Chelsea steigt in Benzema-Poker ein

Richard Rother
15. Dezember 200816:00
SPOXGetty
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München - Während zahlreiche Klubs Olympique Lyons Stümerjuwel Karim Benzema weiter schöne Augen machen, muss Michael Ballack beim FC Chelsea um seinen Platz in der Startelf bangen.

Allein gegen Fünf funktioniert normalerweise höchstens im Zeichentrick oder in abgehalfterten Wildwestfilmen. Karim Benzema gelang im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Manchester United genau dieses Meisterstück.

Beliefert von Jeremy Toulalan foppte der 20-Jährige gleich fünf Gegenspieler und netzte aus gut 20 Metern ein. Der Gegentreffer hat ManU-Coach Ferguson sicherlich nicht gefallen, der Protagonist dafür umso mehr.

Laut dem "Guardian" wird der Schotte der ManU-Führung in den nächsten Tagen Benzema als "oberstes Transferziel" ans Herz legen. Dabei werden die Red Devils allerdings tief in die Tasche greifen müssen, denn laut OL-Präsident Jean Michel Aulas hat Benzema eine festgeschriebene Ablösesumme von rund 60 Millionen Euro in seinem Vertrag stehen.

Chelsea mit Interesse an Benzema

Geld, das der FC Chelsea dank Roman Abramowitsch locker aufbringen könnte, und offenbar nun auch aufbringen will. Laut "The Sun" ist Geschäftsführer Peter Kenyon in Lyon vorstellig geworden und hat sein Interesse an einer Verpflichtung Benzemas bekundet.

Bei den Blues schaut man sich bereits vorsorglich nach einem Ersatz für Didier Drogba um, nachdem der Ivorer bereits mehrfach Wechselbabsichten geäußert hatte.

Brennend interessiert an Drogba ist der AC Milan, der nach Ronaldos Verletzung einen neuen Angreifer sucht, dabei allerdings auch Andrej Schewtschenko, Emmanuel Adebayor und eben Benzema im Auge hat. "Alle vier wären fein", sagte Milans Vizepräsident Adriano Galliani in der "Gazzetta dello Sport".

Ferguson weiß alles über Benzema

Laut Olympique-Präsident Aulas sei aber in Sachen Benzema Chelsea der einzige Klub, der die geforderte Summe aufbringen könnte. Doch auch Arsene Wenger vom FC Arsenal ist erklärter Fan des Franzosen und wird ebenso einen Blick auf das Festgeldkonto wagen wie die Allgegenwärtigen von Real Madrid.

Und dann ist da natürlich noch ManU. Ferguson würde Benzema wohl am liebsten sofort seinem Ausnahmeangriff um Ronaldo, Carlos Tevez und Wayne Rooney zur Seite stellen. "Er weiß so gut wie alles über ihn", verriet Patrice Evra bereits.

Über das Tor im direkten Duell am Mittwoch konnte selbst der ManU-Verteidiger nur staunen. "Das war großartig gemacht. Er könnte nach Zinedine Zidane einer der besten Spieler Frankreichs aller Zeiten werden", sagte Evra.

"Vertrag bis zum Jahr 2045"

Auch in Frankreich wird Benzema mit Lob überhäuft. Jüngstes Mitglied der Fan-Gemeinde: Ex-Bayern-Stürmer Jean-Pierre Papin. "Seine Kraft erinnert an Ronaldo - seine Übersteiger und die Schnelligkeit, mit der er mit dem Ball vorwärts marschiert, an Ronaldinho", schwärmte der ehemalige Nationalspieler.

In Lyon weiß man, was man an dem Stürmer hat: "Es ist unglaublich, seine Fortschritte von Spiel zu Spiel zu sehen. Wenn man einen Vertrag ausarbeiten könnte, der ihn bis 2045 an Lyon bindet, dann wäre der schon längst perfekt", meinte Aulas unlängst.

Während sich Manchester am Wochenende in Newcastle mit schnödem Liga-Alltag rumplagen muss, greift Chelsea am Sonntag (16 Uhr im SPOX-TICKER) im Finale des Carling Cups gegen Tottenham Hotspur nach dem ersten Titel der Saison.

Lampard fordert Stammplatz

Im Fokus dabei: Frank Lampard und Michael Ballack. Nachdem Lampard zuletzt nur auf der Bank saß, will der 29-Jährige am Sonntag unbedingt in der Startelf stehen. "Ich will bei keinem Spiel mehr zuschauen müssen", sagte Lampard und fügte an: "Keine Ahnung, wie viel in Zukunft rotiert werden wird, aber ich finde es wichtig, dass wir ein gefestigtes Team haben."

Auf seiner Position im zentralen Mittelfeld spielt derzeit Ballack, konnte dort aber nicht immer überzeugen. An eine Demission zu Gunsten von Lampard glaubt der Nationalmannschaftskapitän aber nicht. "Ich denke nicht, dass irgendwer unantastbar ist", sagte Ballack hinblicklich der Chelsea-Ikonen Lampard und Terry, die nach ihren Verletzungen wieder in den Kader drängen.

Am Sonntag wird sich die Lage zwischen Ballack und Lampard wohl noch nicht zuspitzen - Grant hat angekündigt, beide auflaufen zu lassen. In der nächsten Saison könnte sich das Problem für Ballack vielleicht sogar von selbst lösen, denn Lampard zieht es ins Ausland.

Modric für Lampard?

"Es wird Zeit für mich, eine andere Sprache, eine andere Kultur und einen anderen Fußball kennenzulernen. Vielleicht ist im Sommer der richtige Zeitpunkt dafür", verriet der 29-Jährige zu Wochenbeginn diversen spanischen Zeitungen. Der FC Barcelona würde wohl nicht nein sagen, wird gemutmaßt.

Als Ersatz für Lampard haben die Blues angeblich Luka Modric von Dinamo Zagreb ins Auge gefasst. Laut dem "Telegraph" hat Grant bereits eine Offerte von knapp 16 Millionen Euro in Richtung Kroatien geschickt.