Brasilien muss schon zum zweiten Mal hintereinander nach einem Elfmeterschießen gegen Paraguay die Heimreise von der Copa America antreten. Argentinien ist Peru und Chile bei der Copa America ins Halbfinale gefolgt. Die Albiceleste schaltete in einem hochdramatischen Elfmeterschießen Mitfavorit Kolumbien aus. Held des Tages war Rückkehrer Carlos Tevez. Bei Chile gegen Uruguay kam es zuvor zu Tumulten, während Paolo Guerrero einen Hattrick erzielte.
Brasilien - Paraguay 3:4 n.E. (1:0, 1:1)
Tore: 1:0 Robinho (15.), 1:1 Gonzalez (72./Handelfmeter)
Carlos Dunga wird sich nach dem Spiel wohl ganz fest in die Hände gebissen haben, denn bei seinen Einwechslungen bewies der Brasilien-Trainer alles andere als ein glückliches Händchen. Gleich zwei seiner Joker zeigten im Elfmeterschießen Nerven und verballerten ihre Versuche vom Punkt. Zuerst setzte Everton Ribeiro seinen Versuch neben das Tor, darauf verschoss auch der vermeintliche Neu-Bayer Douglas Costa, der den Ball über das Tor auf die Tribünen hämmerte. Nach dem Spiel bewies Dunga aber, dass im die Kreativität nicht abhanden gekommen ist: "Es soll keine Entschuldigung sein, aber 15 meiner Spieler waren schwer erkältet, wir konnten nicht gut trainieren."
Dabei begann dieses Viertelfinale genau nach dem Geschmack der fiebrigen Brasilianer. Nachdem Coutinho nach zwei Minuten mit einem Weitschuss schon das erste Zeichen gesetzt hatte, war es ein klasse Angriff, der den Favoriten in Führung brachte (15.): Dani Alves spielte den Ball vom rechten Flügel vor das Tor, Liverpool-Neuzugang Roberto Firmino ließ durch und Robinho brauchte nur noch den Fuß hinhalten, um sein Land standesgemäß in Front zu bringen. Die Brasilianer zogen sich nach dem 1:0 weitestgehend zurück und überzeugten durch eine hervorragende Defensivarbeit, sodass man zwar zu keinen Hochkarätern mehr kam, aber Paraguay zumindest fern vom eigenen Tor hielt.
Doch irgendetwas in der Kabinenansprache von Paraguay-Trainer Ramon Diaz muss Wirkung gezeigt haben. Die Paraguayer kamen wie ausgewechselt wieder aufs Feld und spielten Brasilien geradezu an die Wand. Die Selecao musste sich bei Torhüter Jefferson bedanken, dass man nach Chancen von Derlis Gonzalez (52.) und Paulo Da Silva (62.) nach einer Stunde nicht einem Rückstand hinterherlief. Doch war ein Tor der Albirroja nur eine Frage der Zeit und so musste eine unglückliche Aktion von Thaigo Silva herhalten, um den Paraguayer den mittlerweile verdienten Ausgleich zu bescheren. Der ehemalige Kapitän klärte eine Heriengabe in der Strafraum unglücklich per Hand und den beim fälligen Elfmeter ließ sich Gonzalez nicht zwei Mal bitten (72.).
Damit scheiterte Brasilien zum zweiten Mal hinterinander in einem Elfmeterschießen bei der Copa America gegen Paraguay und muss 2017 erstmals einen Confed Cup von zu Hause aus beiwohnen. Paraguay trifft im Halbfinale auf Argentinien.
Argentinien - Kolumbien 5:4 n.E. (0:0, 0:0)
Das nächste verrückte Spiel der Copa! Acht gelbe Karten, sechs davon in der ersten Hälfte, zudem hätte es zwei Platzverweise geben müssen. Insgesamt drei Mal kam ein Ellbogen nicht regelkonform zum Einsatz. Die Krönung gab es dann im Elfmeterschießen, das spannender nicht hätte sein können und für Kolumbien überhaupt erst dank eines starken David Ospina im Kasten möglich wurde.
Das Spiel begann, wie es in der Copa America bei dieser Ausgabe bisher üblich war: Es wurde wenig Fußball gespielt, die Mannschaften versuchten sich durch Fouls und Proteste aus der Partie zu nehmen. Schiedsrichter Roberto Garcia und seine Assistenten waren von der ersten Minute gefordert und zeigten in vielen Situationen, dass sie sich von der nervösen Stimmung auf dem Feld anstecken ließen. Argentinien dominierte zwar das Spiel, doch die erste Torchance ließ 25. Minuten auf sich warten. Sowohl Sergio Agüero als auch Lionel Messi kamen aus kürzester Distanz nicht am glänzend reagierenden Ospina vorbei.
Auch die zweite Hälfte bot nur fußballerische Magerkost. Einzig die ruppigen Fouls zogen sich wie ein roter Faden durch den zweiten Durchgang. Argentinien kam zwar durch Nicolas Otamendi (80.) und Carlos Tevez (88.) noch zu zwei hochkarätigen Möglichkeiten, doch war es erneut Ospina, der jegliche Hoffnung zunichte machte.
Die Folge: Ein Elfmeterschießen musste her. Nachdem beide Mannschaften bei den ersten sechs Elfmetern nichts anbrennen ließen, verschoß Luis Muriel. Ezequiel Lavezzi und Edwin Cardona versenkten ihre nächsten beiden Versuche und beim Stand von 4:4 hatte es Lucas Biglia am Fuß, seine Mannschaft eine Runde weiter zu schießen. Doch der Lazio-Spieler behielt nicht die Nerven und setzte den Schuss neben das Tor. Die nächsten drei Elfmeter verfehlten allesamt ihr Ziel: Juan Zuniga, Marcos Rojo und Jeison Murillo verpassten es somit, eine Entscheidung herbeizuführen. Schließlich war es Rückkehrer Carlos Tevez, der der Albiceleste mit seinem Elfmeter verdient das Halbfinal-Ticket löste.
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Der Spielplan im Überblick
Bolivien - Peru 1:3 (0:2)
Tore: 0:1, 0:2, 0:3 Guerrero (20., 23., 74.), 1:3 Moreno (84., FE)
In der Vorrunde geizte Peru mit Toren, zwei Stück reichten, um als Gruppenzweiter ins Viertelfinale einzuziehen. Dort wartete mit Bolivien sicherlich der angenehmste Gegner, auch die Bolivianer hatten in der Vorrunde nur drei Treffer erzielt, dafür sieben kassiert.
Gegen Boliviens anfällige Defensive platzte dann auch der Knoten bei Peru - vor allem Paolo Guerrero erlebte einen traumhaften Abend. Alle drei Tore erzielte der ehemalige Bundesligastürmer des FC Bayern und des HSV.
Zuerst setzte er sich nach einer Flanke von Juan Vargas im Luftduell mit Cristhian Coimbra durch und wuchtete den Ball aus sechs Metern per Kopf ins rechte Eck. Nur drei Minuten später schloss er einen klasse gespielten und blitzschnellen Konter eiskalt aus zehn Metern ab - erleichtert wurde ihm der Abschluss durch das Ausrutschen von Boliviens Torhüter Romel Quinonez beim Herauslaufen. Noch in der ersten Halbzeit setzte Schalkes Jefferson Farfan einen Freistoß an die Latte.
Die Entscheidung leitete dann ein kapitaler Fehlpass des Bolivianers Danny Bejarano ein. 30 Meter vor dem eigenen Tor spielte er den Ball direkt in die Füße von Guerrero. Der ließ Quinonez im Eins-gegen-eins erneut keine Chance und schob rechts unten ein. Das 1:3 für Bolivien durch einen verwandelten Elfmeter des ehemaligen Werder-Stürmers Marcelo Moreno fiel zu spät.
Guerrero schob sich mit seinen Treffern 22, 23, 24 für Peru auf Platz zwei der ewigen Torschützenliste, vor ihm liegt nur noch der legendäre Teofilo Cubillas (26). Peru steht zum zweiten Mal in Folge im Halbfinale der Copa, trifft dort auf Gastgeber Chile und darf weiter vom ersten Finale sowie vom ersten Titel seit 1975 träumen.
Chile - Uruguay 1:0 (0:0)
Tor: 1:0 Isla (82.)
Gelb-Rote Karten: Cavani (63./Uruguay), Fucile (88./Uruguay)
Es war wie eine Explosion, als Mauricio Isla das vollgepackte, bis in die Haarspitzen gespannte Nacional-Stadion endlich erlöste: Uru-Keeper Fernando Muslera faustete eine Flanke nur bis zur Strafraumgrenze raus, Jorge Valdivia legte quer und aus 15 Metern knallte Isla die Kugel ins Eck (82.). Uruguay, das nach Edinson Cavanis Gelb-Roter Karte ohnehin schon in Unterzahl agierte, sollte sich davon nicht mehr erholen, zumal wenig später der zweite Platzverweis folgte: Der bereits mit Gelb vorbelastete Jorge Fucile senste an der Seitenlinie Alexis Sanchez um und flog vom Platz (88.).
Das heftige Tackling reihte sich in die ruppige, über weite Strecken wenig ansehnliche Partie ein. Uruguay beschränkte sich nach aggressivem Pressing zu Beginn auf die Defensive, Chile verzeichnete 80 Prozent Ballbesitz. Entsprechend fand das Spiel fast ausschließlich in der Hälfte des Titelverteidigers statt, doch Chile schaffte es kaum, sich klare Chancen zu erspielen. Stattdessen entwickelte sich ein Abnutzungskampf mit vielen Fouls und unschönen Szenen auf beiden Seiten - und dem ersten Negativhighlight nach einer guten Stunde.
Cavanis Platzverweis, den Gegenspieler Gonzalo Jara nach einer flüchtigen Berührung durch theatralisches zu Boden gehen provozierte, kommentierte Uruguays Trainer Oscar Tabarez, der seinerseits später auf die Tribüne geschickt wurde, nach dem Spiel: "Es bleibt ein bitterer Beigeschmack. Ich habe die Wiederholungen und die Bilder gesehen, da liegt die Wahrheit." Für den PSG-Mann war es das bittere Ende eines Spiels, in dem er wohl nie hätte auflaufen sollen: Cavani hatte am Vortag erfahren, dass sein Vater wegen eines Autounfalls mit Todesfolge festgenommen worden war.
In Unterzahl agierte Uruguay noch defensiver und so schien der Treffer eine Frage der Zeit - bis Isla schließlich zuschlug. In der Schlussphase brannten bei den Gästen dann endgültig die Sicherungen durch, nach dem Platzverweis gegen Fucile folgten minutenlange Diskussionen, Handgemenge und Rudelbildungen. "Es ist immer das Gleiche mit Uruguay. Sie wollen streiten, sie wollen diskutieren", monierte Sanchez und fügte hinzu: "Wir haben hart gekämpft und haben den Fans zu danken." Für La Roja geht es im Halbfinale gegen Peru.
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Der Spielplan im Überblick