In der Bundesliga dominiert der FC Bayern nach Belieben, in der 2. Liga sind Hertha BSC und Eintracht Braunschweig der Konkurrenz enteilt. Spannung herrscht jedoch in der 3. Liga. Fünf Klubs bewerben sich dort um zwei direkte Aufstiegsplätze und den Relegationsplatz. Wer hat die besten Karten?
Fünf Spieltage vor Ende der Saison ist das Aufstiegsrennen in der 3. Liga spannend wie selten. Gerade mal acht Punkte trennen Tabellenführer Karlsruher SC (69 Punkte) vom Fünftplatzierten FC Heidenheim (61). Mit im Aufstiegsrennen sind auch der Zweitplatzierte Arminia Bielefeld (67), Preußen Münster (65) und der VfL Osnabrück (61) auf Platz drei und vier.
Aus der 3. Liga steigen zwei Klubs direkt auf, der Drittplatzierte spielt nach dem letzten Spieltag gegen den Drittletzten (aktuell Dynamo Dresden) der 2. Liga in der Relegation um den verbleibenden letzten Startplatz in der nächsten Saison. Karlsruhe, Bielefeld und Münster haben derzeit die Nase vorn, doch Osnabrück und Heidenheim haben noch alle Chancen. Die Kandidaten im Überblick, ihr Restprogramm und ihre Aussichten auf den großen Coup...
1. Platz: Karlsruher SC (69 Punkte)
Restprogramm: Preußen Münster (A), Chemnitzer FC (H), SV Darmstadt 98 (A), Hansa Rostock (H), Wehen Wiesbaden (A)
2007 war der KSC nach einem 2:0 auf Schalke Tabellenzweiter der Bundesliga - und fand sich nur fünf Jahre später am Tabellenende der 3. Liga wieder. Viel ist in der Vergangenheit falsch gelaufen und sollte zur neuen Drittligasaison besser werden. Doch die Badener, bei vielen Drittliga-Trainern Favorit für den direkten Wiederaufstieg, starteten schlecht und gewannen erst am 7. Spieltag gegen Borussia Dortmund II. Zwischenzeitlich fand man sich sogar auf einem Abstiegsplatz wieder.
Doch Trainer Markus Kauczinski bekam vom Verein die Zeit, die eine Mannschaft nach einem Totalumbruch braucht. Die Geduld sollte sich lohnen: Mit dem 3:0 gegen Erfurt Ende September startete der KSC eine sensationelle Serie von 20 Spielen ohne Niederlage (16 Siege).
Der Lauf endete zwar Anfang April gegen Unterhaching (1:2), doch mit Erfolgen über Erfurt und Babelsberg fand man sofort wieder zurück in die Spur. Die Klasse des KSC kommt nicht von ungefähr: Mit Hakan Calhanoglu spielt der Star der Liga in Karlsruher Reihen. Rouwen Hennings, Dirk Orlishausen, Koen van der Biezen oder auch Selcuk Alibaz haben allesamt Zweitliganiveau.
Das Aushängeschild des KSC ist aber die Abwehr: Die Verteidigung um Jan Mauersberger ließ in 34 Spielen gerade einmal 21 Gegentore zu. Vorne trafen bisher van der Biezen und Calhanoglu mit je 13 Treffern am besten, auch Hennings hat schon neun Mal getroffen.
Nach einem schwachen Saisonstart hat sich der KSC in die Rolle des Topfavoriten gespielt. Nun ist der Aufstieg geradezu Pflicht, denn der Klub ist abhängig von den Millionen von Vizepräsident Günter Pilarsky, der schon angekündigt hat, bei einem weiteren Jahr 3. Liga den Geldhahn zudrehen zu wollen.
Das Restprogramm liest sich zunächst sehr leicht: Der einzig nominell schwere Gegner ist Preußen Münster, das ebenfalls noch Aufstiegsambitionen hat. Rostock und Darmstadt sollten aber auch nicht unterschätzt werden, geht es für beide doch um den Klassenerhalt.
SPOX-Prognose: Nach nur einem Jahr 3. Liga und einem denkbar schlechten Saisonstart wird der KSC wohl wieder in die 2. Liga zurückkehren. Ein vermeintlich leichtes Restprogramm sowie Tiefe und Qualität des Kaders sprechen dafür. Wie die Karlsruher den Abgang ihres Spielmachers und Torjägers Calhanoglu verkraften werden, der zum Hamburger SV wechseln wird, bleibt abzuwarten. Ihn wird wohl Selcuk Alibaz beerben.
2. Platz: Arminia Bielefeld (67 Punkte)
Restprogramm: 1. FC Heidenheim (A), Hallescher FC (H), VfB Stuttgart II (A), VfL Osnabrück (H), Wacker Burghausen (A)
Was war das letztes Jahr für ein Jammer: Der traditionsreiche Klub Arminia Bielefeld kämpfte gegen den Abstieg aus der 3. Liga und den drohenden finanziellen Ruin. Long story short: Stefan Krämer übernahm auf der Alm das Traineramt und führte Bielefeld aus der Krise. Diese Saison stabilisierte sich die Mannschaft weiter und übernahm im September sogar kurz die Tabellenführung. Und Bielefeld scheint die nötigen Nerven für einen dramatischen Saisonschlussspurt zu besitzen. Neben dem FC Bayern ist die Arminia im Jahr 2013 sogar der noch einzig ungeschlagene Klub im Profifußball.
Seit zwölf Spielen unbesiegt, davon neun gewonnen - die Arminia hat einen Lauf und befindet sich nicht nur deswegen auf einem direkten Aufstiegsplatz. In der gesamten Saison gab es erst vier Niederlagen, auch dank einer starken Defensive um Torhüter Patrick Platins, die erst 27 Gegentore zugelassen hat. In der Offensive ist Fabian Klos Dreh- und Angelpunkt der Bielefelder. Der 25-Jährige hat in der Saison bereits 20 Mal getroffen und ist mit deutlichem Abstand der Top-Torjäger der Liga.
Weitere Stützen im Team sind die Verteidiger Thomas Hübener und Marcel Appiah sowie Marcel Hille, der neben Klos zweitbester Torschütze mit acht Treffern ist. Auch Tim Jerat und Tom Schütz haben ihre Klasse schon unter Beweis gestellt.
Nehmen die Arminen ihren Schwung in die Endphase der Saison mit, kann es mit dem Aufstieg klappen. Allerdings stehen sie vor einem harten Restprogramm: Bielefeld spielt noch mit Heidenheim und Osnabrück gegen zwei direkte Konkurrenten und hat gegen Stuttgart und Burghausen zwei schwere Spiele vor sich.
SPOX-Prognose: Letztes Jahr rettete Trainer Stefan Krämer die Arminia vor der Regionalliga. Spielt die Mannschaft ihr schweres Restprogramm gut runter, geht's zurück in die 2. Liga. Für den Aufstieg reicht es wohl wegen des knappen Vorsprungs vor Münster. Platz 2 für Bielefeld.
3. Platz: SC Preußen Münster (65 Punkte)
Restprogramm: Karlsruher SC (H), RW Erfurt (A), Stuttgarter Kickers (H), SpVgg Unterhaching (A), SV Babelsberg 03 (H)
Schon die ganze Saison tummelt sich Münster im oberen Teil der Tabelle. Dass man aktuell nur Platz drei belegt, liegt an den überragenden Siegesserien von Karlsruhe und Bielefeld. Dabei läuft es aktuell für Münster in der Liga richtig gut: Preußen gewann von den letzten zwölf Spielen sieben und verlor nur gegen Konkurrent Heidenheim.
Trainer Pawel Dotschew hat sich beim SC eine Mannschaft mit viel Erfahrung aufgebaut. Beim 3:3 gegen Saarbrücken zuletzt betrug das Durchschnittsalter der Startelf 29,3 Jahre. Wichtigste Spieler sind Matthew Taylor mit zwölf Treffern und Mehmet Kara, der hinter Taylor als Spielmacher fungiert. Treffsicher zeigt sich auch Amaury Bischoff (9).
Vor der Saison galt Münster als Außenseiter im Aufstiegsrennen, doch nach einer konstanten Saison ist man zum Mitfavoriten geworden. Durch gute Leistungen der Stammkräfte wie Torhüter Daniel Masuch oder dem ehemaligen Bochumer Dennis Grote träumt man in Münster weiter vom Aufstieg.
Das Restprogramm beinhaltet jedoch einige Stolpersteine. Am 34. Spieltag kommt mit dem KSC ein ganz dicker Brocken ins Preußenstadion. Auch die Spiele gegen Stuttgart und Unterhaching werden kein leichtes Unterfangen. Dazu spielt Münster gegen die abstiegsbedrohten Stuttgarter Kickers und Babelsberg.
SPOX-Prognose: Preußen Münster hat kein allzu schweres Restprogramm, für den Aufstieg reicht es trotzdem nicht. Platz 4 für die Münsteraner. Bis zur Spitze ganz oben fehlen noch ein paar Prozent.
4. Platz: VfL Osnabrück (61 Punkte)
Restprogramm: Hallescher FC (A), VfB Stuttgart II (H), Wacker Burghausen (H), Arminia Bielefeld (A), Alemannia Aachen (H)
Der VfL war gut in die Saison gestartet und konnte sich ab dem 15. Spieltag für lange Zeit an der Tabellenspitze festsetzen, ehe es mit den Ergebnissen bergab ging. In den letzten zehn Spielen verbuchten die Osnabrücker fünf Niederlagen und rutschen auf den dritten Rang ab.
Die Mannschaft von Claus-Dieter Wollitz schien gefestigt, doch im Verein kam Unruhe auf. Das Topspiel gegen Karlsruhe sollte ausfallen, weil man die Rasenheizung nicht mehr bezahlen konnte. Nur durch Hilfe von Sponsoren konnte das Spiel stattfinden. Das wurde jedoch unterbrochen, weil Zuschauer nach unglücklichen Aktionen des Schiedsrichters Schneebälle auf das Spielfeld warfen. Zudem sorgt Wollitz immer mal wieder für Zündstoff. Dass das Torwartduo Manuel Riemann/Marcus Rickert es schaffte, drei glatte Rote Karten in der Saison zu sammeln, passt ebenfalls ins Bild.
Sportlich hat Osnabrück jedoch gute Karten, eine gute Saison mit dem Aufstieg zu krönen. Säulen der Mannschaft sind Simon Zoller, mit 13 Treffern der Top-Torjäger, Paul Thomik und Marcus Piossek. Der Deutsch-Italiener Gaetano Manno ist neben Zoller der erfolgreichste Schütze (8). Ebenfalls eine gute Saison spielt Timo Staffeldt, der sich aber zuletzt über die unnötige Niederlage gegen Wehen Wiesbaden ärgerte: "Das ist keine Qualitätsfrage, sondern ein Mutproblem. Fehler können ja passieren, aber seit fünf Spielen ist es so, dass durch einen einzigen individuellen Fehler ein Knick in unser Spiel kommt. Das darf nicht sein."
Momentan scheint es so, dass Osnabrück nicht mehr oben mithalten kann, zudem hat es das Restprogramm in sich: Die Lila-Weißen treffen noch auf Mitkonkurrent Arminia Bielefeld. Auch die Spiele gegen Halle, Stuttgart und Burghausen werden in der aktuellen Verfassung keine Selbstläufer.
SPOX-Prognose: Der VfL Osnabrück scheint sich eine gute Saison am Ende doch noch zu verspielen. Lange Zeit oben gewesen, verlor man zuletzt zu viele Spiele, um am Schluss unter den ersten Drei zu landen. Dazu ist der Verein klamm. Am Ende wird's wohl Platz 5.
5. Platz: 1. FC Heidenheim (61 Punkte)
Restprogramm: Arminia Bielefeld (H), Alemannia Aachen (A), Borussia Dortmund II (H), 1. FC Saarbrücken (A), Kickers Offenbach (H)
Schon letztes Jahr beendete Heidenheim die Saison auf einem hervorragenden vierten Platz, nun ist der Klub immer noch im Aufstiegsrennen dabei und liegt mit 61 Punkten knapp hinter Osnabrück, das die bessere Tordifferenz (+22) aufweist. Münster ist aktuell auch nur vier Punkte entfernt.
Die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt liegt seit Wochen in Lauerstellung. Dass man sich nicht an Preußen Münster vorbeischieben konnte, liegt unter anderem an der schwachen Abwehr. 43 Gegentore kassierte Heidenheim in dieser Saison - so viel wie kein anderer Aufstiegsaspirant. Doch aktuell sind die Schwaben richtig gut drauf: In den letzten zwölf Spielen gab es acht Siege und drei Unentschieden.
Im Jahr 2013 zeichnet sich die Mannschaft durch Konstanz in den Ergebnissen aus. Die Außenseiterrolle neben Karlsruhe, Bielefeld und Osnabrück hat Heidenheim angenommen. Dafür sorgt Kapitän Marc Schnatterer, mit 15 Toren der Top-Torjäger des Klubs. Gemeinsam mit Michael Thurk und Florian Niederlechner (beide 9 Tore) bildet er ein gefährliches Angriffstrio. Insgesamt hat Heidenheim mit 60 Toren bisher die meisten Tore der Liga geschossen. Auch Verteidiger Kevin Kraus und Tim Göhlert, der bereits seit 2005 im Verein ist, sind dieses Jahr Garanten dafür, dass weiter um den Aufstieg mitgespielt wird.
SPOX-Prognose: Schon letztes Jahr spielte Heidenheim um den Aufstieg mit, dieses Jahr könnte es klappen: Viel hängt natürlich vom Spitzenspiel gegen Bielefeld am Samstag ab. Der Relegationsplatz ist drin.
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