Borussia Dortmund empfängt Dynamo Kiew zum Benefizspiel. Der ukrainische Gastspieler Alan Aussi wird das BVB-Trikot tragen.
Der ständige Blick aufs Handy ist für Alan Aussi Hoffnung und Qual zugleich. "Zwei meiner besten Freunde sind an der Frontlinie. Ich versuche jeden Tag, sie zu kontaktieren, herauszufinden, ob sie am Leben sind", sagt der ukrainische Gastspieler von Borussia Dortmund: "Jeder Tag kann der letzte sein."
Ein angedeutetes Kopfschütteln, dann folgt ein Satz, der die irrsinnige innere Zerrissenheit des schüchternen jungen Mannes im BVB-Kapuzenpulli transportiert: "Und ich bin hier in Sicherheit und spiele Fußball."
Er hoffe, sagt er danach, "dass in der Ukraine bald Frieden herrscht. Dass das Land gewinnt". Vielleicht auch, dass es sein Land überhaupt noch geben wird.
Alan Aussi, 20 Jahre alt, Profifußballer, ist auf seiner Flucht vor dem Russland des Despoten Wladimir Putin in Dortmund gelandet. "Ich hatte großes Glück", weiß er.
BVB: Kiews Alan Aussi läuft als Gastspieler auf
Er hält sich bei der U23 des BVB fit und wird am Dienstag (18 Uhr im LIVETICKER) im Benefizspiel gegen seinen Stammverein Dynamo Kiew das schwarzgelbe Trikot tragen. 25.000 Karten sind verkauft, Ukrainerinnen und Ukrainer haben freien Eintritt.
Die Konzentration auf Querpass, Torschuss und Kopfball fällt Alan Aussi enorm schwer, wenn es in der Heimat Bomben regnet. Der Fußball sei das, was er tun könne, sagt er, seine Art, seinem Land zu helfen. "Es ist wichtig, dass wir möglichst viele Spendengelder sammeln können. Viele Menschen brauchen das Geld, um zu leben, zu essen, ein Dach über dem Kopf zu haben."
Die Borussia hat keine Minute gezögert. "Weil wir alle mitfühlen und weil wir alle schwer schockiert sind", sagte Trainer Marco Rose: "Es ist eine humanitäre und menschliche Katastrophe. Wir wollen Signale aussenden, mehr können wir leider nicht tun."
BVB-Benefizspiel: Geflüchteter Schiedsrichter pfeift
Der Erlös des Spiels kommt einer Organisation zugute, die Ukrainern in Not hilft. "Ob BVB-Fan oder nicht - alle sind aufgerufen, Karten zu kaufen, um gemeinsam ein weltweit beachtetes, solidarisches Zeichen gegen den Krieg und für den Frieden in Europa zu setzen", schrieb der Verein auf seiner Internetseite. Eine Halbzeit wird der aus der Ukraine geflohene FIFA-Schiedsrichter Denys Schurman leiten.
Alan Aussi sieht das Spiel als Chance. Eine Chance auf Ablenkung, eine Chance auch, Anteilnahme zu übermitteln. Eine sportliche Chance überdies. Wer weiß schon, ob und wann in seinem Land wieder Profifußball gespielt werden kann?
Eines hat der Innenverteidiger dabei immer im Blick: "Ob es meinen Freunden gut geht."