. Aber der glühende Benfica-Fan entschied sich schließlich für den Verein seines Herzens.

Nach seinem Traumwechsel in die portugiesische Hauptstadt lief erstmal nicht alles rund. Silva wurde vom Heimweh geplagt und zog zunächst für eine kurze Zeit zurück in die 100.000-Einwohner-Stadt Viseu, die etwa 300 Kilometer von Lissabon entfernt liegt.

Mit der Zeit akklimatisierte sich Silva aber immer besser und auch seine sportliche Entwicklung verlief nach Plan. Kurz nach seinem 17. Geburtstag gab er sein Debüt in der U23 Benficas und war maßgeblich am Triumph in der Youth League in der vergangenen Saison beteiligt, wo er jede Minute spielte und im Achtelfinale gegen Midtjylland einen entscheidenden Treffer beisteuerte.

Silva: Der große Durchbruch

Silva hatte vor dieser Spielzeit bereits einige Einsätze in Benficas Reserve absolviert und war zunächst auch weiter für diese eingeplant. Als Roger Schmidt vor dem Ligaspiel gegen Boavista am 27. August mit Nicolas Otamendi nur ein fitter Innenverteidiger zur Verfügung stand, beförderte er den jungen Rechtsfuß.

Silvas Start in die Partie war unglücklich: Eine Verwarnung in der siebten Minute verhieß nichts Gutes, doch der Teenager erholte sich und zeigte eine starke Leistung. In der Folgewoche saß er zwar auf der Bank, absolvierte aber anschließend jedes Spiel. In fünf dieser neun Partien spielte Benfica zu Null.

"António ist 18. Aber wenn man ihn auf dem Platz sieht, wirkt er viel älter", sagte Schmidt nach einem von Silvas ersten Auftritten. "Es war in der Saisonvorbereitung schon offensichtlich, dass er über jede Menge Talent verfügt und dass er schon in der Lage ist, dem Druck in der ersten Mannschaft standzuhalten. Genau das hat er jetzt schon mehrfach bewiesen."

António Silva: So läuft's gerade

Die Primeira Liga ist nicht mit herausragenden Stürmern gesegnet. Dafür liefern Silvas Auftritte in der Champions League gegen Paris Saint-Germain und Juventus einen Eindruck davon, wie gut der Youngster mit den Top-Stars der Branche mithalten kann. Bei den Duellen mit diesen Spitzenteams schwamm Silva nicht nur mit, sondern gehörte zu den stärksten Spielern auf dem Feld.

Gegen Juventus dominierte er Dušan Vlahović regelrecht und half so dabei mit, dass Benfica die Bianconeri auswärts mit 2:1 bezwang und sie noch tiefer in ihre Krise stürzte. Wenig später glänzte er auch gegen PSG mit den Torjägern Lionel Messi, Kylian Mbappé und Neymar.

Silva leistete sich kaum Unsicherheiten und verblüffte vor allem in den Duellen mit Mbappé mit mehreren starken Szenen. Um ein Haar hätte er seinen Auftritt mit einem Treffer gekrönt, PSG-Schlussmann Gianluigi Donnarumma aber verhinderte diesen mit einer Glanzparade. Benfica verlor keines der beiden Spiele gegen den Titelanwärter und holte jeweils ein 1:1.

Benfica-Juwel: Stärken und Schwächen

Silva ist mit seinen 1,88 Metern sehr robust und zweikampfstark. Vor allem in der Luft ist er kaum zu bezwingen. Für sein Alter verfügt er über ein gutes Gespür dafür, wann er eingreifen und abwarten muss.

Seine Übersicht und Antizipation sind echte Stärken. Er fängt so viele Bälle ab und scheut sich auch nicht davor, ein Foulspiel einzustreuen, wenn es die Situation erfordert. Auch im Ballbesitz fühlt er sich sehr wohl und macht einen abgeklärten Eindruck.

Seine Spieleröffnung ist so, wie man es von einem "modernen Verteidiger" erwartet. Gerne streut er einen punktgenauen Steilpass ein, um direkt die eigenen Offensivkräfte auf die Reise zu schicken.

Silva strotzt vor Selbstvertrauen, das bisweilen zu grenzwertigen Aktionen führt. So legte er sich beim Spiel gegen Juve mit Leonardo Bonucci an, als dieser wegen Benficas provokantem Jubel sauer war. Ein Video der Szene ging anschließend viral.

Paris-Keeper Donnarumma brachte er mit einem taktischen Foul nach einer Ecke zur Weißglut, weil dieser keinen Konter einleiten konnte. Nur mit Mühe hinderten einige Benfica-Spieler den Italiener daran, auf Silva loszugehen. Bei aller Forschheit: Silva sollte es mit solchen Szenen nicht übertreiben.

Naturgemäß ist die fehlende Erfahrung bei dem U21-Nationalspieler noch ein Minuspunkt, wenngleich er diese bisher gut kaschiert hat.

Silva bezeichnete Dias als sein großes Vorbild und läuft zu dessen Ehren mit der '66' auf dem Rücken auf.getty

António Silva: Der neue... Rúben Dias?

Der Vergleich liegt auf der Hand: Nicht wenige Experten trauen Silva zu, in die Fußstapfen des heutigen ManCity-Stars Rúben Dias zu treten. Silva bezeichnete Dias als sein großes Vorbild und läuft zu dessen Ehren mit der '66' auf dem Rücken auf. Jene Nummer trug auch Dias, als er noch im Estádio da Luz auflief.

"Ich schaue sehr zu Ruben auf", sagte Silva gegenüber CNN. "Er hat hier seine Karriere gestartet. Schauen Sie sich jetzt an, was er bei Manchester City und auch vorher bei Benfica erreicht hat!"

Silva eifert nach eigenen Angaben auch Liverpool-Ass Virgil van Dijk (mit dem er ebenfalls verglichen wird) und Antonio Rüdiger von Real Madrid nach. Vor allem seine starke Spieleröffnung ist jener dieser drei Stars nicht unähnlich.

Benficas António Silva: Wie geht es weiter?

Silvas Leistungen haben dazu geführt, dass immer mehr Stimmen laut werden, die ihn als Überraschungsspieler in Portugals WM-Kader sehen. Langfristig könnte er mit seinem Idol Dias die Defensivzentrale in der Nationalmannschaft bilden.

"Ich sage nicht, dass er unbedingt für die Weltmeisterschaft berufen werden muss", meinte der ehemalige Benfica- und Portugal-Verteidiger Hélder Cristóvão kürzlich in einem Interview. "Aber ich sage, dass er beim gegenwärtigen Stand seiner Entwicklung und angesichts seiner Leistungen eine echte Möglichkeit für Katar ist."

Weiter erklärte Cristóvão: "Er ist ein Spieler, der dem Trainer Signale gibt, und wir dürfen keine Angst haben, Schritte zu überspringen. Wenn er diese Entwicklung fortsetzt, hat er das Zeug dazu, in den Kader zu kommen."

Auch Silvas Zukunft auf Klubebene ist ein großes Thema. Gerüchte um das Interesse namhafter Vereine tauchen mittlerweile regelmäßig auf.

Es heißt, dass Champions-League-Sieger Real Madrid seine Fortschritte beobachtet, während Englands Rekordmeister Manchester United laut eines Mirror-Berichts angeblich Scouts geschickt hat, um Silva im Spiel gegen PSG genau unter die Lupe zu nehmen.

Sollte sich das Interesse konkretisieren, hält Benfica allerdings in möglichen Verhandlungen zunächst die Trümpfe in der Hand. Im September unterschrieb Silva einen neuen Vertrag, der ihn bis 2027 an den Klub bindet. Darin ist eine fixe Ablösesumme von 100 Millionen Euro verankert.

Nicht unwahrscheinlich also, dass Silva, der von Starberater Jorge Mendes betreut wird, irgendwann der nächste Spieler ist, den Benfica für eine extrem hohe Ablöse an einen Giganten verkauft.

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