Mit einem 3:2-Sieg gegen RB Leipzig ist Borussia Dortmund vorerst auf Platz vier geklettert und reist mit breiter Brust zum Pokalfinale nach Berlin. Drei Erkenntnisse zum wichtigen Erfolg der Borussia über RBL (die Highlights im Video).
BVB: Reus präsentiert sich wie in seinen besten Zeiten
Nach der 1:2-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt am 27. Spieltag hatte Borussia Dortmund in Persona Mats Hummels ("Wenn man realistisch ist, dürfte es sehr schwierig werden") mit der direkten Qualifikation nahezu abgeschlossen. Fünf Siege in der Bundesliga später hat sich der BVB eindrucksvoll zurückgemeldet. Nach dem 3:2 gegen RB Leipzig ist der Revierklub auf Rang vier geklettert. Eintracht Frankfurt kann mit einem Sieg über Mainz 05 am Sonntag (15.30 Uhr im Liveticker) zwar wieder vorbeiziehen, doch der Traum von der Königsklasse ist wieder in Reichweite.
Eines der Gesichter des Erfolgs ist Marco Reus. Der Kapitän erzielte in seinen vergangenen acht Pflichtspielen fünf Tore - eins mehr als zuvor in den 38 Einsätzen in dieser Saison. "In letzter Zeit haben wir viele Spiele gehabt. Das kam mir zugute, weil der Rhythmus wiedergekommen ist", sagte der wieder erstarkte Reus nach der Partie gegen Leipzig und fügte an: "Wenn die Mannschaft gut spielt, dann zieht das einen automatisch mit. Es ist noch nicht vorbei. Wir werden weiter hart arbeiten."
Im Februar des vergangenen Jahres hatte ihn ein Sehnenanriss und die anschließenden Folgen für sieben Monate außer Gefecht gesetzt. Erst zum Saisonendspurt scheint er nun zu alter Stärke zurückgefunden zu haben. "Es war mir schon klar, dass ich nicht durch die Liga marschieren würde, sondern Zeit brauche", erklärte der 31-Jährige.
Reus: Der Mann für die wichtigen Tore
In der ersten Hälfte hatte Reus nur so vor Spielfreude gesprüht und erzielte - mal wieder - das so wichtige Führungstor. Seit seinem Wechsel nach Dortmund 2012 gelang ihm dieses Kunststück bereits zum 39. Mal. Nur Weltfußballer Robert Lewandowski war in diesem Zeitraum öfter der Dosenöffner für sein Team (56). Zudem setzte Reus seine Mitspieler mehrfach gekonnt in Szene und wirkte besonders in der ersten Hälfte enorm leichtfüßig.
Bevor weiter am großen Ziel Champions League gearbeitet wird, wartet am Donnerstag noch ein möglicher Titelgewinn. Dann geht es im DFB-Pokal-Finale für das Team von Trainer Edin Terzic wieder gegen die Sachsen.
Das Spiel in der Liga habe allerdings "Null-Komma-Null mit Berlin zu tun", warnte Reus und forcierte im gleichen Atemzug einen versöhnlichen Abschluss für die bislang so unbefriedigende Spielzeit: "Wir wollen unbedingt in die Champions League kommen und das Pokalfinale gewinnen."
Bundesliga: Die Tabellenspitze
Platz | Team | Sp. | Tore | Diff | Pkt. |
1. | Bayern München | 32 | 92:40 | 52 | 74 |
2. | RB Leipzig | 32 | 57:28 | 29 | 64 |
3. | Wolfsburg | 32 | 57:32 | 25 | 60 |
4. | Borussia Dortmund | 32 | 69:44 | 25 | 58 |
5. | Eintracht Frankfurt | 31 | 62:47 | 15 | 56 |
BVB muss mit Mahmoud Dahoud verlängern
Noch im Winter stand bei Mahmoud Dahoud ein Wechsel im Raum. Nachdem der Mittelfeldspieler unter Lucien Favre lange und zu Beginn auch bei Terzic keine ernsthafte Rolle gespielt hatte, ruft der 25-Jährige seit mehreren Wochen endlich sein Potenzial ab und ist Dreh- und Angelpunkt in der Zentrale.
Das Achtelfinal-Hinspiel gegen Sevilla in der Champions League war der Wendepunkt: Der Deutsch-Syrer überzeugte mit beeindruckender Ballsicherheit und traf obendrein sehenswert aus 23 Metern zum zwischenzeitlichen 1:1. Dass Dahoud über diese Fähigkeiten verfügt, war bereits seit Gladbacher Tagen bekannt. Seine Qualitäten konstant abrufen konnte er im BVB-Trikot aber nie. Zu oft war sein Spiel Licht und Schatten, Genie und Wahnsinn gaben sich die Hand.
Nach Sevilla folgten zahlreiche weitere Startelfeinsätze und Dahoud mauserte sich immer mehr zu Terzics verlängertem Arm auf dem Platz. Er selbst macht das Vertrauen des Trainers für sein Leistungshoch verantwortlich - und der zweimalige Nationalspieler zahlt es zurück.
"Am Ball hat Mo große Fähigkeiten. Aber auch wie er gegen den Ball gearbeitet hat und den Gegner unter Druck gesetzt hat, sodass die Wolfsburger nicht aus dem Halbfeld flanken konnten, das war ein Schlüssel zu den drei Punkten", sagte Terzic als lobendes Beispiel nach dem 2:0-Sieg gegen Wolfsburg.
Auch gegen Leipzig präsentierte er sich von seiner besten Seite und erinnerte mit seiner technisch versierten Spielweise zum wiederholten Male an Ilkay Gündogan, der zwischen 2012 und 2016 in Dortmund spielte und anschließend zu Manchester City wechselte. Ein Beispiel für sein neu gewonnenes Selbstvertrauen lieferte er in der ersten Hälfte, als er Marcel Sabitzer und Emil Forsberg mit einem Kabinettstückchen stehen ließ.
BVB auf Dahouds Fähigkeiten angewiesen
Im 4-2-3-1-System ist Dortmund auf Dahoud oder die Fähigkeiten von Jude Bellingham, der gegen Leipzig eine Sperre nach seiner Gelb-Roten-Karte gegen Wolfsburg absitzen musste, angewiesen. Andernfalls fehlt es im Angriffsspiel deutlich an Kreativität, was sich auch beim jüngsten Erfolg über RB bemerkbar gemacht hatte.
Dahoud hatte nach rund einer Stunde signalisiert, nicht weiterspielen zu können. Für ihn kam Thomas Delaney und die Partie ging aus Dortmunder Sicht förmlich den Bach hinunter. Fürs Pokalfinale gab Terzic bei Dahoud anschließend Entwarnung. "Er war ein bisschen müde, spürte seine Muskeln. Wir gehen davon aus, dass es für Donnerstag ausreichen wird, wenn er heute Nacht gut schläft und gut generiert", sagte er.
Klar ist, dass der BVB derzeit auf Dahouds Fähigkeiten angewiesen ist. Im Juli übernimmt Marco Rose den Cheftrainerposten und die Kaderplanungen laufen bereits auf Hochtouren. Eine Verlängerung von Dahouds im Sommer 2022 auslaufenden Arbeitspapiers soll laut Medienberichten im Raum stehen - in dieser Form sollte die Borussia damit nicht lange fackeln.
BVB: Lukasz Piszczek blüht auf seine alten Tage auf
Die Zeit von Lukasz Piszczek schien nach elf Jahren für den BVB auf der Bank zu enden. Der Verteidiger hatte bereits Anfang der Saison erklärt, seine Karriere bei seinem Heimatklub LKS Goczalkowice zur neuen Spielzeit ausklingen zu lassen.
Doch seit einigen Wochen hat der 35-Jährige wieder einen Stammplatz und wird nach der schweren Verletzung von Mateu Morey umso wichtiger. Neuzugang Thomas Meunier, der bisher alles andere als überzeugte, hat er auf die Bank verdrängt. Polnische Medien berichten bereits, dass Legia Warschau plant, ihn als Spieler und Co-Trainer zu verpflichten.
Vor seinem Startelfeinsatz gegen Union Berlin am 30. Spieltag war Piszczek in der Bundesliga nur auf sieben Kurzeinsätze gekommen und überzeugt seither mit bärenstarken Leistungen. Mit 91 Prozent gewonnener Duellen war er gegen Leipzig der zweikampfstärkste Akteur der ersten Hälfte und nahm sowohl Angelino als auch Forsberg nahezu völlig aus der Partie.
Trotz seines hohen Fußballalters ist auf Piszczek immer, wenn er gebraucht wird, Verlass. Er gibt endlich den sicheren Rückhalt, den Morey zwar in Ansätzen auch gab, Meunier aber völlig vermissen ließ - darauf hätte man in Dortmund auch früher kommen können. Zudem wirkt sich seine Erfahrung und solide Defensivarbeit auch auf den Rest der Mannschaft aus.
BVB gewann bisher jedes Spiel mit Piszczek
In dieser Spielzeit gewann der BVB alle zehn Bundesligaspiele, in denen Piszczek auf dem Platz stand, nie zuvor wahrte ein Bundesligaprofi bei so vielen Saisoneinsätzen eine Siegquote von 100 Prozent. Sein Einsatz von Beginn an im Pokalfinale dürfte als sicher gelten.
Dass Piszczek doch noch ein weiteres Jahr für Dortmund spielt, ist hingegen ausgeschlossen. Bereits im vergangenen Sommer hatte es reichlich Mühe gekostet, ihn zu überreden, überhaupt zu bleiben.
Lukasz Piszczek: Leistungsdaten der Saison 2020/21
Wettbewerb | Spiele | Tore | Assists | Spielminuten | Punkteschnitt |
Bundesliga | 10 | - | - | 375 | 3,0 |
DFB-Pokal | 3 | - | - | 215 | 3,0 |
Champions League | 3 | 1 | - | 227 | 1,33 |