Positionskämpfe und Systemfehler

SPOX
07. August 201312:58
Die Bundesliga samt Javi Martinez und Co. startet am Freitag in die neue SaisonSPOX
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Am Freitag beginnt die 51. Bundesliga-Saison mit dem Klassiker Bayern München gegen Borussia Mönchengladbach. 82 Tage Pause sind dann Vergangenheit - eigentlich Zeit genug für die Klubs, sich für die kommende Saison neu aufzustellen. Und trotzdem gibt es wenige Tage vor dem Start noch offene Baustellen und ungeklärte Personalien. Ein Überblick.

SPOXBayern München: Ebenso wie Pep Guardiola seine Spielsysteme durchrotieren lässt, wechselt er auch sein Personal gerne und probiert weiterhin viel aus. Javi Martinez hat allerdings immer noch unter seiner deutlich verkürzten Vorbereitung zu leiden. Die Umstellung auf ein dominantes Spielsystem mit nur einem Sechser und vier offensiveren Mittelfeldspielern beraubt den Spanier seiner angestammten Position. Hinter Thiago, Bastian Schweinsteiger und Luiz Gustavo macht sich nun auch noch Zugang Jan Kirchhoff auf der Sechs zu schaffen und hinterließ bei seinen Einsätzen einen sehr ordentlichen Eindruck. Es kristallisiert sich offenbar immer mehr heraus, dass Martinez über kurz oder lang eher in der Innenverteidigung seinen Platz suchen wird. Der "deutscheste Spanier", wie sich Martinez selbst nennt, wäre damit wieder dort angelangt, wo er vor seinem Wechsel zu den Bayern seine letzte Saison in der Primera Division absolvierte. Da setzte ihn Coach Marcelo Bielsa besonders in wichtigen Spielen nur noch in der Innenverteidigung ein. Guardiola folgt nun offenbar dem Beispiel des Argentiniers, den er einst als "besten Trainer der Welt" tituliert hat. SPOXSPOXBorussia Dortmund: Am Samstag in Wilhelmshaven suchte man Julian Schieber vergebens auf dem Spielberichtsbogen. Der BVB war ohne den Angreifer angereist, Trainer Jürgen Klopp nahm stattdessen Nachwuchshoffnung Marvin Ducksch mit. Dass dieser dann mit einem Tor und einem Assist zum Matchwinner wurde, macht die Ausgangslage für Schieber nicht besser. In der Vorbereitung wirkte der ehemalige Stuttgarter vor seiner zweiten Saison wie ein Neuzugang, fand keine Bindung zum Dortmunder Spiel. Selbst vermeintlich einfache Dinge wollten nicht gelingen. Die Ausbootung für das Pokalspiel jedenfalls hatte rein sportliche Gründe. Vielleicht will Klopp den 24-Jährigen auch nur ein wenig kitzeln. Schieber muss angesichts der beiden neuen direkten Kontrahenten Ducksch und Pierre-Emerick Aubameyang aber nun endlich auch zulegen.SPOXBayer Leverkusen: Emre Can hat sich Bayer 5,5 Millionen Euro Ablöse kosten lassen. Eine Menge Geld für einen 19-Jährigen mit der Erfahrung von lediglich vier Bundesligaspielen. Zumal auf Cans Lieblingsposition im defensiven Mittelfeld so viel Betrieb herrscht wie nirgendwo sonst im Kader. Also könnte des Rätsels Lösung eine andere Position für das Talent sein? "Emre kann auf mehreren Positionen spielen. Der Konkurrenzkampf ist jetzt noch größer", sagt Trainer Sami Hyypiä - und denkt womöglich daran, Can auf einer der beiden Außenverteidigerpositionen einzuplanen. Bayern-Coach Guardiola testete Can in den paar Wochen seines Wirkens in München schon, brachte ihn unter anderem beim Uli-Hoeneß-Cup als rechten Verteidiger. Im Training übte Can links in der Viererkette. Dort haben sich weder Sebastian Boenisch noch Zugang Kostas Stafylidis besonders aufdrängen können. Nach dem Wechsel von Stammkraft Michal Kadlec zu Fenerbahce könnte hier durchaus Cans neues Betätigungsfeld liegen.

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SPOXSchalke 04: Eigentlich war die Kaderplanung längst abgeschlossen, mit dem Abgang von Michel Bastos ist aber eine neue Baustelle eröffnet. Die zu schließen, gestaltet sich offenbar schwieriger als gedacht. Xherdan Shaqiri ist ebenso wenig zu bekommen wie Sydney Sam. Auch Stuttgarts Ibrahima Traore ist aus dem Rennen, nachdem VfB-Manager Fredi Bobic einem möglichen Wechsel unmissverständlich einen Riegel vorgeschoben hat. Der mit dem Klub wenig kompatible Bastos hinterlässt keine große Lücke, trotzdem hat Boss Clemens Tönnies vollmundig einen Ersatz noch in dieser Transferperiode angekündigt. Ein Kauf, eine Ausleihe oder ein ablösefreier Spieler - alles ist möglich. Voraussetzung ist allerdings, dass der Spieler die deutsche Sprache beherrscht und im besten Fall Linksfuß sein soll. Was die Kandidatenliste wiederum erheblich einschränkt. Einen Panikkauf will Horst Heldt vermeiden. Schon in seiner Stuttgarter Zeit lag er damit einige Male daneben.SPOXSC Freiburg: Die Tage vor dem Ligastart muss Trainer Christian Streich vor allen Dingen für ein intensives Videostudium nutzen. Zu viele Mängel, Fehler und Unzulänglichkeiten offenbarte seine Mannschaft beim glücklichen Pokalsieg in Neustrelitz. Zwei Tage Analyse brummte sich Streich selbst auf, "damit wir alles zusammenbekommen." Im Freiburger Spiel wollte partout nichts funktionieren, was für eine Mannschaft wie den SCF, die komplett über das Kollektiv und gefestigte Abläufe kommt, eine alarmierende Erkenntnis sein dürfte. "Wir haben sehr viel falsch gemacht", sagt Zugang Mike Hanke. Streich legt sich ungern fest auf ein einziges taktisches Korsett, wechselt mitunter in einem Spiel zweimal und öfter die Ausrichtung. Derzeit sitzen aber die grundlegenden Dinge noch nicht, von einer gut laufenden Maschine ist Freiburg einiges entfernt. Zu viele Systemfehler stehen Streich noch im Weg. "Mir wäre es lieber, wir hätten noch drei Monate Zeit", sagt Streich. Es sind nur noch wenige Tage. Am Samstag wartet die Auswärtspartie beim Champions-League-Teilnehmer Bayer Leverkusen...SPOXEintracht Frankfurt: In der Offensive gibt es bei der Eintracht noch einige Fragezeichen. Zunächst ist da die Systemfrage: 4-4-2 oder 4-2-3-1? Im Pokalspiel gegen Illertissen setzte Trainer Armin Veh auf eine Doppelspitze mit einem Vierermittelfeld dahinter. Interessant war dabei die Besetzung der Sturmreihe mit den beiden Zugängen Jan Rosenthal und Joselu. Für Srdjan Lakic, dem Veh eine gute Vorbereitung und Form attestierte, war kein Platz. Dahinter wurde Stefan Aigner zum Opfer des Systems und musste zunächst draußen bleiben. Ebenso wie Takashi Inui, der gar nicht zum Einsatz kam. Der Japaner hat nach seinem Confed-Cup-Trip immer noch Trainingsrückstand, war überdies leicht angeschlagen. Für eine Rückkehr zum alten System aber sei Inui unverzichtbar. "Für das 4-2-3-1, wie wir es letzte Saison gespielt haben, brauche ich Inui. Er kann die linke Seite am besten spielen", sagt Veh.

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SPOXHamburger SV: Trainer Thorsten Fink hat seine erste Elf offenbar im Kopf, auch wenn ihm nach dem eine Stunde lang lethargischen Auftritt im Pokal bei SCHOTT Jena durchaus einige Zweifel kommen könnten. Nur eine Position ist umkämpfter denn je: Die des einzigen Angreifers. Erneut bekam Jacques Zoua den Vorzug von Artjoms Rudnevs. Der wurde später eingewechselt und erzielte den entscheidenden Doppelpack zum letztlich doch noch glatten Sieg. Auch in den letzten Tests gegen Inter Mailand (1:1) und den TSV Etelsen (2:0) war der Lette erfolgreich. Rudnevs, mit zwölf Treffern der erfolgreichste Hamburger Torschütze der abgelaufenen Saison, war in der Sommerpause einige Male Gegenstand heftiger Spekulationen. "Wir wollen Rudnevs keinesfalls verkaufen, wir brauchen ihn. Es sei denn, ein Verein kommt und macht ein unmoralisches Angebot. Dann müssten wir darüber nachdenken", sagte Sportdirektor Oliver Kreuzer. Der technisch nicht überragende Rudnevs passt offenbar nicht mehr so ganz ins Konzept von Fink, der sich einen Stürmer wünscht, der vorne den Ball besser festmachen kann. Auf der anderen Seite: Der 25-Jährige trifft wenigstens das Tor.SPOXBorussia Mönchengladbach: Den fahrlässigen Auftritt und das Aus im Pokal hat Thorben Marx nicht zu verantworten. Der Routinier stand auch in Darmstadt nicht im Kader. Für Marx, in den letzten Jahren eine Konstante im defensiven Mittelfeld der Gladbacher, sieht es zu Beginn seiner 14. Bundesliga-Saison nicht gut aus. Neben Granit Xhaka, Christoph Kramer, Havard Nordtveit hat sich nun auch das 17-jährige Talent Mahmoud Dahoud vor Marx gedrängelt, der 32-Jährige ist derzeit nur noch fünfte Wahl. Adduktoren- und Rückenprobleme in der Vorbereitung erschwerten zudem Marx' Plan, mehr als nur der "Gute-Laune-Bär" zu sein, den er in keinem Fall spielen will. Setzt Trainer Lucioen Favre auf der Doppel-Sechs auf Nordtveit, benötigt die Borussia fast zwangsläufig einen kreativeren zweiten Sechser. Marx dürfte für dieses Anforderungsprofil kaum in Frage kommen.SPOXHannover 96: In Hannovers Überraschungs-Saison vor zwei Jahren war Manuel Schmiedebach eine der großen Entdeckungen, räumte an der Seite von Sergio da Silva Pinto im defensiven Mittelfeld überragend ab. Jetzt ist die Doppel-Sechs von damals endgültig gesprengt. Da Silva Pinto hat keinen neuen Vertrag bekommen und hat sich nach Levante verabschiedet. Und Schmiedebach? Ist für die beiden Planstellen nicht mehr als erste Wahl vorgesehen. Spätestens mit der Rückkehr des langzeitverletzten Lars Stindl steht das defensive Mittelfeld. Neben Stindl hat sich Winter-Zukauf Andre Hoffmann ins Team gespielt. Nach einer durchwachsenen letzten Saison und einer längeren Verletzungspause während der Vorbereitung (Muskelfaserriss) dürfte es für Schmiedebach schwer werden, so schnell in die Startelf zurückzukehren.SPOX1.FC Nürnberg: Bei zehn Millionen Euro soll die Schmerzgrenze für Hiroshi Kiyotake liegen, Aston Villa baggert weiter. Viel Geld wäre das für einen Verein wie Nürnberg. Aber der Club kann sich einen Weggang seines kreativsten Spielers aus sportlicher Sicht wohl kaum leisten. Nicht zuletzt das blamable Aus im Pokal bei Drittligist Sandhausen machte dies einmal mehr deutlich. Trotz 70 Prozent Ballbesitz und über 600 gespielten Pässen kam der Club nur zu dem einem Tor von Zugang Daniel Ginczek, dem zweiten großen Lichtblick in Nürnbergs Kader. Da man die Qualität von Josip Drmic bisher nur erahnen kann und Alexander Esswein in Sandhausen nicht mal im Kader stand, ist der Club noch mehr von Kiyotakes Ideen abhängig als ohnehin schon. Zumal vom Saisonstart einiges abhängen wird. So oder so prophezeit Kapitän Raphael Schäfer: "Es wird ganz, ganz schwer, die 40 Punkte zu holen." SPOXSPOXVfL Wolfsburg: Die Außenverteidigerpositionen sind enorm umkämpft beim VfL. Links hat sich Ricardo Rodriguez offenbar durchgesetzt und Ex-Kapitän und Ex-Nationalspieler Marcel Schäfer auch zu Beginn der neuen Saison verdrängt. Rechts hat sich dagegen ein alter Bekannter wieder eindrucksvoll zurückgemeldet. Christian Träsch hat gegenüber Makoto Hasebe und Patrick Ochs die Nase vorn. Nach zwei schwachen Spielzeiten, in denen er hauptsächlich im defensiven Mittelfeld eingesetzt wurde, fängt der Neustart für Träsch bei den Wölfen nun auf der Position wieder an, die ihn groß und zum Nationalspieler gemacht hat.

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SPOXVfB Stuttgart: Er wolle "auf jeden Fall gehen", bekräftige William Kvist vor ein paar Tagen seine Absichten. Der Däne steht beim VfB völlig auf dem Abstellgleis, passt nicht mehr ins Anforderungsprofil von Trainer Bruno Labbadia, der auf der Doppel-Sechs mehr Kreativität einfordert und neben Christian Gentner wahlweise mit Arthur Boka oder Moritz Leitner plant. Kvist ist kaum noch ein Thema. Deshalb, und weil der dänische Nationalspieler die WM trotz einer schlechten Ausgangsposition seiner Mannschaft noch nicht abgeschrieben hat, muss er regelmäßig spielen, um bei Morten Olsen weiter dabei zu sein. In Stuttgart stehen die Chancen dafür aber ziemlich schlecht. Immerhin ist Kvist Profi genug, um auch im Falle eines Bleibens nicht für Ärger zu sorgen. Die Krux an der Geschichte ist aber: Labbadias Plan, in der Spieleröffnung ohne den zögerlichen Kvist schneller zum Zuge zu kommen, geht bisher überhaupt nicht auf. In nahezu allen Testspielen und in beiden Pokalspielen enttäuschte der VfB spielerisch komplett.

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SPOXFSV Mainz 05: Die Verletzung von Niki Zimling, die sich mittlerweile als Schleimbeutelentzündung entpuppt hat, bringt Trainer Thomas Tuchel in Not. Der Däne war zuletzt auf der Zehnerposition gesetzt und zeigte dort in der Vorbereitung sehr gute Ansätze. Yunus Malli durfte Zimling im Pokal bei Fortuna Köln ersetzen - konnte den Ausfall des Dänen aber nicht kompensieren. Was also tun, falls Zimling am Wochenende gegen den VfB Stuttgart auch passen muss? Für Johannes Geis dürfte die Position zu weit vorne angesiedelt sein, der Zugang hat sich nach Elkin Sotos Verletzung einen Platz im defensiven Mittelfeld erkämpft und dabei Kontrahent Christoph Moritz fürs Erste ausgestochen. Als Standardspezialist ist Geis zudem ein wichtiger Eckpfeiler im Team. Vielleicht hat Trainer Tuchel ja aber auch eine ganz andere Idee: Eric Maxim Choupo-Moting ist nach langer Verletzungspause wieder zurück, durfte gegen Köln nach seiner Einwechslung im Sturm ran. Dass der 24-Jährige aber sowohl das Spielverständnis, als auch die Fähigkeiten für die Zehnerposition besitzt, dürfte unstrittig sein. Gut möglich, dass Tuchel seinen besten Techniker eine Linie nach hinten zieht und Choupo-Moting ins offensive Mittelfeld beordert. SPOXSPOXWerder Bremen: Wenn noch ein Beweises nötig war - das Aus im DFB-Pokal in Saarbrücken hat ihn geliefert. Werder geht erneut in eine Saison, ohne eine echte Hierarchie in der Mannschaft zu haben. Ganz zu schweigen von einem Führungsspieler. Ein ordentlicher Drittligist mit Willen und Herz reicht aus, um dem Team den Scheid abzukaufen. Thomas Eichin hatte nach dem Abgang der beiden besten Spieler Sokratis und Kevin de Bruyne Zukäufe angekündigt, die der Mannschaft sofort weiterhelfen können und über eine gewisse Erfahrung verfügen. Bisher passt lediglich Cedric Makiadi in dieses Schema. Ein verletzungsbedingter Ausfall (Mehmet Ekici in Saarbrücken), und die Statik im Bremer Spiel fällt nahezu komplett in sich zusammen. Neben der Mannschaft, die nach dem dritten Erstrunden-Aus in Folge bei einem Drittligisten ihre Arbeitseinstellung hinterfragen sollte, sind Trainer Robin Dutt und Eichin gefordert, inhaltlich und personell schnell gegenzusteuern. Das propagierte "Vertrauen in den Kader" jedenfalls wurde erstmals schwer erschüttert.SPOXFC Augsburg: Hitz oder Amsif? Die T-Frage ist in Augsburg immer noch nicht final entschieden. Im Pokal durfte Mo Amsif die Vertretung des verletzten Alexander Manninger geben und eigentlich hatte Trainer Markus Weinzierl angekündigt, dass der Keeper des Pokalspiels auch beim Ligaauftakt gegen den BVB im Tor stehen wird. Immerhin bescheinigt der Trainer Amsif "einen guten Rhythmus", dazu war er auch der einzige, der in den letzten Wochen absolut verletzungsfrei jede Einheit mittrainieren konnte. Rivale Hitz dagegen fiel wegen Oberschenkelproblemen einige Tage aus. Es deutet einiges darauf hin, dass Amsif derzeit die Nummer zwei hinter Manninger ist - und am Wochenende sogar abermals die Nummer eins.

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SPOX1899 Hoffenheim: So viel kann man jetzt schon sagen: Markus Gisdol hat Wort gehalten. Der Trainer hatte bei seinem Amtsantritt und dann nach erfolgter Rettung in letzter Minute tiefgreifende Kaderveränderungen angekündigt und diese auch rigoros in die Tat umgesetzt. Ist die Schaffung der so genannten Trainingsgruppe 2 mit den aussortierten Tim Wiese, Mathieu Delpierre, Tobias Weis und Eren Derdiyok moralisch grenzwertig sein, so ist sie inhaltlich und fachlich nachzuvollziehen. Dazu hat Gisdol elf Ergänzungsspieler verkauft und im Gegenzug zwölf Spieler aus der eigenen Jugend oder der U 23 nach oben gezogen. Eine bemerkenswerte Zahl, gerade für die ehemaligen Großeinkäufer aus dem Kraichgau. Bisher hat Hoffenheim jedenfalls lediglich drei Spieler von extern zugekauft. Nur Werder Bremen hat weniger Spieler verpflichtet (zwei).SPOXHertha BSC: "Die Pokal-Partie hat nichts, aber auch gar nichts mit dem Spiel gegen Frankfurt zu tun. Gegen Frankfurt sehen wir eine andere Hertha!" Das sagte Trainer Jos Luhukay nach dem knappen 3:2-Sieg nach Verlängerung beim VfR Neumünster. Was Luhukay trotz aller Beteuerungen gar nicht gefallen haben dürfte, war seine zentrale Mittelfeldachse. Neu-Kapitän Fabian Lustenberger konnte seine Mannschaft nicht führen - weder spielerisch noch verbal. "Es war kein gutes Spiel von mir. Das weiß ich selbst", gab sich der Schweizer selbstkritisch. Davor verzettelte sich Alexander Baumjohann immer wieder in belanglosen Dribblings. In der Bundesliga dürfte dafür erst recht kein Platz sein. Auch der Auftritt von Adrian Ramos im Sturmzentrum war ausbaufähig. Trotzdem sind sowohl Lustenberger, als auch Baumjohann und Ramos wohl gesetzt. Letztere allerdings eher mangels entsprechender Alternativen.SPOXEintracht Braunschweig: Letzte Saison war Mirko Boland ein Garant für den Aufstieg, jetzt kämpft er um seinen Platz im 18er-Kader. Damit steht Boland aber nicht alleine da. Auch Damir Vrancic, Norman Theuerkauf, Marc Pfitzner und Marcel Correia stehen unter Zugzwang. Sie alle waren bei der Pokalpleite in Bielefeld entweder nur zweite Wahl oder gar nicht erst im Kader. Es sei trotz der Niederlage einer Partie der "vielen Erkenntnisse" gewesen, so Trainer Torsten Lieberknecht. "Aus der wir aber auch Positives mitnehmen können." Besonders im Spielaufbau und in den Abläufen in der Offensive hakte es gewaltig. Marco Caligiuri und Kevin Kratz auf der Doppel-Sechs müssen sich beim Bundesliga-Comeback nach 28 Jahren gegen Bremen noch gewaltig steigern.

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