Die Drachen beißen und kratzen

SPOX
31. März 200916:20
Guido Buchwald bestritt 76 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft
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Weltmeister 1990, zweimal Deutscher Meister, 76 Länderspiele und über 500 Spiele in der Bundesliga und Liga zwei: Guido Buchwald hat in seinem Fußballer-Leben große Erfolge gefeiert. Für SPOX berichtet der 48-Jährige regelmäßig von den Entwicklungen rund ums DFB-Team. Diesmal blickt er auf das Spiel gegen Wales voraus und stellt seine Top 3 der unbequemsten DFB-Gegner vor.

SPOXLiebe Fußball-Fans,

die Aufgabe gegen Liechtenstein hat unsere Nationalmannschaft souverän gemeistert. Natürlich wären ein, zwei weitere Tore schön gewesen. Aber zehn Treffer in zwei Spielen muss man auch gegen Liechtenstein erst einmal schießen.

Als nächster Gegner wartet nun Wales auf unsere Schützlinge. Traditionell tun sich deutsche Nationalmannschaften schwer gegen die Inselkicker. Ich kann mich an kein Spiel erinnern, das wir deutlich gewonnen haben, vielmehr waren es immer enge Auseinandersetzungen.

Ich will das Duell gegen die Drachen zum Anlass nehmen, um in meiner aktuellen Kolumne über die unbequemsten Gegner der deutschen Nationalmannschaft zu berichten. Natürlich sind Nationen wie Brasilien, Italien oder Spanien schwer zu schlagen und insofern harte Gegner.

Allerdings habe ich mich im Vorfeld eines Spiels gegen einen dieser Großen immer riesig gefreut: Die Spannung im Umfeld war beträchtlich, der Medienrummel riesengroß.

Anders bei den Spielen gegen die sogenannten Underdogs. Vor diesen Duellen hatte man stets ein ungutes Gefühl, weil Deutschland Favorit war und jeder einen Sieg von uns erwartete. Wir als Mannschaft wussten aber ganz genau, dass diese Gegner bis in die Haarspitzen motiviert sein würden.

Vor allem bei den Auswärtsspielen in Nordeuropa auf teilweise hart gefrorenen Plätzen wussten wir: "Nur mit spielerischen Mitteln können wir die nicht schlagen."

Meine Top 3 der unangenehmsten Gegner der deutschen Nationalmannschaft:

Platz 1: Wales (Bilanz gegen Deutschland)

In einem Land, in dem Rugby die Nationalsportart ist, färben die charakteristischen Merkmale dieser Sportart auch auf andere ab. Wales ist so ein Land. Sie sind enorm kampfstark und aufgeben ist für die walisischen Kicker keine Option. Wenn nötig, kratzen und beißen sie, um den Zweikampf doch noch zu gewinnen. Gegen die willst du nicht spielen. Du musst genauso dagegen halten, das ist das Entscheidende.

Nahezu alle Spieler stehen in der englischen Premier League unter Vertrag, die wie fast keine andere Liga der Welt für eine ungeheuere physische Stärke steht. Zudem hatte Wales neben ihrer Kampfkraft auch immer wieder außergewöhnlich gute Einzelspieler in seinen Reihen. Mark Hughes und Ian Rush gehörten zu ihrer Zeit zu den besten Spielern Europas. Ryan Giggs ist heute noch bei Manchester United ein absoluter Leistungsträger. Und auch im aktuellen Kader stehen mit Gareth Bale und Aaron Ramsey zwei absolute Toptalente.

Platz 2: Bulgarien (Bilanz gegen Deutschland)

Ob Hristo Stoitchkov, Dimitar Berbatov oder Krassimir Balakov: Bulgarische Fußballer spielen durch die Bank weg auf einem technisch unglaublich hohen Niveau und sind vor allem durch ihr schnelles Passspiel enorm gefährlich. Die Bulgaren stehen stellvertretend für alle Fußballnationen Osteuropas, die eines gemeinsam haben: Ihre Nationalspieler wollen sich in Länderspielen für die großen europäischen Ligen empfehlen und kämpfen um jeden Zentimeter.

Das bitterste Ereignis für mich persönlich war natürlich das Ausscheiden gegen Bulgarien bei der WM 1994, als Yordan Letchkov uns mit seinem Treffer zehn Minuten vor Spielende aus dem Turnier warf. Ach ja, das war ärgerlich. Wenn der Thomas Häßler ihn doch am Kopfball gehindert hätte...

Platz 3: Finnland (Bilanz gegen Deutschland)

Gegen Finnland haben wir uns vor allem auswärts immer unheimlich schwer getan. Das lag in erster Linie an den Witterungsverhältnissen. Finnland gehört bekanntlich zu den kältesten Ländern in Europa. Und wenn dann die Temperaturen weit unter die Null-Grad-Marke rutschen, ist klar, was passiert. Es wird unangenehm. Die Kälte wäre ja  nicht mal das große Problem, die können wir schon ab, aber der gefrorene Platz hat in Helsinki oftmals das Ausspielen unserer technischen Überlegenheit verhindert. An schnelles Kombinationsspiel war nicht zu denken.

Und gerade darin lag der Knackpunkt: Für unsere technisch versierten Spieler wie Thomas Häßler oder Andreas Möller war es nahezu unmöglich, ins Spiel zu finden. Sie mussten andere Fähigkeiten in ihr Spiel einbringen wie Kampf und Zweikampfstärke, die einfach nicht zu ihren Stärken gehörten.

Bis zum nächsten Mal.

Euer Guido Buchwald

Guido Buchwald, geboren am 24. Januar 1961 in West-Berlin, gilt als einer der besten deutschen Abwehrspieler. Der heute 48-Jährige startete seine Profi-Karriere 1979 bei den Stuttgarter Kickers in der Zweiten Liga, bevor es ihn zum VfB Stuttgart zog, für den er elf Jahre lang in der Bundesliga kickte. Weitere Stationen waren der Karlsruher SC und Urawa Red Diamonds in Japan, wo Buchwald später auch drei Jahre als Trainer arbeitete. Seine erste und bisher einzige Trainerstation in Deutschland war Alemannia Aachen, wo er von Juni bis November 2007 im Amt stand.

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