In seinem ersten Bundesligaspiel für Borussia Mönchengladbach unterlief Denis Zakaria kein einziger Fehlpass. Zu bejubeln gab es für den defensiven Mittelfeldspieler neben dieser makellosen Statistik auch den Derby-Sieg gegen den 1. FC Köln.
Erst in der 88. Minute wurde Raul Bobadilla eingewechselt, Denis Zakaria blieb also nicht mehr viel Zeit. Zeit, um auch noch Bobadilla einen sauberen Pass zuzuspielen. Zakaria zögerte nicht allzu lange und zeigte keine vier Minuten nach Bobadillas Einwechslung, es lief schon die Nachspielzeit, eine seiner besten Aktionen des Spiels.
Energisch attackierte er Dominique Heintz, eroberte den Ball und passte ihn dann perfekt in den Lauf von Bobadilla. Er vergab die folgende Torchance zwar, aber Zakaria hatte nun auch dem 13. und somit letzten eingesetzten Mitspieler ein sauberes Zuspiel serviert. Manchem wie eben Bobadilla nur eines, anderen wie seinem Hintermann Jannik Vestergaard elf.
Rechtsverteidiger Nico Elvedi spielte er nur zweimal an, womöglich sah sich Zakaria deshalb genötigt, seinem Landsmann nach dem Abpfiff zu schmeicheln: "Elvedi ist ein super Spieler und ich liebe ihn. Ich bin sehr froh, dass er dieses Tor gemacht hat." Es war dieses Tor von Elvedi, das die Gladbacher Dominanz in einen Gladbacher Derby-Sieg umgewandelt hatte und nach dem Spiel natürlich das wichtigste Gesprächsthema war.
Zakaria spielte dagegen 52 Pässe, die seine Passsischerheit unterstrichen. 52 Pässe, die ankamen. Zakaria spielte keinen einzigen Fehlpass. Es waren natürlich auch Quer- und Rückpässe dabei, aber eben auch solche wie der auf Bobadilla. 28 Zuspiele in der eigenen Hälfte, 24 in der gegnerischen und alle kamen sie an.
Die längsten Beine der Mannschaft
Da Zakaria in der 23. Minute für ein hartes Foul an Leonardo Bittencourt die Gelbe Karte gesehen hatte, weist er nach seiner bisherigen Bundesliga-Karriere eine durchaus kuriose Statistik auf: Mehr Gelbe Karten als Fehlpässe. Diese eine Gelbe Karte steht dabei repräsentativ für Zakarias teilweise wilde, ungestüme Spielweise. Schon bei seinem Pflichtspiel-Debüt für Gladbach, einer enttäuschenden Leistung im Pokal bei Rot-Weiss Essen (2:1), wurde er verwarnt. Zakaria geht nicht in Zweikämpfe, er wirft sich in Zweikämpfe. Zumeist aber im legalen Bereich, das Foul zur Gelben Karte gegen Köln war gleichzeitig sein einziges im Spiel.
Etwas zügeln muss sich Zakaria künftig trotzdem. Sich und seine langen, stelzenartigen Beine. "Ich habe wahrscheinlich die längsten meiner Mannschaft", erklärte Zakaria mal in einem Interview auf der vereinseigenen Website. Das käme ihm speziell beim Kreiselspiel zugute.
Seine Beine sind aber nicht nur lang, er kann sie auch erstaunlich flink bewegen. Gegen Köln kam Zakaria diese Mixtur nicht nur beim Passen und Zweikämpfen zugute, sondern auch beim Abfangen von Bällen. Kein Gladbacher durchkreuzte mehr gegnerische Zuspiele als Zakaria. Und ausdauernd sind seine Beine übrigens auch, er lief über zwölf Kilometer.
"Er ist ein klassischer Box-to-Box-Spieler", hatte Trainer Dieter Hecking schon vor Wochen gesagt. "Denis ist ein robuster, sehr schneller, zweikampfstarker Mittelfeldspieler, der unglaubliche Dynamik in die Offensive entwickeln kann und ein enormes Tempo im Mittelfeld hat", erklärte Manager Max Eberl, als er Zakarias Verpflichtung im Frühsommer rechtfertigte. Immerhin hatte er zwölf Millionen Euro an die Young Boys Bern überwiesen und Zakaria somit zum viertteuersten Gladbacher Neuzugang aller Zeiten gemacht. Hecking fügte noch an: "Er ist schon unglaublich robust und zweikampfstark für sein Alter."
Pogba und Vieira als Vorbilder
20 Jahre ist Zakaria nämlich erst alt, zwei Spielzeiten als Stammspieler der Young Boys hat er trotzdem bereits absolviert. Verglichen wurde er dabei vornehmlich mit zwei durchaus prominenten Franzosen: Patrick Vieira und Paul Pogba. Zakaria beeindrucken beide: "Ich habe mir viele Videos von Vieira angesehen, aber Pogba ist mein Vorbild. Ich schaue mir viel von ihm ab und liebe diese Art zu spielen sehr."
Pogba und Vieira sind also seine Vorbilder, Granit Xhaka und Mahmoud Dahoud seine Vorgänger. Es sind die beiden Spieler, die im defensiven Mittelfeld von Gladbach in den vergangenen Spielzeiten den bleibendsten Eindruck hinterlassen haben (ehe sie gewinnbringend verkauft wurden). Während Xhaka vor allem mit seiner körperlichen Präsenz überzeugte, zeichnete Dahoud sein Passspiel aus.
Zakaria scheint die rohen Anlagen zu haben, diese beiden Fähigkeiten zu vereinen. Darüber hinaus bringt er noch eine weitere, nicht ungern gesehene Eigenschaft mit: Immunität gegen Derby-Niederlagen. Der Lokalrivale seines Ex-Klubs Young Boys ist der FC Thun "und ich kann sagen", erklärte Zakaria während der Vorbereitung der RP: "Ich habe noch kein Derby gegen sie verloren."
Vor seinem ersten Derby mit der Borussia gegen Köln habe er sich dann zur Einstimmung ein paar YouTube-Videos angeschaut, wie er erzählte, und wusste deshalb, "was da abgeht". Nach dem Spiel bezeichnete er die Atmosphäre im Borussia Park als "toll" und bedankte sich für die Unterstützung von den Rängen. "Wenn die Fans heute nicht so hinter uns gestanden hätten, wäre es schwierig geworden zu gewinnen", sagte er, der fehlpasslos seine niederlagenfreie Derby-Bilanz fortführte. Zakaria, ein Mann für das Makellose.