Plötzlich Erster: Marco Rose hat aus Borussia Mönchengladbach einen Tabellenführer gemacht. Der Mann der Stunde heißt aber Patrick Herrmann.
Max Eberl erlaubte seinen Spielern gönnerhaft "eine Cola", Tony Jantschke den Fans "fünf Bier", nur Marco Rose blieb trotz der Tabellenführung von Borussia Mönchengladbach weitgehend nüchtern. "Wir haben 16 Punkte, sind Spitzenreiter in einer sehr engen Liga. Aber wir haben noch viel Arbeit vor uns", sagte der neue Trainer der Fohlenelf nach dem Sprung auf Rang eins. Euphorie? Keine Spur!
Dabei hätte Rose nach Borussias bestem Saisonstart seit 43 Jahren durchaus Grund zu markigen Worten gehabt. Schließlich wird die Handschrift des Leipzigers immer deutlicher, beim 5:1 gegen den FC Augsburg erstmals sogar über 90 Minuten. Rose wollte davon indes nichts hören. "Gleich streichen" sagte er auf die Frage, ob die Borussia bei "100 Prozent Rose" angekommen sei und betonte: "Das war kein Rose-Fußball." Ende der Durchsage.
Marco Rose: "Jetzt kommen dicke Bretter"
Etwas euphorischer reagierte da schon Max Eberl. Der Sportdirektor hob vor allem die 16 Zähler hervor - und die Arbeit des Trainers. "Wir haben etwas Neues begonnen. Die Mannschaft merkt, dass die Dinge, die Marco vorgibt, funktionieren, wenn man es mit Überzeugung macht", sagte Eberl. Auch die Werte bei "Aktivität, Sprints, intensiven Läufen und Zweikämpfen" hätten sich alle seit dem ersten Tag unter Rose verändert. "Und das sieht man eben", sagte Eberl.
Und die Tabellenführung? Die sei zwar "ein wunderbares Bild", gab Eberl zu, dürfe "uns aber nicht die Blicke vernebeln." Schließlich kämen die großen Gegner erst nach der Länderspielpause - dann geht es für Gladbach in Liga und Pokal zu Borussia Dortmund sowie in der Europa League zweimal gegen AS Rom. "Jetzt kommen dicke Bretter. Mal abwarten", sagte auch Rose.
gettyPatrick Herrmann mit "Flackern in seinen Augen"
Zählen kann Rose dabei wieder auf Patrick Herrmann, der vor dem Anstoß für sein 300. Pflichtspiel im Fohlen-Dress geehrt worden war und prompt doppelt traf. "Vielleicht sollte ich öfter einen Strauß Blumen geschenkt bekommen", sagt der Fanliebling, der nach Spielende von der Nordkurve auf den Zaun gebeten wurde, wo er mit einem Megafon die Jubelgesänge anstimmte. Ein "verdammt schöner Tag" sei das gewesen, so der Flügelflitzer.
Zumal Herrmann vor nicht einmal einem Jahr fast ausgemustert worden wäre und auch zu Saisonbeginn auf der Bank schmorte. Dann aber kam das Derby gegen Köln. "Da habe ich auf einmal ein Flackern in seinen Augen gesehen und gedacht: Ich glaube, der ist heiß", sagte Rose. Von nun an solle Herrmann einfach jedes Spiel wie ein Derby angehen, verriet Rose die Abmachung: "Das scheint ganz gut zu funktionieren. So kann es weitergehen."
Das gilt auch für die Borussia. Zwei Wochen lang darf Gladbach nun den Platz an der Sonne genießen, mindestens. "Ich bin echt schon lange hier, aber ich war noch nie Spitzenreiter. Ich gucke mir jetzt die Tabelle ein bisschen häufiger an", sagte Weltmeister Christoph Kramer, schob aber gleich hinterher: "Wir wissen auch, dass wir erst den siebten Spieltag haben." Euphorie? Keine Spur.
Borussia Mönchengladbach: Die kommenden Gegner
Datum | Wettbewerb | Gegner | H/A |
19.10. | Bundesliga | Borussia Dortmund | A |
24.10. | Europa League | AS Rom | A |
27.10. | Bundesliga | Eintracht Frankfurt | H |
30.10. | DFB-Pokal | Borussia Dortmund | A |
02.11. | Bundesliga | Bayer Leverkusen | A |