Vom 1. bis zum 24. Juli findet die 43. Copa America statt. In Argentinien wird der Nachfolger von Brasilien gesucht, die sich 2007 zum achten Mal den Titel holen konnten. Auch in diesem Jahr ist die Südamerika-Meisterschaft ein Potpourri von klangvollen Namen und schillernden Persönlichkeiten. Unter anderem dabei: Der selbst ernannte nächste Lionel Messi und das dreiköpfige Monster der Celeste. SPOX hat die Teilnehmer näher unter die Lupe genommen.
Gruppe A
Argentinien
Stars: Angel di Maria, Carlos Tevez, Esteban Cambiasso, Gonzalo Higuain, Lionel Messi, Sergio Agüero
Letzte Infos: Argentinien setzt auf die Karte Heimvorteil. "Mit den Fans im Rücken müssen wir diesen Titel gewinnen", sagt Javier Mascherano. Trainer Sergio Batista nervt das Heimvorteil-Gerede: "Wenn wir glauben, wir kommen einfach so ins Finale, werden wir eine böse Überraschung erleben." Batista setzt aber auf die Karte Superstar: "Wir haben das Glück, den besten Spieler der Welt in unseren Reihen zu haben." Von dem die Rede ist, dürfte klar sein.
Player to watch: Javier Pastore. Der offensive Mittelfeldspieler aus Palermo ist in aller Munde und das Objekt der Begierde auf dem Transfermarkt. Doch nun muss Pastore den nächsten Schritt gehen und auch in der Nationalmannschaft eine tragende Rolle übernehmen.
Prognose: Der selbsterklärte Topfavorit hatte Losglück was die Gruppenphase angeht und sollte diese souverän überstehen. Wenn die Leistungen zu Beginn stimmen, könnte die Euphorie Argentinien bis ins Finale tragen.
Gauchos mit Fehlstart gegen Bolivien
Bolivien
Stars: Marcelo Moreno, Ronaldo Garcia, Edivaldo Rojas
Letzte Infos: Für Trainer Gustavo Quinteros ist das Eröffnungsspiel das "wichtigste Spiel meiner Karriere". Der gebürtige Argentinier ist heiß auf sein Heimatland, aber die Hoffnung, dass viele weitere Highlights folgen, ist nicht groß. In den letzten zehn Turnieren schied Bolivien jedes Mal in der Vorrunde aus.
Player to watch: Edivaldo Rojas. Der gebürtige Brasilianer hat erst wenige Tage vor dem Turnier seinen bolivianischen Pass bekommen. Die Erwartungen sind groß, doch der Mittelfeldspieler wiegelt ab: "Noch bin ich kein Star, ich bin nur einer von vielen." Nach dem Turnier sollte er dennoch aufsteigen, zumal er in der 2. Liga Portugals spielt.
Prognose: Mit Costa Rica kämpfen die Bolivianer um Platz 3. Vielmehr sollte auch nicht drin sein.
Kolumbien
Stars: Abel Aguilar, Cristian Zapata, Falcao, Hugo Rodallega
Letzte Infos: Vor zehn Jahren gewann Kolumbien die Copa America. Es wird also langsam aber sicher mal wieder Zeit, den großen Rivalen aus Argentinien und Brasilien die Leviten zu lesen. An Selbstbewusstsein mangelt es zumindest schon mal nicht. "Unser Ziel ist es, um den Titel mitzuspielen", sagt Falcao. Auch der Mainzer Elkin Soto sieht das ähnlich: "Wir haben eine starke Mannschaft. Und wir wollen erfolgreich spielen."
Player to watch: Falcao. Der Stürmer holte in dieser Saison mit dem FC Porto das kleine Triple aus Meisterschaft, portugiesischem Pokal und Europa League. Gerade international war der Falke mit 16 Toren nicht zu stoppen. Dementsprechend viel versprechen sich seine Landsmänner von ihm.
Prognose: Im Auftaktspiel gegen Argentinien wäre alles andere als eine Niederlage eine kleine Sensation. Gegen Bolivien und Costa Rica sollten die Kolumbianer dann aber doch noch das Ticket für das Viertelfinale lösen.
Costa Rica
Stars: Esteban Alvarado, Cesar Elizondo, Joel Campbell
Letzte Infos: Dass Costa Rica an der Copa America teilnehmen wird, wissen die Ticos erst seit Ende Mai. Nach der Absage von Japan, als Gast teilzunehmen, lud der südamerikanische Verband Costa Rica ein. Allerdings sind die Vorbereitungen durch den Tod von Dennis Marshall, der nach einem Autounfall ums Leben kam, in den Hintergrund gerückt.
Player to watch: Joel Campbell. Der Angreifer ist die Entdeckung der U-20-Meisterschaft Südamerikas. Mit Costa Rica schaffte er den Einzug bis ins Finale und schoss dabei sechs Tore. Klubs aus Italien sollen großes Interesse zeigen.
Prognose: Der Kader ist ersatzgeschwächt, weil wichtige Spieler wie Bryan Ruiz oder Alvaro Saborio nicht dabei sind. Auch die Marshall-Tragödie hat Spuren hinterlassen. Das Viertelfinale wäre schon eine Sensation.
Gruppe B: Brasilien gegen die Wundertüte
Gruppe C: Die Geheimfavoriten unter sich
Gruppe B
Brasilien
Stars: Pato, Dani Alves, Elano, Neymar, Ganso, Thiago Silva
Letzte Infos: Es bleibt verblüffend ruhig um die Mannschaft von Mano Menezes. Bis auf ein paar Transfergerüchte, die das Team beschäftigt, gibt es kaum Störfaktoren. Die Copa America ist für Brasilien eine der letzten Möglichkeiten unter Wettkampfbedingungen, sich auf die Heim-WM 2014 vorzubereiten. "Wir wollen eine erfolgreiche Copa America spielen, weil dies auch der Schlüssel zu einer erfolgreichen Heim-WM 2014 ist", sagt auch Trainer Menezes.
Player to watch: Neymar. Er spuckt wieder große Töne: "Messi ist der beste Fußballer der Welt. Ich kann so groß werden wie er, oder noch größer." Kein Geringerer als Pele glaubt an den Santos-Star: "Neymar hat das Zeug zum Megastar. Messi ist großartig, aber nur im Barca-Dress." Die Bühne gehört Neymar, jetzt muss er es zeigen...
Prognose: Der Kader ist so ausgewogen wie lange nicht mehr. Besonders die Defensive kann sich sehen lassen. Brasilien ist nicht nur aufgrund der Namen Mitfavorit.
Paraguay
Stars: Haedo Valdez, Lucas Barrios, Roque Santa Cruz, Edgar Barreto
Letzte Infos: So richtig einschätzen können sie nicht einmal selbst. "Wenn wir bestehen wollen, müssen wir so auftreten wie bei der WM 2010", sagt Trainer Gerardo Martino. Damals spielte die Mannschaft nicht sonderlich schön, aber überraschend erfolgreich. Hoffnung macht, dass Lucas Barrios mitmischen kann.
Player to watch: Marcelo Estigarribia. Der Linksaußen avanciert immer mehr zur Geheimwaffe Paraguays. Während er in Frankreich bei Le Mans keine gute Figur abgab, trumpfte er in Argentinien bei den Newell's Old Boys auf. Und auch bei der Nationalmannschaft spielt er eine tragende Rolle. Er wird der Zulieferer für Barrios, Santa Cruz und Co.
Prognose: Die Gruppenphase sollte Paraguay überstehen. Auch danach ist der erfahrenen Mannschaft einiges zuzutrauen: ein möglicher Halbfinalist.
Venezuela
Stars: Juan Arango, Yohandry Orozco, Tomas Rincon, Salomon Rondon
Letzte Infos: Der Gastgeber der Copa America 2007 hat in seiner gesamten Copa-Historie nur zwei Siege eingefahren. Weil die Junioren-Mannschaften für etwas Bewegung gesorgt haben, ist auch ganz oben die Euphorie angekommen. Trainer Cesar Farias ist dabei der größte Hoffnungsträger.
Player to watch: Yohandry Orozco. Sein Name ging im Winter 2011 unter, als Wolfsburg Spieler wie Helmes, Tuncay, Polak - und eben Orozco verpflichtete. Orozco ist eine der Entdeckungen Südamerikas. Bei den U-20-Spielen Anfang des Jahres war er eine große Nummer. Jetzt soll es in der A-Mannschaft gelingen, Aufmerksamkeit zu schaffen.
Prognose: Es wird ein zäher Kampf um Platz drei mit Ekuador - mit offenem Ende.
Ekuador
Stars: Antonio Valencia, Felipe Caicedo, Walter Ayovi
Letzte Infos: Der jahrelange Prügelknabe Südamerikas geht auch diesmal nicht gerade mit besten Aussichten in das Turnier. Trainer Reinaldo Rueda ist nicht unumstritten, weil seine taktischen Maßnahmen nicht gegriffen haben. "König des Unentschiedens", wird er wenig liebevoll genannt. Das Turnier könnte auch für ihn Schickal spielen.
Player to watch: Antonio Valencia. Der einzige und echte Star in diesem Team. Fraglich, ob der Spieler von Manchester United die ganze Verantwortung schultern kann.
Prognose: Die Vorrunde könnte wieder einmal das höchste der Gefühle sein. Es sei denn, man schafft es auf den dritten Platz, der das Viertelfinale garantiert.
Gruppe A: Losglück für Topfavorit Argentinien
Gruppe C: Die Geheimfavoriten unter sich
Gruppe C
Chile
Stars: Alexis Sanchez, Arturo Vidal, Gary Medel, Mauricio Isla
Letzten Infos: Favorit? Das sind die Anderen! Nach diesem alten, aber bewährten Muster hat Trainer Claudio Borghi die Presse einige Tage vor Turnierbeginn begrüßt. Vor allem Kolumbien sei einer der Favoriten auf den Sieg bei der Copa, so Borghi über den Gruppengegner. Dass sich auch seine Mannschaft nicht verstecken braucht, versteht sich von selbst. Insbesondere die Mischung aus aggressiver Verteidigung und blitzschnellem Umschalten im Spiel nach vorn wird den Gegnern das Fürchten lehren.
Player to watch: Alexis Sanchez. Der Udinese-Dribbler war eines der Top-Themen des bisherigen Sommers. Vor allem sein Flirt mit dem FC Barcelona füllt seit einigen Wochen die Gazetten. Nach einer hervorragenden Saison in Italien (zwölf Tore, zehn Vorlagen) will das pfeilschnelle Kraftpaket auch bei der Copa zeigen, was er drauf hat. Um sich danach vielleicht auf den Weg nach Katalonien zu machen.
Prognose: Der Geheimtipp, keine Frage. Angeführt von Arturo Vidal und dem Udinese-Duo Sanchez/Isla ist für Chile (fast) alles möglich - sogar die Wiederholung des zweiten Platzes bei der Copa America 1987.
Mexiko
Stars: Giovani dos Santos, Edgar Pacheco, Oswaldo Alanis
Letzten Infos: Als Sieger des Gold Cups automatisch Mitfavorit der Copa? Mitnichten. Mexiko ist nur mit einem Rumpfteam angereist, weil der Verband wichtige Spieler aus dem Kader gestrichen hat. Auch Manchesters Javier Hernandez ist nicht dabei. Selbst Trainer Jose Manuel de la Torre fehlt urlaubsbedingt. Die Gast-Mannschaft der Copa wird Luis Fernando Tena führen.
Player to watch: Giovani dos Santos. Im Klubfußball ist er in der Versenkung verschwunden, für die Nationalmannschaft aber nach wie vor eine tragende Säule. Seine Leistung beim Gold Cup war wieder überzeugend. Die Copa America könnte das Sprungbrett für die Klubkarriere sein.
Prognose: Ohne wichtige Säulen wie Javier Hernandez und Rafael Marquez wäre bereits der Einzug ins Viertelfinale ein großer Erfolg. Und das werden die Mexikaner wohl als einer der beiden besten Drittplatzierten auch schaffen. Zu mehr reicht es aber nicht. Dafür sind andere Teams vor allem physisch einfach zu überlegen.
Peru
Stars: Juan Vargas, Paolo Guerrero, Alberto Rodriguez
Letzten Infos: Wenn's scheiße läuft, läuft's scheiße. Besser als diese Kahn'sche These kann man die Lage der peruanischen Nationalmannschaft nicht beschreiben. Der Kader gehört schon in Top-Besetzung nicht zur Creme de la Creme. Durch die verletzungsbedingten Ausfälle von Claudio Pizarro, Jefferson Farfan und Co. hat das Team noch mehr an Qualität verloren. Da helfen auch die neuen taktischen Spielchen von Coach Sergio Markarian, unter dem Peru nur drei Tore in neun Spiele zuließ, wenig.
Player to watch: Juan Vargas. Für den Außenspieler könnte sich die Copa America zu einer Art Erholungsanstalt entwickeln, falls er rechtzeitig fit wird. Nach einer von Verletzungen geprägten Saison bei der Fiorentina will der 27-Jährige die letzten Monate endlich vergessen machen. Und vielleicht an seine Leistungen aus dem Vorjahr anknüpfen, als er die Bayern in der Champions League mit seinen Vorstößen zur Verzweiflung trieb.
Prognose: Gegen die hochkarätige Konkurrenz in der Gruppe kann Peru eigentlich nur das Nachsehen haben. Drei Niederlagen in drei Spielen würden vermutlich die wenigsten Experten überraschen.
Uruguay
Stars: Diego Forlan, Diego Lugano, Fernando Muslera, Luis Suarez, Edinson Cavani
Letzten Infos: In Uruguay warten alle, dass das dreiköpfoge Monster losgelassen wird: Diego Forlan, Luis Suarez und Edinson Cavani. Eine bessere Offensive können selbst die Argentinier um Leo Messi kaum aufbieten. Fast genauso viel Lob verdient aber der Mann an der Seitenlinie: Was Oscar Tabarez aus dem einst undisziplinierten Haufen seit einigen Jahren geformt hat, gebührt höchsten Respekt. Nicht umsonst wurde der Coach des WM-Vierten 2010 zu Südamerikas Trainer des Jahres gekürt.
Player to watch: Edinson Cavani. Der Stürmer des SSC Napoli war der Mann der Saison in der Serie A. 26 Mal ließ er es für den einstigen Maradona-Klub in der Meisterschaft klingeln. Der Lohn: Nächste Saison geht's mit den Neapolitanern auf die große Bühne Champions League. Davor will er aber seine Quote in der Nationalmannschaft (neun Tore in 27 Spielen) noch aufbessern.
Prognose: Uruguay tritt in Argentinien mit einer der beste Mannschaften ihrer Geschichte an. Selten wurden die Celeste so hoch eingeschätzt. Für viele Experten ist sogar der 15. Copa-Titel (Rekord!) im Bereich des Machbaren.
Gruppe A: Losglück für Topfavorit Argentinien
Gruppe B: Brasilien gegen die Wundertüte
Copa America: Der Spielplan in der Übersicht