Wayne Rooneys größtes Verbrechen

SPOX
24. Februar 201417:29
So mancher englische Fan macht sich Sorgen um Wayne R.getty
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Während Mihajlovic lustige Details über die Essgewohnheiten von AC-Coach Seedorf ausplaudert, schockt Al Ahly die Verantwortlichen der Rossoneri. In Spanien merkt man, dass selbst Zeitschinden gelernt sein muss und man seinen Tag trotz Geburtstag und 3:1-Sieg gegen Barcelona noch verhunzen kann. Die Premier League witzelt über ein schmerzhaftes Denkmal einer Legende und kleines, dickes Rooney.

Serie A

Von Oliver Birkner

Zähne des Spieltags: Man traf sich nach langen Jahren mal in Marassi wieder: Sinisa Mihajlovic (Samp-Coach) und Clarence Seedorf (Milan-Gegenüber) spielten 1995/96 gemeinsam bei Sampdoria und Miha erinnerte sich an einige Anekdötchen. "Clarence futterte ständig nur Chips, pausenlos. Später kaufte ihm der Klub einen schwarzen Mercedes mit schwarzen Ledersitzen und getönten Scheiben. Kam er abends in unserem Quartier an, konnte man erst erkennen, dass Seedorf am Steuer saß, wenn er lächelte und die weißen Zähne zu sehen waren." Zum Glück lächelte Seedorf beim Wiedersehen in schwarzem Anzug und schwarzem Schal, so dass ihn Mihajlovic zur Umarmung rasch erkannte. Der Niederländer ließ die Chips dann für 90 Minuten in der Kabine und siegte 2:0. Ganz so freudig lief die Rückfahrt womöglich nicht ab. Denn Ergebnisse hin oder her, es gibt derzeit drängendere Probleme im Hause Milan.

Als hätte der AC nicht schon genug Sorgen kam jetzt auch noch Al Ahly aus Kairo daher und feierte per afrikanischem Supercup den 19. Internationalen Titel, einen mehr als Milan (und Boca Juniors). All das schöne Briefpapier und die Grußkarten müssen in den Müll, der Mannschaftsbus gehört neu lackiert. Der stolze Schriftzug (übrigens ebenfalls auf Trikotsätzen) "Klub mit den meisten Titeln der Welt" ist Geschichte. Ganz so leicht will man jedoch nicht nachgeben: "Ich werde bei der FIFA nachfragen, vor allem wegen Al Ahlys Trophäe im Afro-Asiatischen Cup, der mir ein bisschen soso lala erscheint", kündigte Geschäftsführer Adriano Galliani an. "Das sind bestimmt wahnsinnig spannende Partien, doch ob jener Pokal tatsächlich zählen darf, gilt abzuwarten." Stimmt, so ein bisschen Kolonial-Attitüde kann schließlich nie schaden. Was erlaube Afrika und Asien? Ein eigener Wettbewerb zwischen beiden Kontinenten? Unerhört. Da muss die FIFA endlich intervenieren!

Ohr des Spieltags: Langsam wird das Ohrendrehen wirklich unheimlich. Abgeschrieben, aussortiert, doch nach dem 3:2 in Livorno, einem Tor und einem Assist bilanziert Luca Toni jetzt schon insgesamt 13 Treffer und sieben Vorlagen in 2049 Spielminuten für Hellas Verona. Selbst der Kumpel aus Bayern Zeiten, Franck Ribery, forderte über die Gazzetta dello Sport: "Luca, ich erwarte dich bei der WM in Brasilien - du musst zurück in die Nationalelf." Der 36-Jährige bleibt weiterhin bescheiden: "Ich habe einfach Riesenbock auf Fußball. Nimmt Prandelli mich mit, freue ich mich wie ein Junge an Weihnachten. Falls nicht, drücke ich den Azzurri eben vor dem Fernseher die Daumen." In der gegenwärtigen Form wäre Toni als Alternative durchaus zu gebrauchen.

Und sonst? Ein surreales Klima herrschte in Rom, wo über 40.000 gegen den gewöhnungsbedürftigen Lazio-Präsidenten Claudio Lotito protestierten. Die Aktion war rund einen Monat lang übers Internet und Radiosender vorbereitet worden. Massenweise Spruchtafeln "Tritt ab!" der Kurven und Tribünen und anhaltende Gesänge (der Geschmackloseste "Lotito, du musst sterben") lenkten die Tifosi völlig vom 3:2-Sieg über Sassuolo ab - die Tifosi verfolgten die 90 Minuten beinahe komplett desinteressiert und widmeten sich lieber Pfiffen und ihrem Protest. Lotito, der Lazio 2004 aus der Pleite gerettet hatte, wird aus mehreren Lagern seit Jahren vorgeworfen, er würde den Verein zu Grunde richten. Für Ruin klingen Platz 5, 4, 7 und ein Pokalsieg aus den letzten drei Jahren eigentlich ganz ordentlich.

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Premier League

Von Raphael Honigstein

Defensive des Spieltags: Liverpools 4:3-Sieg gegen Swansea City war das Highlight des Wochenendes. Daniel Sturridge traf zwei Mal für die Reds, genau wie Kollege Jordan Henderson, der mit seinem Tor in der 74. Minute zum Matchwinner avancierte. Der 23-Jährige habe einen "komischen Laufstil", hatte Alex Ferguson in seiner Autobiografie geätzt und tatsächlich gibt es elegantere Mittelfeldspieler. Hendersons zahlreiche Kritiker - die Blitzlichter waren bisher, um ehrlich zu sein, auch kein großer Fan - müssen sich jedoch allmählich entschuldigen. Henderson übertrifft in dieser Spielzeit genau wie sein Team alle Erwartungen. "Acht Spieler", wie Ferguson ebenfalls gespottet hatte, fehlen dem Tabellenvierten jedenfalls nicht zu einer guten Mannschaft, dafür aber ein besseres Defensivverhalten. "Die Fehler, die wir machen, haben nichts mit dem Training zu tun", sagte Brendan Rodgers, nicht ganz uneigennützig. Es war tatsächlich wieder eine Horrorshow in der Abwehr, aber so lange die Kollegen vorne so unwiderstehlich drauflos ballern, ist das alles nicht so schlimm.

Roo des Spieltags: Stichwort Ballern: Wayne Rooney durfte am Wochenende auch mal wieder. Bevor jemand angesichts des Urlaubs von Ehefrau Colleen hier etwas falsch versteht, soll schnell gesagt werden, dass natürlich von seinem feinen Treffer beim 2:0 gegen Crystal Palace die Rede war. "Das war der alte Rooney", freute sich David Moyes. Der 28-Jährige war bei dem Gastspiel in Süd-London von Münzen bombardiert worden, brauchte aber das Geld gar nicht: Sein neuer Fünfjahresvertrag ist bis zu 18 Millionen Euro im Jahr wert. Ob das eine gute Idee aus Sicht des Vereins war, muss sich noch zeigen. Manchester-United-Fan Noorudean Choudry ist sich nicht so sicher. "Das größte Verbrechen von Wayne Rooney gegenüber Manchester United ist, dass er den Fans einen Helden weggenommen hat", schrieb er in einem Text für den "Guardian" und schickte via "Twitter" noch ein Bild mit. So stelle er sich Roo in fünf Jahren vor.

Anything else? Dennis Bergkamp war am Samstag Gast im Emirates, und hatte gleich doppelt Freude. Er durfte das 4:1 gegen Sunderland bewundern und der Enthüllung seiner Statue vor dem Stadion beiwohnen. Das Kunstwerk ist sehr schön geraten, wirft aber auch eine unangenehme Frage auf: War es zwingend notwendig, dem bronzenen Dennis eine große Stange ins Hinterteil zu stecken? Noch viel schmerzhafter hätte die Geschichte für den früheren Birmingham-Mittelfeldspieler Chris Woodhouse ausgehen können. Der 33-Jährige hatte 2006 mit dem Kicken aufgehört und mit dem Boxen angefangen. Nach vielen Fehlversuchen gelang ihm in Hull am Samstag ein großer Triumph: Er gewann den britischen Titel im Halbweltergewicht gegen Favorit Darren Hamilton und darüberhinaus 250.000 Pfund. Vor acht Jahren hatte er nämlich selbst auf sich gewettet: 5000 Pfund, zur Quote von 50:1. Eine irre Story.

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Primera Division

Von Frank Oschwald

Dummheit des Spieltags, I: Zeit schinden ist eine große Kunst. Vor allem, wenn man bereits mit Gelb verwarnt ist, ergibt sich ein Vabanquespielchen, welches nur eine Handvoll Spieler zu spielen wissen. Denn einmal kurz nicht aufgepasst...und zack...steht man mit Gelb-Rot unter der Dusche. Sevillas Vicente Iborra wollte am Wochenende mit den großen Zeitschindern dieser Fußballwelt mithalten. Ob Verletzung oder nicht, gut zehn Minuten vor Schluss legte sich der 26-Jährige am gegnerischen Strafraum auf die Wiese, um sich zunächst per Erstversorgung von Dr. Rakitic und im Anschluss von den tatsächlichen Ärzten behandeln zu lassen.

Und die fuhren groß auf. Trage, vier Ordner und zwei Teambetreuer versammelten sich um den Mittelfeldspieler. Dem musste ein Bein abgefallen sein. Oder vielleicht sogar beide, hätte man meinen können. Gut zwei Minuten ging die Behandlung, dann wurde die Trage wieder abtransportiert und Iborra lief leicht humpelnd vom Feld. Allerdings ging der alte Fuchs natürlich nicht auf dem kürzesten Weg, sondern vielmehr parallel zur Torauslinie in Richtung Seitenaus. Schiri Ferreiro schaute sich das Theater nicht weiter an und schickte den bereits verwarnten Iborra Sekunden vor seiner Auswechslung in besagte geflieste Nasszelle.

Dummheit des Spieltags, II: Was für ein Tag, Haris Seferovic! Geil. Sein Team Real Sociedad zerlegte das große Barcelona vor heimischer Kulisse in sämtliche Einzelteile und pirschte sich somit immer weiter an die CL-Plätze heran. Und das alles am Geburtstag des Schweizers. Kann man einen solchen Tag überhaupt noch so richtig, aber auch so richtig vermurksen? Man kann. Einerseits schmorte Seferovic 90 Minuten auf der Bank. Gut, dafür kann er nichts. Da musse se halt auch de Trainer frage, nicht mir, wusste ja schon KK22. Doch nach der Partie sprang Seferovic mit aller Gewalt ins Fettnäpfchen. In einer Bar feierte der Stürmer seinen Ehrentag mit den engsten Freunden. Allerdings kriegte sich der 22-Jährige mit seiner Freundin dermaßen in die Haare, dass Umstehende die Polizei informierten. Ende der Geschichte: Seferovic verbrachte mitsamt seiner Freundin die Geburtstagsnacht im Kittchen. Am Geburtstag, nach einem 3:1-Sieg gegen Barca. Es könnte alles so einfach sein...

Dummheit des Spieltags, III: Ach Menschenskinners, jeder macht doch irgendwie mal ein paar Fehler, oder? Passiert halt. Wir sind ja alle nur Menschen. Folglich sollte gelten, kurz und schmutzig mosern, Mund abwischen und nur nicht zu lange anderen die Schuld zuweisen. Ein Kapitel, das die Verantwortlichen von Betis eventuell noch mal überfliegen sollten. Denn beim Tabellenletzten liegen die Nerven derartig blank, dass man jetzt zu Mitteln greift, die sie automatisch für die nächsten 23,2 Jahre für sämtliche Fair-Play-Preise disqualifiziert. Nach zahlreichen fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen sprang einem auf der Homepage des Klubs der riesige Artikel "Die Fehler von Schiedsrichter Manzano" entgegen. Dahinter versteckte sich ein Video mit einem Zusammenschnitt der zahlreichen fragwürdigen Pfiffe des Referees. Fehlentscheidungen hin oder her, eine Aktion so überflüssig wie Torschiedsrichter.

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