Auf einmal Augenhöhe

SPOX
22. April 201417:03
Das Hinspiel auf Schalke gewann Borussia Dortmund mit 3:1getty
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Im Schatten der wahrscheinlichen Meisterfeier des FC Bayern treffen Borussia Dortmund und Schalke 04 zum Revierderby aufeinander (20 Uhr im LIVE-TICKER). Es geht dabei auch um den Titel "Best of the Rest". Wie reagieren beide Teams auf die großen Verletzungssorgen und bleibt es rund ums Stadion dieses Mal friedlich?

Die Bedeutung des 144. Derbys

Wenn man sich die Gemengelage rund um beide Vereine über die gesamte Saison hinweg anschaut, reibt man sich beim Blick auf die Tabelle die Augen. Schalke 04, das gefühlt die komplette Vorrunde in der Krise steckte, liegt tatsächlich nur einen Punkt hinter Borussia Dortmund auf Platz drei. Es geht im Derby zwischen den beiden Erzrivalen also auch um den Titel "Best of the Rest" hinter dem FC Bayern München.

Trotz der Qualifikation für die Champions League wurde Schalkes Trainer Jens Keller zu Beginn der Saison von vielen Seiten noch kritisch beäugt, seine Zukunft war nicht gesichert. Nach sieben Spieltagen lag Schalke nur auf Rang 14, elf Punkte hinter dem damaligen Tabellenführer aus Dortmund. Dazu kamen viele Verletzungsprobleme, Klaas-Jan Huntelaar fehlte beispielsweise fast die komplette Hinrunde.

Seitdem hat sich vieles verändert. Schalke ist die zweitbeste Rückrundenmannschaft, hat drei Punkte mehr geholt als der BVB und auch aus der Not heraus eine Mannschaft mit großem Identifikationspotenzial geschaffen. "Die Burschen, die Schalke in der Startelf stehen hat, sind Riesen-Talente. Wenn es nicht Schalke wäre, würde es sogar Spaß machen da zuzugucken", sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp mit einem Schmunzeln.

Acht Spieler aus dem eigenen Nachwuchs zählen regelmäßig zur ersten Elf der Königsblauen. Das Derby ist vor allem für diese Spieler ein ganz besonderes Ereignis. "Da werden die Emotionen wieder kochen! Nicht nur für mich ist es ein Riesenspiel. Und aufgrund der vergangenen Ergebnisse in der Liga brauchen wir uns nicht zu verstecken", sagt der erst 19-jährige Kaan Ayhan.

Keine Frage, Schalke geht nicht als krasser Außenseiter ins Derby und hat in einem Artikel auf der Vereinshomepage auch schon "kleine Risse in der BVB-Welt" ausgemacht. Was bleibt, ist die Frage nach der Tauglichkeit dieser Mannschaft für die ganz großen Spiele. Gegen Real Madrid war S04 zweimal ebenso chancenlos wie gegen den FC Bayern.

Der BVB musste sich nach dem letzten Heimspiel in der Champions League gegen Zenit St. Petersburg mit einer ungewohnten Fan-Diskussion auseinandersetzen. Gegen Schalke kann sich das Team der vollen Unterstützung des ganzen Stadions sicher sein.

Die gestiegenen Ansprüche im Umfeld der Borussia haben aber auch zu einer anderen Wahrnehmung einer Saison geführt, in der die Dortmunder in der Liga auf Platz zwei liegen, im DFB-Pokal-Halbfinale und im Champions-League-Viertelfinale stehen. Sieben Niederlagen - eine mehr als Schalke - und davon vier zuhause haben am Selbstverständnis der Borussia gekratzt. Klopps Power-Fußball stieß bisweilen an seine Grenzen und der BVB fand auch wegen der Verletzungsprobleme kaum zu einer Stammformation und seinen Rhythmus.

Sollte jetzt auch noch Schalke an den Dortmundern in der Tabelle vorbei ziehen, würde die Stimmung rund um den Klub sicher nicht besser. Denn ob Meister oder nicht: Hauptsache vor dem Rivalen - das gilt in Dortmund genauso wie in Gelsenkirchen.

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Das Duell der Torjäger: Robert Lewandowski vs. Klaas-Jan Huntelaar

16:10 - so lautet das schnöde Zwischenergebnis, wenn man einfach die erzielten Tore beider Mittelstürmer vergleicht. Aber die Bedeutung beider Spieler geht weit über die Anzahl ihrer Treffer hinaus.

Lewandowski hat erst am Samstag mit seinem Solo-Treffer gegen Hannover 96 wie wichtig seine Abschlussqualitäten für den BVB sind. "Ein Weltklasse-Tor, ein fantastischer Moment", sagte Klopp.

Noch viel wichtiger ist aber seine Präsenz als Anspielstation für Bälle jeglicher Art im Sturmzentrum. Seine Ballgewandtheit und Körperbeherrschung sind ein ganz wichtiges Element im Angriffsspiel der Borussia. Lewandowski ermöglicht seinen Kollegen das Nachrücken und damit den Aufbau von Druck auf den Gegner.

Huntelaar hat noch immer den Ruf des klassischen Strafraumstürmers, auch wenn sich seine Rolle unter Jens Keller etwas verändert hat. Seine Kaltschnäuzigkeit und seine Flexibilität im Torabschluss sind beeindruckend. Seit Huntelaar wieder fit ist, läuft es bei Schalke auch offensiv wieder rund. Die Hinrunde verpasste der Niederländer aufgrund einer Kniverletzung bis auf die ersten beiden Spiele komplett.

Für den Ausgang des Spiels wird auch ganz entscheidend sein, welche Mannschaft seinen Torjäger besser ins Spiel bringt.

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Die Personalfragen bei Borussia Dortmund

Freude in Dortmund! Seit dem Sieg in Hannover ist kein neuer Verletzer hinzugekommen. So bleibt es bei den bekannten Ausfällen von Schmelzer (Muskelfaserriss), Subotic (Kreuzbandriss), Bender (Schambeinentzündung), Blaszczykowski (Kreuzbandriss) und Gündogan (Nerv im Rücken entzündet).

Marco Reus, der zuletzt drei Wochen pausieren musste und bei 96 mit dem Treffer zum 3:0 ein gelungenes Comeback feierte, wird wieder für die Startelf zur Verfügung stehen. Interessant wird sein, wohin ihn Jürgen Klopp stellen wird.

Pierre-Emerick Aubameyang leidet nämlich weiterhin an den Folgen eines Pferdekusses, der ihm bereits das Spiel gegen die Niedersachsen kostete. Für das Derby ist der Gabuner zwar wieder bereit, es riecht aber nach einem Bankplatz.

"Er hat vor dem Spiel gegen Hannover gebissen, aber das sah ganz schön unrund aus. Er ist jetzt zwei Tage intensiv gelaufen. Ich gehe davon aus, dass er dabei sein kann. Denn vier Tage reichen insgesamt eigentlich aus, bis die Durchblutung wieder so gut ist, dass man nicht mehr so viel spürt", sagte Klopp.

Sitzt Aubameyang draußen, würde Reus die gewohnte linke Seite verlassen und auf rechts wandern. Zudem wird Kapitän Kehl, der zuletzt von Oliver Kirch auf der Doppelsechs vertreten wurde, wieder von Beginn an neben Nuri Sahin auflaufen.

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Die Personalfragen bei Schalke 04

Höwedes, Papadopoulos Santana, Fuchs, Kirchhoff, Aogo, Uchida, Clemens, Höger und Farfan. Nein, das ist nicht die Aufstellung, mit der Schalke 04 ins Derby geht, das sind die Leute, die sicher nicht spielen werden, weil sie verletzt sind.

Auch die Hoffnungen auf einen Einsatz von Jefferson Farfan haben sich zerschlagen, er konnte nur Lauftraining absolvieren. "Und vom im Kreis laufen kann man nicht Fußball spielen. Er hat keine Sprints gemacht, nicht vor den Ball getreten. Er ist, wie es aussieht, für das Derby keine Option", sagte Jens Keller.

Die Schalker haben schon die komplette Saison über vielleicht mit einem noch größeren Verletzungspech zu kämpfen als die Dortmunder. In den Spielen bei Real Madrid und gegen Eintracht Braunschweig bekam selbst der vergessen geglaubte Anthony Annan Einsatzzeit.

Die Startelf gegen Braunschweig hatte ein Durchschnittsalter von 23,1 Jahren, im offensiven Mittelfeld war Julian Draxler neben Max Meyer und Leon Goretzka schon der Älteste.

Das wird wohl auch im Signal-Iduna-Park so sein. Mit Änderungen im Vergleich zum Sieg über Braunschweig ist aufgrund der dünnen Personaldecke nicht zu rechnen.

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Die Sicherheitsfrage rund ums Spiel

Die Polizei Dortmund leistete schon nach dem vergangenen Spieltag einen kleinen Beitrag zur Deeskalation. So beglückwünschte sie auf ihrer Facebook-Seite beide Teams zu ihren Siegen und tat ihre Vorfreude aufs bevorstehende Derby kund.

Inwiefern diese Vorfreude eher als Geste denn als echte Freude zu werten ist, bleibt offen. Die Sicherheitsbedenken rund um das Revierderby sind groß. So hatte der BVB bei der DFL einen Antrag gestellt, das Hochsicherheitsspiel auf 18 Uhr vorzuverlegen, um zumindest die Anreise der Fans bei Tageslicht koordinieren zu können. Doch der Antrag wurde abgelehnt.

Die Trennung der Fanlager im Vorfeld des Spiels genießt Priorität, es wird sogar separate Parkplätze für BVB- und Schalke-Anhänger geben. Auf dem Weg zum Stadion wurden verschiedene Abschnitte zu "Sicherheitbereichen" erklärt und können bei Bedarf von der Polizei komplett gesperrt werden. Nach den Ausschreitungen der vergangenen Aufeinandertreffen wollen Vereine und Sicherheitskräfte solche Szenen diesmal unbedingt vermeiden.

Laut "DerWesten" erwartet die Polizei rund 1000 gewaltbereite Anhänger, je 500 aus beiden Fanlagern. Die Polizei marschiert mit insgesamt 3000 Beamten auf, hinzu kommen 1000 Ordner. Sollte es dennoch von Seiten der BVB-Fans im Stadion zu Gewaltaktionen oder Zünden von Pyrotechnik kommen, droht ein Ausschluss der Gästefans oder gar eine Sperrung der Südtribüne.

Dortmund-Boss Hans-Joachim Watzke unterstrich unlängst im "Aktuellen Sportstudio" seine Forderung nach einer harten Gangart gegen alle, "die brutale körperliche Gewalt im Stadion ausüben" - unter anderem in Form eines Schnellgerichts. "Wer brutale Gewalt ausübt, muss geächtet werden", so Watzke.

Dass die nach den jüngsten Ausschreitungen bei Revierderbys ausgesprochenen Stadionverbote nicht zwingend vor Randale schützten, bewiesen BVB-Ultras erst kürzlich. Beim Auswärtsspiel in Hannover wurde eine Gaststätte verwüstet, Möbel zertrümmert, Toiletten zerlegt. Laut Polizei hatten 40 der 120 Beteiligten Stadionverbot.

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