"Der helle Wahnsinn"

SPOX
26. Oktober 200800:20
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Mumm und Leidenschaft gezeigt, zum zweiten Mal innerhalb von drei Tagen einen Rückstand in einen Sieg verwandelt und die Abstiegsplätze verlassen: Eintracht Frankfurt beendete mit dem 3:2 (1:2)-Erfolg am 9. Spieltag die Diskussion über Trainer Friedhelm Funkel.

Der Coach wollte in der Stunde des Erfolges über sich kein Wort verlieren: "Es hat doch nie eine Diskussion über meine Person gegeben", behauptete Funkel trotzig und ignorierte damit die Debatte der letzten Wochen.

Auch Frankfurts Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen ging nicht auf die Trainerdiskussion ein: "Darüber spreche ich nicht, obwohl ich weiß, dass sich einige Dinge im Leben immer wiederholen. So wie Ebbe und Flut oder Frühling, Sommer, Herbst und Winter", meinte Bruchhagen ausweichend und warnte vor verfrühter Euphorie.

"Angesichts unserer vielen verletzten Spieler werden wir schon früh genug wieder Probleme bekommen.

Schock zu Beginn

Statt über sich selbst sprach Funkel lieber über die Leistung seiner Mannschaft: "Das war heute der helle Wahnsinn, wie die Mannschaft sich befreit hat und die Ausfälle weggesteckt hat", meinte der Coach.

Nach dem Doppelpack des Cottbusers Dimitar Rangelow (8./15.) sahen die Hessen schon wie die sicheren Verlierer aus. "Cottbus ist mit einem Wahnsinns-Tempo gestartet. Da habe ich mich schon gefragt, ob sie das durchhalten", sagte Bruchhagen. Gut eine halbe Stunde benötigte die Eintracht, um sich von dem Schock der Anfangsphase zu erholen.

"Zwei Situationen waren entscheidend für die Wende", meinte Funkel und sprach die Parade von Eintracht-Torwart Oka Nikolov beim Freistoß vom Cottbuser Regisseur Ervin Skela und den 1:2-Anschlusstreffer von Michael Fink (38.) an. SPOXGetty

Joker Fenin sticht

"Ich habe mir ein Herz gefasst. Danach wurden wir besser, weil Cottbus nicht mehr so in die Zweikämpfe ging", meinte der Torschütze. Zur zweiten Halbzeit drehten die Gäste richtig auf, erarbeiteten sich eine Vielzahl von Chancen, ehe der eingewechselte Martin Fenin und Angreifer Nikos Liberopoulos den Sieg sicherten.

"Ich bin froh, dass wir jetzt zwei Gegner geschlagen haben, die mit uns auf Augenhöhe sind´, sagte Funkel, dessen Team nach den Siegen gegen Karlsruhe (2:1) am vergangenen Mittwoch und nun eben Cottbus den Abstiegsränge verlassen konnte. "Diese neun Punkte sind sehr wichtig für uns", meinte Bruchhagen.

Bereits am kommenden Miitwoch müssen die Frankfurter wieder Farbe bekennen, wenn der Deutsche Meister Bayern München zu Gast sein wird. Zu den vielen Verletzten gesellte sich am Samstag noch Mittelfeldspieler Junichi Inamoto, der sich eine Oberschenkelverletzung zuzog.

"Unsere Ausgangsposition ist jetzt gut. Nach dem Sieg können wir gegen Bayern befreit aufspielen", sagte Stürmer Fenin.

Abstiegsgipfel für Energie

Die Cottbuser Spieler schlichen dagegen wie begossene Pudel vom Feld, Trainer Bojan Prasnikar schüttelte immer wieder den Kopf: "Wir haben sehr offensiv begonnen und zwei Tore erzielt, doch dann hat sich die Mannschaft zu sehr nach hinten orientiert", bemängelte der Coach. Manager Steffen Heidrich sah das ähnlich: 'Ich hatte das Gefühl, dass wir die Führung nur noch verwalten wollten. Das geht natürlich in der Bundesliga nicht."

Die Brandenburger rutschten durch die Niederlage ans Tabellenende, müssen weiter seit Mai auf einen Heimsieg warten und gehen nach nur einem Sieg aus neun Spielen schweren Zeiten entgegen.

Am Dienstag steht beim direkten Konkurrenten Arminia Bielefeld ein ganz wichtiges Spiel auf dem Programm. "Wir müssen jetzt irgendwie den Schalter umlegen. Die gute Leistung in der ersten Halbzeit sollte uns Selbstvertrauen geben", meinte Heidrich.

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