Mister, Champions League!

Andreas Lehner
11. Juli 201609:27
Carlo Ancelotti hat als Trainer lediglich drei Meisterschaften gewonnengetty
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Carlo Ancelottis Vorgänger Pep Guardiola wurde drei Jahre lang am Triple gemessen. Ancelotti soll den Durst nach der Champions League stillen. Seine Karriere macht ihn zum prädestinierten Mann für diese Aufgabe.

Barcelona und Istanbul. Zwei Orte mit bewegter Geschichte, auch im Fußball. Beim FC Bayern und Carlo Ancelotti wecken diese beiden Städte Erinnerungen an die wohl bittersten und geschichtsträchtigsten Niederlagen ihrer Historie.

Die Bayern verloren im Camp Nou 1999 das Champions-League-Finale gegen Manchester United in der Nachspielzeit. Der von Ancelotti trainierte AC Milan gab im Atatürk-Stadion 2005 gegen den FC Liverpool eine 3:0-Führung aus der Hand.

Große Dramen in der an Geschichten reichen Fußballbranche. Die Bayern und Ancelotti machten jeweils zwei Jahre später ihren Frieden mit dem Wettbewerb und holten sich den Cup doch noch. Nun treten sie gemeinsam an, um wieder eine Henkelpott zu gewinnen.

Die Champions League schwebt über allem

Der 57-jährige Italiener ist durch seinen Werdegang prädestiniert für diesen Anspruch, den die Bayern an ihn stellen. Ancelotti ist der Mister Champions League. Als einziger Trainer hat er den Wettbewerb dreimal gewonnen (2x Milan, 1x Real Madrid). In München heißt es für ihn nun wieder: Mister, Champions League bitte!

Das von Jupp Heynckes geholte und von Pep Guardiola erwartete Triple, wird Ancelotti nicht als so große Last mit sich herum schleppen müssen. Aber die Champions League schwebt über allem. Selbst Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge kam bei keiner öffentlichen Rede an dem fehlenden Triumph in der Königsklasse vorbei, obwohl er die fünf nationalen Titel in den drei Guardiola-Jahren zurecht als herausragend deklarierte.

München kein ganz leichtes Umfeld

Obwohl Bayerns letzter Triumph erst drei Jahre zurück liegt, ist die Champinos League eine Obsession geworden. Ancelotti kennt diesen Druck aus Mailand, London, Paris und Madrid. Bei Milan und Real konnte er die Wünsche der dominanten Führungspersönlichkeiten erfüllen. Bei Chelsea und PSG gelang dies nicht, allerdings fehlt es ihm auch an Zeit und den Klublenkern an Geduld.

Auch München gilt mit Rummenigge, Hoeneß und Beckenbauer im Umfeld nicht als leichtes Pflaster, aber doch sind sie deutlich angenehmer als die Typen vom Schlage eines Roman Abramowitsch. Zumal Ancelotti ebenso wie Bayerns Triumvirat auf eine heroische Spielerkarriere zurückblicken kann - das verbindet.

Vernachlässigt Ancelotti die Bundesliga?

Die Bayern wollen die Champions League gewinnen und Ancelotti hat schon mehrmals öffentlich erklärt, dass die Champions League heuzutage der wichtigste Wettbewerb sei. Es wird spannend sein zu beobachten, ob sich der bayerische Fokus noch weiter Richtung Europa verschiebt und die Serie an Meistertiteln in der Bundesliga dadurch in Gefahr gerät.

Denn Ancelotti ist zwar der Mister Champions League, aber in seiner über 20-jährigen Trainerkarriere hat er "nur" drei nationale Meisterschaften gewonnen.

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